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Was mit der deutschen BA vor fast 25 Jahren begann, vollendet jetzt eine ehemalige US-Charterairline mit Sitz in London: Die heutige Air Berlin. In Branchenkreisen war Air Berlin freilich zu keiner Zeit ein echter Billigflieger, Deutschlands zweitgrößte Airline gilt eher als Opportunist in allen Märkten, als Hybridprodukt für Kunden aller Art.
Spätestens mit dem Kauf der LTU stieß die Airline damit freilich an ihre natürlichen Grenzen: Ihr Netz endete stets dort wo sie hinflog. Weiter geht nichts mehr. Vor allem auf der Langstrecke. Die ursprünglich auf den Tourismus ausgelegten Dienste waren für die neuen Kunden in hohem Maße unattraktiv. Zwei wöchentliche Flüge nach San Franciso ziehen keine Berufsflieger an, von denen aber lebt das Geschäft, inzwischen auch das der Billigflieger.
Durch den Beitritt zu Oneworld erschließt sich Air Berlin und Juniorpartner Niki der Zugang zu weltweit 900 Zielen in 150 Ländern und über Codeshare-Dienste die geballte Vertriebskraft ihrer neuen Allianzpartner. Was bietet Air Berlin? Für die Oneworld-Partner einen voll erschlossenen Zugang in Europas stärksten Heimatmarkt, den Kernmarkt der Lufthansa. Und gemeinsam fliegt man sich so die Passagiere zu.
Wurde von aero.at in einem Gespräch mit AUA-Netzwerker Andreas Bierwirth vor kurzem noch die Gefahr monolithischer Märkte hinterfragt, so gab Joachim Hunold mit dem Oneworld-Beitritt die Antwort und der Sicht des AUA-Vorstands Recht: Durch die Erweiterung der Blöcke wird der Wettbewerb eher noch stärker. Was sich Lufthansa Italia bei Skyteam holt und Tochter BMI bei Oneworld, das holt sich die Konkurrenz jetzt zurück. Unterm Strich ein Nullsummenspiel?
Der Zeitpunkt des Beitritts passt nicht nur zur Fertigstellung Brandenburgs, auch in Wien wird 2012 zur rechten Zeit die rechte Hardware frei. Als heuer im Frühjahr auf einer fulminanten Get-together-Party in Wien die Chefpiloten von Air Berlin und Niki lautstark die Übernahme des nach Fertigstellung des neuen Star Alliance Terminals freiwerdenden Westpiers ankündigten, erschien der Wunsch wie eine Utopie. Wie wollen Hunold und Lauda dort eine jährliche Kapazität von gut 6 Mio Passagieren füllen? In Krisenzeiten und gegen die Expansion von Platzhirsch Austrian?
Die Rechnung mag aufgehen oder auch nicht. Mit dem Eintritt in die Oneworld-Allianz sind jedenfalls die Weichen gestellt, und das Ende der Billigflug-Epoche Air Berlins besiegelt: Der hybride Tausendsassa ist erwachsen geworden. Und reif für die nächste Übernahme. Oder wie Ryanairs Chefstratege Michael O'Leary schon im letzten Herbst in einem aero-Gespräch meinte, Air Berlin sei kein Billigflieger, mit ihrem Geschäftsmodell eher ein idealer Übernahmekandidat für einen der drei großen Blöcke. Nach O'Learys Zeitgefühl spätestens bis 2015. Das freilich sehen inzwischen auch manch andere Airliner so. Auch jene in Berlin?
© Bob Gedat, edition airside, Wien | Abb.: air berlin | 28.07.2010 14:58
Kommentare (24) Zur Startseite
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Von der Wirtschaftskraft des Grossraums Berlin sollte man sich nicht taeuschen lassen. Dort ist schon Bewegung drin und wird meines Erachtens durch den neuen Flughafen auf weiteres Interesse stossen. Zum Grossraum BER zaehle ich auch als Einzugsgebiet Polen eventuell die baltischen Staaten hinzu. Deren Airlines haben nur ein geringes Interkontinentalnetz und ein relativ gutes Wirtschaftswachstum. Hier koennte sich durch Kooperationen der Airlines vielleicht ein ausreichendes Aufkommen an PAX und Fracht realisieren lassen.
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Eines ist für mich sicher: Die B787 wird BER in den nächste vier Jahren nicht regelmässig sehen.
Gruß aus EDHI