Community / Kommentare zu aktuellen Nachrichten / Ryanair steht vor dem ersten harten ...

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Beitrag vom 23.07.2018 - 14:54 Uhr
Usercontrail55
User (4560 Beiträge)
@MD11: Andere Länder, andere Ti… ähh, Sitten. LH ist nicht überall das Maß aller Dinge…

Bei uns ist es nicht so, daß der PIC mit irgendeiner wie auch immer bezeichneten Stelle am Boden darüber verhandelt, ob eine Zwischenlandung durchgeführt werden soll, oder nicht – er informiert sie höchstens darüber, daß er dies tut. Und wenn die Zeit drängt, zur Not auch hinterher, daß er es getan hat.

Die Entscheidung, ob eine Bedrohungssituation vorliegt, außer Kontrolle geraten ist oder gar lebensbedrohliche Zustände entstanden sind, trifft bei uns die Kabine. Es geht doch auch gar nicht anders. Das Problem dabei ist, daß die Cockpittür in so einer Gefahrenlage fest verrammelt bleibt – die Piloten sich also gar kein Bild von der Lage machen können/dürfen. Insofern können sie auch selbst keine Entscheidung treffen, ob eine ZL notwendig ist oder nicht. Auch bei uns ist es einigen alten Kapitänen am Anfang sauer aufgestoßen, daß man ihnen diese Entscheidung abnimmt. Inzwischen ist die Vorgehensweise allgemein akzeptiert. Funktioniert auch gut; mir ist kein Fall bekannt, bei dem hinterher moniert wurde, daß man doch besser hätte weiterfliegen sollen. (Und strenggenommen hat der PIC selbstverständlich immer noch die Befehlsgewalt.)

Nicht mehr hatte MD11 gesagt.
Es geht ja darum alle Ressourcen zu nutzen um sich ein Bild zu machen und dann zu entscheiden. Dazu gehört Groundsupport und auch Kabine oder sogar Passagier (zB Arzt). Das bei Ihnen noch kein Vorfall war, wo man besser hätte weiterfliegen sollen, Glück gehabt. Wenn Sie sagen der PIC hätte weiterhin die Befehlsgewalt widerspricht sich das aber mit der Aussage, die Kabine entscheidet oder es ist eine Vorgabe. Klar, als Purser bewerte ich die Situation und trage dies dann weiter, mit meiner adrenalinschwangeren Einfärbung. Aber mehr auch nicht. Oder ist das bei Ihnen anders?
Wir hatten den Vorfall, das weiterfliegen besser gewesen wäre. Auch wenn in den Unterlagen ein Krankenhaus verzeichnet ist sagt das wenig über die Leistungsfähigkeit aus oder das man Unrulies einfach überall abladen könnte.
Im Krankheitsfall kam dann extra ein Learjet um den Kranken genau dahin zu fliegen wo man ohnehin drüber geflogen wäre und Saudi Arabien hat den Flieger MIT dem Unruly wieder auf den Weg geschickt (oder der Flieger wäre stehen geblieben).
Das kann man alles an Bord gar nicht wissen und ein guter Austausch, oder wie wir im CRM so schön postulieren "Use all available ressourses to achieve a safe and efficient flight operation" sollte zu jederzeit genutzt werden.
Da die Hoheitsgewalten und Verantwortungen des PIC international im ICAO Tokioter Abkommen standardisiert geregelt sind würde es mich wundern wenn das bei Ihrer Airline anders wäre. Aber mag ja sein, man lernt nie aus.

Dieser Beitrag wurde am 23.07.2018 14:59 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 23.07.2018 - 15:24 Uhr
UserDebaser
User (386 Beiträge)
@MD11: Andere Länder, andere Ti… ähh, Sitten. LH ist nicht überall das Maß aller Dinge…
Sie scheinen ja aus gutem Hause zu stammen. Oder ist das der allgemein gebräuchliche Slang bei Ihnen an Bord?

Meine Güte... Kleiner Spaß am Rande, um die Situation etwas aufzulockern und nicht so bierernst daherzukommen. Tut mir leid ;-) Sie nehmen aber auch alles auf, um dem Anderen einen Strick daraus zu drehen. Lassen Sie uns doch sachlich bleiben, das macht erstens mehr Spaß und zweitens ist es für die anderen Foristen ermüdend, wenn sich zwei auf der persönlichen Ebene anfeinden. Ich werde mich auch bemühen.

Solche respektlosen Einschätzungen teilt kein CP, FO oder FB.
Das wundert auch niemanden hier. Selbstkritik werden Sie bei den von Ihnen genannten Personen vergeblich suchen, und wenn sich andere äußern, dann kommt diese überhebliche Art. Oft genug hier zu sehen, das wissen Sie aber ohne mich. Unterschätzen Sie mal die anderen Schreiber hier nicht, im Übrigen auch Ihre Passagiere nicht. Die fliegen nicht alle zum ersten mal.

Hier muß ich Ihnen teilweise rechtgeben. Ich habe mich in den Jahren, in denen ich hier schreibe, auch schon oft über die Borniertheit und fehlende Demut bzw. Selbstreflexion geärgert.

Und die Passagiere halte ich in keiner Weise für dumm. Man trifft diese Einstellung bisweilen bei jungen Kollegen, die in ihrem Leben noch nichts getan haben außer fliegen - und die dann die Gäste abfällig behandeln, nur weil sie nicht wissen, wie die Klotür aufgeht. So etwas dulde ich auch nicht. Für die Gäste ist das einfach eine ungewohnte Situation, daher sind sie unsicher. Wären wir im Spezialgebiet des Gastes auch.

Na ja, Personalkosten 10 bis 20 Prozent. Für einen Mathematikprofi hätte es doch etwas genauer sein können. Und wenn Sie in der Bank (erfolgreich) gearbeitet haben, dann sollten Sie mit so was schon umgehen können.

Der Anteil ist ja von Airline zu Airline unterschiedlich; ich kenne nur die Daten für unser Unternehmen, und die gehen die Öffentlichkeit nichts an. Herr Hunold von AB hat sich, den Vernehmen nach, immer einen Sport daraus gemacht, die PK unter 10% zu halten - aber auch das weiß ich natürlich nicht.

Ich habe Ihnen aufgezeigt wo noch was aus der Zitrone raus kommt und wo man vergeblich drückt.

Tatsächlich? Diese Information habe ich aus der Bemerkung "Und Ihr Flugzeug können Sie noch nicht mal abends tanken wenn es billiger wird, das ist Ihnen auch klar?" nicht extrahieren können. Aber erklären Sie mir doch einmal, was Sie dazu befähigt, mir das aufzuzeigen!

Mit Bosheit hat das nichts zu schaffen, eher schon mit Realitätssinn. Der kommt in Ihren Kreisen immer mal wieder zu kurz in diesem Forum, aber auch da erzähle ich Ihnen kaum was Neues.

Nun ja, wer ist schon perfekt, und kann immer alles richtig einschätzen - ich nicht, Sie nicht, und diejenigen, denen wir fehlenden Realitätssinn unterstellen, können mit ihrer Einschätzung der Dinge auch mal richtigliegen.

Ich ärgere mich nur darüber, wie Sie (nebenbei auch ohne jegliche Selbstkritik) über andere urteilen, ohne sie zu kennen. Das ist anmaßend - Sie können eben mit Ihren Überzeugungen, die Sie für Einschätzungen anderer zugrundelegen, auch mal scheitern. Nicht jeder, der einen vermeintlich niederen Job erledigt, ist auch zu blöd für was "höheres". Deswegen habe ich meinen Kommentar eben etwas harscher abgefaßt.

Mir ist schließlich auch egal, ob Sie Loader am Flughafen, Sachbearbeiter im Finanzamt mit Affinität für Flugzeuge oder Inhaber einer PPL sind, der nun meint, alles über die Fliegerei zu wissen...

Dieser Beitrag wurde am 23.07.2018 15:41 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 23.07.2018 - 15:38 Uhr
UserDebaser
User (386 Beiträge)
Nicht mehr hatte MD11 gesagt.
Es geht ja darum alle Ressourcen zu nutzen um sich ein Bild zu machen und dann zu entscheiden. Dazu gehört Groundsupport und auch Kabine oder sogar Passagier (zB Arzt). Das bei Ihnen noch kein Vorfall war, wo man besser hätte weiterfliegen sollen, Glück gehabt. Wenn Sie sagen der PIC hätte weiterhin die Befehlsgewalt widerspricht sich das aber mit der Aussage, die Kabine entscheidet oder es ist eine Vorgabe. Klar, als Purser bewerte ich die Situation und trage dies dann weiter, mit meiner adrenalinschwangeren Einfärbung. Aber mehr auch nicht. Oder ist das bei Ihnen anders?
Wir hatten den Vorfall, das weiterfliegen besser gewesen wäre. Auch wenn in den Unterlagen ein Krankenhaus verzeichnet ist sagt das wenig über die Leistungsfähigkeit aus oder das man Unrulies einfach überall abladen könnte.
Im Krankheitsfall kam dann extra ein Learjet um den Kranken genau dahin zu fliegen wo man ohnehin drüber geflogen wäre und Saudi Arabien hat den Flieger MIT dem Unruly wieder auf den Weg geschickt (oder der Flieger wäre stehen geblieben).
Das kann man alles an Bord gar nicht wissen und ein guter Austausch, oder wie wir im CRM so schön postulieren "Use all available ressourses to achieve a safe and efficient flight operation" sollte zu jederzeit genutzt werden.
Da die Hoheitsgewalten und Verantwortungen des PIC international im ICAO Tokioter Abkommen standardisiert geregelt sind würde es mich wundern wenn das bei Ihrer Airline anders wäre. Aber mag ja sein, man lernt nie aus.

Stimme Ihnen vollkommen zu. Aber wow: Mit dem Unruly weiterfliegen zu müssen, wenn es so schlimm war, deswegen zwischenlanden zu müssen - das ist ja echt eine harte Nummer.

Mit der Entscheidung der Kabine, das ist natürlich eine betriebliche Procedure. Die Befehlsgewalt, die dem PIC von Gesetzes wegen verliehen ist, kann damit selbstverständlich nicht "overruled" werden. Wenn er (Achtung, Spaß:) nicht zwischenlanden will, weil er dann zu spät zu seiner Grillparty käme, kann er das trotzdem. Keiner kann ihn dazu zwingen. Aber wenn dann hinten einer wegen Krankheit oder Gewalt gestorben ist, hat es eben ein Nachspiel.

Und auch die Kabine wird nur dann eine Zwischenlandung wünschen, wenn es gar keine andere Option gibt. Da wird nichts leichtfertig entschieden; auch uns ist der ganze Rattenschwanz klar, der daran hängt...
Beitrag vom 23.07.2018 - 16:41 Uhr
Usercontrail55
User (4560 Beiträge)
Nur zur Klarstellung. Wenn die Entscheidung beim PIC verbleibt bedeutet das, die Kabine gibt eine Empfehlung (Wunsch) aber keine Anweisung, oder?
Das Nachspiel gibt es immer wenn jemand (auch vermeintlich) zu Schaden kommt. Schon immer musste der PIC seine/ihre Entscheidung begründen und rechtferigen.
Das Spaßbeispiel ist unglücklich gewählt. Es gibt durchaus auch seriöse Gründe dem Wunsch der Kabinenbesatzung nicht nachzukommen, siehe oben. Es ist nunmal kein Spaßthema.

Dieser Beitrag wurde am 23.07.2018 16:45 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 23.07.2018 - 18:51 Uhr
Userfbwlaie
User (4863 Beiträge)
@contrail55,
auch die Kabine müss begründen, weshalb sie die Situation so und nicht anders dem PIC mitgeteilt hat, wenn der PIC sich nicht selbst ein Bild der Lage verschaffen konnte.
Beitrag vom 23.07.2018 - 19:11 Uhr
UserLH830
👮👮👮
User (629 Beiträge)
Ich habe Ihnen aufgezeigt wo noch was aus der Zitrone raus kommt und wo man vergeblich drückt.
Tatsächlich? Diese Information habe ich aus der Bemerkung "Und Ihr Flugzeug können Sie noch nicht mal abends tanken wenn es billiger wird, das ist Ihnen auch klar?" nicht extrahieren können. Aber erklären Sie mir doch einmal, was Sie dazu befähigt, mir das aufzuzeigen!
Mit Bosheit hat das nichts zu schaffen, eher schon mit Realitätssinn. Der kommt in Ihren Kreisen immer mal wieder zu kurz in diesem Forum, aber auch da erzähle ich Ihnen kaum was Neues.
Nun ja, wer ist schon perfekt, und kann immer alles richtig einschätzen - ich nicht, Sie nicht, und diejenigen, denen wir fehlenden Realitätssinn unterstellen, können mit ihrer Einschätzung der Dinge auch mal richtigliegen.

Ich habe Ihnen die Stelle noch einmal herausgesucht.

Personalkosten sind in so einem kapitalintensiven Geschäft wie der Fliegerei kein sooo großer Posten; sie liegen meist so bei 10-20% der Gesamtkosten. Kapitalkosten der Flugzeuge, Wartung und Sprit sind das, was wirklich kostet.
Der einzige Posten wo Sie als Airline wirklich was bewegen können sind nun mal die Personalkosten. Je größer die Airline, desto bedeutsamer. 10 bis 20 Prozent der Gesamtkosten, machen Sie mal 10 statt 20 Prozent, dann geht es um Milliarden. Und Ihr Flugzeug können Sie noch nicht mal abends tanken wenn es billiger wird, das ist Ihnen auch klar? Beim Rest siehts ähnlich aus.

1. Personalkosten
2. Kapitalkosten der Flugzeuge,
3. Wartung und
4. Sprit sind das, was wirklich kostet.

1. Personalkosten sind beeinflussbar, das wissen wir alle. Darum geht es.
2. Sie können verhandeln, aber es gibt Grenzen. Und Sie kaufen auch nicht jede Woche ein Flugzeug.
3. Wartung ist gesetzlich vorgeschrieben. Auch der Umfang. Ein großer deutscher Anbieter für Flugzeugwartung ist kürzlich über Bord gegangen. Erschwert die Möglichkeiten der Preisverhandlung.
4. Das hatte ich herausgepickt. Sie haben keine Möglichkeiten was am Preis zu drehen. Sie können weder die Tankstelle wechseln noch auf tageszeitbedingte Preisänderungen warten. Gibt es ohnehin nicht am Flughafen. Selbst wenn es mehrere Tankgesellschaften gibt, können Sie sich da nichts aussuchen. Fragen Sie mal Ihren Kapitän welche Tankgesellschaft gleich Ihren Flieger tanken wird. Er kann raten und dann hat er getroffen oder auch nicht. Probieren Sie es doch mal aus.

War das schon wieder mal boshaft? Na denn ...
Beitrag vom 23.07.2018 - 19:19 Uhr
UserDebaser
User (386 Beiträge)
Die Entscheidung verbleibt theoretisch beim PIC, weil er qua Gesetz der Befehlshaber ist. Gesetze sind nun mal Gesetze.

Die anzuwendende Procedure ist, daß die Kabine das Bedrohungsszenario definiert - und damit auch die Entscheidung, ob zwischengelandet werden muß. Der PIC wird und kann - auch wenn ihm das Gesetz dies erlauben würde - die Situation nicht erkennen und bewerten, daher verläßt er sich in diesem Fall auf die Bewertung der Kabine, welche in dieser Hinsicht geschult ist. Die Kollegen in der Kabine sind seine Augen und Ohren.

Genauso ist es beim Medical. Der PIC kommt nicht raus, um zu kontrollieren, ob es tatsächlich ein mutmaßlicher Herzinfarkt ist. Er landet zwischen.

Jetzt verstanden? Der PIC kann theoretisch alles mögliche entscheiden. Er könnte auch einen Looping anordnen, wenn ihm das gefällt. Macht er aber nicht. Genauso ist es beim außer Kontrolle geratenen Unruly. Der PIC könnte weiterfliegen. Macht er aber nicht. Weil es in den Procedures so vorgeschrieben ist, nachdem die Entscheidungsträger dieses Verfahren für das beste gehalten haben.

Handelt er entgegen dieser Procedures, kann er dafür nicht belangt werden. Aber intern ist wahrscheinlich, daß er, sagen wir mal, Erklärungsbedarf hat.

Trotzdem ist ihm die Entscheidung nicht genommen - denn es kann ja triftige Gründe geben, warum nicht gelandet werden sollte, etwa ein Krieg im überflogenen Land. Aber darum ging es ja hier nicht.
Beitrag vom 23.07.2018 - 19:33 Uhr
UserDebaser
User (386 Beiträge)
Ich habe Ihnen aufgezeigt wo noch was aus der Zitrone raus kommt und wo man vergeblich drückt.
Tatsächlich? Diese Information habe ich aus der Bemerkung "Und Ihr Flugzeug können Sie noch nicht mal abends tanken wenn es billiger wird, das ist Ihnen auch klar?" nicht extrahieren können. Aber erklären Sie mir doch einmal, was Sie dazu befähigt, mir das aufzuzeigen!
Mit Bosheit hat das nichts zu schaffen, eher schon mit Realitätssinn. Der kommt in Ihren Kreisen immer mal wieder zu kurz in diesem Forum, aber auch da erzähle ich Ihnen kaum was Neues.
Nun ja, wer ist schon perfekt, und kann immer alles richtig einschätzen - ich nicht, Sie nicht, und diejenigen, denen wir fehlenden Realitätssinn unterstellen, können mit ihrer Einschätzung der Dinge auch mal richtigliegen.

Ich habe Ihnen die Stelle noch einmal herausgesucht.

Personalkosten sind in so einem kapitalintensiven Geschäft wie der Fliegerei kein sooo großer Posten; sie liegen meist so bei 10-20% der Gesamtkosten. Kapitalkosten der Flugzeuge, Wartung und Sprit sind das, was wirklich kostet.
Der einzige Posten wo Sie als Airline wirklich was bewegen können sind nun mal die Personalkosten. Je größer die Airline, desto bedeutsamer. 10 bis 20 Prozent der Gesamtkosten, machen Sie mal 10 statt 20 Prozent, dann geht es um Milliarden. Und Ihr Flugzeug können Sie noch nicht mal abends tanken wenn es billiger wird, das ist Ihnen auch klar? Beim Rest siehts ähnlich aus.

1. Personalkosten
2. Kapitalkosten der Flugzeuge,
3. Wartung und
4. Sprit sind das, was wirklich kostet.

1. Personalkosten sind beeinflussbar, das wissen wir alle. Darum geht es.
2. Sie können verhandeln, aber es gibt Grenzen. Und Sie kaufen auch nicht jede Woche ein Flugzeug.
3. Wartung ist gesetzlich vorgeschrieben. Auch der Umfang. Ein großer deutscher Anbieter für Flugzeugwartung ist kürzlich über Bord gegangen. Erschwert die Möglichkeiten der Preisverhandlung.
4. Das hatte ich herausgepickt. Sie haben keine Möglichkeiten was am Preis zu drehen. Sie können weder die Tankstelle wechseln noch auf tageszeitbedingte Preisänderungen warten. Gibt es ohnehin nicht am Flughafen. Selbst wenn es mehrere Tankgesellschaften gibt, können Sie sich da nichts aussuchen. Fragen Sie mal Ihren Kapitän welche Tankgesellschaft gleich Ihren Flieger tanken wird. Er kann raten und dann hat er getroffen oder auch nicht. Probieren Sie es doch mal aus.

War das schon wieder mal boshaft? Na denn ...

Nein, das war sachlich. Klappt doch mit uns ;-) Also:

1. Personalkosten - traditionell das, was das Management noch am ehesten beeinflussen kann, das stimmt. Aber wenn Sie ALLEN Mitarbeitern 10% wegnehmen, was wohl einen Krieg im Unternehmen auslösen dürfte, sinken Ihre Kosten um gerade mal ein bis zwei Prozent. Sie machen im Vergleich mit den anderen Kosten nicht allzu viel aus, auch wenn es natürlich, für sich genommen, hohe Zahlen sind. Im Verhältnis zum Umsatz sind sie dann nicht mehr ganz so hoch...

2. Kapitalkosten - das ist nicht der Geldkoffer, der bei Boeing oder Airbus auf den Tisch gestellt wird. Es sind entweder Leasingkosten oder Abschriebungskosten (AfA), je nach Eigentumsverhältnissen. Die entstehen immer, außer wenn Maschinen Eigentum und abgeschrieben sind. Sehr selten.

3. Wartung - extrem teuer. Selbst eine kleine Birne für 10 Cent kostet für das Flugzeug schon mal 5 Euro. Da kann man tatsächlich wenig ändern.

4. Sprit - auch teuer, aber ein wenig steuerbar. Fuel wird schon seit vielen Jahren abgehedgt; wer dafür ein gutes Händchen und gute Connections hat, kann dem Unternehmen einen Haufen Geld sparen. Kann aber auch nach hinten losgehen. Und richtig, an den Destinations funktioniert das nur bedingt.

5. Dazu kommt noch Service - am leichtesten zu beeinflussen. Bei den meisten Airlines schon bis nahe Null reduziert.
Beitrag vom 23.07.2018 - 19:53 Uhr
Usercontrail55
User (4560 Beiträge)
Die Entscheidung verbleibt theoretisch beim PIC, weil er qua Gesetz der Befehlshaber ist. Gesetze sind nun mal Gesetze.

Die anzuwendende Procedure ist, daß die Kabine das Bedrohungsszenario definiert - und damit auch die Entscheidung, ob zwischengelandet werden muß. Der PIC wird und kann - auch wenn ihm das Gesetz dies erlauben würde - die Situation nicht erkennen und bewerten, daher verläßt er sich in diesem Fall auf die Bewertung der Kabine, welche in dieser Hinsicht geschult ist. Die Kollegen in der Kabine sind seine Augen und Ohren.

Genauso ist es beim Medical. Der PIC kommt nicht raus, um zu kontrollieren, ob es tatsächlich ein mutmaßlicher Herzinfarkt ist. Er landet zwischen.

Jetzt verstanden? Der PIC kann theoretisch alles mögliche entscheiden. Er könnte auch einen Looping anordnen, wenn ihm das gefällt. Macht er aber nicht. Genauso ist es beim außer Kontrolle geratenen Unruly. Der PIC könnte weiterfliegen. Macht er aber nicht. Weil es in den Procedures so vorgeschrieben ist, nachdem die Entscheidungsträger dieses Verfahren für das beste gehalten haben.

Handelt er entgegen dieser Procedures, kann er dafür nicht belangt werden. Aber intern ist wahrscheinlich, daß er, sagen wir mal, Erklärungsbedarf hat.

Trotzdem ist ihm die Entscheidung nicht genommen - denn es kann ja triftige Gründe geben, warum nicht gelandet werden sollte, etwa ein Krieg im überflogenen Land. Aber darum ging es ja hier nicht.

Doch, genau darum ging es.
Ihre Aussage war "Ob wegen Unruly Pax, Medical etc. zwischengelandet werden muß, entscheidet der Kabinenchef - kein Kapitän würde ihm da widersprechen." Das ist ziemlich eindeutig formuliert. So peu à peu haben Sie das jetzt relativiert und bestätigen die Aussage von MD11, der PIC entscheidet das.
Beitrag vom 23.07.2018 - 20:33 Uhr
UserLH830
👮👮👮
User (629 Beiträge)
War das schon wieder mal boshaft? Na denn ...
Nein, das war sachlich. Klappt doch mit uns ;-) Also:
Na ja, viel anders war es diesemal auch nicht. Evtl. etwas ausführlicher ...
1. Personalkosten - traditionell das, was das Management noch am ehesten beeinflussen kann, das stimmt. Aber wenn Sie ALLEN Mitarbeitern 10% wegnehmen, was wohl einen Krieg im Unternehmen auslösen dürfte, sinken Ihre Kosten um gerade mal ein bis zwei Prozent. Sie machen im Vergleich mit den anderen Kosten nicht allzu viel aus, auch wenn es natürlich, für sich genommen, hohe Zahlen sind. Im Verhältnis zum Umsatz sind sie dann nicht mehr ganz so hoch...
Im Verhältnis zu den übrigen Möglichkeiten dafür wieder umso höher.
2. Kapitalkosten - das ist nicht der Geldkoffer, der bei Boeing oder Airbus auf den Tisch gestellt wird. Es sind entweder Leasingkosten oder Abschriebungskosten (AfA), je nach Eigentumsverhältnissen. Die entstehen immer, außer wenn Maschinen Eigentum und abgeschrieben sind. Sehr selten.
Na ja, den Kaufpreis müssen Sie auch erst mal stemmen. Die Abschreibung kommt hinterher. Als erstes brauchen Sie Geld. Sonst bleibt die Kiste in Everett, Finkenwerder oder wo auch immer.
3. Wartung - extrem teuer. Selbst eine kleine Birne für 10 Cent kostet für das Flugzeug schon mal 5 Euro. Da kann man tatsächlich wenig ändern.
Das meinte ich damit.
4. Sprit - auch teuer, aber ein wenig steuerbar. Fuel wird schon seit vielen Jahren abgehedgt; wer dafür ein gutes Händchen und gute Connections hat, kann dem Unternehmen einen Haufen Geld sparen. Kann aber auch nach hinten losgehen. Und richtig, an den Destinations funktioniert das nur bedingt.
Wenn das Hedging daneben geht, wo sparen Sie noch beim Tanken? Wird schwer, darauf hatte ich mich bezogen. Ausserdem sorgt Hedging eher für gleichmäßige Treibstoffpreise als für riesige Kostenersparnis.
5. Dazu kommt noch Service - am leichtesten zu beeinflussen. Bei den meisten Airlines schon bis nahe Null reduziert.
Oder gegen Extragebühr wieder zubuchbar. Das darf man aber letztlich dem Konsumverhalten der Kundschaft zuschieben. Ja man muss sagen der Mehrheit. LH wirft die First Class nahezu aus den Flugzeugen. Sicher hat LH mehr als zwei oder drei F-Class Gäste gehabt, aber eben in Summe zu wenige. Da zählt dann die Mehrheit, wie im richtigen Leben. Wer weiß ob LH in fünf oder zehn Jahren wieder einen anderen Weg geht. Dann werden andere Airlines aber nachziehen oder vorangehen. Man wird sehen.

Dieser Beitrag wurde am 23.07.2018 20:37 Uhr bearbeitet.
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