Community / Kommentare zu aktuellen Nachrichten / Norwegian-Mitarbeiter protestieren v...

Beitrag 16 - 20 von 20
1 | 2 | « zurück | weiter »
Beitrag vom 12.11.2020 - 15:12 Uhr
UserFloCo
Vielflieger
User (1641 Beiträge)
Das Kabinenpersonal von Norwegian Air International kommt fast ausnahmslos aus Billigstaaten. Grund sind die Kosten und nicht operatiobelle Überlegungen. Ich möchte Sie daran erinnern, dass Norwegian Air International für Flüge in die USA Einschränkungen bezüglich Nationalitäten der Crew/Arbeitsplätze im Zusammenhang mit den Flügen in die USA akzeptieren musste, weil die US-Behörden eine Wettbewerbsverzerrung sahen.

Ich hatte weiter oben schon einmal gefragt: Wie viele Mitarbeiter sind denn im Ausland angestellt?


@FloCo
Sorry, das stimmt so nicht: Investitionen sind nicht erfolgsrechnungsrelevant, tauchen also dort gar nicht auf (bzw. durch Rückstellungen/Amortisation/Zinsen erst nach Stufe EBITDA). Die Ergebnisse von Norwegian auf Stufe EBITDA sind massiv tiefer als vergleichbare Airlines in Europa. Das Resultat lässt sich nicht auf Investitionen zurückführen. Zudem: Auch andere Airlines haben massiv investiert und hatten Triebwerksprobleme oder ein Grounding der 737MAX zu verkraften. Allesamt schneiden besser ab als Norwegian.


Es ist Geld, das aus dem Unternehmen abfließt. Da ist es doch vollkommen wurscht, wie das intern verbucht wird. Das Geld was da in die Hand genommen wird, und das sind eben nicht nur direkte Investitionen, die man dann am Ende abschreiben kann, sondern auch sowas wie reduzierte Preise, Personalanschaffung etc., das ist weg. Und das fehlt dann am Ende und man ist pleite. Ja, das ist sehr vereinfacht gesagt, aber was interessiert die Buchhaltung dahinter: Pleite = Kein Geld mehr!

Wie und warum das Geld jetzt fehlt, ob das nach dem EBIT oder EBITDA fehlt, ist doch gerade vollkommen egal: Fakt ist, es ist kein Geld mehr da.

Es sind ja keine INvestitionen, wo man massenhaft Flugzeuge gekauft hat. Und Personalanschaffung evt. Personallineffizienz, weil man für Größeres vorplant oder niedrigere Preise fließen sehr wohl in ihre Ergebnisrechnung ein.

Ich habe auch nirgends behauptet, dass Norwegian im Vergleich zu anderen Airlines gut dasteht. Ich habe Ihnen bloß versucht zu erklären, dass ein Minus nicht gleich keine Zukunft bedeuten muss; auch über längere Zeit hinweg nicht.

Schlussendlich müssen Sie mich auch nicht überzeugen, sondern theoretisch den Norwegischen Staat. Glauben Sie, die entsprechenden Personen haben all Ihre Argumente ignoriert? Norwegen macht aus wirtschaftspolitischer Sicht alles richtig, auch wenn es mir natürlich Leid für die Angestellten tut.

Sie wollten doch überzeugt werden. Und ich muss den Staat nicht überzeugen. Mir ist es doch vollkommen egal, ob Norwegian gerettet wird oder nicht. Ich bin noch nie mit denen geflogen und hatte es auch bisher nicht geplant. Auch ist es mir egal, was mit norwegischen Steuergeld passiert...ich bin Deutscher und zahle hier meine Steuern.
Beitrag vom 12.11.2020 - 17:20 Uhr
Usercontrail55
User (4626 Beiträge)
@contrail55

Ich gehe mit Ihnen einig, dass jede Medaille zwei Seiten hat, das nennt sich auch unternehmerische Freiheit. Aber wenn man den Staat um Geld bittet reicht das nicht aus, da braucht es überzeugendere Argumente. Eine Unterstützung von Norwegian Air Shuttle (den Kurzstreckenteil) wäre evtl. eine Lösung im Sinne des "nationalen Wettbewerbs”, allerdings muss der Staat aufpassen, dass er den Strukturwandel nicht behindert, was er mit Investitionen in defizitäre Airlines eben tut.
Die Frage wäre dann, welcher Teil ist wie defizitär? Wenn überhaupt. Wobei es nicht die Aufgabe des Staates ist, zu Coronazeiten hier einzugreifen. Man bekommt Unterstützung um den Status Quo zu erhalten. Wie gut oder schlecht der ist, wird und soll der Markt entscheiden. Wenn der Staat bei jeder Maßnahme erst abwägt ob sich das überhaupt rechnet, dann hätte man massive Eingriffe des Staates in den markt und die Firmen wären pleite, da der Prozess zu lange dauern würde.
Das Kabinenpersonal von Norwegian Air International kommt fast ausnahmslos aus Billigstaaten.
Das ist falsch, auch wenn hier keine Definition des "Billigstaates" vorliegt. Aber Basen in London, Stockholm, Kopenhagen, Barcelona, Rom, ... würde ich jetzt nicht als "Billigstaaten" sehen. Es wird in diesen Ländern gemäß Einkommenniveau bezahlt und Norwegian zahlt eher besser. Welche "Billigstaaten" meinen Sie denn?
Grund sind die Kosten und nicht operatiobelle Überlegungen.
Ich möchte Sie daran erinnern, dass Norwegian Air International für Flüge in die USA Einschränkungen bezüglich Nationalitäten der Crew/Arbeitsplätze im Zusammenhang mit den Flügen in die USA akzeptieren musste, weil die US-Behörden eine Wettbewerbsverzerrung sahen.
Das war nicht die Behörde, das war der Druck der amerikanischen Gewerkschaften. Sie haben dabei europäisches Recht ausgehebelt. Zu solch einem Ansatz gibt es auch zwei Seiten.
Aber wenn ich von Dublin oder Cork zu 2-3 Destinationen in USA fliege, dann macht es Sinn dies von Dublin/Cork zu bereedern und nicht aus jeder US Destination. Aber dieses Beispiel passt ohnehin nicht in Ihre Argumentation.
Daher stelle ich die Frage erneut, können Sie das konkretisieren? Welches Personal operiert die Flüge aus Oslo? Das man ex Rom kein Personal aus Norwegen einsetzt sollte klar sein.

@FloCo
Sorry, das stimmt so nicht: Investitionen sind nicht erfolgsrechnungsrelevant, tauchen also dort gar nicht auf (bzw. durch Rückstellungen/Amortisation/Zinsen erst nach Stufe EBITDA). Die Ergebnisse von Norwegian auf Stufe EBITDA sind massiv tiefer als vergleichbare Airlines in Europa. Das Resultat lässt sich nicht auf Investitionen zurückführen. Zudem: Auch andere Airlines haben massiv investiert und hatten Triebwerksprobleme oder ein Grounding der 737MAX zu verkraften. Allesamt schneiden besser ab als Norwegian.

Schlussendlich müssen Sie mich auch nicht überzeugen, sondern theoretisch den Norwegischen Staat. Glauben Sie, die entsprechenden Personen haben all Ihre Argumente ignoriert? Norwegen macht aus wirtschaftspolitischer Sicht alles richtig, auch wenn es mir natürlich Leid für die Angestellten tut.
Beitrag vom 12.11.2020 - 18:21 Uhr
Userhobbes
User (84 Beiträge)
Jetzt habe ich eine ausführliche Antwort geschrieben und als ich sie abschicken wollte, war alles weg. Ärgerlich. Ich halt' mich daher kurz.

@contrail55
Wie hoch der Anteil an ausländischen F/A's ist kann ich nicht genau sagen, da ich nicht bei Norwegian arbeite. Das Geschäftsmodell von Norwegian Air International fusst jedoch u.a. auf sehr günstigen Kabinenbesatzungen aus Thailand. Es geht also nicht um Kabinenbesatzungen aus Europa. Ein paar Fakten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) aus einer kurzen Recherche:
- Der Eröffnungsflug Oslo-Las Vegas war mit einer exklusiv(!) thailändischen Kabinenbesatzung bereedert. Eine solche Bereederung ist bei Norwegian Air International üblich, darum auch meine zweite Frage im ersten Kommentar weiter oben.
- Ex-CEO Bjorn Kjos posiert zum Erstflug Oslo-JFK mit thailändischen F/A's. Bilder im Netz.
- Die grösste Gewerkschaft Norwegians (Fagforbundet) hat nachgewiesen, dass thailändische F/A's bei Norwegian pro Monat umgerechnet USD 500 verdienen und auf sämtlichen Langstrecken ex Oslo eingesetzt werden.

Genau darum haben die US-Gewerkschaften (zurecht) Druck auf die Behörde gemacht, welche im Rahmen der Zulassung von US-Flügen von Norwegian Air International entsprechende Bedingungen gesetzt hat. Diese Bedingungen setzt die Behörde, nicht die Gewerkschaft.

Sie schreiben, der Markt soll entscheiden wie gut oder schlecht ein Wettbewerber ist. Schauen Sie sich die Finanzergebnisse an: "Der Markt" hat eigentlich schon entschieden. Zudem: Natürlich muss ein Staat bei den Ausgaben den volkswirtschaflichen Nutzen berücksichtigen.

Zu Ihrer Frage, welcher Teil defizitär (das 'wenn überhaupt' habe ich gütlich überlesen...) ist gibt es Anhaltspunkte: Als Norwegian noch ein reiner Kurz- und Mittelstreckenairline mit einer Einheitsflotte war (viele erinnern sich wohl nicht mehr daran), war die Airline sehr profitabel. Sie operierte mit einem ähnlichen Modell wie Ryanair/Easy/Wizz aus dem zahlungskräftigen (und sonnenhungrigen) skandinavischen Markt. Als die Expansion auf die Langstrecke begann, stiegen die Verluste, in den Jahren 2018/2019 in erschreckende Höhen. Wenn ich Mitarbeiter von Norwegian wäre, würde ich meine Wut/Enttäuschung nicht gegen die Regierung richten, sondern gegen das eigene Management. Dieses hat eine erfolgreiche Airline durch nicht nachhaltiges Wachstum in den Abgrund (oder Stand heute zumindest kurz davor) gewirtschaftet.

@FloCo
Ich verstehe Ihren Punkt mit dem Geldabfluss, wollte aber dem Eindruck entgegenwirken, dass die hohen Verluste aufgrund von Investitionen entstanden. Das ist falsch. Die hohen Verluste entstanden, weil Norwegian für ihr Produkt nicht genügend Erträge generieren konnte. Das operationelle (d.h. aus dem Flugbetrieb) erzielte Ergebnis ist verglichen mit anderen Airlines erschreckend.

Ich bin weder Norweger, noch norwegischer Steuerzahler, mir ist im Grunde genommen auch egal was mit der Airline passiert. Der Markt funktioniert aber nur, wenn strukturell defizitäre Airlines verschwinden. Daher teile ich die Ansicht der norwegischen Regierung und sehe keinen Grund, wieso diese Airline finanziell gestützt werden soll, da ihr Modell bereits pre-Corona in Boomjahren nicht erfolgreich war. Für die Mitarbeiter tut es mir natürlich leid.

So kurz wurde es dann doch wieder nicht... ;-)



Dieser Beitrag wurde am 12.11.2020 18:24 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 12.11.2020 - 23:07 Uhr
UserFloCo
Vielflieger
User (1641 Beiträge)

@FloCo
Ich verstehe Ihren Punkt mit dem Geldabfluss, wollte aber dem Eindruck entgegenwirken, dass die hohen Verluste aufgrund von Investitionen entstanden. Das ist falsch. Die hohen Verluste entstanden, weil Norwegian für ihr Produkt nicht genügend Erträge generieren konnte. Das operationelle (d.h. aus dem Flugbetrieb) erzielte Ergebnis ist verglichen mit anderen Airlines erschreckend.

Das kann man jetzt drehen, wie man will: Hat man zu wenig Geld verdient bei zu hohen Kosten (wo die Investitionen durchaus eine Rolle spielen, auch wenn Sie das scheinbar anders sehen), oder waren die Kosten zu hoch für die Einnahmen?

Aber in beiden Fällen muss man sich die Kosten und Einnahmen genauer anschauen um sagen zu können, woran es genau gelegen hat. Warum waren die Preise so niedrig? Warum die Kosten so hoch? Und da sind wir dann wieder bei dem Punkt, dass beides in der Expansionspolitik begründet sein kann.
Ich sage ja nicht, dass es keine anderen Probleme gab/gibt. Aber dass Sie hier den Anschein erwecken wollen, dass die Sache so klar ist und die Investitionen/Expansion keine Rolle spielt und man so oder so pleite gegangen wäre; das ist in meinen Augen schlicht falsch.


Ich bin weder Norweger, noch norwegischer Steuerzahler, mir ist im Grunde genommen auch egal was mit der Airline passiert. Der Markt funktioniert aber nur, wenn strukturell defizitäre Airlines verschwinden. Daher teile ich die Ansicht der norwegischen Regierung und sehe keinen Grund, wieso diese Airline finanziell gestützt werden soll, da ihr Modell bereits pre-Corona in Boomjahren nicht erfolgreich war. Für die Mitarbeiter tut es mir natürlich leid.


Das gilt dann wahrscheinlich auch für Condor und Co. Da bin ich ja sogar bei Ihnen. Ich war auch gegen die Unterstützung für Condor. Selbst die Unterstützung für die Lufthansa sehe ich kritisch. Natürlich alles nicht aus dem Grund, dass ich den Mitarbeitern etwas Schlechtes will; für die ist das natürlich scheiße und denen gönne ich jegliche Unterstützung. Aber aus wirtschaftlicher Sicht, sehe ich in vielen Bereichen falsche Unterstützungen.
Das heißt aber nicht, dass Norwegian in meinen Augen sowieso keine Zukunft gehabt hätte; das sehe ich durchaus anders. Aber ich sehe auch nicht, dass man dafür nun in einem gesättigten Markt Unmengen an Steuergelder investieren muss um alle Spieler am Leben zu halten.

Aber da kann man dann auch schon bald Fragen: Warum die einen, aber die anderen nicht? Und wie @contrail55 schon sagte: Wenn man in der derzeitigen Situation alles und jeden auf Herz und Nieren geprüft hätte und abgeschätzt hätte, ob sich das wirklich rechnet, dann wären viele Unternehmen sehr früh pleite gegangen.

So kurz wurde es dann doch wieder nicht... ;-)

Kurzer Tipp dazu, da mir das auch öfters passiert: Kopieren Sie Ihren Text, bevor Sie auf Speichern klicken, dann kann man das ganz schnell wieder reinkopieren....mache ich mittlerweile vor jedem Beitrag...
Beitrag vom 13.11.2020 - 08:15 Uhr
Usercontrail55
User (4626 Beiträge)
Jetzt habe ich eine ausführliche Antwort geschrieben und als ich sie abschicken wollte, war alles weg. Ärgerlich. Ich halt' mich daher kurz.

@contrail55
Wie hoch der Anteil an ausländischen F/A's ist kann ich nicht genau sagen, da ich nicht bei Norwegian arbeite.

Aber für die Aussage "Das Kabinenpersonal von Norwegian Air International kommt fast ausnahmslos aus Billigstaaten" hat Ihr Wissen gereicht.
Das Geschäftsmodell von Norwegian Air International fusst jedoch u.a. auf sehr günstigen Kabinenbesatzungen aus Thailand. Es geht also nicht um Kabinenbesatzungen aus Europa. Ein paar Fakten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) aus einer kurzen Recherche: ...
Sie beziehen sich hier auf einen Artikel aus 2013, als Norwegian Long Haul AS den Betrieb aufnahm. Davon leiten Sie dann den Rest ab und bauen sich etwas zusammen. Norwegian Air International fliegt B737 in Europa, ob es da thailändische Crews gibt möglich, aber unwahrscheinlich. Von 4768 Cabin Crew sind genau 186 in Bangkok stationiert (GB2019) Nach üblichem Crewschlüssel sollte das für die Bereederung von 3-4 B787 passen, von 21. Die B787 werden somit überwiegend aus Europa operiert und bereedert.

1 | 2 | « zurück | weiter »