Nur eine Preisverhandlung?

Oder wie soll man das verstehen? Ausserdem frage ich mich schon, warum, wenn er unbedingt ein so furchtbar ausgereiftes Flugzeug haben will, er meint er solle Erstkunde sein?

Ich fass mal zusammen: Emirates will Erstkundenrabatt, ohne Erstkunde zu sein.

Irgendwie kommt mir das ganze wie ein Stück aus dem Tollhaus vor. Nach jahrelanger Bestellung wird ein Modell nicht nur reduziert sondern komplett storniert. Einen Monat später gibt es Gerüchte man wolle ungefähr diese Menge in ungefähr diesem Segment bestellen. Das verstehe wer will außer es bedeutet nichts anderes als das Emirates auch in dem Segment zu Boeing wechseln will und aus Gründen der Preisverhandlung auch Airbus formal nicht ausschließt.

Kapieren tu ich ohnehin nicht so ganz wie eine Bestellung so einfach mal einseitig storniert werden kann. Klar, wenn Termine und Leistungen nicht wie vereinbart erbracht werden besteht eine Rücktrittsmöglichkeit. Das kann ich bei A350 im Wesentlichen nicht erkennen.

Meine durch nichts konkretes belegte Meinung ist das bei Bestellung der 50 A380 bereits ein Rücktrittsrecht vereinbart wurde dies aber noch nicht öffentlich gemacht wurde.

Emirates hätte den ersten A350 im Jahre 2019 bekommen. Also wenn die bis dahin nicht ausgereift sind, weiß ich auch nicht...

Da wird doch viel geredet. Was die wirkliche wollen und meinen wird dabei möglichst gut verschleiert. Emirates würde auch niemals zugeben, dass man das Wachstum für die 70 A350 doch nicht wirklich absehbar ist. Fakt ist nur, dass EK die 70 A350 abbestellt hat, und die Bestellung über 150 B777x ist noch nicht bindend. Jeden B Flughafen in einer Schwachen Region (Kaufkraft und Bevölkerung) mit einer B777x anzufliegen, wird sicherlich auch nicht funktionieren.

Ich arbeite in einer anderen Branche, die Entscheidungen, die Kunden bezüglich Bestellungen und Verträge haben, und Klauseln, die verhandelt werden, sind natürlich vielfältig, aber kreisen immer darum, auszubalancieren, was der Kunde schafft, an Flexibilität zu verhandeln, und dem Verkäufer gelingt, an Planungssicherheit für seine Produktion durchzusezten. Beide versuchen, ihre Plaung möglichst Risikofrei zu machen, was sich logischerweise beißt. Je näher ein Lieferdatum rückt, um so weniger Flexiblität hat typischerweise ein Kunde, z.B. geringere Mengen abzunehmen.

Meine These zu: Warum hat Tim Clarck die Order storniert? Ganz banal: Weil er es konnte!
"...Emirates has an order for 20 A350-1000s that it is understood to be contractually able to walk away from following the redesign of the aircraft.." (Aviation Week, 4. Juli 2013). Und zur -900 vermutlich dann auch.
Warum hat er es jetzt getan? Weil vermutlich eine vertagliche Frist abzulaufen drohte (Abschlagszahlung, Verfall von Abschlagszahlungen, weniger Flexiblität für Kündigungen nach Datum X, um einige Möglichkeiten zu nennen).

Außerdem kann es ja auch umgekehrt sein, dass er die Kisten nicht schnell genug bekommt, und lieber noch ein paar 777-300ER kauft, die dürften bald günstig zu haben sein, da Boeing ab ca. 2017 noch eine Menge Lieferpositionen offen hat.
Ich halte TC für definitiv besser informiert als wir alle in dem Forum, der wird sich schon sehr gut überlegt haben, dass er durch die Kündigung nicht draufzahlen wird, also lassen wir uns überaschen.

Man kann den FT Artikel auch so deuten, dass er möglicherweise sogar kleinere Flugzeuge kaufen wollte - warum sollte er sich sonst mit dem Dreamliner beschäftigen (aus der FT: 'between 250 and 300 passengers'). Und 2020 soll ja der neue Flughafen endlich in von Emirates genutzt werden, dann hätte er auch nicht mehr das Problem, seine Parkpositionen mit möglichst großem Gerät füllen zu wollen.


Quellen für das Zitat:  http://aviationweek.com/commercial-aviation/emirates-sees-major-demand-777x

Ich fasse die Zitate von TC mal zusammen.

1. "Ausgereiftes Flugzeug"
2. "beschäftigen uns mit B787"

3. "Verbessert mir die A380, dann bestelle ich noch mehr"

Lässt für mich als ebenfalls Branchenfernem eigentlich nur einen Schluß zu. Airbus baut doch die A330NEO, Emirates wird Launch Customer und die A380 bekommt das A330NEO Engine.

Die A330 ist ausgereift, hat die Größe der größeren B787 und mit dem neuen Motor wahrscheinlich inkl Anschaffungskosten ähnliche Kosten wie die B787 und einen neuen Motor für seine geliebte A380 bekommt er auch noch.

Ich arbeite in einer anderen Branche [...]

Danke für den Beitrag! Das sind durchaus logische und interessante Überlegungen!

Man kann den FT Artikel auch so deuten, dass er möglicherweise sogar kleinere Flugzeuge kaufen wollte - warum sollte er sich sonst mit dem Dreamliner beschäftigen

Exakt. Und konsequenterweise würde man sich dann sicher in dem Rahmen auch mit der A33(neo?) beschäftigen. Nicht zwingend mit der A350.

Lässt für mich als ebenfalls Branchenfernem eigentlich nur einen Schluß zu. Airbus baut doch die A330NEO, Emirates wird Launch Customer

Jup. Wäre logischer als doch bald wieder A350 zu bestellen.

Das hier noch kein Verdacht in Richtung A350-1100 gekommen ist verwundert mich sehr. Beachtlich ist allerdings wie stark die Position von Airlines auf die Flugzeugbauer geworden ist Duopol hin oder her, wenn EK ne bessere Performance and 350-1000 haben will wird diese nochmals überarbeit und wenn EK 50 A380 kaufen soll oder will verhandelt EK direkt nochmal neu und erhöht deutlich die Flexibilität und streicht einfach mal 70 WB aus 2007 um dann vlt in England auf der Flugshow sich die A330NEO Slots zu sichern.

Stimmt, um die A350-1100 ist es ruhig geworden... Komisch, auch von dem Innovation Day kam keine Meldung, also entweder arbeitet AB da ganz im Geheimen, um Boeing so lange in Sicherheit zu wiegen, bis die so weit in der Entwicklung mit der 777-9X sind, dass die nichts mehr ändern können, oder das Thema ist erst mal auf die lange Bank geschoben, und man will erst die A330neo Entscheidung treffen, und/oder die A350-1000 in der Luft haben, und ausreichende Produktionskapazität zur Verfügung haben. Im Gegensatz zur A330neo schreit auch grade öffentlich niemand nach der -1100.

Dieser Beitrag wurde am 24.06.2014 17:27 Uhr bearbeitet.

keiner bei airbus ist naiv genug zu glauben, man könnte sowas wie ne 1100 vor boeing geheimhalten. ai und bca wissen beide gut genug was der flieger kann. gegen ne 777x wäre es vermutlich das falsche produkt; nicht umsonst baut bca an die 777x nen 10% größeren flügel als a350 und 777 haben.

wäre toll, wenn emirates nen neuen a350 deal eingehen würde. ich werd aber das gefühl nicht los, dass die stornierung der 350 in wirklichkeit ein shift auf die a380 war (siehe die 50 bestellungen von der dubai airshow). um ai nen gefallen zu tun hat man die meldungen getrennt voneinander verkündet, wodurch die ai jahreszahlen 2013 deutlich besser ausgefallen sein dürften. wie klingt das?

Es gab gerade Erdrutsch Verluste bei der Dubaier Börse. Da gibt es Gerüchte, dass ein Staatlicher Dubaier Immobilienentwickler Leute entlässt und in Finanziellen Schwierigkeiten steckt. Ein wenig Wahrheit dürfte in den Gerüchten auch drin stecken. Wenn da die Finanzkrise wieder losgeht, könnte Emirates vielleicht versuchen die Bestellungen zu reduzieren und die Auslieferungen ein wenig flexibler zu gestalten. Bei der alten Bestellung wären durchschnittlich 14 A350 pro Jahr zugelaufen. Airbus muss hoffen, dass Emirates wirklich voll auf den A380 setzt. Ansonsten dürfte der Aktienkurs von Airbus auch unter Druck geraten.

@karle
ich werd aber das gefühl nicht los, dass die stornierung der 350 in wirklichkeit ein shift auf die a380 war (siehe die 50 bestellungen von der dubai airshow). um ai nen gefallen zu tun hat man die meldungen getrennt voneinander verkündet, wodurch die ai jahreszahlen 2013 deutlich besser ausgefallen sein dürften. wie klingt das?

Den ersten Teil Ihrer Meinung teile ich. Airbus war bei der A380 strategisch schon ein bisschen unter Druck und damit per se in einer Verhandlungsposition, die zu Zugeständnissen motiviert. Flottenplanung macht ja niemand von heute auf morgen. Daher wird bei Emirates auch schon vor ca. 10 Monaten, als die A380 bestellt wurde, eine Stornierung der A350 zumindest ansatzweise auf der Agenda gestanden haben. Und ich kann mir schon sehr gut vorstellen, dass Emirates sich im Zuge der Verhandlungen über die A380 eine Ausstiegsoption für die A350 zusichern lassen hat, falls sie nicht in irgend einer Weise schon vorher bestanden hat. Ich kann mir im Übrigen nicht vorstellen, dass Emirates eine Vertragsstrafe zahlen muss. Bei der Bestell-Summe würde dies erhebliche Spuren in der Bilanz hinterlassen. Jeder Interessierte kann sie sich aber nach Abschluss für das lfd. Geschäftsjahr anfordern. Ich halte Vertragsstrafen in erheblicher Höhe aber für ausgeschlossen, da diese einer Alternativinvestition zumindest im Geiste zugerechnet werden müssten, und damit wohl jede Alternativinvestition unwirtschaftlich machen würde.

Den zweiten Teil glaube ich nicht. Wäre die Abbestellung formal schon fix gewesen, dann hätte aktienrechtlich wohl die Verpflichtung zu einer Ad-hoc Miteilung bestanden. Bei Unterlassung einer entsprechenden Publikation begeben sich die Verantwortlichen aktienrechtlich in erhebliche Gefahr und unnötige Schwierigkeiten.

Abschliessend kann ich mir nicht vorstellen, was es für einen Sinn machen würde, erst die A350 wieder abzubestellen, nur um dann in gleicher Stückzahl ausschliesslich wieder A350 neu zu bestellen, denn den ursprünglichen Kaufpreis wird Emirates wohl kaum wieder realisieren können, sofern nur wieder die A350 bestellt wird. Was Sinn machen könnte, wäre eine Alternativbestellung in Form eines Typenmixes aus A350 in geänderter Stückzahl und beispielsweise A380 oder A330 neo. Möglicherweise aber auch nur A330neo oder eben Boeing.

Gruß aus WAW

Dieser Beitrag wurde am 25.06.2014 01:03 Uhr bearbeitet.

angenommen, Emirates würde doch wieder Interesse an der A350 bekunden: wie würde Airbus reagieren?

Wenn jemand mal eben eine 16 Mrd. USD schwere Bestellung storniert, ist man als Unternehmen bestrebt mit so einem Kunden auf Biegen und Brechen weiterhin Geschäfte zu machen? Oder kann es sich Airbus aufgrund der offenen A380-Bestellungen schlicht nicht leisten öffentlich Skepsis zu einem weiteren A350-Deal zu bekunden?

Und überhaupt: da die jetzt im 2.Anlauf bestellten A350 wesentlich teurer für Emirates wären als zum "Listenpreis 2007", erkenne ich da wirtschaftlich und verhandlungstaktisch keinen Sinn hinter diesem Gerücht.

keiner bei airbus ist naiv genug zu glauben, man könnte sowas wie ne 1100 vor boeing geheimhalten. ai und bca wissen beide gut genug was der flieger kann. gegen ne 777x wäre es vermutlich das falsche produkt; nicht umsonst baut bca an die 777x nen 10% größeren flügel als a350 und 777 haben.
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Die Golf Airlines bestehen auf extreme Reichweite. Das erfordert Leistung und auch Strukturgewicht. Nicht alle brauchen die RW. Ob eine 1100er die sich mit den vorhandenen Triebwerken begnügt aber dafür nur 12000 km RW hat nicht doch Sinn macht ist im Moment unklar aber nicht unmöglich. B787-10 begnügt sich auch mit relativ kurzer RW und hat Erfolg.

Die Golf Airlines bestehen auf extreme Reichweite. Das erfordert Leistung und auch Strukturgewicht. Nicht alle brauchen die RW. Ob eine 1100er die sich mit den vorhandenen Triebwerken begnügt aber dafür nur 12000 km RW hat nicht doch Sinn macht ist im Moment unklar aber nicht unmöglich. B787-10 begnügt sich auch mit relativ kurzer RW und hat Erfolg.


Inhaltlich gehe ich da ja mit... aber die B787-10 hat Erfolg? Das sehe ich irgendwie anders. Obwohl wesentlich konkreter absehbar (was Leistungsdaten usw. anbelangt), hat sie weniger Orders und Commitments als die B777X oder der A350-1000. Und bei letzterem sagen immer alle, der wäre bislang nicht allzu erfolgreich...

Dieser Beitrag wurde am 25.06.2014 10:11 Uhr bearbeitet.