Vielleicht als Hinweis:
Bei der Bahn gibt es die "höhere Gewalt" nicht als Ausschlussgrund für eine Entschädigung. Selbstmörder unterm Zug, Baum in der Oberleitung, Pkw auf den Gleisen, Vogel im Stromabnehmer (ja, Vogelschlag gibt's auch bei Zügen), Streiks... alles egal. Gezahlt werden muss immer, wenn eine Verspätung in entsprechender Höhe entstanden ist. Egal, ob das Eisenbahnunternehmen etwas dafür kann oder nicht. Ob das fair oder angemessen ist, hinterfragt an dieser Stelle niemand.
Und auch nicht, warum bei der Bahn bereits ab einer Stunde Verspätung Entschädigungen fällig sind. Wenn ich mehrere Tage quer durch Europa mit dem Zug fahre und auf den letzten Metern wegen einer kleinen Verspätung mein Anschluss an den Wald-und-Wiesen-Schienenbus in mein Dorf platzt, habe ich die Stunde Verspätung voll. Dafür gibt es 50% Erstattung für die ganze Strecke. Wenn ich von Frankfurt nach Berlin fliege, gibt es erst ab 3 Stunden Verspätung einen Ausgleich - obwohl dann der Flug eigentlich obsolet geworden ist, denn der geringe Zeitvorteil ist hin und mein Termin mit ziemlicher Sicherheit auch. Passt das im Verhältnis zur Reisezeit? Auch nicht.
Umgekehrt: Passt es im Vergleich, dass die Fluggesellschaft eine Erstattung unabhängig vom Ticketpreis und nicht prozentual durchführen muss? Auch darüber kann man trefflich streiten.
Bevor wir Bahn und Airlines verbal gegeneinander ausspielen: Beide sitzen in diesem Punkt im selben Boot. Verkehr ist eine beliebte Spielwiese für Politiker, Verbraucherschützer und Regulierer aller Art und das merken alle Unternehmen, die Menschen auf der Schiene oder in der Luft befördern. Auf der Straße sieht es noch anders aus - bis die Politik irgendwann auch die Fernbusse für sich entdeckt.