"Sueddeutsche Zeitung"
Älter als 7 Tage

Pichler: "Es gibt keinen zweiten Versuch mehr"

BERLIN - Bei Air Berlin blieb die Bilanz im ersten Quartal so rot wie die Flieger. Zumindest soll die Airline ohne neue Zuschüsse ihres Aktionärs Etihad Airways auskommen. "Wir gehen nicht davon aus, dass wir dieses Jahr noch einmal Geld brauchen", sagte Airlinechef Stefan Pichler der "Sueddeutschen Zeitung".

Air Berlin müsse die Wende zum Besseren aus eigener Kraft schaffen, so Pichler. "Keiner wirft schlechtem Geld gerne gutes hinterher."

Das saisonbedingt schwache erste Quartal endete für Air Berlin mit einem Verlust von 210 Millionen Euro und einem negativen Eigenkapital von 555 Millionen Euro. Immerhin dämmten gestiegene Umsätze den operativen Verlust um 14 Prozent auf 160 Millionen Euro ein.


Air Berlin-Chef Stefan Pichler
Air Berlin-Chef Stefan Pichler, © Air Berlin

Pichler bezeichnete das Auftaktsquartal zwar als "ordentlich". Bereits die Hiobsbotschaft eines neuen Rekordverlustes von 377 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2014 legte Ende April aber schonungslos offen, wie schlecht es um Deutschlands zweitgrößte Airline inzwischen wirklich steht.

"Unser letzter Schuss"


"Das hier ist unser letzter Schuss, wir müssen es jetzt schaffen, es gibt keinen zweiten Versuch mehr", stellte Pichler im Gespräch mit der "Sueddeutschen Zeitung" klar.

Die Zukunft von Air Berlin entscheide sich auch daran, ob man gemeinsame Flüge mit Etihad nach dem Sommer fortführen dürfe oder nicht. Dabei geht es um 36 Codeshare-Flüge, unter anderem aus Stuttgart und Berlin, die gegebenenfalls nicht vom aktuellen Luftfahrtabkommen zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten gedeckt sind.

"Ein Unternehmen mit mehr als 9.000 Arbeitsplätzen zu vernichten" sei am Ende aber auch nicht im Interesse der Bundesregierung, zeigte sich Pichler in dieser hochpolitischen Frage optimistisch. Seit Ende April laufen neue Regierungskonsultationen über das Luftfahrtabkommen.

Im laufenden Quartal senkte Air Berlin das Flugangebot um 4,5 Prozent, was sich im April zunächst in 7,6 Prozent gesunkenen Passagierzahlen widerspiegelte.

Auch mit einem neuen Erlösmanagement will Pichler Air Berlin neu einnorden - 2016 soll die Airline zumindest im operativen Geschäft wieder profitabel arbeiten. Eigentlich sei es "ein Witz, dass eine Airline mit 83 Prozent Auslastung (...) uferlos Geld verbrennt", meinte Pichler.

Es habe bereits viele Veränderungen gegeben. "Air Berlin ist schnell gewachsen, aber nicht ausreichend integriert worden", meinte Pichler. Es hätten sich immer komplexere Strukturen entwickelt.

Air Berlin will ihre Marktanteile auf strategisch wichtigen Strecken ausbauen und sich dafür von unwichtigeren Verbindungen zurückziehen. Gehen Pichlers Pläne für 2015 auf, darf sich Air Berlin ab April nächsten Jahres auf die Entwicklung einer Multi-Hub-Strategie, neuer Fernstrecken und einer modernen IT-Infrastruktur konzentrieren.
© aero.de | Abb.: Flughafen Düsseldorf | 17.05.2015 11:32

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 19.05.2015 - 21:59 Uhr
Warum sollte AB Codeshares bekommen, die von keinem Staatsvertrag gedeckt sind?

Sind wir hier bei wuensch dir was?

AB hat ein ordentliches Produkt, aber leider schaffen sie es nicht damit Geld zu verdienen. Damit hat dann der Markt gesprochen.
Es gibt einfach Ueberkapazitaeten, und so wie Schlecker weichen musste und jetzt DM und Rossmann bessere Gesechaefte machen, muss es im Luftverkehr auch laufen.

Der Luftverkehr ist es so verzerrt - alleine das Ryanair massiv ueber die Provinzflughaefen Quersubventioniert wird, ist ein Skandal.
Ebenso ist AB ein Skandal, im Grunde ist das nurnoch eine Fassade, in Wahrheit heisst der Laden Ethiad, und bei keinem AB Flug wird der PAX darueber im unklaren gelassen.
"Powered by Ethiad" - "mit unserem partner Ethiad" etc.

Ich bin viel AB geflogen, das Produkt ist in Ordnung, aber der einzige Grund da einzusteigen ist halt der Preis.
Und da sind auf vielen Strecken als Easyjet, FR, Wizz und Co. besser.
Beitrag vom 19.05.2015 - 21:06 Uhr
Die Paxe interessiert das nicht (z. B. mich!).
Die Kooperationspartner von Etihad werden aber wissen wollen, was passiert ist!
Beitrag vom 19.05.2015 - 16:31 Uhr
@fbwlaie
Imageschaden für Etihad - unwahrscheinlich. Wer weis von den Paxen schon, dass die an AB beteiligt sind? Die Insolvenz der Swissair hat der Swiss nicht geschadet - im Gegenteil.
In der Branche sind schon so viele renomierte Namen untergegagen, dass eine Wiederauferstehung einer AB als Berlinair nichts ehrenrühriges ist.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 03/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden