Sorge um Rüstungsaufträge
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EADS rechnet erst 2015 mit schwarzen Zahlen bei A380

Airbus A380
Airbus A380 in Frankfurt, © Rolf Bewersdorf, Deutsche Lufthansa AG

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DÜSSELDORF  - EADS will mit dem Airbus-Programm A380 im Jahr 2015 erstmals Geld verdienen. "Ich gehe davon aus, dass Airbus es schafft, die A380 binnen fünf Jahren aus der Verlustzone zu bekommen", sagte EADS-Chef Louis Gallois dem "Handelsblatt" (Montag). Dies hänge jedoch auch vom Dollarkurs ab. Beim A380 hatte der Konzern in den vergangenen Jahren mehrfach mit Problemen kämpfen. Jetzt stehen laut Gallois die Produktionskosten im Fokus.

Angesichts der Spardiskussion in den europäischen Regierungen warnte Gallois vor einem Kahlschlag in den Rüstungsetats. "Wir sagen unseren Kunden in den Regierungen: Wir erkennen an, dass ihr sparen müsst. Aber zerstört nicht die Grundlage eurer Industrie", sagte der Manager des europäischen Luftfahrt- und Rüstungkonzerns. Wichtig sei es, Forschungs- und Entwicklungskompetenz in Europa zu halten. Beim Militärtransporter A400M beharrt EADS unterdessen auf der vereinbarten Stückzahl von mindestens 170 Maschinen. Von den insgesamt 180 bestellten Militärtransportern dürften maximal zehn weniger abgenommen werden.

"Diese Zahl bezieht sich auf sieben Abnehmerstaaten, nicht allein auf Deutschland", sagte Gallois. Deutschland ist mit 60 Exemplaren größter Kunde der A400M. Mit seinen Äußerungen reagiert Gallois indirekt auf die Pläne der Bundesregierung, Stückzahlen bei Rüstungsprogrammen wie dem A400M zu kürzen.

Tankergebot bis 9. Juli

Große Hoffnung macht sich EADS weiterhin auf den Tankflugzeugauftrag in den USA. "Unser Bieter-Team steht", sagte Gallois, "es besteht aus 200 führenden Unternehmen." Dazu zählen der US-Konzern General Electric (GE) , Honeywell sowie die Zulieferer Goodrich und Vought. "Ich bin überzeugt, dass wir ein sehr wettbewerbsfähiges Angebot abgeben", sagte der EADS-Chef. Der Konzern hat dazu bis 9. Juli Zeit.

Im März hatte sich EADS zusammen mit seinem damaligen Partner Northrop Grumman aus dem Bieterrennen zurückgezogen, weil beide den US-Konzern Boeing durch die Ausschreibungsbedingungen bevorzugt sahen. Aus einer früheren Ausschreibung war EADS als Sieger hervorgegangen. Allerdings hatte die US-Regierung nach Protesten von Boeing den milliardenschweren Auftrag erneut ausgeschrieben.
© dpa-AFX | Abb.: Air France-KLM | 31.05.2010 10:05

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Beitrag vom 31.05.2010 - 19:13 Uhr
Dass die Produktionskosten beim Projekt A380 anfangs tatsächlich über den erzielten Einnahmen lagen, kann ich mir angesichts der zurückliegenden Probleme schon vorstellen. Dass man damit aber kalkuliert hat, mag ich noch nicht glauben. Deswegen verstehe ich Gallois immer noch so, dass der break even erreicht ist. Möglich ist allerdings auch, dass Gallois sich auf Kalkulationen bezogen hat, die nach dem fatalen Produktionsstart erstellt worden sind. Insofern gebe ich gerne zu, dass auch meine obige Stellungnahme ein spekulatives Element aufweist. Insbesondere das Stückzahl-Argument von karle hat schon was für sich.
Runway hat jetzt noch eine weitere Deutungsmöglichkeit geliefert, die aber - weil eher unüblich - wohl nicht sehr wahrscheinlich ist.
Gerade weil das doch ziemlich unklar ist, würde es mich aber um so mehr interessieren. Denn ein break even in erst fünf Jahren wäre ja wirklich ein wirtschaftliches Fiasko. Vielleicht kann da jemand für Aufklärung sorgen?
Beitrag vom 31.05.2010 - 19:00 Uhr
Man kann die Sache noch pauschaler darstellen. Alle bisher verkauften A380 bringen Airbus netto schätzungsweise nicht mehr als ca. 125 Mio € im Schnitt. Vergesst da mal ganz schnell den derzeitigen Listenpreis. Verkauft wurde nur zu ganz ganz alten Preisen mit Erstkunde- und Mengenrabatt. Macht per Summe für 200 Flieger einen Umsatz von 25 Mrd. Euro.

Bei Entwicklungskosten (inkl. Nacharbeiten, Zwischenfinanzierung und Strafzahlungen) von schätzungsweise 12 Mrd. € bleiben für reine Produktionskosten noch 13 Mrd. € oder 65 Mio € pro Flieger. Dafür kann man A380 nicht annähernd herstellen.Die Gewinnschwelle kann also bestenfalls so definiert sein das im Jahr 2015 die Gesamterlöse die Produktionskosten insgesamt übersteigen. Die Entwicklungskosten bleiben dabei außen vor und werden wohl nie mehr erwirtschaftet werden können. Sie sind in den guten bis sehr guten ertragreichen Jahren von Airbus erwirtschaftet worden.

Da Boeing mit B747-8i im Hintergrund lauert und die Preisgestaltung dadurch nach oben zumindest begrenzt ist (Variante -800) und zudem noch viele Optionen zu alten Preisen bestehen ist mit einer deutlich Erhöhung der Erlöse auch nicht so bald zu rechnen. Technisch ist A380 eine Meisterleistung, kaufmännisch ein Fiasko.
Beitrag vom 31.05.2010 - 17:27 Uhr
>Sehr richtig, man sollte sich das Zitat genau ansehen, denn "Verlustzone" ist durchaus mehrdeutig.

Ja, in der Tat, man muss hier interpretieren können, sicher wissen was er gemeint hat tu ich auch nicht.

>Da man wohl kaum mit Produktionskosten kalkuliert hatte, die von den Erträgen durch die Flugzeugverkäufe nicht gedeckt sind,

Das ist falsch, denn gerade zu Beginn von Großprojekten (z.B. Flugzeugprogrammen) sind die Produktionskosten durchaus noch höher als die durch den Produktverkauf möglichen Einnahmen. Erst recht, wenn man mit solch riesigen Problemen bei der Produktion und beim Produktionshochlauf zu kämpfen hat wie AI mit dem A380.

Hier ein Bild zur Verdeutlichung (Zahlen ignorieren, nur der prinzipielle Linienverlauf ist relevant):
 http://www.openautomation.de/index.php?rex_resize=460w__o70551_02_kopie.jpg
Der Schnittpunkt zwischen der blauen und roten Linie ist der Breakeven. Den hat Gallois meiner Interpretation nach gemeint. Das besagt aber nur, dass das Programm ab hier Geld einfährt. Relevant ist jedoch der Punkt wo die grüne Linie die Nullachse schneidet (ROI = Return of Investment). Erreicht man diesen Punkt, dann ist man "So reich wie vor Programmstart" sprich ab hier wird Geld verdient.
Ein weiterer Hinweis für die Richtigkeit dieser Interpretation ist, dass der ursprünglich bei Programmstart angepeilte ROI-Punkt (wird fälschlicherweise gerne mit Breakeven verwechselt) laut Presse/Foregard bei ca. 250 Flugzeugen lag. Es ist angesichts des ganzen Verzögerungstheaters nahezu unmöglich, dass man den Punkt nun schon bei knapp über 200 Flugzeugen erreichen könnte.


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