Community / Kommentare zu aktuellen Nachrichten / Fraport peilt zehn Prozent Billigauf...

Beitrag 1 - 8 von 8
Beitrag vom 04.11.2016 - 09:12 Uhr
UserHurzPurz
User (283 Beiträge)
Jetzt peilt man 10% an, die man wahrscheinlich in 2, 3 Jahren erreichen möchte. Noch vor nicht allzu langer Zeit fand man LCC in FRA unnötig. Derartige Stategieaussagen haben eine kurze Halbwertszeit. Wenn LC dann weiter boomt, ruft man eben 20% oder was auch immer als Ziel aus und schafft die Infrastruktur dafür.

Der Vergleich mit Lübeck erscheint sinnfrei, weil der Fall völlig anders gelagert ist. Zum einen ging es um "geheime" Rabatte für Ryanair, die so nicht in der offiziellen Gebührenliste standen und die anscheinend nur Ryanair in Lübeck bekommen hat. In FRA geht es um Rabatte für neue Strecken einer Airline und diese Rabatte stehen für alle in der offiziellen Gebührenliste. Andere Flughäfen in Deutschland und weltweit haben ähnliche Gebührenmodelle und es erschließt sich kein Sachgrund, warum das in FRA nicht zulässig sein sollte.

Dann war Lübeck immer wieder mal zu 100% im öffentlichen Besitz. Wenn staatliche Stellen im Spiel sind, geht es bei Zahlungen oder Rabatten immer sofort um die Thematik verbotener Subventionen. In Lübeck lagen die von Ryanair verlangten Gebühren deutlich unter den eigenen Kosten des Flughafens und der Flughafen war deutlich defizitär. Ich bin nicht sicher, wie Fraport aufgrund seiner Aktionärsstruktur rechtlich zu bewerten ist, aber vermutlich stellt sich die Thematik verbotener Staats-Beihilfen da nicht und defizitär arbeitet Frankfurt auch nicht.

letztlich:Im Gegensatz zu Lübeck arbeitet Frankfurt mit Gewinn und
Beitrag vom 04.11.2016 - 10:25 Uhr
UserAvokus
User (888 Beiträge)
Bei der Rabattvergabe sollte m. E. gelten, dass nur neue Strecken, d. h. Strecken die nicht schon von einer anderen Airline bedient werden, gefördert werden dürfen. Außerdem sollte gelten, dass in einem Zeitraum von 10 Jahren eine neue Strecke nur einmal rabattiert werden darf. D. H. wenn Ryanair den Rabatt kassiert, dann nach 4 Jahren die Strecke aufgibt und im Jahr 6 wieder kommt, nicht erneut den Rabatt erhalten darf. Außerdem sollte der Rabatt an bestimmte Bedingungen geknüpft werden, wie Mindestbetriebsdauer. Ansonsten müssen Beihilfen vom Begünstigten zurückerstattet werden, wenn ersichtlich wird dass ein ernsthafter Betrieb der Strecke nicht im Vordergrund steht. Dazu zählt dass die Strecke auch für eine gewisse Dauer defizitär betrieben werden muß, was in der Realität auch normal ist. Es darf nicht sein dass mit Dumpingpreisen, u. a. ermöglicht durch Rabatte etablierte Anbieter in ihrer wirtschaftlichen Durchführung unterwandert werden.

Mit diesem Passus dürften auch die Stammbelegschaften der Anrainerairlines leben dürfen.
Beitrag vom 04.11.2016 - 10:25 Uhr
UserAirTommy
User (804 Beiträge)
Der aktuelle BGH-Fall ist insoweit interessant, da das Thema neben einer beihilferechtlichten immer auch eine kartellrechtliche Seite hat.

FRA ist mit seiner Infrastruktur Monopolist und da stellt sich wettbewerbsrechtlich eben die Frage, ob man gewisse Airlines bei den Gebühren bevorzugen darf oder nicht. Deshalb muss da auch immer die Kartellaufsicht die Gebührenordnung genehmigen.

Sollte die den Rabatt absegnen, gehe ich mal schwer davon aus, dass Lufthansa diese Entscheidung gerichtlich anfechten wird.
Beitrag vom 04.11.2016 - 12:42 Uhr
UserHurzPurz
User (283 Beiträge)
@Avokus
Ähnliches wird Fraport alles definiert haben. Die haben Interesse an Wachstum und nicht daran, Geld zu verschenken. In Hamburg gibt es für neue Routen teilweise 100% Rabatt. Ein Jahr null Landegebühren, null Startgebühren, null Parkgebühren. Eine von diversen Klauseln da: Wenn man eine rabattierte neue Route innerhalb der 3 Jahren ab Start wieder einstellt, dann gibt es für 1 Jahr keinen Rabatt auf jegliche anderen neuen Route. Ryanair kann also nicht 1 Jahr nix zahlen und dann immer auf andere Routen wechseln, um wieder neu Rabatt zu bekommen.


@AirTommy das ist Quatsch. Ein wettbewerbsrechtliche Relevanz wäre gegeben, wenn hier irgendwelche Rabatte so angelegt werden, dass nur Ryanair in deren Genuss kommen kann. Das ist eindeutig nicht der Fall. Wenn Lufthansa 2018 Eurowings in FRA an den Start bringt, wird Lufthansa vermutlich die gleichen Rabatte in Anspruch nehmen. Wobei einige Flughäfen bei Rabattprogrammen Ausschlussklauseln für zusammengehörige Airlines haben. Ein Flughafen hat verständlicherweise kein Interesse, dass eine Strecken erst 3 Jahre von Lufthansa bedient wird, dann 3 Jahre von Swiss, dann 3 Jahre von Austrian, dann 3 Jahre von Brussels, ... Der Flughafen würde dann Jahrzehnte Rabatte zahlen, ohne selbst von irgendeinem Wachstum zu profitieren.

Beitrag vom 04.11.2016 - 14:01 Uhr
UserAirTommy
User (804 Beiträge)
@Guido3: was Sie schreiben ist richtig für "Route Incentives" - also Rabattstaffeln für neue Strecken, die eine bestehende oder neue Airline ab einem Airport aufnimmt. Solche Route Incentives sind unproblematisch (auf einer Strecke, die es bisher nicht gibt, kommen sich schließlich auch keine Wettbewerber ins Gehege). Es gibt solche Rabattstaffeln z.B. auch an den Lufthansa-Airports BRU und VIE.

FRA geht allerdings mit einem "New Operator Incentive" auf Airlinefang. Eine neue Airline käme also auch auf einer Strecke, die es bereits gibt, in den Genuss eines Rabatts. Das verzerrt den Wettbewerb und verstößt gegen Artikel 102 TFEU.

Ein Beispiel: Lufthansa fliegt akt. 16x am Tag von FRA nach HAM. Wenn RYR nächstes Jahr entscheidet, diese Strecke auch mehrmals am Tag zu fliegen - würde dann der Fraport-Rabatt nicht den Wettbewerb zwischen LH und RYR auf der Strecke FRA - HAM verzerren?

Dieser Beitrag wurde am 04.11.2016 14:14 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 04.11.2016 - 15:48 Uhr
UserFrequentC
User (875 Beiträge)
@AirTommy,

du verdrehst etwas und willst es nicht von der neutralen Seite sehen.
Wo steht denn das die LH bei neuen Strecken leer aus gehen würde, wenn sie schon von einer anderen Fluggesellschaft bedient werden würde?
Auch eine LH bekommt den Rabat, wenn sie z.B. nach SAW wollen, obwohl da schon TK oder PC Hinfliegen.
Beitrag vom 04.11.2016 - 19:15 Uhr
UserAvokus
User (888 Beiträge)
@Guido3: was Sie schreiben ist richtig für "Route Incentives" - also Rabattstaffeln für neue Strecken, die eine bestehende oder neue Airline ab einem Airport aufnimmt. Solche Route Incentives sind unproblematisch (auf einer Strecke, die es bisher nicht gibt, kommen sich schließlich auch keine Wettbewerber ins Gehege). Es gibt solche Rabattstaffeln z.B. auch an den Lufthansa-Airports BRU und VIE.

FRA geht allerdings mit einem "New Operator Incentive" auf Airlinefang. Eine neue Airline käme also auch auf einer Strecke, die es bereits gibt, in den Genuss eines Rabatts. Das verzerrt den Wettbewerb und verstößt gegen Artikel 102 TFEU.

Ein Beispiel: Lufthansa fliegt akt. 16x am Tag von FRA nach HAM. Wenn RYR nächstes Jahr entscheidet, diese Strecke auch mehrmals am Tag zu fliegen - würde dann der Fraport-Rabatt nicht den Wettbewerb zwischen LH und RYR auf der Strecke FRA - HAM verzerren?

Absolut richtig analysiert. Das darf nicht sein. Auf einer bereits eingeführten Strecke muß der Wettbewerb zeigen wer sich durchsetzt. Dafür wären Rabatte wettbewerbsverzerrend.
Beitrag vom 04.11.2016 - 19:16 Uhr
UserAvokus
User (888 Beiträge)
@Guido3: was Sie schreiben ist richtig für "Route Incentives" - also Rabattstaffeln für neue Strecken, die eine bestehende oder neue Airline ab einem Airport aufnimmt. Solche Route Incentives sind unproblematisch (auf einer Strecke, die es bisher nicht gibt, kommen sich schließlich auch keine Wettbewerber ins Gehege). Es gibt solche Rabattstaffeln z.B. auch an den Lufthansa-Airports BRU und VIE.

FRA geht allerdings mit einem "New Operator Incentive" auf Airlinefang. Eine neue Airline käme also auch auf einer Strecke, die es bereits gibt, in den Genuss eines Rabatts. Das verzerrt den Wettbewerb und verstößt gegen Artikel 102 TFEU.

Ein Beispiel: Lufthansa fliegt akt. 16x am Tag von FRA nach HAM. Wenn RYR nächstes Jahr entscheidet, diese Strecke auch mehrmals am Tag zu fliegen - würde dann der Fraport-Rabatt nicht den Wettbewerb zwischen LH und RYR auf der Strecke FRA - HAM verzerren? Da wir den genauen Wortlaut kennen ist alles Spekulation.