Panne bei Rolls-Royce
Älter als 7 Tage

Boeing verlegt erste 787-Auslieferung um etwa zwei Monate

Boeing
B787 ZA003 in Farnborough, © The Boeing Company

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SEATTLE - Der US Flugzeugbauer Boeing muss den Beginn der Auslieferungen im Programm 787 erneut verlegen. Das Unternehmen erwartet die Übergabe des ersten Flugzeugs nach einer Mitteilung vom Freitag jetzt "gegen Mitte des ersten Quartals 2011". Das Programm liegt bereits mehr als zweieinhalb Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Die Erstauslieferung einer 787 sollte nach letzter Lesart aber eigentlich noch vor dem Jahreswechsel stattfinden.

Als Ursache der neuen Verzögerung nennt Boeing einen Verzug des Partners Rolls-Royce. Dieser könne ein Aggregat nicht rechtzeitig liefern, das in der letzten Phase der Flugerprobung benötigt wird. Boeing hatte in den vergangenen Wochen bereits eingeräumt, dass der erste Liefertermin wegen Verarbeitungsfehlern an einigen Bauteilen "um wenige Wochen" in das Jahr 2011 hinein verschoben werden könnte.

"Die spätere Verfügbarkeit des Antriebs hat diese Prognose jetzt auf Mitte des ersten Quartals 2011 erweitert", schreibt Boeing am Freitag. Die erneute Verzögerung habe aber keine Auswirkungen auf den Geschäftsausblick des Konzerns.

Rolls-Royce hat für die 787 Triebwerke unter der Bezeichnung Trent 1000 entwickelt. Anfang August war ein Triebwerk aus der frühen Serienfertigung im Teststand des Rolls-Royce Werks Derby geplatzt. Rolls-Royce und die europäische Luftfahrtaufsicht EASA untersuchen seither den Vorfall. Das Unternehmen sollte im Herbst erste Serientriebwerke für die Zulassung der 787 an Boeing liefern.

Der Serienantrieb soll vor der ersten Auslieferung einer 787 an der Maschine ZA004 unter Einsatzbedingungen erprobt werden. Rolls-Royce gab an, den Fehler identifiziert und eine entsprechende Modifikation an späteren Triebwerken der Produktion installiert zu haben. Dennoch kommt es jetzt zu Verzögerungen, die sich auf das ganze Programm auswirken.

Alle Zeitpuffer aufgebraucht

Die Panne bei Rolls-Royce schließt an eine Serie von Rückschlägen an, die Boeing im Programm hinnehmen musste. Die 787 wurde anfangs durch Verzögerungen bei beteiligten Programmpartnern zurückgeworfen. In der seit Dezember 2009 laufenden Flugerprobung traten anschließend weitere Probleme auf.

Die erweiterte Type Inspection Authorization (TIA), ab der mehr Testpersonal an den Flügen teilnehmen durfte, wurde Boeing - später als erwartet - im April erteilt. Bereits hierdurch musste Boeing vorgesehene Zeitreserven anzehren. Im Juni setzte Boeing den Flugbetrieb mit der 787 dann für kurze Zeit vollständig aus, nachdem Techniker einen Verarbeitungsfehler an den Höhenleitwerken des Zulieferers Alenia Aeronautica festgestellt hatten.

Dieses Problem sei inzwischen an allen Maschinen der Testflotte behoben, sagte Boeing Commercial Airplanes Vorstand Jim Albaugh Anfang des Monats. Die Eingliederung der sechsten und letzten 787 in die Testflotte war allerdings zeitgleich in Verzug geraten. Das Flugzeug hätte bereits Ende Juli fliegen sollen, sein Erstflug wird jetzt Anfang September erwartet.

Verzug trifft vor allem Erstkunden ANA

Die erneute Verlegung der ersten Auslieferung trifft vor allem All Nippon Airways (ANA). Der japanische Erstkunde plante einen schnellen Aufbau seiner 787-Flotte nach der ersten Lieferung. "Im ANA-Geschäftsjahr 2010/11 (1. April 2010 bis 31. März 2011) sollen acht Flugzeuge ausgeliefert werden", erklärte ein ANA-Sprecher erst in dieser Woche gegenüber aero.de.

Diese Planung ist jetzt allerdings hinfällig. ANA habe von Boeing noch keine neuen Liefertermine für die ersten acht Flugzeuge erhalten, ergänzte der Sprecher am Freitag. Die Fluggesellschaft erhalte für die jüngsten Verzögerungen aber einen finanziellen Ausgleich. ANA hat für ihre 787 Trent 1000 Triebwerksets von Rolls-Royce geordert.

Späteren Programmkunden macht unterdessen die Erweiterung der Fertigungsrate im Programm Hoffnung. Im August hat Boeing die monatliche 787-Produktion von 2,0 auf 2,5 Flugzeuge heraufgesetzt. "Bis Jahresende sollten wir eine Fertigungsrate von drei Flugzeugen im Monat erreichen", sagte Albaugh Anfang August vor Finanzanalysten. Ab Ende 2013 will Boeing monatlich zehn 787 ausliefern.

© aero.de | Abb.: The Boeing Company | 27.08.2010 09:49

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Beitrag vom 26.09.2010 - 23:18 Uhr
Zum Thema gäbe es in Kürze Gespräche:
 http://www.eturbonews.com/18725/aviation-news-showdown-talks-between-kenya-airways-and-boeing
Wird es ausreichende Zugeständnisse von Boeing oder eine Alternativentscheidung für Airbus mit Kenya Airways geben?
Beitrag vom 01.09.2010 - 22:28 Uhr
Der Schaden (?)
 http://www.aviationweek.com/aw/generic/story_channel.jsp?channel=comm&id=news/awx/2010/09/01/awx_09_01_2010_p0-251440.xml&headline=Oil%20Fire%20Suspected%20In%20Trent%201000%20Failure

Der Link war im Post von B2707 zum Thema "Single Aisle" versteckt ;-)
Beitrag vom 01.09.2010 - 21:44 Uhr
Da gibt es noch einen "netten" Hinweis zum Testprogramm:
 http://leehamnews.wordpress.com/2010/09/01/boeing-to-use-10-787s-for-tests/
(vgl. siehe links flightglobal...
 http://www.flightglobal.com/blogs/flightblogger/
Eintrag vom 01.09.2010
auch zu weiteren Themen!!!)

Wie der Name schon sagt, darf es auch ein bisschen mehr sein, was die Zahl der Testflieger angeht.
Allerdings werden die Motoren nur just-in-time geliefert. Was dass beim 787 Programm bedeutet, kann sich jeder ausdenken. RR hüllt sich in Schweigen über den Vorfall.
Nach der verspäteten ...,TIA (Quelle: flight global), ... entwickelt sich die 787-Zertifizierung dann auch noch zu einem "uncontained" "Jugend forscht Programm" - leider ist das nicht witzig.
Schaunwirmal

Dieser Beitrag wurde am 01.09.2010 21:59 Uhr bearbeitet.


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