Flug AF 4590
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Gericht verurteilt Continental Airlines wegen Concorde-Absturz

Concorde
Concorde der Air France, © Delafosse, Air France

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PONTOISE - Mehr als zehn Jahre nach dem Concorde-Absturz nahe Paris hat ein französisches Gericht die Mitschuld der US-Fluggesellschaft Continental Airlines festgestellt. Die Richter verurteilten das Unternehmen am Montag zu einer Geldstrafe in Höhe von 200.000 Euro. Ein Continental-Mitarbeiter bekam 15 Monate Haft auf Bewährung wegen fahrlässiger Tötung. Continental muss zudem eine Million Euro Schadenersatz an Air France-KLM zahlen.

Bei der Katastrophe am 25. Juli 2000 waren insgesamt 113 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern waren 97 Deutsche, die von New York aus zu einer Kreuzfahrt starten wollten. Das Unglück läutete das Ende der Concorde ein.

Für die deutschen Hinterbliebenen hat das Urteil nur noch symbolische Bedeutung. Etwa 700 Angehörige der Opfer von Flug AF 4590 einigten sich bereits kurz nach der Katastrophe mit Air France und ihrer Versicherung auf Entschädigungen. "Es gab ein großes politisches Interesse, die Concorde-Flugzeuge ganz schnell wieder in die Luft zu bringen", erklärte der damals beteiligte Berliner Anwalt Heiko van Schyndel am Montag der dpa.

Die französischen Richter kamen nun zu dem Ergebnis, dass der Überschalljet Feuer fing, weil er beim Start über eine Titan-Lamelle rollte, die von einer Continental-Maschine abgefallen war. Dabei platzte ein Reifen der Concorde, Gummiteile durchschlugen einen Tank des Flugzeugs und der ausströmende Treibstoff ging in Flammen auf. Der verurteilte Continental-Mitarbeiter hatte bei den Arbeiten an der Lamelle geschlampt.

Vier andere Angeklagten wurden am Montag freigesprochen, darunter auch der damalige Chef des Concorde-Programms Henri Perrier. Für ihn hatte die Staatsanwaltschaft zwei Jahre Haft auf Bewährung gefordert. Ihm soll die Anfälligkeit des Flugzeugs bekannt gewesen sein.

Continental will Richterspruch anfechten

Der Anwalt von Continental kündigte an, das Urteil anzufechten. Die Entscheidung schütze nur die Interessen der französischen Wirtschaft, sagte Olivier Metzner. "Auch Air France hat Fehler begangen." Es seien Beweise verschwunden. Das werde in den nächsten Wochen bekannt werden.

Die Verteidigung von Continental hatte in dem viermonatigen Gerichtsverfahren erklärt, dass die Concorde bereits brannte, bevor sie das fahrlässig an der Continental-Maschine befestigte Metallstück überrollte. Das Unglück beendete den Einsatz des Überschallflugzeugs Concorde. Die französischen und britischen "Donnervögel", die in nur dreieinhalb Stunden von Europa nach New York flogen, wurden 2003 aus dem Betrieb genommen.

© dpa-AFX | 06.12.2010 12:18

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Beitrag vom 06.12.2010 - 22:52 Uhr
Ich halte das Urteil auch für nicht standhaft, die alleinige SChuld bei United /Continental zu suchen ist zu einfach und zu durchsichtig. Sicher hätte das Teil dort nicht liegen dürfen, aber ein Reifen darf auch nicht so aus einander fliegen , dass die Teile groß genug sind im Tank eine Schockwelle auslösen zu können, die zum Bersten des Tanks führen kann. Da hat der Reifenhersteller in meinen Augen ganz klar eine Mitschuld, zu den "Wartungsproblemen" kann ich nichts sagen, ich habe davon gehört, aber weiß nichts genaues.

Gruß aus EDHI
Beitrag vom 06.12.2010 - 18:42 Uhr
FW-Condor hat in seinem Leben keine Concorde von innen gesehen, fliegt scheinbar auf der Condor und weiss exakt was vor 10 Jahren in Paris passiert ist. Klarerweise sind in seiner Welt die pösen, pösen Franzosen schuld :-)
Wenn wir sie nicht schon hätten, müsste man sie erfinden.
Beitrag vom 06.12.2010 - 13:03 Uhr
Die Problematik mit den Reifen ist schon lange bekannt gewesen, es gab auch mehr als genug Probleme damit.
Aber das Reifenproblem und dasdarausfolgende Feuerproblem war nur eine Ursache, das größere Problem war, dass ein Fahrwerk von Airfrance-Technikern nicht ordnunggemäß instandgesetzt war ( es fehle ein nicht unwichtiges Distanzstück ), sodass das Flugzeug nicht geradeaus auf der Startbahn beschleunigte. Stattdessen zog es nach links und die Piloten hatten keine andere Chance als mit zu geringer Geschwindigkeit abzuheben.
Wäre die brennende Maschine geradeaus von der Bahn ( mit der richtigen Geschwindigkeit ) in die Luft gekommen, dann hätten die Piloten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Notlandung auf der selben Piste hinbekommen.

Aber: die Wahrheit will man bei Airfrance eben nicht öffentlich machen. Pfusch in der Wartungund kritische Konstruktionen sind sicher kein Highlight.

Dieser Beitrag wurde am 06.12.2010 13:04 Uhr bearbeitet.


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