Community / / Kühl kalkulierter Kauf in der Krise

Beitrag 1 - 9 von 9
Beitrag vom 04.12.2020 - 11:49 Uhr
Usercontrail55
User (4628 Beiträge)
Wie könnte Ryanair an dem Deal den "Milliarden verdienen"? Was ist damit gemeint?
Das geht in der Eupohrie etwas unter, aber es ist "nur" die Umwandlung alter Kaufoptionen aus dem ersten Teil des MAX Auftrages. Da werden wohl schon Preise dringestanden haben. Der zusätzliche "moderate Nachlass" wird als Kompensation für die Verspätung der MAX verrechnet. Den hätte man so oder so bekommen.
Das Ganze fand in Washington DC statt, nicht in Seattle.
Beitrag vom 04.12.2020 - 12:38 Uhr
UserFritzM
User (128 Beiträge)
Wie könnte Ryanair an dem Deal den "Milliarden verdienen"? Was ist damit gemeint?
2002/2003: Ryanair kauft 737 NG für 30 Millionen/ Stück und verkauft sie nach der Auslieferung gleich einem Leasingunternehmen für 51,8 Millionen -> sie verdienen 21,8 Millionen pro Flugzeug.
Die Idee ist wohl es mit den MAX 8200 gleich zu machen. Das würde schon ein paar Milliarden in die Kasse von Ryanair spülen (sind ja nicht nur die 75 neu bestellten...).
Beitrag vom 04.12.2020 - 12:40 Uhr
UserTaig3r
User (41 Beiträge)
@contrail55: Das ist relativ einfach erklärt: Man ordert in der Krise Flugzeuge mit entsprechenden Nachlass. Als Beispiel nehmen wir mal an, Ryanair zahlt pro MAX 40Mio€. Diese werden bei Auslieferung direkt an den Leasinggeber weiter gegeben. Da die wirtschaftliche Lage nun besser ist, sind auch nur begrenzt Nachlässe bei Boeing möglich. Daher bekommt der Leasinggeber die Flugzeuge für 100Mio € von Ryanair. Das ist immer noch 20 Mio € unter dem Listenpreis, man muss nicht um Auslieferungs-Slots kämpfen und man hat auch schon einen Abnehmer (Ryanair selber) für die ersten 8 Jahre sicher. In dieser Zeit zahlt Ryanair ihre Leasingraten Jahr für Jahr und geben die Flugzeuge an den Leasinggeber zurück, der dann das Flugzeug weiter im Markt positionieren kann. Ryanair verdient dabei am ersten Tag bereits 60Mio € und zahlt "nur" eine ca. 82%ige Leasingrate gegenüber dem Listenpreis. Das ist eine Win-Win-Situation, vorrausgesetzt, die Lage verbessert sich und die Auslieferungs-Slots werden wieder knapp.
Hat schon einmal funktioniert...
Beitrag vom 04.12.2020 - 18:11 Uhr
UserZH Flyers
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User (407 Beiträge)
Während die vielen Experten in diversen Chats immer noch glauben das eigentlich gar niemand Ryanair bzw 737 MAX fliegt, wächst Ryanair kräftig weiter und versucht einmal mehr mit den Flugzeugen (wie schon nach der Finanzkrise) ordentlich Geld zu verdienen. Billig kaufen wenn keiner will, teuer verkaufen wenn alle gleichzeitig Flugzeuge wollen.
Beitrag vom 05.12.2020 - 09:55 Uhr
UserGaidi
User (59 Beiträge)
When there's blood on the streets, buy!
In der Krise schmeiß alles rein, was Du hast.
Gilt schon lange so in der Geschäftswelt, zumindest, wenn man eine schlaue Idee oder Konzept hat.
Daher muss man Ryanair lassen: Schlau/gut gemacht. Wahrscheinlich wieder einmal ein hervorragendes Erfolgserlebnis mit entsprechendem Ergebnis, sogar in der Krise.
Wer davon profitiert, ist dann auch schon wieder fraglich bzw. eigentlich zweitrangig, denn bei Ryanair profitiert eigentlich immer nur einer oder ein sehr kleiner Personenkreis.
Was mich immer wieder fasziniert, ist das so oft vorkommende und weit verbreitete Phänomen, dass solch fast schmerzhaft offensichtliche Konzepte, um Gewinn zu machen, immer wieder fast ausschließlich von "Gaunern und Ganoven" wahrgenommen werden, die auf menschliche Führung gelinde gesagt nichts geben und außer von sich selber eigentlich von allen gehasst werden. Warum wird dergleichen nicht auch mal von Führungskräften wahrgenommen, die sozial und gemeinschaftlich weit höher angesiedelten und akzeptierten Unternehmen vorstehen? Warum sind es fast immer die A-löcher, die es schaffen, doch recht simple Tricks zu ihrem Vorteil zu nutzen, während die "hochqualifizierten" und angesehenen anderen Witschaftsbosse dies nur extrem selten schaffen und im Vergleich wie die absoluten Loser aussehen? Eigentlich müssten die ja nun wirklich die Kompetenz dazu haben.
Stattdessen, versuchen diese nun immer öfter, die Gauner und Ganoven ausgerechnet in den Dingen nachzuäffen, für die die Gauner und Ganoven ja gerade gehasst werden, sprich bei Aktionen, die, wieder außer ihnen selbst, nur Leidtragende nach sich ziehen.
Und nehme ich das verzerrt dar, oder ist es besonders die Luftfahrt, die dergleichen schwerpunktmäßig hervorbringt?
Beitrag vom 05.12.2020 - 15:08 Uhr
Usergordon
User (3473 Beiträge)
When there's blood on the streets, buy!
In der Krise schmeiß alles rein, was Du hast.
Gilt schon lange so in der Geschäftswelt, zumindest, wenn man eine schlaue Idee oder Konzept hat.
Daher muss man Ryanair lassen: Schlau/gut gemacht. Wahrscheinlich wieder einmal ein hervorragendes Erfolgserlebnis mit entsprechendem Ergebnis, sogar in der Krise.
Wer davon profitiert, ist dann auch schon wieder fraglich bzw. eigentlich zweitrangig, denn bei Ryanair profitiert eigentlich immer nur einer oder ein sehr kleiner Personenkreis.

Nein, eigentlich haben 2019 140 Millionen Menschen profitiert.

Was mich immer wieder fasziniert, ist das so oft vorkommende und weit verbreitete Phänomen, dass solch fast schmerzhaft offensichtliche Konzepte, um Gewinn zu machen, immer wieder fast ausschließlich von "Gaunern und Ganoven" wahrgenommen werden, die auf menschliche Führung gelinde gesagt nichts geben und außer von sich selber eigentlich von allen gehasst werden. Warum wird dergleichen nicht auch mal von Führungskräften wahrgenommen, die sozial und gemeinschaftlich weit höher angesiedelten und akzeptierten Unternehmen vorstehen? Warum sind es fast immer die A-löcher, die es schaffen, doch recht simple Tricks zu ihrem Vorteil zu nutzen, während die "hochqualifizierten" und angesehenen anderen Witschaftsbosse dies nur extrem selten schaffen und im Vergleich wie die absoluten Loser aussehen? Eigentlich müssten die ja nun wirklich die Kompetenz dazu haben.

Ich denke, die Idee haben die schon, nur fehlen zur Zeit die Möglichkeiten. Hoch verschuldete Airlines wie LH haben ja noch nicht einaml genug Geld, alle bereits bestellten Flugzeuge abzunehmen. Eine Ryanair hat da sicher mehr Möglichkeiten. Die haben aber auch nicht monatlich über 400 Millionen Euro an Personalkosten zu stemmen.

Stattdessen, versuchen diese nun immer öfter, die Gauner und Ganoven ausgerechnet in den Dingen nachzuäffen, für die die Gauner und Ganoven ja gerade gehasst werden, sprich bei Aktionen, die, wieder außer ihnen selbst, nur Leidtragende nach sich ziehen.

Von den 140 Millionen werden die überhaupt nicht gehaßt. Im Gegenteil, die sind dankbar, günstig fliegen zu können.

Und nehme ich das verzerrt dar, oder ist es besonders die Luftfahrt, die dergleichen schwerpunktmäßig hervorbringt?

Ja, ich glaube Sie nehmen das verzerrt wahr. Das gibt es in allen Geschäftsbereichen.
Beitrag vom 05.12.2020 - 17:14 Uhr
Usercontrail55
User (4628 Beiträge)
@contrail55: Das ist relativ einfach erklärt: Man ordert in der Krise Flugzeuge mit entsprechenden Nachlass. Als Beispiel nehmen wir mal an, Ryanair zahlt pro MAX 40Mio€. Diese werden bei Auslieferung direkt an den Leasinggeber weiter gegeben. Da die wirtschaftliche Lage nun besser ist, sind auch nur begrenzt Nachlässe bei Boeing möglich. Daher bekommt der Leasinggeber die Flugzeuge für 100Mio € von Ryanair. Das ist immer noch 20 Mio € unter dem Listenpreis, man muss nicht um Auslieferungs-Slots kämpfen und man hat auch schon einen Abnehmer (Ryanair selber) für die ersten 8 Jahre sicher. In dieser Zeit zahlt Ryanair ihre Leasingraten Jahr für Jahr und geben die Flugzeuge an den Leasinggeber zurück, der dann das Flugzeug weiter im Markt positionieren kann. Ryanair verdient dabei am ersten Tag bereits 60Mio € und zahlt "nur" eine ca. 82%ige Leasingrate gegenüber dem Listenpreis. Das ist eine Win-Win-Situation, vorrausgesetzt, die Lage verbessert sich und die Auslieferungs-Slots werden wieder knapp.
Hat schon einmal funktioniert...

Danke für den Hinweis, auch @FritzM
Hört sich an wie ein Hütchenspielertrick, zumindest von den Summen her. Ich habe dazu einen Artikel des Spiegel gefunden
 https://www.spiegel.de/wirtschaft/airline-nebenverdienst-wie-ryanair-zum-flugzeug-dealer-wurde-a-347777.html
Warum sollte ein Leasinggeber ein Flugzeug für 80% Liste kaufen, wenn es nach Ablauf der 10 Jahre nur noch die Hälfte wert ist. Diesen Wertverlust sowie die Kapitalkosten würde der Leasingnehmer bezahlen müssen, mit entsprechend hohen Raten und dementspreched würde der Profit pro Flugzeug sinken, den man ja auch noch versteuern müsste.
Die Differenzen im Preis erscheinen mir hier zu hoch, aber das Prinzip habe ich verstanden.
Beitrag vom 06.12.2020 - 09:32 Uhr
UserTaig3r
User (41 Beiträge)
@contrail55: Der Leasinggeber erhält auch von Ryanair monatliche Leasingraten. Deshalb ist der Kauf der Flugzeuge von Ryanair mit einer Sicherheit und einem Preisnachlass von 20% verbunden für die ersten 8 Jahre, weil er keinen Abnehmer finden muss. Danach kann der Leasinggeber das Flugzeug weiter am Markt positionieren, wo dann weiter die Leasingraten eingespielt werden.
Letztendlich ist das für den Leasinggeber eine Risikominderung verbunden mit einem Rabatt und Vermeidung einer Wartezeit.
Beitrag vom 09.12.2020 - 08:25 Uhr
UserAerLingus
User (105 Beiträge)
Alliterationen wie "beim" Privatsender...