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Beitrag vom 24.04.2020 - 11:08 Uhr
UserNoFreeLunch
User (1 Beiträge)
Ist der Sprit jetzt bezahlt und gehört der Hansa auch? Dann wäre er zwar teuer bezahlt aber man muss später erstmal keinen kaufen.
Oder ist der nur bezahlt und die Hansa besitzt trotzdem den Sprit nicht?
Kleiner aber feiner Unterschied.

Termingeschäft heißt: LH hat (Beispielrechnung) in Dezember bereits vereinbart am 24.4.2020 10.000 Barrel Kerosin zum Preis von 63$/Barrel zu kaufen (ja, das ist vereinfacht, ich weiß).
Die Lieferung erfolgt heute zum genannten Preis.
LH kann den Sprit aktuell weder verfliegen noch einlagern, weil die Lager alle voll und zusätzliche Lagerkapazität extrem teuer ist.
Sie muss ihn also direkt weiterverkaufen, aber nur zu zB 20$/Barrel.
Also verliert sie durch diesen Kontrakt _heute_ 10.000 x 43$.

So wird ein Schuh draus. Eine Frage ergibt sich dabei aber schon, und ich finde zunächst keine Antwort darauf: Kauft die Airline Kerosin oder Rohöl? Rohöl müßte sie dann eigenständig in der Raffinerie zu Kerosin verarbeiten lassen; sie könnte das Rohöl aber wie in Ihrem Beispiel am Weltmarkt verkaufen. Wenn sie aber Kerosin per heute gekauft hat, kann sie es nicht verkaufen - wer soll dann damit in dieser Menge etwas anfangen?

Leider passt der Schuh noch nicht so ganz ;) Die Sicherungsgeschäfte werden in der Regel bei Fälligkeit cash ausgeglichen, es erfolgt hier gar keine Lieferung. Die Lufthansa bekommt Geld aus dem Geschäft wenn der Preis gestiegen ist, ist der Preis gefallen muss Lufthansa auszahlen. Der physische Einkauf hat hiermit erstmal nichts zu tun, der tankt und bezahlt immer überall da wo er gerade Kerosin braucht. Erst in Summe mit der Zahlung aus dem Sicherungsgeschäft zahlt man dann den gesicherten Preis.
Laut LH Geschäftsbericht (S.72 wen die Details interessieren) wird in den Sicherungen hauptsächlich auf Rohöl abgestellt.
Beitrag vom 24.04.2020 - 11:48 Uhr
UseraWy
User (2 Beiträge)
Ist der Sprit jetzt bezahlt und gehört der Hansa auch? Dann wäre er zwar teuer bezahlt aber man muss später erstmal keinen kaufen.
Oder ist der nur bezahlt und die Hansa besitzt trotzdem den Sprit nicht?
Kleiner aber feiner Unterschied.

Termingeschäft heißt: LH hat (Beispielrechnung) in Dezember bereits vereinbart am 24.4.2020 10.000 Barrel Kerosin zum Preis von 63$/Barrel zu kaufen (ja, das ist vereinfacht, ich weiß).
Die Lieferung erfolgt heute zum genannten Preis.
LH kann den Sprit aktuell weder verfliegen noch einlagern, weil die Lager alle voll und zusätzliche Lagerkapazität extrem teuer ist.
Sie muss ihn also direkt weiterverkaufen, aber nur zu zB 20$/Barrel.
Also verliert sie durch diesen Kontrakt _heute_ 10.000 x 43$.

So wird ein Schuh draus. Eine Frage ergibt sich dabei aber schon, und ich finde zunächst keine Antwort darauf: Kauft die Airline Kerosin oder Rohöl? Rohöl müßte sie dann eigenständig in der Raffinerie zu Kerosin verarbeiten lassen; sie könnte das Rohöl aber wie in Ihrem Beispiel am Weltmarkt verkaufen. Wenn sie aber Kerosin per heute gekauft hat, kann sie es nicht verkaufen - wer soll dann damit in dieser Menge etwas anfangen?


Ist beides möglich. Delta betriebt z.B. eine eigene Raffinerie dafür. Das Hedgen funktioniert i.d.R. praktisch aber noch mal leicht anders, als zuvor beschrieben. Das gehedgede Produkt, egal ob Crude oder Kerosin, wird nur als Papier gehandelt, sprich ohne mit dem physischen Produkt arbeiten zu müssen. Wenn die Airline dann die Ware tatsächlich benötigt, kauf Sie lokal den Treibstoff und verkauft die gleiche Menge an (zuvor gekauften) Futures wieder. Daraus ergibt sich auf der einen Seite ein Gewinn (z.B. auf Futureseite), auf der anderen Seite ein Verlust (z.B. auf der Seite des Physischen Produkts auf Flughafen). Unterm Strich gleichen sich Gewinn und Verlust aus diesen Geschäften (mehr oder weniger) aus, der Hedge wurde erfolgreich aufgelöst.

Der kleine aber feine Unterschied ist also, das es (i.d.R.) nur auf dem Papier stattfindet und sich die Airline nicht um den physischen Verbleib der Ware kümmern muss. Effektiv hat es aber den gleichen Effekt: Sinkende Preise bzw. Verluste in dieser Konstellation.

Physische Lieferungen sind bei Terminkontrakten (wenn überhaupt) immer nur an sehr spezielle, vordefinierte festgelegt, z.B. Hafen in Singapur, Hafenlager XY in New York. Könnte man dan transportieren, den Aufwand der Logistik wird sich eine Airline aber idR. nicht antun und einfach über Cash Settlements und Gegenbuchen arbeiten.

Edit: zu langsam :(

Dieser Beitrag wurde am 24.04.2020 11:50 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 24.04.2020 - 12:04 Uhr
UserDebaser
User (387 Beiträge)
Vielen Dank!
Beitrag vom 24.04.2020 - 15:49 Uhr
UserAvokus
User (888 Beiträge)
Vielleicht wird LH ja zu dem Ergebnis kommen, dass man insgesamt noch auf der Gewinnerseite ist, denn in früheren Jahren hatte man ja durchaus vom Fuel Price Hedging profitiert. It cuts both ways, diesmal hat man leider Pech. Andere wird es freuen.
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