Community / / Ryanair droht Piloten Konsequenzen an

Beitrag 31 - 45 von 52
Beitrag vom 12.12.2017 - 07:13 Uhr
UserDigiflieger
User (1150 Beiträge)

Aber ich gebe Ihnen recht: Ein LH-konzerneigenen Lowcoster mit Spitzengehältern für alle Berufsgruppen, die die europäischen LCC im Schach hält, wäre auch meine Wunschvorstellung. Das wird aber leider nix.

Ähm, mit EW erhöht man ja wohl nicht den Gewinn? Selbstverständlich geht es darum und natürlich versucht man auch gleichzeitig, die Konkurrenz in Schach zu halten. LH hatte viele Jahre im dezentralen Verkehr Verluste in 3stelliger Millionenhöhe pro Jahr eingefahren, nun rechnete man vor dem AB-Chaos mit einem erstmals positiven Ergebnis von Eurowings. Selbst wenn es nur darum geht, Verluste einzudämmen, erhöht das den Konzerngewinn.

Sorry, das war ungenau formuliert. Der Konzerngewinn wird durch EW durchaus gesteigert, allerdings generiert EW für sich allein, als direkter Konkurrent zur FR eher (noch) keinen.


Das Stichwort ist gefallen, es geht um Skaleneffekte. Die vielen AOC sind aus meiner Sicht eher eine Momentaufnahme, ich gehe davon aus, dass wir eine teilweise Bereinigung sehen. Aufgrund der Gewerkschaftsstärke in D werden verschiedene AOCs aber auch in Zukunft nötig sein, um (a) die Produktionskosten niedrig zu halten (interne Konkurrenz) und (b) das Ausfallrisiko bei einem Streik zu minimieren.

Diesen letzten Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen ;-o
Eine gewerkschaftliche (starke) Vertretung als Grund für die Notwendigkeit der Zersplitterung anzuführen, entzieht der sozialen Marktwirtschaft jeglichen Grund und Boden.
Sollte das der Grundsatz diese Handelns sein, wäre es der Beweis für die Umgehung von tariflichen Regelungen und für dafür, dass man sich bewusst den sozialen Regeln verschiedener Staaten entziehen will, "nur" um eine Gewinnsteigerung zu erzielen.
Da stellt sich dann als nächstes die Frage: Auf wessen Kosten?
Vielen Dank für dieses ehrliche Statement.
Beitrag vom 12.12.2017 - 09:05 Uhr
Usergordon
User (3473 Beiträge)
@ Luftfahrt...
Ähm, mit EW erhöht man ja wohl nicht den Gewinn? Selbstverständlich geht es darum und natürlich versucht man auch gleichzeitig, die Konkurrenz in Schach zu halten. LH hatte viele Jahre im dezentralen Verkehr Verluste in 3stelliger Millionenhöhe pro Jahr eingefahren, nun rechnete man vor dem AB-Chaos mit einem erstmals positiven Ergebnis von Eurowings. Selbst wenn es nur darum geht, Verluste einzudämmen, erhöht das den Konzerngewinn.

Stimmt, wenn man 500 Mio. Verlust macht und durch eine Maßnahme im nächsten Jahr nur noch -400 Mio., dann hat sich das Ergebnis um 100 Mio. verbessert.
Wenn man allerdings - alternativ - den ganzen Geschäftsbereich eingestellt hätte, hätte sich ihr Ergebnis um 500 Mio. verbessert. Daher belastet ein negatives Ergebnis eines Konzernteils die Wirtschaftlichkeit und verbessert diese nicht.

Dieser Beitrag wurde am 12.12.2017 09:06 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 12.12.2017 - 23:02 Uhr
Userluftfahrtbundesa..
User (27 Beiträge)

Das Stichwort ist gefallen, es geht um Skaleneffekte. Die vielen AOC sind aus meiner Sicht eher eine Momentaufnahme, ich gehe davon aus, dass wir eine teilweise Bereinigung sehen. Aufgrund der Gewerkschaftsstärke in D werden verschiedene AOCs aber auch in Zukunft nötig sein, um (a) die Produktionskosten niedrig zu halten (interne Konkurrenz) und (b) das Ausfallrisiko bei einem Streik zu minimieren.

Diesen letzten Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen ;-o
Eine gewerkschaftliche (starke) Vertretung als Grund für die Notwendigkeit der Zersplitterung anzuführen, entzieht der sozialen Marktwirtschaft jeglichen Grund und Boden.
Sollte das der Grundsatz diese Handelns sein, wäre es der Beweis für die Umgehung von tariflichen Regelungen und für dafür, dass man sich bewusst den sozialen Regeln verschiedener Staaten entziehen will, "nur" um eine Gewinnsteigerung zu erzielen.
Da stellt sich dann als nächstes die Frage: Auf wessen Kosten?
Vielen Dank für dieses ehrliche Statement.

Ich kann ehrlich sein, weil ich mit Lufthansa nichts zu tun habe.

So (scheinbar) unkooperativ, wie sich die Gewerkschaften in den letzten Jahr im LH-Umfeld verhalten haben, finde ich die Reaktion des LH-Managements nachvollziehbar, falls die von mir aufgeführten Gründe denn wirklich relevante Gründe sind. Insofern halte ich die Formulierung "sozialen Regeln verschiedener Staaten entziehen" für nicht zutreffend. Ausgangspunkt ist für mich, sich aus dem Würgegriff einer aus LH-Sicht rücksichtslosen Spartengewerkschaft befreien ui wollen. Soziale Regeln sind damit noch nicht verletzt, das Vorgehen scheint mir völlig legal und eher auf Risikostreuung ausgelegt. LH selbst würde wohl sagen: Der Markt zwingt dazu. Ob das moralisch toll ist: andere Diskussion.
Beitrag vom 12.12.2017 - 23:07 Uhr
Userluftfahrtbundesa..
User (27 Beiträge)
@ Luftfahrt...
Ähm, mit EW erhöht man ja wohl nicht den Gewinn? Selbstverständlich geht es darum und natürlich versucht man auch gleichzeitig, die Konkurrenz in Schach zu halten. LH hatte viele Jahre im dezentralen Verkehr Verluste in 3stelliger Millionenhöhe pro Jahr eingefahren, nun rechnete man vor dem AB-Chaos mit einem erstmals positiven Ergebnis von Eurowings. Selbst wenn es nur darum geht, Verluste einzudämmen, erhöht das den Konzerngewinn.

Stimmt, wenn man 500 Mio. Verlust macht und durch eine Maßnahme im nächsten Jahr nur noch -400 Mio., dann hat sich das Ergebnis um 100 Mio. verbessert.
Wenn man allerdings - alternativ - den ganzen Geschäftsbereich eingestellt hätte, hätte sich ihr Ergebnis um 500 Mio. verbessert. Daher belastet ein negatives Ergebnis eines Konzernteils die Wirtschaftlichkeit und verbessert diese nicht.

Für mich wird so ein Schuh draus: Wenn man Ryanair das Feld überlässt, erodieren auch im zentralen Geschäft die Marktanteile auf ein Niveau, bei dem es irgendwann wirklich an den Gewinn geht (Ryanair würde massiv Passagiere absaugen und ich vermute auch, dass LH schon länger auf dem Radar hatte, dass sich die Geschäftsmodelle der Billigerflieger und der von klassischen zunehmend anpassen (Easyjet und Ryanair versuchen sich ja nun auch im Umsteigeverkehr)). Hältst Du Ryanair auf Distanz, hast Du basierend auf den bisheringen Geschäftsmodellen einen Puffer zum Schutz des eigentlich den Gewinn einbringenden Geschäfts.
Beitrag vom 13.12.2017 - 07:51 Uhr
UserDigiflieger
User (1150 Beiträge)

Das Stichwort ist gefallen, es geht um Skaleneffekte. Die vielen AOC sind aus meiner Sicht eher eine Momentaufnahme, ich gehe davon aus, dass wir eine teilweise Bereinigung sehen. Aufgrund der Gewerkschaftsstärke in D werden verschiedene AOCs aber auch in Zukunft nötig sein, um (a) die Produktionskosten niedrig zu halten (interne Konkurrenz) und (b) das Ausfallrisiko bei einem Streik zu minimieren.

Diesen letzten Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen ;-o
Eine gewerkschaftliche (starke) Vertretung als Grund für die Notwendigkeit der Zersplitterung anzuführen, entzieht der sozialen Marktwirtschaft jeglichen Grund und Boden.
Sollte das der Grundsatz diese Handelns sein, wäre es der Beweis für die Umgehung von tariflichen Regelungen und für dafür, dass man sich bewusst den sozialen Regeln verschiedener Staaten entziehen will, "nur" um eine Gewinnsteigerung zu erzielen.
Da stellt sich dann als nächstes die Frage: Auf wessen Kosten?
Vielen Dank für dieses ehrliche Statement.

Ich kann ehrlich sein, weil ich mit Lufthansa nichts zu tun habe.

So (scheinbar) unkooperativ, wie sich die Gewerkschaften in den letzten Jahr im LH-Umfeld verhalten haben, finde ich die Reaktion des LH-Managements nachvollziehbar, falls die von mir aufgeführten Gründe denn wirklich relevante Gründe sind. Insofern halte ich die Formulierung "sozialen Regeln verschiedener Staaten entziehen" für nicht zutreffend. Ausgangspunkt ist für mich, sich aus dem Würgegriff einer aus LH-Sicht rücksichtslosen Spartengewerkschaft befreien ui wollen. Soziale Regeln sind damit noch nicht verletzt, das Vorgehen scheint mir völlig legal und eher auf Risikostreuung ausgelegt. LH selbst würde wohl sagen: Der Markt zwingt dazu. Ob das moralisch toll ist: andere Diskussion.

Also "legal" ist gleich "sozial"?

Dafür, dass Sie mit LH nichts zu tun haben, argumentieren Sie ganz schon einseitig ;-)

Die Reaktion der LH auf den "Würgegriff" der Gewerkschaften ist nachvollziehbar, hmmm? Haben Sie sich auch mal gefragt, warum dieser Griff in den letzten Jahren enger gezogen wurde? Hat da vielleicht die LH ganz weit vorne mit gemacht?
Egal ob am Boden, ob in der Kabine oder im Cockpit, Kooperationen der Gewerkschaften wurden maximal umgangen, um sich aus diesem "Würgegriff" zu befreien. Man hatte fast den Eindruck es geht nur noch komplett ohne Gewerkschaften...
Gewerkschaften erfüllen einen sozialen Zweck in unserer sozialen Marktwirtschaft. Deshalb sind sie auch geschützt. Diesen Schutz als "Würgegriff" zu sehen, widerspricht diesem Zweck und damit der Grundidee der sozialen Marktwirtschaft.
Die LH ist kein mittelständischer Unternehmer, der durch überbordende tarifliche oder gesetzliche Vorschriften am Unternehmertum gehindert wird.
Es ist eine AG, die ihren Sitz in Deutschland hat und massiv von der Infrastruktur, die wir alle durch unsere hohen Abgaben bezahlen, der Qualität der Arbeit und der guten Grundausbildung in Deutschland profitiert. Dazu gehört dann auch die "starke" Vertretung durch Gewerkschaften.
Beitrag vom 13.12.2017 - 13:28 Uhr
Userluftfahrtbundesa..
User (27 Beiträge)
Es nervt ein wenig, wenn Affinität zu einem Unternehmen unterstellt wird, sobald die Argumentation nicht zur eigenen Linie passt.

Ja, was Cockpit als Spartengewerkschaft veranstaltet hat (inklusive, so zumindest für mich als Aussenstehenden wahrnehmbar, Einmischung in die Unternehmenspolitik) ist für mich ein "in den Würgegriff nehmen". Ich halte Gewerkschaften für SEHR wichtig, gerade in heutiger Zeit. Das heisst aber nicht, dass ich nicht einzelnen Gewerkschaften ihre soziale Rolle aberkenne. Hierzu gehört Cockpit, denn da war Vieles mir nicht mehr vermittelbar (Wer auch immer das liest, bitte auf eine neue Neuddiskussion verzichten). Und gegen Cockpit richtet sich aus meiner Sicht die AOC-Diversifizierungsstrategie der LH (wie gesagt, falls das überhaupt eine Strategie ist und nicht Beifang).

Der Hinweis, dass die LH kein mittelständisches Unternehmen sei, soll was genau sagen? Das wahren von Besitzständen aus Zeiten, die noch ganz andere waren, kann auch einen DAX-Konzern unternehmerisch sehr wohl einschränken. Es gibt sehr viele Beispiele, Wo Gewerkschaften produktiv mit Unternehmen zusammenarbeiten, interessanterweise bekommen das aber einige sehr wenig Gewerkschaften nicht hin und verhalten sich anderern Unternehmensmitarbeitern gegenüber rücksichtslos bzw. versuchen sich einige egomanisch veranlagte Personen zulasten Vieler zu profilieren. Aber natürlich ist es auch so, dass man über die Deutung des Begriffs "sozial" auch trefflich streiten kann. Insofern: Nein, legal ist natürlich nicht zwingend gleich sozial, sondern manchmal auch asozial - von beiden Seiten.

Dieser Beitrag wurde am 13.12.2017 13:28 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 13.12.2017 - 14:39 Uhr
UserDigiflieger
User (1150 Beiträge)
Es nervt ein wenig, wenn Affinität zu einem Unternehmen unterstellt wird, sobald die Argumentation nicht zur eigenen Linie passt.

Es geht doch um etwas Grundsätzliches.

Und wenn Sie LH dabei "in Schutz" nehmen (die konnte ja gar nicht anders), ist das keine unterstellte Affinität, sondern eine faktische ;-)


Ja, was Cockpit als Spartengewerkschaft veranstaltet hat (inklusive, so zumindest für mich als Aussenstehenden wahrnehmbar, Einmischung in die Unternehmenspolitik) ist für mich ein "in den Würgegriff nehmen". Ich halte Gewerkschaften für SEHR wichtig, gerade in heutiger Zeit. Das heisst aber nicht, dass ich nicht einzelnen Gewerkschaften ihre soziale Rolle aberkenne. Hierzu gehört Cockpit, denn da war Vieles mir nicht mehr vermittelbar (Wer auch immer das liest, bitte auf eine neue Neuddiskussion verzichten). Und gegen Cockpit richtet sich aus meiner Sicht die AOC-Diversifizierungsstrategie der LH (wie gesagt, falls das überhaupt eine Strategie ist und nicht Beifang).

Die VC hat als Spartengewerkschaft das versucht, wobei andere "große" schon vorher lange versagt haben. Nämlich einen Konzernweiten Tarifvertrag für Piloten. Genau das, was man so gerne als Flächentarifvertrag bezeichnet. Das wollte und will die LH bis heute nicht. Übrigens in allen Berufsgruppen ;-( Denn es widerspricht dem Teile-und-Herrsche Prinzip.
Es wurde schon mehrmals klar gestellt, dass die Cockpitkosten zwar sicher nicht irrelevant sind, aber eben auch nicht dafür entscheidend, ob ein Flugbetrieb überlebt, oder nicht! Insofern empfinde ich eine solche einseitige Stratgie, um einer oder mehreren Berufsgruppen zu schaden oder auch nur um ihren Einfluss zu begrenzen, als zutiefst asozial.


Der Hinweis, dass die LH kein mittelständisches Unternehmen sei, soll was genau sagen? Das wahren von Besitzständen aus Zeiten, die noch ganz andere waren, kann auch einen DAX-Konzern unternehmerisch sehr wohl einschränken. Es gibt sehr viele Beispiele, Wo Gewerkschaften produktiv mit Unternehmen zusammenarbeiten, interessanterweise bekommen das aber einige sehr wenig Gewerkschaften nicht hin und verhalten sich anderern Unternehmensmitarbeitern gegenüber rücksichtslos bzw. versuchen sich einige egomanisch veranlagte Personen zulasten Vieler zu profilieren. Aber natürlich ist es auch so, dass man über die Deutung des Begriffs "sozial" auch trefflich streiten kann. Insofern: Nein, legal ist natürlich nicht zwingend gleich sozial, sondern manchmal auch asozial - von beiden Seiten.

Der Hinweis auf die Mittelständler war gemeint, dass man dort auf eine wesentlich größere Flexibilität auf beiden Seiten angewiesen ist.
Ja, Sie haben recht, die LH-Piloten kommen aus einer ganz anderen Zeit, so wie auch der ganze Konzern.
Die Besitzstände, von denen Sie schreiben sind aber schon einige Zeit vorbei. Kaufkraftverluste, 0-Runden und die Fastpleite 1992 haben dafür schon gesorgt.
Komischerweise sind eventuelle Besitzstände oder sogar die Erweiterung der selbigen an anderer Stelle im Konzern kein Problem...
So auch die Vergrößerung des Managements und der dazu gehörigen Verwaltungen durch immer mehr Flugbetriebe...

Um mal weg von der LH zu kommen, zu der wir einfach unterschiedlicher Meinung sind:

Geben Sie doch mal ein paar Beispiele, wo die Zusammenarbeit bei LH mit Gewerkschaften produktiv und gut geklappt hat? Würde mich mal interessieren... Wahlweise auch mal ein oder zwei Beispiele aus anderen Konzernen der in den letzten 5-10 Jahren...

Es bleibt spannend;-)

Beitrag vom 13.12.2017 - 15:32 Uhr
UserFW 190
User (2112 Beiträge)

Die Besitzstände, von denen Sie schreiben sind aber schon einige Zeit vorbei. Kaufkraftverluste, 0-Runden und die Fastpleite 1992 haben dafür schon gesorgt.

1992 hat ein CPT am Ende seiner Laufbahn rd. 250 kDM p.a. verdient. Der VV (heute heisst das CEO) Weber hatte mit 500 kDM das Doppelte.

Einfach mal mit heute vergleichen.
Beitrag vom 13.12.2017 - 16:27 Uhr
UserWeideblitz
Moderator
Das Stichwort ist gefallen, es geht um Skaleneffekte. Die vielen AOC sind aus meiner Sicht eher eine Momentaufnahme, ich gehe davon aus, dass wir eine teilweise Bereinigung sehen. Aufgrund der Gewerkschaftsstärke in D werden verschiedene AOCs aber auch in Zukunft nötig sein, um (a) die Produktionskosten niedrig zu halten (interne Konkurrenz) und (b) das Ausfallrisiko bei einem Streik zu minimieren.

Diesen letzten Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen ;-o
Eine gewerkschaftliche (starke) Vertretung als Grund für die Notwendigkeit der Zersplitterung anzuführen, entzieht der sozialen Marktwirtschaft jeglichen Grund und Boden.
Sollte das der Grundsatz diese Handelns sein, wäre es der Beweis für die Umgehung von tariflichen Regelungen und für dafür, dass man sich bewusst den sozialen Regeln verschiedener Staaten entziehen will, "nur" um eine Gewinnsteigerung zu erzielen.
Da stellt sich dann als nächstes die Frage: Auf wessen Kosten?

Sie verkennen da einen wesentlichen Umstand: die Ursache für die Notwendigkeit der AOC Zersplitterung liegt primär nicht bei den Unternehmen, sondern in der Zersplitterung duch verschiedene nationale Regelungen beim Arbeitsrecht, Steuerrecht und Tarifrecht. Durch diese verschiedenen nationalen Spielregeln funktioniert der Arbeitsmarkt trotz eines europäischen Wirtschaftraums national untereinheitlich. Und mit diesem Fakt ist es ganz klar, daß jedes Unternehmen versucht, sich die für sich besten Konditionen herauszusuchen - und das kann man den Unternehmen auch nicht vorwerfen, weil das ist einfach deren Aufgabe, wie alle anderen auch um deren Interessen kämpfen. Und genau das macht FR wie auch LH, wenn auch mit teilw. verschiedenen Mitteln.

Übrigens: die Mitarbeiter, die flexibel sind, nutzen diese Unterschiede auf gleiche Weise aus und suchen sich das Land aus mit den für sie besten Arbeitskonditionen.
Beitrag vom 13.12.2017 - 16:44 Uhr
UserDigiflieger
User (1150 Beiträge)
Das Stichwort ist gefallen, es geht um Skaleneffekte. Die vielen AOC sind aus meiner Sicht eher eine Momentaufnahme, ich gehe davon aus, dass wir eine teilweise Bereinigung sehen. Aufgrund der Gewerkschaftsstärke in D werden verschiedene AOCs aber auch in Zukunft nötig sein, um (a) die Produktionskosten niedrig zu halten (interne Konkurrenz) und (b) das Ausfallrisiko bei einem Streik zu minimieren.

Diesen letzten Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen ;-o
Eine gewerkschaftliche (starke) Vertretung als Grund für die Notwendigkeit der Zersplitterung anzuführen, entzieht der sozialen Marktwirtschaft jeglichen Grund und Boden.
Sollte das der Grundsatz diese Handelns sein, wäre es der Beweis für die Umgehung von tariflichen Regelungen und für dafür, dass man sich bewusst den sozialen Regeln verschiedener Staaten entziehen will, "nur" um eine Gewinnsteigerung zu erzielen.
Da stellt sich dann als nächstes die Frage: Auf wessen Kosten?

Sie verkennen da einen wesentlichen Umstand: die Ursache für die Notwendigkeit der AOC Zersplitterung liegt primär nicht bei den Unternehmen, sondern in der Zersplitterung duch verschiedene nationale Regelungen beim Arbeitsrecht, Steuerrecht und Tarifrecht. Durch diese verschiedenen nationalen Spielregeln funktioniert der Arbeitsmarkt trotz eines europäischen Wirtschaftraums national untereinheitlich. Und mit diesem Fakt ist es ganz klar, daß jedes Unternehmen versucht, sich die für sich besten Konditionen herauszusuchen - und das kann man den Unternehmen auch nicht vorwerfen, weil das ist einfach deren Aufgabe, wie alle anderen auch um deren Interessen kämpfen. Und genau das macht FR wie auch LH, wenn auch mit teilw. verschiedenen Mitteln.


Da haben Sie grundsätzlich recht.
Es erklärt aber nicht "den Zwang" es innerhalb eines Landes für die gleiche Produktion (EWD, GWI, LGW) uneinheitlich zu machen. Oder aber so wie bei NIKI ursprünglich geplant und jetzt mit SN, die Firma im Ausland, aber die Produktion im Inland zu machen. (Firma Österreich/Belgien, Produktion in DUS)
Genauso gut hätte man mit den "teueren" deutschen Regeln und Tarifen ins Ausland gehen können...

Übrigens: die Mitarbeiter, die flexibel sind, nutzen diese Unterschiede auf gleiche Weise aus und suchen sich das Land aus mit den für sie besten Arbeitskonditionen.

Je nach System, hat der MA aber genau diese Flexibilität nicht. Wer erst einmal lang genug in ein bestimmtes System "investiert" hat, kann nur unter "Totalverlust" wo anders weiter machen.
Die besten Arbeitskonditionen sind so nicht zu erreichen, bzw. es gibt eher das race-to-the-bottom...
Beitrag vom 13.12.2017 - 17:49 Uhr
UserWeideblitz
Moderator
Sie verkennen da einen wesentlichen Umstand: die Ursache für die Notwendigkeit der AOC Zersplitterung liegt primär nicht bei den Unternehmen, sondern in der Zersplitterung duch verschiedene nationale Regelungen beim Arbeitsrecht, Steuerrecht und Tarifrecht. Durch diese verschiedenen nationalen Spielregeln funktioniert der Arbeitsmarkt trotz eines europäischen Wirtschaftraums national untereinheitlich. Und mit diesem Fakt ist es ganz klar, daß jedes Unternehmen versucht, sich die für sich besten Konditionen herauszusuchen - und das kann man den Unternehmen auch nicht vorwerfen, weil das ist einfach deren Aufgabe, wie alle anderen auch um deren Interessen kämpfen. Und genau das macht FR wie auch LH, wenn auch mit teilw. verschiedenen Mitteln.


Da haben Sie grundsätzlich recht.
Es erklärt aber nicht "den Zwang" es innerhalb eines Landes für die gleiche Produktion (EWD, GWI, LGW) uneinheitlich zu machen. Oder aber so wie bei NIKI ursprünglich geplant und jetzt mit SN, die Firma im Ausland, aber die Produktion im Inland zu machen. (Firma Österreich/Belgien, Produktion in DUS)
Genauso gut hätte man mit den "teueren" deutschen Regeln und Tarifen ins Ausland gehen können...

Wieso sollte eine Firma das tun? Es wäre unternehmensschädliches Verhalten, solche Vorteile nicht zu nutzen, was für Manager rechtlichre Konsequenzen durch die Investoren nach sich ziehen könnte. Aber auch ohne Investoren würde das keinen Sinn machen, wettbewerbsrelevante Vorteile liegen zu lassen.

Davon abgesehen ist anzunehmen, dass zumindest die verschiedenen AOCs in D nur eine Momentaufnahme sind und diese zusammengelegt werden. Das wurde aber auch schon oben gesagt. Aber das passiert vermutlich auch nur dann, sofern nicht die teuersten Konditionen herangezogen werden. Sonst könnte LH die AOCs auch getrennt lassen. Und auch das ist aus Unternehmenssicht einfach notwendig aus denselben Gründen: das Liegenlassen von Vorteilen führt zu direkten Nachteilen im Wettbewerb, und damit kann auch der Fortbestand des Unternehemens gefährdet werden, siehe Air Berlin. Und das liegt schlicht und einfach daran, daß der Wettbewerb bei vergleichbareer Verbindung fast ausschießlich über den Preis geht. Und das liegt wieder nicht an den Unternehmen, sondern an den Verbrauchern, den Passagieren, die in den Bergleichsportalen dann immer beim billigsten Ticket aufs Knöpfchen drücken.


Übrigens: die Mitarbeiter, die flexibel sind, nutzen diese Unterschiede auf gleiche Weise aus und suchen sich das Land aus mit den für sie besten Arbeitskonditionen.

Je nach System, hat der MA aber genau diese Flexibilität nicht. Wer erst einmal lang genug in ein bestimmtes System "investiert" hat, kann nur unter "Totalverlust" wo anders weiter machen.
Die besten Arbeitskonditionen sind so nicht zu erreichen, bzw. es gibt eher das race-to-the-bottom...

Genau deswegen ist es sinnvoll, diese Regeln EU-weit zu vereinheitlichen und diese nationalen Ansätze zu beenden. Dann gibt es auch dieses Auspielen gegeneinader auch nicht mehr.
Beitrag vom 13.12.2017 - 18:09 Uhr
UserDigiflieger
User (1150 Beiträge)
Es erklärt aber nicht "den Zwang" es innerhalb eines Landes für die gleiche Produktion (EWD, GWI, LGW) uneinheitlich zu machen. Oder aber so wie bei NIKI ursprünglich geplant und jetzt mit SN, die Firma im Ausland, aber die Produktion im Inland zu machen. (Firma Österreich/Belgien, Produktion in DUS)
Genauso gut hätte man mit den "teueren" deutschen Regeln und Tarifen ins Ausland gehen können...

Sorry, das ist natürlich nicht ernst gemeint ;-)

Wieso sollte eine Firma das tun? Es wäre unternehmensschädliches Verhalten, solche Vorteile nicht zu nutzen, was für Manager rechtlichre Konsequenzen durch die Investoren nach sich ziehen könnte. Aber auch ohne Investoren würde das keinen Sinn machen, wettbewerbsrelevante Vorteile liegen zu lassen.

Mir und sicher jedem anderen hier auch ist mittlerweile schon klar, dass das einzige Merkmal, an dem man in der Marktwirtschaft gemessen wird nun einmal der Gewinn ist. Deshalb ja auch meine These, dass wir uns vom "sozial" verabschiedet haben...


Davon abgesehen ist anzunehmen, dass zumindest die verschiedenen AOCs in D nur eine Momentaufnahme sind und diese zusammengelegt werden. Das wurde aber auch schon oben gesagt. Aber das passiert vermutlich auch nur dann, sofern nicht die teuersten Konditionen herangezogen werden. Sonst könnte LH die AOCs auch getrennt lassen. Und auch das ist aus Unternehmenssicht einfach notwendig aus denselben Gründen: das Liegenlassen von Vorteilen führt zu direkten Nachteilen im Wettbewerb, und damit kann auch der Fortbestand des Unternehemens gefährdet werden, siehe Air Berlin. Und das liegt schlicht und einfach daran, daß der Wettbewerb bei vergleichbareer Verbindung fast ausschießlich über den Preis geht. Und das liegt wieder nicht an den Unternehmen, sondern an den Verbrauchern, den Passagieren, die in den Bergleichsportalen dann immer beim billigsten Ticket aufs Knöpfchen drücken.

Ja, ist wohl so. Das Problem ist nun einmal, dass entgangener Gewinn als einzige allgemein akzeptierte Kenngröße sofort als Wettbewerbsnachteil definiert ist. Das setzt sich auch in den Köpfen der Kunden fest, da sie es in ihrem eigenen Unternehmen ebenso zu spüren bekommen.



Übrigens: die Mitarbeiter, die flexibel sind, nutzen diese Unterschiede auf gleiche Weise aus und suchen sich das Land aus mit den für sie besten Arbeitskonditionen.

Je nach System, hat der MA aber genau diese Flexibilität nicht. Wer erst einmal lang genug in ein bestimmtes System "investiert" hat, kann nur unter "Totalverlust" wo anders weiter machen.
Die besten Arbeitskonditionen sind so nicht zu erreichen, bzw. es gibt eher das race-to-the-bottom...

Genau deswegen ist es sinnvoll, diese Regeln EU-weit zu vereinheitlichen und diese nationalen Ansätze zu beenden. Dann gibt es auch dieses Auspielen gegeneinader auch nicht mehr.

Das sind aber sehr dicke Bretter und die wehren sich ;-) Es wäre ja schon einmal gut, wenn die gewerkschaftlichen Bemühungen zur vergleichbaren Bezahlung nicht gleich wieder als unangemessen tituliert werden würden ;-)
Beitrag vom 13.12.2017 - 18:56 Uhr
UserWeideblitz
Moderator
@Digiflieger
klar, solcher "Bretter sind richtig fett, aber national bekommt man das leider niemals geregelt. Wenn man das versucht, endet das leider in Firmen-/Kapitalflucht, und zwar massiv. Also geht es nur, indem man die Fluchtmöglichkeiten (Steueroasen, siehe Panama Papers) reduziert und das geht nur international wirklich effektiv. Und dabei will ich gar nicht global reden (obwohl der der gesamte Longhaul-Bereich ein weltweitger Markt ist), sondern zunächst europäisch. Aber dazu benötigt es eine reformierte EU, basierend auf Mehrheitsentscheidungen ohne Vetos und eine halbierte Kommission und demokratisch legitimiert...


Dieser Beitrag wurde am 14.12.2017 17:52 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 14.12.2017 - 19:57 Uhr
Uservalhs
User (193 Beiträge)
Mir und sicher jedem anderen hier auch ist mittlerweile schon klar, dass das einzige Merkmal, an dem man in der Marktwirtschaft gemessen wird nun einmal der Gewinn ist. Deshalb ja auch meine These, dass wir uns vom "sozial" verabschiedet haben...

vielleicht interessant - was bedeutet soziale Marktwirtschaft 'jedem anderen hier':
'Das Soziale in der Sozialen Marktwirtschaft. In der Öffentlichkeit und bis in die Spitzen der Politik verbreitet ist folgende Denk- und Argumentationsweise: die Marktwirtschaft wird erst durch den Zusatz des Sozialen moralisch akzeptabel. Bei dieser Argumentation handelt es sich um ein klassisches Eigentor. Wer so denkt und redet, transportiert nämlich im Umkehrschluss die Auffassung, dass die Marktwirtschaft als solche eigentlich unmoralisch ist. Da Moral und Ethik wichtiger sind als Ökonomie und Ökonomik, lässt sich daraus dann für die Politik leicht die Folgerung ableiten, dass der Markt mit Wettbewerb und Gewinnstreben der Unternehmen aus moralischen Gründen eingeschränkt, gebändigt, domestiziert werden muss. Diese Auffassung provoziert also permanente sozialpolitische Eingriffe in Marktprozesse; es wird so lange an den Marktergebnissen herumgedoktert, bis von der Marktwirtschaft nicht mehr viel übrig bleibt.'
 DP 14-04 Karl Homann Die moralische Qualität der Marktwirtschaft

Dieser Beitrag wurde am 14.12.2017 19:58 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 14.12.2017 - 20:03 Uhr
Userjasonbourne
User (1759 Beiträge)
Das Stichwort ist gefallen, es geht um Skaleneffekte. Die vielen AOC sind aus meiner Sicht eher eine Momentaufnahme, ich gehe davon aus, dass wir eine teilweise Bereinigung sehen. Aufgrund der Gewerkschaftsstärke in D werden verschiedene AOCs aber auch in Zukunft nötig sein, um (a) die Produktionskosten niedrig zu halten (interne Konkurrenz) und (b) das Ausfallrisiko bei einem Streik zu minimieren.

Diesen letzten Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen ;-o
Eine gewerkschaftliche (starke) Vertretung als Grund für die Notwendigkeit der Zersplitterung anzuführen, entzieht der sozialen Marktwirtschaft jeglichen Grund und Boden.
Sollte das der Grundsatz diese Handelns sein, wäre es der Beweis für die Umgehung von tariflichen Regelungen und für dafür, dass man sich bewusst den sozialen Regeln verschiedener Staaten entziehen will, "nur" um eine Gewinnsteigerung zu erzielen.
Da stellt sich dann als nächstes die Frage: Auf wessen Kosten?

Sie verkennen da einen wesentlichen Umstand: die Ursache für die Notwendigkeit der AOC Zersplitterung liegt primär nicht bei den Unternehmen, sondern in der Zersplitterung duch verschiedene nationale Regelungen beim Arbeitsrecht, Steuerrecht und Tarifrecht. Durch diese verschiedenen nationalen Spielregeln funktioniert der Arbeitsmarkt trotz eines europäischen Wirtschaftraums national untereinheitlich. Und mit diesem Fakt ist es ganz klar, daß jedes Unternehmen versucht, sich die für sich besten Konditionen herauszusuchen - und das kann man den Unternehmen auch nicht vorwerfen, weil das ist einfach deren Aufgabe, wie alle anderen auch um deren Interessen kämpfen. Und genau das macht FR wie auch LH, wenn auch mit teilw. verschiedenen Mitteln.

Übrigens: die Mitarbeiter, die flexibel sind, nutzen diese Unterschiede auf gleiche Weise aus und suchen sich das Land aus mit den für sie besten Arbeitskonditionen.

Das ist ein sehr guter Punkt und in meinen augen auch einer der hauptgründe für den frust bei der arbeitenden bevölkerung.

Während unternehmen wie Apple, Google und co. die globalisierung nutzen um steuern zu sparen, produktion in niedriglohnländer verlagern und sich aus der finanzierung der systeme zurückziehen hat das der arbeitnehmer nicht.

Und dieses ausnutzen von systemlücken ist zwar auf seiten der unternehmen "richtig" aber mmoralisch verwerflich.
Die EU wäre eine der institutionen die da den riegel vorschieben könnte- indem sie ihre regelungen vereinheitlicht.
passiert aber nicht.