Kranich im Übernahmefieber
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Lufthansa bietet voraussichtlich für Teile der Alitalia

Alitalia Boeing 777-200ER
Alitalia Boeing 777-200ER, ©  Masakatsu Ukon

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FRANKFURT - Unmittelbar nach der Übernahme großer Teile der Air Berlin hat die Lufthansa die nächste marode Fluggesellschaft im Blick. "Wir haben Interesse an einer neu aufgestellten Alitalia", sagte ein Konzernsprecher am Donnerstag in Frankfurt.

Es gilt damit als äußerst wahrscheinlich, dass der deutsche Dax-Konzern an dem bis Montag (16. Oktober) befristeten Bieterverfahren um die einstige italienische Staats-Airline teilnimmt.

Dem Vernehmen nach wird Lufthansa lediglich für Teile der unter Sonderverwaltung stehenden Gesellschaft verbindlich bieten und einen organisatorischen Neuanfang verlangen. In ihrer bisherigen Form gilt die Alitalia als "unsanierbar". Der irische Billigflieger Ryanair war bereits aus dem Bieterrennen ausgestiegen.

Alitalia ist seit Jahren in der Krise und hatte im Mai Insolvenz angemeldet. Dies war bereits vor demselben Schritt bei Air Berlin geschehen, nachdem die gemeinsame Haupteignerin Etihad die finanzielle Unterstützung entzogen hatte. Die Gesellschaft wird durch einen staatlichen Überbrückungskredit in der Luft gehalten.

Blaupause für einen Deal mit dem europäischen Marktführer Lufthansa könnte deren Übernahme der Air Berlin sein, wo lediglich Unternehmensteile mit den jeweiligen Start- und Landerechten den Besitzer wechseln sollen. Verwaltung und Technik werden nicht übernommen, und selbst das fliegende Personal muss sich zu großen Teilen neu bei der Tochtergesellschaft Eurowings bewerben und die dortigen Tarifbedingungen akzeptieren.

"Wir werden Alitalia nicht kaufen", hatte Konzernchef Carsten Spohr im Juni klargestellt. "Allerdings ist Italien ein sehr wichtiger Markt für uns und für Langstreckenflüge, vor allem für ankommende." Auch für die Günstigmarke Eurowings könnten sich in Italien neue Chancen ergeben.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Masakatsu Ukon | 12.10.2017 15:49

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Beitrag vom 12.10.2017 - 23:17 Uhr
Das Konzept bankrotte Airlines zusammen zu kaufen hat noch nie geklappt, aber ist es das noch wenn man nur Reste kauft?
Das stimmt für den ersten Teil der Satzes. Siehe Swissair oder Etihad.
Beim zweiten Teil bin ich optimistischer. Denn da scheint sich die LH-Gruppe zum Profi entwickelt zu haben. Es ist nicht schmeichelhaft wie das alles im Detail gelaufen ist aber die LH-Gruppe hat sowohl in der Schweiz als auch in Österreich die Gunst der Stunde genutzt und zu für sie extrem guten Bedingungen gekauft und fährt damit jetzt Rekorde ein. In Belgien geht das ganze offenbar ähnlich weiter. Ob dieses Konzept freilich auch in Italien oder mit der AB aufgeht ist deshalb keinesfalls bewiesen. Die LH ist allerdings gut damit gefahren in den letzten Jahren.
Beitrag vom 12.10.2017 - 23:11 Uhr
Es geht doch längst nicht mehr um einen starken nationalen Champion sondern um einen europäischen. Der Luftverkehrsmarkt in Europa ist liberalisiert und man muss in der ganzen EU stark sein.

Da gebe ich Ihnen völlig recht. Mein Bezug auf den nationalen Champion war auch nur auf das Szenario des Einsatzes von Steuergeldern im Falle eines Niedergangs der LH-Gruppe bezogen. Da würde dann jeder mit nationalen Interessen argumentieren. Darum ging es ja in dem ersten Beitrag. Die Angst im Falle eines Scheiterns als Steuerzahler in die Bresche springen zu müssen.
Abseits dieser Problematik des Scheiterns (oder solange es nicht so kommt) geht es natürlich für die LH darum sich auf europäischer - wenn nicht gar internationaler - Ebene als globaler Champion zu positionieren. Und da ist man ja bisher schon nicht sehr schlecht aufgestellt. Die Lufthansa Passage ist transatlantisch seit Jahrzehnten eine feste Größe und mit Eurowings soll dies in Europa auf LCC Basis nun auch gelingen. Es kann ja durchaus auch funktionieren.

Italien als Markt kann man durchaus erfolgreich bearbeiten, man muss sich nur die LCC‘s anschauen. Da Alitalia nun endlich vom Markt verschwindet, kann man doch als Vorstand der LH garnicht auf die Chance verzichten etwa in Linate slots zu sichern.

Auch da bin ich bei Ihnen. Italien war und ist für Lufthansa seit langem ein wichtiger Aber eben auch schwieriger Markt. Nach der blutigen Nase die man sich mit LH italia geholt hat war man vorsichtiger. Seitdem grasen LH Classic via FRA und meist Air Dolomiti via MUC den norditalienische Markt schon sehr effektiv ab. Da ist potentiell sicher mehr und es kann einen Versuch wert sein wenn man es richtig macht.
Beitrag vom 12.10.2017 - 20:54 Uhr

Aber was "too big to fail" angeht ändert sich nichts. Die Lufthansa wäre als letzter deutscher international operierender Business-Carrier (und da war Air Berlin nie echte Konkurrenz) immer zu groß und wichtig um sie sterben zu lassen. Bei all dem schwachsinnigen Gerede über einen nationalen Champion braucht die deutsche Wirtschaft letztendlich einen starken Carrier mit Direktverbindungen in die weltweiten Märkte. Und das ist eben nicht heute mal United gen Westen, Air China gen Osten und Singapore nach Südostasien. Allianzen hin oder her. Und mit Umweg über andere europäische Hubs oder gar den nahen Osten schon gar nicht.

Es geht doch längst nicht mehr um einen starken nationalen Champion sondern um einen europäischen. Der Luftverkehrsmarkt in Europa ist liberalisiert und man muss in der ganzen EU stark sein.

Italien als Markt kann man durchaus erfolgreich bearbeiten, man muss sich nur die LCC‘s anschauen. Da Alitalia nun endlich vom Markt verschwindet, kann man doch als Vorstand der LH garnicht auf die Chance verzichten etwa in Linate slots zu sichern.


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