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Beitrag vom 07.04.2015 - 11:28 Uhr
UserViri
User (1388 Beiträge)
Na klar, als würden den Ärzten häufigere Untersuchungen nicht zugute kommen. Ein Schelm wer Böses denkt.
Beitrag vom 07.04.2015 - 15:04 Uhr
Usersixpence
*sixpence-pictures // fine art photography // design
User (727 Beiträge)
bisher haben diese fliegeraerzte keinerlei muehe gehabt mit der routine auszukommen. an intensivierung ihrer untersuchungen bei der merklichen intensivierung des luftverkehrs haetten sie vor dem auftreten eines sonderfalles denken muessen. jetzt komt mir ihre forderung wie ein nachklapp zur verteidigung ihres sonderstatus vor.
si tacuisses, moechte ich dazu sagen.

saludos a todos
charlie.f.kohn@sixpence-pictures.com
fine art photography//design//madrid
Beitrag vom 07.04.2015 - 15:38 Uhr
UserBoeing757767
User (845 Beiträge)
Ich denke es sollten sich mal alle hinsetzen und überlegen, bevor sie was fordern.

Mir ist es als Pilot, der nichts zu verbergen hat egal, ob ich nun 1x oder 5x im Jahr ins Röhrchen pinkeln muss. ABER:

alle die nun die Aufhebung der Schweigepflicht fordern ( haben wir eigentlich eine wirkliche Schweigepflicht oder kann man den § 203 StGB juristisch auch als Aussageverweigerungsrecht auslegen ? Meiner Meinung haben Ärzte auch heute schon die Möglichkeit/Pflicht bei einer richtigen Gefährdung der Öffentlichekeit eine Meldung zu machen.) , eine Zuweisung des Arztes durch den Arbeitgeber ( die LH AMD Ärzte waren ja bei der LH angestellt und es hat nichts gebracht ), mehr Untersuchungen im Jahr und was nicht noch alles:

1. Bei der jährlichen Untersuchung ist KEIN PSYCHOLOGIE Teil enthalten.

(Mal zum Nachdenken:fast jeder im Leben könnte mal einen Psychiater auf Zeit benötigen: Tod eines Kindes/ Partners, Scheidung, Verlust der Eltern, andere Lebensumstände. Ist dieser Mensch nun für immer als Pilot unbrauchbar ? Wie geht man/die Gesellschaft damit um? Dann: eine Lockerung der ärtzl. Verschwiegenheit würde meiner Meinung dazu führen, dass diese Leute, die heute noch Hilfe suchen und hinterher wieder normal agieren, sich ihr Leben lang ohne Hilfe durchs Leben quälen und sich damit zu einer erichtigen Gefahr machen. )

Das Medical ist ein rein physischer Untersuchungstest.
Somit sind 1 oder 5 Untersuchungen nicht aussagekräftig, ob jemand mental fit ist. Und Leute, die an der "Kante" stehen, sind immer noch intelligent genug ihren Hang zu verbergen. Alle anderen würden sicherlich im 4x Simcheck / Jahr auffallen.

2. Es gibt hunderte andere "Verantwortung für andere" Jobs.
Tritt diese Regelung dann auch für z.B Ärzte ( hohe Schmerzmittelsucht, Alkoholabhängigkeit ), Krankenschwestern / Pfleger ( wie oft haben Pfleger Leute umgebracht ? Aus Spass, oder aus Überlastung / Frust), Nuklearanlagenmitarbeiter, Busfahrer, Taxifahrer, Schiffskapitäne etc in Kraft ?

Ich könnte es mal weiter spinnen. Laut stat. Amt haben wir im letzten Jahr ca 2100 Geisterfahrer auf Autobahnen in BRD gehabt. Nach Recherchen sind die HÄLFTE ! davon absichtlich falsch aufgefahren, weil Mutprobe, Suizid, etc. Das heisst jeden Tag sind es über 3 Geisterfahrer auf dt. BABs, die Ihre Familie im Spass, Suff etc töten können.

ERGO: ich als Familienvater mit tausenden KM im Jahr auf der BAB fordere:

alle Führerscheininhaber bitte 1x im Jahr zur MPU ! Es sind alles potentielle Täter mit einer Waffe. In der Gesamtzahl sind die (Verkehrs-)Toten vergleichbar.

Was ich damit sagen will: Bitte keine polemischen Forderungen für die 5 Min Ruhm der Politiker. Änderungen gerne, aber mit Sinn.
Und es wurde auch gesagt: ein Restrisiko bleibt immer. Damit muss man auch bei dem Druck der Masse nun leben können.



Dieser Beitrag wurde am 07.04.2015 15:50 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 07.04.2015 - 17:57 Uhr
Uservorne links
User (1 Beiträge)
Auf der Internetseite des Deutschen Fliegerarztverbandes ist unter zu lesen:

"Mit Demut müssen wir anerkennen, daß auch die besten und umfangreisten Untersuchungsmethoden niemals eine hundertprozentige Sicherheit bringen werden.
[...]
Der Vorstand des Fliegerarztverbandes"

Quelle: Fliegerarztverband.de

Eine gründlichere und umfangreichere Recherche und eine objektivere und umfassendere Berichterstattung von Tatsachen täte der Nachrichtenlage gut.

Selbstverständlich darf und muss sich auch der Deutsche Fliegerarztverband fragen, ob und was die Fliegerärzte zukünftig anders und besser machen wollen und können.

Beitrag vom 07.04.2015 - 19:57 Uhr
Useratc
User (593 Beiträge)
Mehr Untersuchungen, mehr Sperrgründe etc.

Sollen nun gerade junge Piloten, die einmal in eine psychische Krise gearaten sind für immer raus aus dem Cockpit?
Wer mehr Groundings fordert, sollte sich auch überlegen, wie das sozial abgefangen werden soll. Sonst kriegt man eher mehr Suizide als weniger. Und, ja, wenn man jeden Piloten, der eine persönliche schwere Phase durchmacht für immer zum Fußgänger macht, ermutigt man diejenigen, die heute verantwortungsvoll um eine Krankschreibung bitten, wenn ihnen z.B. ein geliebter Mensch gestorben ist, ihre Krise schweigend mit ins Cockpit zu nehmen.
Das kann ja wohl nicht Ziel der Übung sein.

Und gerade wenn ich mit 70kEuro Ausbildungskredit am Bein mein erstes Medical habe und weiss, was mir bei Depression blüht, werde ich lügen wie ein Weltmeister, um meinen Job zu behalten.
Beitrag vom 08.04.2015 - 02:22 Uhr
Userjd
User (2 Beiträge)
alle sollten vorsichtig sein bei der Einschätzung so einer Ereigniskaskade.
Sollte es so sein, dass Allianz Re tatsächlich 300.000.000 Euro zurückgestellt haben sollte, dürfte sich die Causa noch als etwas komplexer darstellen, als das ohnehin derf Fall zu sein scheint.
Beitrag vom 08.04.2015 - 02:27 Uhr
Userjd
User (2 Beiträge)
Demut.

Fein...
Beitrag vom 08.04.2015 - 12:52 Uhr
UserWeideblitz
Moderator
Mal zum Nachdenken:fast jeder im Leben könnte mal einen Psychiater auf Zeit benötigen: Tod eines Kindes/ Partners, Scheidung, Verlust der Eltern, andere Lebensumstände. Ist dieser Mensch nun für immer als Pilot unbrauchbar ?


Sollen nun gerade junge Piloten, die einmal in eine psychische Krise gearaten sind für immer raus aus dem Cockpit?
… wenn man jeden Piloten, der eine persönliche schwere Phase durchmacht für immer zum Fußgänger macht, ermutigt man diejenigen, die heute verantwortungsvoll um eine Krankschreibung bitten, wenn ihnen z.B. ein geliebter Mensch gestorben ist, ihre Krise schweigend mit ins Cockpit zu nehmen.


Was definiert denn genau die mentale Eignung zum Fliegen?

Ich glaube nicht, das kritische Lebensumstände/'schwere Phasen' von Piloten oder jemand anderen in ähnlich verantwortungsvollen Berufen die mentalen Eignung dafür in Frage stellen. Daher denke ich, daß die momentane Diskussion über Art u. Inhalt der medizinischen Prüfung bei Piloten das o.g. Beispiel nicht zum Ziel hat.

Das Ziel sollte doch sein, psychische Krankenheiten aufzudecken, die die grundsätzliche Eignung zur Ausübung des Berufs in Frage stellen.
=> Menschen in schwierigen Lebensumständen sind nicht automatisch psychisch krank. Und auch Menschen ohne schwierige Lebensumstände können psychisch krank sein. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
=> und als Ergänzung: Depression ist eine Krankheit des Gehirns und damit eine _organische Krankheit_ (mit Auswirkungen auf die Psyche). Und als solche sollte sie auch verstanden werden und Inhalt jeder (physischen) medizinischen Eignungsprüfung sein.

Dieser Beitrag wurde am 08.04.2015 12:54 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 08.04.2015 - 15:56 Uhr
Userfbwlaie
User (4880 Beiträge)
@Weideblitz,

es wird wohl noch etwas dauern, bevor man mittels einfacher Probeentnahmen und Analysen Krankheiten oder Dispositionen ermitteln kann.
Im konkreten Fall kamen Narzissmus und mangelnde Belastbarkeit mit einhergehender Depression zusammen So etwas gibt es bei vielen Berufen - auch den Ärzten!
Was sind aber physisch nachweisbare Krankeiten. Ob man psychische Defizite immer physisch Nachweisen kann, weiss ich nicht! Ist das aggressive Verhalten (in speziellen Situationen) eines Ex-Kindersoldaten eine Krankheit? Diese Verhaltensmuster lassen sich kaum abbauen!
(Ich bin kein Arzt (im weitesten Sinn) noch Genetiker oder Molekularbiologe!)
Beitrag vom 10.04.2015 - 16:04 Uhr
Uservalhs
User (193 Beiträge)
>Depression ist eine Krankheit des Gehirns und damit eine _organische Krankheit_ (mit Auswirkungen auf die Psyche)

Wenn der intensive Placebo- bzw. Nocebo-Effekt nicht wäre, würden viele dem vermutlich zustimmen. Die Ursachen von seelischen Erkrankungen lassen sich nicht im Stil von 'Dr. House' bestimmen.
vielleicht interessant zum Thema Depression:
'Depressive Erkrankungen entstehen primär aus Beeinträchtigungen relevanter Beziehungen bzw. auf dem Boden einer lebenslangen Vulnerabilität wegen eines Mangels an Halt gebenden Beziehungserfahrungen; rein biologische oder pharmakologische Ursachen sind selten. Dies
erklärt die besondere Bedeutung des Placeboeffektes bei diesen Störungen. Eine Rolle spielen hier also Erwartungshaltungen, die Zuwendung, das Ernstnehmen, die Vermittlung von Hoffnung u.a.'
 Wissenschaftliche Pro-Kontra-Debatte

Vielleicht sollte bei bestimmten Berufen mit besonderer Verantwortung (z.B. Piloten) eher eine Aufklärung vor der Kontrolle durchgeführt werden.  Psychoedukation in einfacher Form ist möglicherweise geeignet.
vielleicht interessant:
'Die Grenze zwischen einer "normalen" Persönlichkeit und einer Persönlichkeitsstörung ist natürlich fließend und deshalb Anlass für vielfältige Diskussionen. Es ist deswegen besonders wichtig, daß man zwischen einem Persönlichkeitsstil und einer Persönlichkeitsstörung unterscheidet.
...
Ein Mensch, der trotz eines sehr ausgeprägten, vielleicht sogar auffälligen Persönlichkeitsstils sozial stabil, nicht leidend und im sozialen Umgang für seine Mitmenschen nicht ausgeprägt belastend ist, hat keine Persönlichkeitsstörung.'
 Persönlichkeitsstörungen
Beitrag vom 10.04.2015 - 18:52 Uhr
Userfbwlaie
User (4880 Beiträge)
Was sagen Profis zu der Diskussion?
 http://www.dgppn.de/publikationen/stellungnahmen/detailansicht/article//stellungnahm-38.html

Beitrag vom 11.04.2015 - 01:55 Uhr
UserWeideblitz
Moderator
Wenn der intensive Placebo- bzw. Nocebo-Effekt nicht wäre, würden viele dem vermutlich zustimmen. Die Ursachen von seelischen Erkrankungen lassen sich nicht im Stil von 'Dr. House' bestimmen.

Heute besteht die gesicherte wissenschaftl. Erkenntnis, das die Ursachen der bekannten Formen der Depression in der Störung des noradrenalen bzw. des serotonalen Systems ist, vereinfacht also der Hormone und Stoffwechsel im Gehirn. Dafaür ursöchlich werden u.a. genetische Veranlagerungn vermutet, ohne das diese zweifelfrei bisher zugeordnet werden konnten.
Es handelt sich also um eine Erkrankung des Gehirns und damit um eine organische Erkrankung, die sich auf die Psyche auswirkt, nicht aber ursächlich um eine seelische Erkrankung.
Ursache und Wirkung sollten hier nicht verwechselt werden.

vielleicht interessant zum Thema Depression:
'Depressive Erkrankungen entstehen primär aus Beeinträchtigungen relevanter Beziehungen bzw. auf dem Boden einer lebenslangen Vulnerabilität wegen eines Mangels an Halt gebenden Beziehungserfahrungen; rein biologische oder pharmakologische Ursachen sind selten. Dies
erklärt die besondere Bedeutung des Placeboeffektes bei diesen Störungen. Eine Rolle spielen hier also Erwartungshaltungen, die Zuwendung, das Ernstnehmen, die Vermittlung von Hoffnung u.a.'
 Wissenschaftliche Pro-Kontra-Debatte


Ich kann die Quelle mangels Verfügbarkeit nicht bewerten, aber das o.g. Zitat beschreibt nur die Symptomatik und mögliche Auslöser und nicht die Ursache der Krankheit.
Die Krankheit Depression hat nichts mit der weit bereiteten Auffassung von 'geistiger Umnachtung' oder 'geistiger Unzurechnungsfähigkeit' zu tun. Im Kontext der aktuellen Diskussion deswegen mein Hinweis dazu.

Zurück zur Fliegerei und zum 4u9525 Co-Piloten: ob bei dem die Depression überhaupt eine Rolle gespielt hat, ist noch nicht abschließend geklärt. Möglicherweise in Kombination mit bsp. Narzissmus o.ä., wie @fbwlaie es schon angedeutet hat.

Dieser Beitrag wurde am 11.04.2015 02:00 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 11.04.2015 - 17:08 Uhr
UserAILERON
User (1402 Beiträge)
Hätte, wäre, wenn ...

Es ist ja nicht so, als wenn er keine Hilfe gesucht hätte. Er war bei Ärzten und und und ...

Persönlich betrachte ich den ganzen Fall mittlerweile als das Spiegelbild unserer eigenen Gesellschaft. Traurig das es am Ende so viele Unschuldige getroffen hat. Letztendlich war er aber auch nur ein Mensch!
Ein Mensch, der nicht mehr funktioniert hat. Warum, interessiert erst mal nicht. Immer schneller, immer mehr ... der Faktor "Mensch" spielt heute doch einfach keine Rolle mehr.

Nun hat es einen Menschen getroffen, der leider noch 149 andere Menschen mit ins Jenseits genommen hat.

Das "Warum?" sollten WIR uns alle auf die eigene Fahne schreiben!




Dieser Beitrag wurde am 11.04.2015 17:17 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 11.04.2015 - 18:27 Uhr
Userfbwlaie
User (4880 Beiträge)
@AILERON,

der Faktor "Mensch" spielt schon eine Rolle! Frag nur die Politiker oder die Regenbogenpresse, die selfi-Netzwerke wie facebook....
Nur auf der dritte Ebene wird der angestellte Mensch zu Unkosten degradiert während der gleichwertige Fremdfimenmitarbeiter als Kostenfaktor betrachtet wird!

Solang man nicht die genauen Zusammenhänge kennt, kann man kaum richtige Schlüsse aus diesem Vorfall ziehen. Bis auf die zweite Person im Cockpit natürlich!
Ist dieser Fall überhaupt verallgemeinerbar?
Beitrag vom 12.04.2015 - 08:28 Uhr
Uservalhs
User (193 Beiträge)
Persönlich betrachte ich den ganzen Fall mittlerweile als das Spiegelbild unserer eigenen Gesellschaft.

Materielles muss heilen (z.B. Apparate, Medikamente). Der Körper soll einfach nur funktionieren. Die Seele ist schwer greifbar.
vielleicht eine interessante Erkenntnis:
'Heute behandeln wir das Fahrwerk "Körper" und vergessen, dass auch Denken und Fühlen krank machen können – und umgekehrt. Das erlebte ich nach meiner eigenen Herzerkrankung. Ich habe im Bett gelegen und bin zu mir selbst gekommen. Es ist mehr als Medizin, was uns heilt.'
 Wir behandeln unseren Körper wie eine Maschine

Der Placebo Effekt hat möglicherweise die Medizingeschichte maßgeblich beeinflusst. Ohne ihn würde vermutlich das positive Ansehen von Heilern, Ärzten nicht existieren. Warum ein  Aderlass heilen sollte (konnte), ist heute kaum noch vorstellbar.

Statistik ist oft sehr aufschlussreich.
vielleicht interessant:
'Selbst zwischen einem geduldigen Zuhörer (wie etwa einem Barkeeper) und einem ausgebildeten Psychotherapeuten verlaufe nur eine "extrem dünne" Grenze, die man "nahezu beliebig" ziehen könne.

Wie kann das sein? Und gibt es auch in der Psychotherapie eine Placebowirkung?

Aus diesen und einigen anderen Gründen wirken alle Behandlungsformen bei leichten bis mittelschweren Depressionen gleich gut, egal ob Antidepressiva, Online-Therapien oder Sport.'
 Placebo- Effekte in der (Richtlinien-) Psychotherapie
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