Beitrag vom 20.08.2017 - 11:50 Uhr
Dobrindt hat ja nicht unrecht, dass es einen deutschen Champion braucht. Aber nicht dahingehend, dass Lufthansa ab Frankfurt und München vernünftig ausgestattete Flieger losschickt und ab Berlin und Düsseldorf sollen Geschäftsreisende in Ferienflieger a la Eurowings mit einer Premium Economy als bestes Angebot steigen. Da wäre die Weiterführung als unabhängige Fluggesellschaft unter Wöhrl und Investoren und der Beibehaltung der OneWorld Mitgliedschaft schon der bessere Weg. Das Hauptproblem von AirBerlin war die falsche Positionierung zwischen Ferien-, Billig- und Businessflieger. Wenn man sich auf wichtige Geschäftsreiseziele und aussereuropäische Strecken in Nordamerika und Asien konzentrieren würde, sich engmaschiger an das OneWorld Netz der anderen Allianzteilnehmer eingliedern würde, dann sehe ich gute Chancen für eine AirBerlin mit den Standorten Berlin und Düsseldorf als direkter Konkurrenz zur Lufthansa. Als ein Billiganhängsel der Lufthansa a la Eurowings haben die verbliebenen Flieger eher keine Zukunft.
Beitrag vom 20.08.2017 - 13:04 Uhr
Finde es mehr als merkwürdig, dass ein Minister in so einer Weise sich einmischt.
Unverständlich für mich dass ein ex von LH die Gespräche durchführt und unbedingt die Zerschlagung von AB vorantreibt.
Merkwürdig ist es auch, dass bereits letzten Freitag Abend die ersten Kontakte mit LH aufgenommen wurden, obwohl AB die Insolvenz erst am Dienstag angemeldet hat..
Keiner ist fan von Ryanair aber das Ganze stinkt schon...
Beitrag vom 20.08.2017 - 13:42 Uhr
Viele hier machen sich zum Thema mehr Gedanken das möglicherweise ein Monopolmoloch entsteht als um praktische Schritte um so viel wie möglich an Arbeitsplätzen zu erhalten. Das läßt mich vermuten das keiner von denen die so denken mal selbst ein Insovenzverfahren als Betroffener mitgemacht haben. Ich schon. Bei so manchen ohne finaziellem Rückhalt haben sich da exenstielle Ängste breit gemacht wenn plötzlich unvermutet kein Gehalt mehr kommt und auch niemand wirklich sagen kann ob und wie es weiter geht. Die Aussicht auf Konkursausfallgeld viel später ist da nur ein kleiner Trost
Das Insolvenzverfahren wurde nach ca. 2 Monaten erfolgreich abgeschlossen doch die Firma war anschließend nicht mehr dieselbe und ist es auch nie mehr geworden. In diesen 2 Monaten war die Firma praktisch Aktionunfähig denn kleineren Firmen steht keine Bundesregierung mit Finanzmitteln bei. Selbst allerkleinste Finanzentscheidungen (die der Firma sofort Umsatz und sogar Gewinn gebracht hätten) konnten deswegen nicht umgesetzt werden. Es war zum Heulen. Innerhalb weniger Wochen danach waren deshalb auch zwei Drittel der Arbeitsplätze entfallen. in den 2 Monaten haben sich viele Kunden abgewandt und konnten nur zum kleineren Teil zurückgewonnen werden.
Bei Air Berlin wird das eher noch schneller als langsamer gehen. Vielleicht noch kurzfristig eine preiswerte innerdeutsche Verbindung aber wer bucht noch langfristig Langstrecke? Da müßte man ja Masochist sein.
Das LH nicht den ganzen Laden übernehmen darf (und auch gar nicht will) ist ja in Ordnung. Da kann und soll das Kartellamt entsprechende Auflagen machen. Das angebliche Angebot von Hern Wöhrl einer Komplettübernahme erscheint mir völlig utopisch. Welche Finanzmittel hat er denn und was bietet er sonst außer blumigen Worten. Wenn den Scheichs schon die Geduld (aber sicher nicht das Geld) ausgeht wird er bestimmt nicht mehr bieten können.
Es führt kein vernünftiger Wrg daran vorbei eine Aufteilung an mehrere der großen vorhandenen Spieler vorzunehmen. Jede unnötige Verzögerung kann schnell ein paar tausend Arbeitsplätze (neben dem Cockpit) zusätzlich kosten. Wer vor Monopolen Angst hat und neben LH keinen Anbieter findet kann immer noch Bundesbahn oder Flixbus wählen. Sehe da kein Problem.
Beitrag vom 20.08.2017 - 14:01 Uhr
"Das Modell Air Berlin als eine eigenständige Airline ist ja gescheitert"
Mit der Begründung müsste ja jedes Insolvenzverfahren in einer Zerlegung enden. Tut es jedoch aus gutem Grund nicht. Dieser Kommentar zusammen mit denen von anderen Regierungsmitgliedern zeigt, dass der Bund schon seit längerem zusammen mit Lufthansa einen bestimmten Plan verfolgt. Falls sie tatsächlich das Verfahren beeinflussen, liegt hier ein klarer Rechtsverstoß vor.
Eine entschuldete und von Altlasten befreite AirBerlin hätte tatsächlich Chancen auf einen Neustart als eigenständige und unabhängige Airline. Daran besitzt Lufthansa natürlich null Interesse.
Beitrag vom 20.08.2017 - 14:09 Uhr
Bei all den Diskussionen sollte man berücksichtigen, dass ein Insolvenzverfahren als oberste Priorität die Sanierung des Gesamtunternehmens oder möglichst großer Teile zum Ziel hat. Dies ist i.d.R. auch übereinstimmend mit den Interessen der Gläubiger und der Mitarbeiter.
Erst in zweiter und dritter Linie kommen dann Wettbewerbs- und politische Überlegungen zum Zuge.
Ob dieser Reigenfolge auch hier Bestand hat, kann in Anbetracht schon länger laufender Gespräche vor der Eröffnung des Insolvenzverfahrens durchaus bezweifelt werden.
Wenn es aber um die Erhaltung eines Großteils des derzeitigen Gechäfts der AirBerlin geht, werden mögliche Interessenten vor allem auch auf deren Fähigkeiten und Erfahrungen hinsichtlich Airline-Sanierungen überprüft werden. Und hier hat die Lufthansa nunmal am meisten vorzuweisen, gerade auch im Hinblick auf die Größenordnung der erforderlichen Integration & Sanierung (Swiss, Austrian). Und das wird die Chancen der LH sicherlich steigern, einen Großteil des AB-Kuchens erhalten.
Dieser Beitrag wurde am 20.08.2017 14:43 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 20.08.2017 - 14:19 Uhr
Der Bundesregierung ist sicher daran gelegen möglichst viele der AB Arbeitsplätze zu erhalten, genau deswegen wollen sie eine AB nicht in den Händen von Wöhrl / Intro sehen, denn diese haben für Arbeitnehmer (und langfristig auch die Firmen selbst) nichts gutes zu bedeuten.
Zuletzt mussten intersky und cityjet unter dem "Engagement" der Intro Aviation Group leiden
Beitrag vom 20.08.2017 - 15:27 Uhr
Cityjet hat unter dem engagement von Intro aviation nicht gelitten..
LH will AB nicht sanieren sondern Teile zu günstigen Konditionen bekommen..
Arbeitsplätze werden so oder so gestrichen.
Wenn Alles richtig laufen sollte, müssten die Insolvenzverwalter jegliches Angebot in Betracht ziehen. Dafür müsste offiziell nach Interessenten gesucht werden. Das wird seit Freitag letzter Woche nicht gemacht.
Es wird an erster Stelle mit LH verhandelt.
Wenn Wöhrl und Investoren sagen, sie könnten die ganze Airline übernehmen, verstehe ich echt nicht , wie ein Insolvenzverwalter und die Regierung die Zerschlagung von AB vorantreiben und begründen wollen.
Hier geht es eindeutig um die Interesse der Lufthansa und um nix anderes. LH will die AB schlucken so günstig wie möglich, da sie auch AZ übernehmen möchte.
AB kann weiterhin bestehen mit einem anderen Business-Model. Da müssen aber auch die Mitarbeiter bereit sein , die entsprechende Einschnitte zu akzeptieren.
Dieser Beitrag wurde am 20.08.2017 15:34 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 20.08.2017 - 15:54 Uhr
Woher beziehen Sie Ihre durchaus detaillierten Informationen? Aus der hier kopierten dpa Meldung? Laut Insolvenzverwalter, Interview glaube FAZ bin aber nicht sicher, wird mit 10 Interessenten, aber nicht alles Airlines, verhandelt. Richtig ist, bei der Vorstellung und Erläuterung der Angebote hat LH am Freitag den Anfang gemacht. Warten wir doch erst mal ab, was die nächsten Tage so durchsickert. Dann kann man ja immer noch urteilen. So kommt hier nur eine weitere (vollständige?) Zusammenfassung des bisher Bekannten.
Ich will gar nicht urteilen was hier gut oder schlecht läuft, aber wenn alle strikt "by the book" handelten wäre AB seit Freitag 18 Uhr gegroundet. Mit allem was dazu gehört.
Dieser Beitrag wurde am 20.08.2017 15:55 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 20.08.2017 - 18:36 Uhr
Etwas Störfeuer gefällig? Air Berlin würde es in jetziger Form ohne Herr Wöhrle nicht geben, ob das nun gut oder schlecht ist. Fakt ist das Wöhrl damals sowohl LTU als auch Deutsche DBA vor dem Untergang bewahrt hat und dann an Air Berlin veräußerte, sicherlich mit der Absicht daran zu verdienen. Sei es drum.
Wöhrl bereits im Vorfeld auszuschließen hat definitiv ein Geschmäckle. Das es am Ende wahrscheinlich doch LH wird ist auch in meinen Augen der richtige Weg, wobei es LH wenn überhaupt auf die Slots und das Fliegende Personal geht. Neue, gar bessere Leasingverträge abzuschließen traue ich LH sowieso zu. Auch der Bereich Technik und Maintenance sowie Bodenpersonal an manchen Stationen dürften von Interesse sein und für die endgültige Abwicklung der Verwaltungsstellen auch die Personalabteilung und Teile der Buchhaltung. Einfach platt gehen lassen ist die denkbar schlechteste Alternative auch für LH.
Beitrag vom 20.08.2017 - 21:59 Uhr
Worum geht es bei der Insolvenz?
Es geht hierbei zunächst nicht um Arbeitsplätze sondern um Befriedigung der bzw. die gerechte Verteilung der Verluste auf die Gläubiger.
Kann Wöhrl ansatzweise die Interessen der Gläubiger befriedigen?