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Beitrag 1 - 2 von 2
Beitrag vom 12.11.2019 - 18:18 Uhr
UserYankeeZulu1
User (210 Beiträge)
ist ja schön, daß Streiks vorerst mal vom Tisch sein sollen.
Mit käünftig 3 Gewerkschaften nur für das Kabinenpersonal wird das aber nicht einfacher, zumal einerseits UFO reklamiert, die mitgliederstärkste Gewerkschaft zu sein (aber das ist bislang nicht offiziell hieb- und stichfest festgestellt), und ich das Gefühl habe, daß man mitnichten mit der mitgliederstärksten Gewerkschaft einen TV für das gesamte Kabinenpersonal abschließen wird.
und ich wiederhole mich gerne: EINE Gewerkschaft für alle AN in der Luftfahrt, das geht wohl, in anderen Branchen hat man auch sehr unerschiedliche Vergütungen und Leistungen, und man bringt das utner einen Hut.
Wenn das so weitergeht...sehe ich "nicht weiß"
Beitrag vom 13.11.2019 - 12:16 Uhr
UserNicci72
User (570 Beiträge)
Die Ausdifferenzierung der Gewerkschaften und die Entstehung von Spartengewerkschaften sind natürlich ein ambivalentes Phänomen, verstärkt noch durch die arbeitsrechtliche Regelung, dass die jeweils mitgliederstärkste Gewerkschaft eines Bereiches den für alle gültigen Tarifvertrag aushandelt - eine Regelung, die man einführte weil man hoffte, damit der GdL das Wasser abgraben zu können.

Erinnert werden muss allerdings, dass der Erfolg der Spartengewerkschaften in manchen Branchen wie der Luftfahrt durch den auf Konfrontation ausgerichteten "angelsächsischen Führungsstil" der neueren Manager-Generation letztlich verursacht wurde - ein Führungsstil, der die Ausrichtung der traditionellen DGB-Gewerkschaften auf Mitbestimmung und die damit verbundene Neigung zum Konflikt und Streik scheuenden "Bargaining" vor allem als Schwäche interpretierte, die in vielen Tarifverhandlungen auch gnadenlos ausgenutzt wurde. In der Folge standen die alten DGB-Gewerkschafter häufig als Looser mit sehr weit heruntergeholten Hosen vor ihren Mitgliedern - und bestimmte Schlüsselgruppen einiger Branchen haben sich das dann irgendwann einfach nicht mehr gefallen lassen und ihre Schlüsselstellung in den Unternehmen zur Gründung von Spartengewerkschaften genutzt - als erstes die Ärzte, dann die Lokführer, in sehr breitem Maße auch Piloten und Kabinencrews der Luftfahrtbranche (aber natürlich nicht nur diese). Dies hat einerseits zur Folge, dass jene Berufsgruppen in den Unternehmen, die nicht zu den "Schlüsselberufen" zählen, deren Mitglieder leicht austauschbar sind und/ oder schlecht organisiert, jetzt eine noch geringere Lobby und schwächere Interessenvertretung haben. Am Anfang fanden das viele, die ihre Weisheit von den "Chicago Boys" bezogen, auch besonders toll, ich habe noch die Wahlkampfreden der FDP im Ohr, wo jubiliert wurde, endlich zöge mit den neuen Spartengewerkschaften auch bei den Gewerkschaften die freie Marktwirtschaft ein. Das hat sich dann aber recht schnell wieder gedämpft als klar wurde, dass die Vorstände dieser neuen Spartengewerkschaften im Grunde genauso "ticken" wie die Top-Manager auf der Unternehmerseite - dass es bei ihnen nicht mehr um Mitbestimmung zum Wohl des Gesamtunternehmens und um Partizipation durch Einbeziehung von Arbeitnehmerinteressen bei der Unternehmensführung geht sondern schlicht und brutal um die Machtfrage und um die Geldfrage. Also um die Frage: Wer ist hier der Chef und wer hat hier das Sagen? Und um die Frage: Wieviel Knete wächst rüber? Und zwar genau auch auf diesem intellektuellen und sprachlichen Niveau.

Leider ist das aber wohl die einzige Sprache, die viele Top-Manager heute verstehen: Entweder Du erfüllst unsere Forderungen oder wir streiken Dir den Laden kaputt - wie man momentan sehr anschaulich bei der Lufthansa sehen kann.

Dieser Beitrag wurde am 13.11.2019 12:24 Uhr bearbeitet.