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Ryanair hält trotz Planungsdesaster an Gewinnziel fest

Ryanair Boeing 737-800
Ryanair Boeing 737-800, © The Boeing Company

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DUBLIN - Europas größter Billigflieger Ryanair will seinen Piloten höhere Gehälter zahlen und geht nicht von weiteren massenhaften Flugstreichungen aus. Es gebe keinen Mangel an Piloten, sagte der Chef der irischen Airline, Michael O'Leary, am Dienstag bei der Vorlage der Quartalszahlen in Dublin.

Die Rivalin von Easyjet und Lufthansa steht wegen 20.000 Flugstreichungen bis zum Frühjahr und ihrer Arbeitsbedingungen in der Kritik. Am Gewinnziel hält sie fest.

Die Airline hat nach offiziellen Angaben mehr als 4.200 Piloten; allein in diesem Jahr sind bislang über 900 angestellt worden. Vertreter der Fluggesellschaft zeigten sich in Dublin zuversichtlich, genug Personal für den Flugplan im kommenden Sommer zu haben. Piloten seien unter anderem höhere Gehälter und bessere Aufstiegschancen zugesagt worden. O'Leary warf Gewerkschaften Desinformation vor.

Das Streichen der zahlreichen Flüge hatte Ryanair mit Fehlern beim Erstellen der Dienstpläne begründet: Die Urlaubszeiten der Piloten seien nicht ausreichend berücksichtigt worden. Etwa 700.000 Passagiere sind von den Streichungen betroffen.

Die britische Zivilluftfahrtbehörde CAA (Civil Aviation Authority) hatte der Fluggesellschaft zwischenzeitlich "permanente Irreführung" vorgeworfen. Ryanair habe Passagiere bei der massenhaften Streichung von Flügen nicht ausreichend über ihre Rechte informiert.

Der Billigflieger steht unter Druck, ausreichend Piloten für seine ehrgeizigen Wachstumsziele zu rekrutieren. Es gibt schon lange Streit um Gehälter und Arbeitsbedingungen. Erik Fengler flog von 2011 bis 2013 bei Ryanair und wirft der Airline "Rosinenpickerei" vor. "Ich musste eine Firma gründen, um dort arbeiten zu können", sagte der Pilot der Deutschen Presse-Agentur. Das sei unfairer Wettbewerb gegenüber anderen Fluglinien, die ihr Personal besser stellten.

Trotz der zahlreichen Flugstreichungen bis zum Frühjahr hält Ryanair an seinem Gewinnziel fest. O'Leary erwartet bis Ende März 2018 einen Überschuss von 1,4 bis 1,45 Milliarden Euro. Rückerstattungen und Entschädigungen für die gestrichenen Flüge dürften zwar das Ergebnis belasten. Die Ticketpreise im Winter würden aber nicht ganz so stark fallen wie zuletzt angenommen, sagte O'Leary.

Die Flugtickets werden im Winterhalbjahr bis Ende März demnach im Schnitt um 4 bis 6 Prozent billiger werden als ein Jahr zuvor. Bisher war Ryanair von einem Rückgang um 5 bis 7 Prozent ausgegangen.

Im wichtigen Sommerquartal bis Ende September, das bei Ryanair das zweite Geschäftsquartal ist, musste der Billigflieger beim Gewinn allerdings etwas zurückstecken. Während der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um drei Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zulegte, ging der Überschuss um zwei Prozent auf 895 Millionen Euro zurück.

Die deutsche Gewerkschaft Ufo hatte das Unternehmen vor einer Woche zu Tarifverhandlungen für die 700 bis 1.000 in Deutschland stationierten Flugbegleiter aufgefordert. Die Ryanair-Bedingungen seien in Deutschland "schlicht illegal", hieß es.

Die Gewerkschaft wirft Ryanair vor, Flugbegleiter in Deutschland nach irischem Recht zu beschäftigen. Das ermögliche kurze Kündigungsfristen, weniger Urlaubstage und die dauerhafte Anstellung in Leiharbeit. Der Billigflieger verschaffe sich durch Lohndumping und Umgehung gesetzlicher Bestimmungen unfaire Wettbewerbsvorteile. Ryanair lehnt bislang Tarifverhandlungen mit Gewerkschaften ab.

Ryanair hat sein Angebot in Europa ausgebaut und bietet fast 3.000 Verbindungen an. Der scharfe Wettbewerb lässt die Ticketpreise der Billig-Airlines purzeln. Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt fiel der Durchschnittspreis für Europaflüge im Sommerflugplan 2017 auf einen historischen Tiefstand zwischen 35 und 97 Euro. Ryanair kam, nach der ungarischen Wizz, mit 45 Euro auf den zweiten Platz. Am teuersten war demnach der deutsche Marktführer Eurowings, der größere Teile von Air Berlin übernehmen soll.

An der Börse wurden die Nachrichten mit Erleichterung aufgenommen. Die Ryanair-Aktie gewann bis zum frühen Nachmittag knapp sechs Prozent auf 16,68 Euro. Seit Jahresbeginn liegt ihr Kurs damit rund 14 Prozent im Plus, nachdem die Anleger die Aktie infolge des Flugplan-Desasters seit September abgestraft und ihren vorigen Höhenflug vorerst beendet hatten.

Zum Vergleich: Der Kurs der Lufthansa <DE0008232125> hat in diesem Jahr um mehr als 120 Prozent zugelegt. Insgesamt ist Ryanair an der Börse mit knapp 20 Milliarden Euro aber immer noch gut anderthalb mal so viel wert wie der Kranich-Konzern.
© dpa-AFX | Abb.: Boeing | 31.10.2017 08:37

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Beitrag vom 02.11.2017 - 17:23 Uhr
Durch das Fliegen alleine bleibt nichts hängen bei Ryanair. Aus dem Geschäftsbericht von Ryanair:
- Average Booked Passenger Fare: 40,58 €
- Cost per Booked Passenger: 42,62 €


Ja, wobei 'fare' bei Ryanair einen anderen Umfang (=weniger) beinhaltet als bei vielen anderen Airlines. Insofern sind die Zusatzerlöse umfangreicher, die größenteils mehr oder weniger direkt mit der eigentlichen Buchung zusammenhängen.

Wie dem auch sei: die 'Average Booked Passenger Fare' kann Ryanair ohne Probleme anziehen und wird sie auch erlöst bekommen, um das Gewinnziel zu erreichen. Der Markt gibt das her. Der einzige theoretische Nachteil ist nur, daß dadruch die eigene Expansionsstrategie etwas ausgebremst wird, aber im Moment muss sich Ryanair eh eher um den reibungslosen Ablauf des gegenwärtigen Flugbetriebs kümmern...
Beitrag vom 02.11.2017 - 15:01 Uhr
Da man ja mit den Flügen selbst bei FR in der Regel kein Geld verdient (...)

Naja, bei etwas mehr als 1 Mrd. Gewinn und etwas mehr als 100 Mio. Passagieren macht das einen Gewinn von 10 € pro Pax (Ich weiß, das ist sehr sehr vereinfacht). Die Zielumsätze beim Bordverkauf liegen weit unter 10€, also wird auch so einiges durchs Fliegen hängen bleiben.

Durch das Fliegen alleine bleibt nichts hängen bei Ryanair. Aus dem Geschäftsbericht von Ryanair:
- Average Booked Passenger Fare: 40,58 €
- Cost per Booked Passenger: 42,62 €

Beitrag vom 02.11.2017 - 13:27 Uhr
Da man ja mit den Flügen selbst bei FR in der Regel kein Geld verdient (...)

Naja, bei etwas mehr als 1 Mrd. Gewinn und etwas mehr als 100 Mio. Passagieren macht das einen Gewinn von 10 € pro Pax (Ich weiß, das ist sehr sehr vereinfacht). Die Zielumsätze beim Bordverkauf liegen weit unter 10€, also wird auch so einiges durchs Fliegen hängen bleiben.

Eine Anmerkung zur Überschrift: Es gab niemals ein Planungsdesaster. Das Desaster sind die Arbeitsbedingungen und die illegalen Arbeitsverträge- das Geld, so ehrlich muss man sein, ist ja sogar noch okay. Diese desaströsen Abeitsbedingungen/Vertäge führten zum Massenexodus beim fliegenden Personal. Weil ein Planungsfehler aber der Öffentlichkeit viel leichter zu verkaufen ist, als die o.g. eigentlichen Gründe, wurde eben das "Planungsdesaster" erdacht. Bitte, liebe Schreibenden, übernehmt nicht die Propagandarhetorik aus Irland.


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