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Beitrag 1 - 7 von 7
Beitrag vom 29.08.2018 - 17:37 Uhr
UserEricM
User (5454 Beiträge)
Nur damit ich den Herrn Spohr verstehe:
Die 80/20 Regel soll aufgeweicht werden. D.h in Zukunft können mehr Slots belegt werden können als tatsächlich gebraucht werden...
Auc wenn man den Slot nur selten nutzt, gilt er für alle anderen als immer belegt.
Richtig?

D.h. die begrenzte Ressource Flughafen wird für einen Anbieter freigehalten obwohl der gar nicht plant in diesem Slot zu fliegen.

Wie eine noch schlechtere Planbarkeit für den Flughafen das Problem der Verspätungen lösen soll verstehe ich dabei aber nicht ...
Je näher ein System wie ein Flughafen am planerischen Maximum arbeitet, desto wichtiger sind doch genaue Planungsdaten wann wer wo ankommt oder abfliegt...
Ein "meine Airline fliegt *vielleicht* Mittwochs 20:20 am T1 ab" hilft ja keinem ... oder?
Beitrag vom 30.08.2018 - 07:20 Uhr
UserDigiflieger
User (1150 Beiträge)
Nur damit ich den Herrn Spohr verstehe:
Die 80/20 Regel soll aufgeweicht werden. D.h in Zukunft können mehr Slots belegt werden können als tatsächlich gebraucht werden...
Auc wenn man den Slot nur selten nutzt, gilt er für alle anderen als immer belegt.
Richtig?

D.h. die begrenzte Ressource Flughafen wird für einen Anbieter freigehalten obwohl der gar nicht plant in diesem Slot zu fliegen.

Wie eine noch schlechtere Planbarkeit für den Flughafen das Problem der Verspätungen lösen soll verstehe ich dabei aber nicht ...
Je näher ein System wie ein Flughafen am planerischen Maximum arbeitet, desto wichtiger sind doch genaue Planungsdaten wann wer wo ankommt oder abfliegt...
Ein "meine Airline fliegt *vielleicht* Mittwochs 20:20 am T1 ab" hilft ja keinem ... oder?


Die 80/20 Regel bezieht sich auf jeden einzelnen Slot, der vom Flughafen schon vergeben wurde.
D.h. diese Kapazität sollte doch schon längst da sein. Die Flughäfen schaffen es aber nicht einmal die 80(%) der vergebenen Slots so zu verarbeiten, dass es keine Abfertigungsprobleme gibt. Weder am Boden, noch in der Luft ;-)
Die (erst einmal egoistische) Forderung der Airlines ist ja nur, dass man einen Slot nicht so regelmäßig bedienen möchte, ohne dass man gleich fürchten muss, diesen zukünftig nicht mehr wieder zu bekommen. Das würde kurzfristig auch den Flughäfen helfen, die zu knappen Ressourcen in der Abfertigung, besser zu verteilen.
Allerdings nur so lange, bis man am Airport auch auf die Idee kommt, dass man das Personal oder Equipment ja gar nicht mehr braucht, wenn die Airlines nicht mehr 80% ihrer Slots nutzen....
Eventuell könnte man verhandeln, ob vielleicht auch nur die Slotanteile zu halten wären. Z.B. eine Airline kann die 80% nicht erfüllen und gibt 40% wieder zurück? Die wären dann wieder vermarktbar...
Ob das aber so im Sinne der "Stakeholder" wäre... keine Ahnung...

Beitrag vom 30.08.2018 - 08:30 Uhr
Usercontrail55
User (4581 Beiträge)
Nur damit ich den Herrn Spohr verstehe:
Die 80/20 Regel soll aufgeweicht werden. D.h in Zukunft können mehr Slots belegt werden können als tatsächlich gebraucht werden...
Auc wenn man den Slot nur selten nutzt, gilt er für alle anderen als immer belegt.
Richtig?
Jein. Das Problem ist die mangelnde Flexibilität dieses Systems. Man muss diese hohe Nutzung durchhalten, um dieses knappe Gut zu halten. Gemeint ist nicht das man einen Slot blockiert aber NICHT nutzt. Eher das man die Limits flexibler gestaltet. Wie genau, das wäre ja noch zu prüfen. Vielleicht das man beantragt auf 60% zu gehen, aber nur einmal für eine Periode oder ähnlich.
Im Moment fliegt LH in FRA mit Cityline (oder anders kleines Gerät der Group) Strecken die sich nicht rechnen, nur um die Slots zu halten. Das, obwohl alles am Limit läuft. Temporäres Aussetzen wäre im Sinne aller, aber dann wäre der Slot weg.
Oder die nach AB Wehen bei allen Beteiligten. Man kann nicht erst mal den Laden strukturiert aufstellen und dann hochfahren. Man muss gleich Vollgas geben, damit die Slots nicht weg sind. Mit den bekannten Konsequenzen.
So habe ich das verstanden.


Dieser Beitrag wurde am 30.08.2018 10:26 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 30.08.2018 - 09:27 Uhr
UserEricM
User (5454 Beiträge)
OK, danke für die Rückmeldungen.
Aber auch wenn es primär darum geht, über die Erhöhung der Eckwerte (=Gesamtzahl der Slots) Reserven zu schaffen, die dann flexibler als bisher genutzt werden können, bleibt das Problem der schlechteren Planbarkeit eines solchen Modells für die Flughäfen.

OK; Herr Spohr fordert Flexibilität und Reserven, was aus seiner Sicht erstmal positive Eigenschaften wären.
Das Problem ist aber doch: Die so bereitgestellten flexiblen Reserven (technisch und personell) bei Flughäfen und DFS erhöhen dann schlicht die laufenden Kosten dort über höhere Personalkosten, höhere Bereitschaftskosten und Investitionen in mehr Boden-seitige Infrastruktur.

Wie verträgt sich das mit dem gerade von der LH aufgebauten Druck zur dauernden Kostensenkung dieser beiden Partner?
Anders gefragt: Wer bezahlt diese Reserven und die Flexibilität?

Dieser Beitrag wurde am 30.08.2018 09:41 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 30.08.2018 - 10:18 Uhr
Usercontrail55
User (4581 Beiträge)
OK, danke für die Rückmeldungen.
Aber auch wenn es primär darum geht, über die Erhöhung der Eckwerte (=Gesamtzahl der Slots) Reserven zu schaffen, die dann flexibler als bisher genutzt werden können, bleibt das Problem der schlechteren Planbarkeit eines solchen Modells für die Flughäfen.
Das sagte er aber so nicht. Er plädiert sogar für ein einfrieren des bestehenden Volumens.
Ich würde das auch von LH trennen wollen, denn es betrifft ja alle gleichermaßen. Ich habe das LH Beispiel angeführt, da ich hier die Hintergründe kenne.

OK; Herr Spohr fordert Flexibilität und Reserven, was aus seiner Sicht erstmal positive Eigenschaften wären.
Das Problem ist aber doch: Die so bereitgestellten flexiblen Reserven (technisch und personell) bei Flughäfen und DFS erhöhen dann schlicht die laufenden Kosten dort über höhere Personalkosten, höhere Bereitschaftskosten und Investitionen in mehr Boden-seitige Infrastruktur.
Nicht unbedingt. Im Moment haben wir eine Flugplanaufteilung von SFP/WFP Monaten die so erst mal völlig willkürlich ist. Für einen hochfrequenten SFP muss ich über die ganze Zeit max Ressourcen bereithalten, die ich über das Jahr gesehen nicht brauche. Das geht ein Stück weit über Befristungen bei minderqualifizierten Jobs, bei Hochqualifizierten eher nicht. Über so eine lange Periode können sie auch nicht mit einer angepassten Uralubsvergabe gegensteuern. Wäre es aber möglich die Superpeak Periode zu verkürzen, ginge da noch mehr. Das System könnte mal verschnaufen.
Klar, für Airports erscheint das erst mal Verlust durch weniger Passagiere und Bewegungen, aber man könnte durch angepasstes Mitarbeitervolumen auch sparen. Müsste man mal gegenrechen.
Für die Airlines hat das natürlich auch Vorteile, die müssen ihre Flieger nicht alle bewegen und teures Peronal bereithalten. Oder sie könnten flexibler sein. Was bei LH,BA und AF/KL nur beding geht, geht bei Ryan, Easy und EW durch die Struktur eher. Die können Equipment zwischen Märkten schieben um es optimiert einzusetzen und nicht Strecken bedienen die man nicht braucht nur um Slots zu halten. Dann zu Preisen die die Kosten nicht decken, Hauptsache nicht leer, und allen wehtun.
Die Idee hat durchaus ihren Charme und ist sehr vielschichtig zu betrachten. Nur Personal und Infrastruktur bereitstellen ist zu schwierig auf Grund von hoher Qualifizierung oder anderer Einschränkungen (Sicherheit) Das dauert lange. Eine Anpassung der Nutzungsuntergrenze oä erscheint da schneller (naiv wie ich bin)


Wie verträgt sich das mit dem gerade von der LH aufgebauten Druck zur dauernden Kostensenkung dieser beiden Partner?
Anders gefragt: Wer bezahlt diese Reserven und die Flexibilität?


Dieser Beitrag wurde am 30.08.2018 10:28 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 30.08.2018 - 10:35 Uhr
UserEricM
User (5454 Beiträge)
Das sagte er aber so nicht. Er plädiert sogar für ein einfrieren des bestehenden Volumens.


Alles klar, hab auch gerade nochmal den Bericht zum Thema beim Handelsblatt gelesen.
Er spricht sich tatsächlich für eine Beibehaltung/Absenkung der Eckwerte aus.
Mein Fehler.
Das erzeugt zwar andere ökonomische Zielkonflikte mit den Flughäfen ergibt aber natürlich in Bezug auf Vermeidung von Verspätungen deutlich mehr Sinn ...
Danke für die Klarstellung.


Dieser Beitrag wurde am 30.08.2018 10:37 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 31.08.2018 - 14:57 Uhr
UserFrequentC
User (874 Beiträge)
@Digitalflieger schrieb,
Eventuell könnte man verhandeln, ob vielleicht auch nur die Slotanteile zu halten wären. Z.B. eine Airline kann die 80% nicht erfüllen und gibt 40% wieder zurück? Die wären dann wieder vermarktbar...
Auf Deutsch gesagt. Man will sich die Rosinen raus picken und sich dann brüsten, dass man der Konkurrenz die (unpassendsten) Slots zur Verfügung stellt, die keiner braucht.


@contrail55 schrieb,
Ich würde das auch von LH trennen wollen, denn es betrifft ja alle gleichermaßen. Ich habe das LH Beispiel angeführt, da ich hier die Hintergründe kenne.
Hä? Der größte Kunde hat immer am meisten davon, da es z.B. bei der LH in FRA alle Slots betrifft, aber bei BA nur einen kleinen Teil, da es in LHR gar nichts ändert.


@contrail55 schrieb,
Was bei LH,BA und AF/KL nur beding geht, geht bei Ryan, Easy und EW durch die Struktur eher. Die können Equipment zwischen Märkten schieben um es optimiert einzusetzen und nicht Strecken bedienen die man nicht braucht nur um Slots zu halten.
Auch hier liegst du daneben. Die Billigheimer sind auch an die 80/20 Regelung gebunden, wenn sie die Flughäfen bedient, wo diese gilt.