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Beitrag 1 - 8 von 8
Beitrag vom 01.07.2020 - 19:40 Uhr
UserRATM
User (108 Beiträge)
Sehr geehrter Herr Theissen,

Ja die Flugsicherheit ist staatliche Aufgabe.
Die Kontrolle läuft allerdings so ähnlich wie die Lebensmittelkontrolle / Tierschutz.
Versagen auf ganzer Linie.

Natürlich muss man die Verantwortung für die Kontrolle
bei der Airline suchen.. die Supervision hat nicht stattgefunden.
Warum? Das — zwinkey zwonkey — muss man LBA, LH, DLR fragen...
Beitrag vom 01.07.2020 - 22:34 Uhr
UserBrescher
User (16 Beiträge)
" Am 24. März 2015 hatte der früher unter Depressionen leidende Co-Pilot das Flugzeug in den französischen Alpen absichtlich gegen einen Berg gesteuert"

Dies ist meines Erachtens zu verhamlosend formuliert. Ich kann diese Tat, so ungeheuerlich wie sie ist, bis heute noch nicht fassen. Darauf ausdrücklich hinzuweisen, dass der Täter unter Depressionen litt, ist mir zu lasch. Wenn jemand unter Depressionen leidet und sich unbedingt das Leben nehmen will, ist das schon traurig genug. Aber wenn er dann noch 149 weitere Personen willentlich und kaltblütig mit in den Tod reißt, dann ist das für mich eher Massenmord. Und dann interessiert es mich kaum noch, ob der Täter an irgendetwas litt. Grausam, was Passagiere, Besatzung und vorallem der junge Kapitän in Ihren letzten Minuten wohl durchlebt haben müssen.

Es liegt, wie ich es sehe auch in der Verantwortung der einstellenden Firma, bei der Personalauswahl und kontinuierlicher Prüfung, die Sicherheit der Passagiere und Besatzung als oberste Priorität zu erachten.

Klar kann man nie 100%-tige Sicherheit gewährleisten. Aber bei diesem Täter gab es Anhaltspunkte. Wahrscheinlich konnte sich keiner vorstellen, dass es jemals zu solch einem Resulatat ausartet, aber dennoch.
Beitrag vom 02.07.2020 - 07:53 Uhr
UserKonTra77
User (88 Beiträge)
Wer kontrolliert denn den Gesundheitszustand der fliegenden Crews? Das machen Mediziner, die zur Verschwiegenheit verpflichtet sind.
Um hier wirkungsvoll die Gefahr von depressiven fliegenden Crews zu verhindern, müssten ganze Gesetze geändert werden. Dies nur auf fliegende Crews zu begrenzen, wäre wiederum aufgrund des Gleichheitsgrundsatzes nicht mit dem Grundgesetz vereinbart und wer würde uns vor depressiven Lotsen schützen?
Am Ende hieße dies, die Ärzte müssten generell von der Schweigepflicht entbunden werden, was den allerwenigsten wohl recht sein würde, denn ein depressiver Polizist, Feuerwehrmann oder auch alkoholkranker was auch immer, würde nur noch schwer im Dienst zu halten sein.
Beitrag vom 02.07.2020 - 09:09 Uhr
UserFW 190
User (2112 Beiträge)
Warum wird eigentlich nicht bei einer Krankschreibung generell für alle Berufe - ohne Nennung der Krankheit - vom Arzt die KK SOFORT digital informiert und diese gibt die Info auf gleichem Weg an den Arbeitgeber weiter. Zumindest in diesem Fall hätte seine Krankschreibung für einen Ausschluss des Dienstes bewirkt.

Beitrag vom 02.07.2020 - 10:13 Uhr
UserEricM
User (5455 Beiträge)
Warum wird eigentlich nicht bei einer Krankschreibung generell für alle Berufe - ohne Nennung der Krankheit - vom Arzt die KK SOFORT digital informiert und diese gibt die Info auf gleichem Weg an den Arbeitgeber weiter. Zumindest in diesem Fall hätte seine Krankschreibung für einen Ausschluss des Dienstes bewirkt.

Weil nicht nur die Art einer Krankheit sondern auch der Fakt einer Erkrankung überhaupt der Schweigepflicht unterliegt.
Auch wenn eine Krankheit zB das Führen eines Kraftfahrzeugs nciht ratsam erscheinen lässt (zB frischer Herzinfarkt oder Schlaganfall) bekommt nur der Patient die Empfehlung 3 Monate lang nicht zu fahren.
Es erfolgt keine Meldung an Behörden.
Beitrag vom 02.07.2020 - 10:32 Uhr
UserMara
User (14 Beiträge)
Ein sehr komplexes Thema und wirklich nicht einfach zu beantworten. Ein depressiver Mensch am Boden kann im schlimmsten Fall sich selbst umbringen oder noch einige andere mitreißen. Aber ein Pilot im Cockpit hat eben das Leben von 150 oder mehr Leuten in der Hand und ein Suizidversuch wäre auf jeden Fall erfolgreich.
Also hier muss m.M. der persönliche Datenschutz gegenüber dem Schutz der vielen Menschenleben zurückstehen. Da Behörden selten in der Lage sind den Gesundheitszustand im Einzelfall ausreichend zu überwachen muss der Gesetzgeber Rahmenbedingungen schaffen die eine dem Individuum gegenüber respektvolle aber eben auch wirkungsvolle Überwachung des Gesundheitszustandes der Cockpitcrew durch den Arbeitgeber gewährleisten. Momentan fliegen noch 2 Piloten. Irgendwann wird auch das Single Pilot Cockpit kommen. Spätestens dann muss es Lösungen geben. Vielleicht durch mehr Autonomie bei der Flugsteuerung und Antikollisionssystemen.
Ich denke im Zuge der Technologieentwicklung für Autonomes Fahren > Gen.2, UAS, Personal Airtaxis werden zuverlässige technische Lösungen gebraucht und entwickelt. Ich hoffe zumindest darauf.
Beitrag vom 02.07.2020 - 11:51 Uhr
UserPilot Response
User (357 Beiträge)
Es wurden doch seitens des Staates als Gegenmaßnahme (oder doch nur Aktionismus?) umfangreiche Alkohol-, Drogenmissbrauchskontrollen für Crews eingeführt. Dies wurde damals unter anderem lautstark hier im Forum gefordert und anschließend gefeiert.

Nun da dies erfolgreich umgesetzt wurde, kann sich ein zweiter Germanwings-Selbstmord nicht mehr wiederholen.

Dieser Beitrag wurde am 02.07.2020 11:56 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 02.07.2020 - 16:20 Uhr
UserNicci72
User (570 Beiträge)
Ein sehr komplexes Thema und wirklich nicht einfach zu beantworten. Ein depressiver Mensch am Boden kann im schlimmsten Fall sich selbst umbringen oder noch einige andere mitreißen. Aber ein Pilot im Cockpit hat eben das Leben von 150 oder mehr Leuten in der Hand und ein Suizidversuch wäre auf jeden Fall erfolgreich.
Also hier muss m.M. der persönliche Datenschutz gegenüber dem Schutz der vielen Menschenleben zurückstehen. Da Behörden selten in der Lage sind den Gesundheitszustand im Einzelfall ausreichend zu überwachen muss der Gesetzgeber Rahmenbedingungen schaffen die eine dem Individuum gegenüber respektvolle aber eben auch wirkungsvolle Überwachung des Gesundheitszustandes der Cockpitcrew durch den Arbeitgeber gewährleisten. Momentan fliegen noch 2 Piloten. Irgendwann wird auch das Single Pilot Cockpit kommen. Spätestens dann muss es Lösungen geben. Vielleicht durch mehr Autonomie bei der Flugsteuerung und Antikollisionssystemen.
Ich denke im Zuge der Technologieentwicklung für Autonomes Fahren > Gen.2, UAS, Personal Airtaxis werden zuverlässige technische Lösungen gebraucht und entwickelt. Ich hoffe zumindest darauf.

Es ist in der Tat ein sehr komplexes Problem - insgesamt noch schwieriger als bei dem Crash der Germanwings-Maschine, wo immerhin eine manifeste Vorerkrankung des späteren Täters vorlag, auf deren Grundlage unter anderen gesetzlichen Rahmenbedingungen und äußeren Umständen ein rechtzeitiges Flugverbot hätte ausgesprochen werden können. Bei den meisten bisher aufgetretenen sogenannten erweiterten Pilotensuiziden war das aber nicht der Fall. Weder beim Silk-Air-Flug 185 von 1997 noch beim LAM-Flug 470 von 2013 hatte der mutmaßliche Täter eine psychische Vorerkrankung, die Tat erfolgte jeweils aus privaten Lebenszusammenhängen heraus, die viele Menschen treffen oder treffen können, ohne dass sie deshalb zu Tätern werden, die anderen Menschen das Leben nehmen: der Silk-Air-Pilot hatte viel Geld durch Spekulationen an der Börse verloren, der LAM-Pilot familiäre Probleme (Ehescheidung, Unfalltod eines Kindes). Bis zu ihrer Tat hatten beide völlig einwandfreie berufliche Laufbahnen, niemand hielt sie im Vorfeld einer solchen Tat für fähig und es gab keine Anzeichen dafür, dass sie eine solche Tat planten. Sollte Flug MH 370 aus 2014 ebenfalls ein erweiterter Pilotensuizid gewesen sein, wäre es ein noch verschärfter Fall, da keiner der beiden möglichen Täter über ein erkennbares Motiv verfügte, ausser dass einer der beiden Piloten ein engagierter Gegner der damaligen Regierungspartei seines Landes war - aber ist so etwas wirklich ein Tatmotiv?

Prophylaxe ist in solchen Fällen praktisch nicht möglich. Kein Arbeitsgericht würde die Entlassung eines Piloten mittragen, weil dieser privat gerade eine Ehescheidung zu bewältigen hat oder sich womöglich für eine etwas merkwürdige politische Partei begeistert - und das völlig zu Recht.

Kein Mensch kann wirklich hinter die Stirn seines Mitmenschen blicken und daher wirklich wissen, was dort gerade vor sich geht. Und im Gegensatz zu den meisten Tieren sind Menschen zu extremen, tödlichen Aggressionen gegen Artgenossen befähigt. Das scheint mir hier das Kernproblem zu sein. Das würde aber bedeuten: Solange zum Fliegen Piloten nötig sind kann es auch zu solchen Amoktaten kommen.