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Mehdorn will Air Berlin "schlank und klug" machen

Hartmut Mehdorn
Air Berlin-Boss Hartmut Mehdorn, © Ingo Lang, edition airside

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BERLIN - Versteckt in einer Jubelmeldung verkündet Airline-Chef Hartmut Mehdorn schlechte Nachrichten. Zwar hat sich Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin mit ihrem Sparprogramm finanziell etwas Luft verschafft. Doch es reicht nicht. Jetzt will Mehdorn das Unternehmen umkrempeln. Alles komme auf den Prüfstand, es werde schmerzhaft werden, kündigt er an. Das Wort Personalabbau nimmt er nicht in den Mund.

Klar ist aber: Will Air Berlin auf dem weltweit schwierigsten Luftfahrt-Markt wieder wettbewerbsfähig werden, muss sie einmal mehr den Rotstift zücken.

Dabei sind die aktuellen Zahlen zunächst erfreulich: Im Sommer hat Air Berlin seinen Nettogewinn mehr als verdoppelt. Nach einem dicken Minus im ersten Halbjahr bleibt über die ersten neun Monate ein Verlust von gut 103 Millionen Euro. Damit ist Mehdorn schon zufrieden, denn zuletzt sah es deutlich düsterer aus. Alle drei Quartale 2012 liefen besser als im vergangenen Jahr - und das trotz steigender Kerosinpreise, Wirtschaftsflaute und Luftverkehrssteuer. Nur sein Sparprogramm "Shape & Size" habe bei Air Berlin einen weiteren Absturz verhindert.

Mehdorn war im Sommer 2011 als Sanierer an die Spitze des Managements gerückt. Nach jahrelangen Verlusten sollte er Air Berlin gesundschrumpfen und rote Zahlen in schwarze verwandeln. Den letzten Nettogewinn verbuchte die Airline 2007. Doch die Voraussetzungen sind denkbar schlecht: Europa gilt dem Luftfahrtverband IATA als Problemzone Nummer eins. Europas größte Airline Lufthansa hat ihren Flugplan ebenfalls zusammengestrichen, auch hier herrscht der Rotstift. Und der Konkurrenzdruck wächst.

Doch der streitlustige Mehdorn verbucht mit seiner Linie Erfolge. Sein erster großer Coup, der Einstieg von der arabischen Fluggesellschaft Etihad, brachte einen dicken Kredit und jetzt Erlöse von 50 Millionen Euro. Ähnliches erwartet der Stratege von der Partnerschaft mit Air France-KLM. Durch den Wegfall unrentabler Strecken und die geschrumpfte Flotte verbesserte sich das operative Ergebnis in neun Monaten um 170 Millionen Euro. "Das Air-Berlin-Team hat geliefert", lobt Mehdorn. Doch gesund sei das Unternehmen noch lange nicht.

Deshalb sagt der Manager mit einem neuen Sparprogramm veralteten Strukturen den Kampf an. Der schnelle Aufbau der Airline habe Ineffizienzen entstehen lassen. Jetzt müsse neu geordnet werden, kündigt er an. Alles - von Flugzielen, über Flotte, Bodenservice, Personal, Netzwerkplanung und IT - steht auf dem Prüfstand. "Elementare Elemente im Unternehmen" müssten überdacht werden. Nur eines steht laut Mehdorn außer Frage: Die Touristik bleibt, genau wie der Linienflug. Air Berlin soll sich auf seine Kernkompetenz konzentrieren.

"Schlank und klug" solle die Fluggesellschaft werden, sagt Mehdorn: "lean and smart". Den in Medien berichteten Abbau von 900 Stellen will er weder dementieren noch bestätigen. "Schwierige Maßnahmen" seien aber unvermeidbar. Sonst bleibe Air Berlin nur die Hoffnung, "dass irgendwann die Sonne auch auf uns wieder scheint".
© dpa-AFX | Abb.: Ingo Lang, edition airside | 16.11.2012 08:19

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Beitrag vom 16.11.2012 - 19:16 Uhr
 http://www.airberlingroup.com/en/press/pressreleases/2012/11/15-New-network-strategy-from-summer-2013-inspired-by-efficiency-drive-

der nächste Schritt im "schlank und klug"- Programm?

SFO, LAS und YVR werden aus dem Amerikaprogramm von AB gestrichen und stattdessen die Frequenz zu den oneword Hubs von AA erhöht. LAX, MIA, JFK, ORD ex DUS und TXL bzw dann irgendwann hoffentl mal BER.

Für mich interessant zu beobachten, wie sich AB weiter Richtung OW Allianz bewegt, auf der anderen Seite aber den Anteilseigner aus dem nahen Osten zufriedenstellen muss, der intensivere Zusammenarbeit mit AF und KL, ihrerseits skyteam Mitglieder, fordert. Bin mal gespannt, wie weit man bei AB den Spagat gehen kann und ob man sich da nicht in etwas hineinreitet, was selbst der gute Herr Mehdorn irgendwann nicht mehr retten kann
Beitrag vom 16.11.2012 - 18:26 Uhr
schlank und klug ............ damit sollte er erst mal bei sich selbst anfangen, anstatt es gleich auf ein unternehmen anzuwenden
Beitrag vom 16.11.2012 - 10:17 Uhr
Die Flucht nach vorne, aber momentan das beste was er machen kann. Die politischen Querelen mit den Bündnispartnern/Anteilhabern überspielt man öffentlichkeits-/PR-wirksam mit Ansagen zu laufenden Strukturierungsprogrammen und verbesserten Bilanzen. Bleibt nur zu hoffen, dass man bei Kürzungen in der Belegschaft zu sozial verträglichen Lösungen kommt und nicht kaltblütig Stellen streicht, denn das Nichtkommentieren der Konsequenzen für die Angestellten ist, wenn auch vage, eine Aussage.


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