Community / / Neues zum Antonow-Unfall in Nowosibirsk

Beitrag 1 - 8 von 8
Beitrag vom 16.11.2020 - 15:24 Uhr
Usercogito.ergo.sum
User (106 Beiträge)
Kennt jemand sich mit Antonov aus? Ist es denkbar, dass wirklich _alle_ Instrumente ausgefallen sind? Und falls der Flieger wirklich komplett stromlos war, wie funktioniert dann die Schubkontrolle? Über Seilzüge zur Drosselklappe? ;)

Einen Jet mit Engine failure ohne jegliche Informationen zu pitch, power und Speed zu fliegen, fänd’ ich tatsächlich nicht ganz unbeeidruckend.
Beitrag vom 16.11.2020 - 16:31 Uhr
User2ndSEG
User (371 Beiträge)
Soviel ich weiss, wird die Schubhebelstellung auch von der Triebwerkselektronik direkt erfasst (FADEC) und hängt damit nicht am "normalen" Bordnetz. Das FADEC versorgt sich in der Regel selbst, solange das Triebwerk läuft.

Die Interaktion mit anderen Bordsystemen fehlt ggf. natürlich.

"Alle" Instrumente sind vermutlich nicht ausgefallen, es gibt ja immer noch STBY-Intrumente, es war helllichter Tag und VMC Conditions.

Dennoch ist ein 4-ENG mit uncontained ENG FAIL, hohem Gewicht und diversen Folgefehlern vermutlich sehr anspruchsvoll zu kontrollieren.
Beitrag vom 16.11.2020 - 19:42 Uhr
UserForzaRWE
User (102 Beiträge)
Das kann sehr gut sein. Hinter der vorderen Kabine und etwa auf Höhe der Vorderkante befindet sich die Main Avionics "Bay".
Beitrag vom 16.11.2020 - 22:10 Uhr
User2ndSEG
User (371 Beiträge)
Das kann sehr gut sein. Hinter der vorderen Kabine und etwa auf Höhe der Vorderkante befindet sich die Main Avionics "Bay".

Was meinst Du genau? Was genau "kann sehr gut sein"?

Also, wenn die Schubregelung garnicht mehr möglich gewesen wäre, dann hätte es einen wesentlich schwerwiegenderen Unfall gegeben... oder?
Beitrag vom 16.11.2020 - 22:30 Uhr
UserForzaRWE
User (102 Beiträge)
Das bezog sich auf den ersten Kommentar mit der Frage eines vollständigen Instrumentenausfalls. Den halte ich da sehr gut für möglich. Einfach aufgrund dessen, weil die Triebwerksfragmente dort eingeschlagen sind, wo sich ein begehbarer Raum mit Avionics-Racks befindet.

Zu der Triebwerkssteuerung kann ich nichts sagen, ich vermute aber hier nichts im Sinne von FADEC (Full Authority Digital Engine Control - korrigiert mich). Bei sechsköpfiger Cockpitcrew kümmert sich ein Mensch persönlich um die Triebwerke.
Beitrag vom 16.11.2020 - 23:09 Uhr
User2ndSEG
User (371 Beiträge)
Das bezog sich auf den ersten Kommentar mit der Frage eines vollständigen Instrumentenausfalls. Den halte ich da sehr gut für möglich. Einfach aufgrund dessen, weil die Triebwerksfragmente dort eingeschlagen sind, wo sich ein begehbarer Raum mit Avionics-Racks befindet.

Das wäre wirklich äusserst seltsam, wenn nicht einmal mehr Standby-Instrumente funktionieren würden (welche z.T. rein barometrisch sind). Ich vermute, dass auch russische Ingenieure daran gedacht hatten, nicht ALLE Leitungen am selben Ort durch zu führen. Es kann sein, dass ein Grossteil ausgefallen war, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht alle Instrumente! ... selbst bei einer uralten Antonov...!

Zu der Triebwerkssteuerung kann ich nichts sagen, ich vermute aber hier nichts im Sinne von FADEC (Full Authority Digital Engine Control - korrigiert mich). Bei sechsköpfiger Cockpitcrew kümmert sich ein Mensch persönlich um die Triebwerke.

Sorry, jetzt muss ich wirklich lachen... stellt Euch vor, der Captain sagt: "So, Herr Genosse Triebwerksbediener, jetzt ein bisschen mehr Schub!" Dann fragt der Triebwerks-Bediener nach: "Sorry, war gerade zu laut, was hatten Sie gesagt, Genosse Kapitan?" - "Mehr Schub bitte!" - "Kommt sofort!" - "Nein, das war zu viel, Genosse Triebwerks-Bediener!" - "Oh, Verzeihung, nehme etwas zurück. Und dann gehe ich nochmal raus auf die Tragflächen um die Motoren zu schmieren, ok?"

Also, auch hier behaupte ich, dass die Piloten schon noch selbst Einfluss auf die Schubregelung hatten, auch bei Ausfall eines Grossteils der elektrischen Versorgung. Sie wären sonst schlichtweg abgestürzt...
Beitrag vom 17.11.2020 - 00:40 Uhr
User234778
User (72 Beiträge)
Erstmal würde ich empfehlen nachzulesen was FADEC überhaupt ist. Des Weiteren ist so etwas in einer An-124 (oder ähnlichen alten Mustern rus. Bauart) nicht verbaut.
Und man mag es vielleicht kaum glauben,aber in diesen Flugzeugen sitzt u.a. noch ein Flugingenieur der die Triebwerke bedient. Bei Start und Landung schiebt der PIC die Schubhebel nach vorne und behält auch die Hand drauf für den eventuellen Startabbruch. Der F/I justiert aber die einzelnen Triebwerke (z.B. um die EGT einzufangen )nach.
Dafür hat er oftmals in seinem Pult (kenne es z. B. aus der TU154) eigene Schubhebel vor seinen ganzen 'Eieruhren‘.
Es ist halt kein Zweimann Airbus Cockpit und die Zusammenarbeit läuft halt komplett anders.
Und die Schubhebel sind old fashioned per 'Seilzüge' verbunden. Bin früher mal eine 'alte' vierstrahlige Kiste geflogen...da konnte man nicht nur an den Instrumenten die Vibrationen des Triebwerks ablesen,sondern auch entsprechend am Schubhebel spüren. Mit FADEC geht das natürlich nicht mehr ;-)
Beitrag vom 17.11.2020 - 12:39 Uhr
UserZH Flyers
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User (403 Beiträge)
Ganz gleich wie viele Leute da vorne mitmischen: Die sind sicherlich eingespielt und haben mögliche Notfälle bereits häufiger durchgespielt. Aber trotzdem ein tolle Leistung wenn es in der Praxis dann ein Happy End gibt.