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Luftverkehr besser auf Vulkanrisiken vorbereitet

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Asche-Emissionen über Island, © DLR

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BRÜSSEL - Ein neuer Vulkanausbruch in Island würde Europas Flugverkehr wohl weit weniger blockieren als im vergangenen Jahr. Luftverkehrsexperten gehen davon aus, dass bei einer Aschewolke künftig kaum zwei Drittel des damals gesperrten Luftraums über Europa blockiert würden. "Wenn exakt dasselbe passiert, müssten wir weit weniger Areale schließen", sagte der Chef der Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol, Brian Flynn.

So wurden im vergangenen Jahr rund 100.000 Flüge abgesagt - diesmal wären es nach grober Schätzung noch 60.000.

Grund dafür ist, dass seit Sommer 2010 ein neues Drei-Zonen Modell von Eurocontrol und dem Vulkanasche-Zentrum in London gilt. Es lässt das Fliegen auch in Bereichen mit geringer Asche-Konzentration zu, solange bestimmte Grenzwerte (2 Milligramm pro Kubikmeter Luft) nicht überschritten werden. Nur der gefährliche Kernbereich muss umflogen werden. Diese Grenzen haben Experten zusammen mit Flugzeugherstellern nach zahlreichen Tests festgelegt.

"Wir wissen heute viel mehr über die Wirkung von Asche auf Flugzeugmotoren", sagte Flynn im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. "Und wir wissen, dass geringe Asche-Konzentrationen in der Luft dem Motor überhaupt nicht schaden." Entscheidend sei zudem nicht nur die Konzentration und die Art der Asche, sondern auch die Dauer eines Flugs durch Asche. "Im vergangenen Jahr hatte man keine Ahnung und musste sich auf Erfahrungen stützen, die 20 oder 30 Jahre alt waren und von Sandstürmen in der Sahara stammten."

Viele Luftaufsichtsbehörden setzten deshalb auf absolute Sicherheit. "Die oberste Maxime hieß damals: Null Risiko. Da wurde sofort dichtgemacht", sagte der Experte. Die Folgen waren gravierend und lösten ein wochenlanges Chaos aus. Etwa 11 Millionen Passagiere konnten nicht wie geplant fliegen, Fluggesellschaften hatten insgesamt rund 1,1 Milliarden Euro Einnahmeausfall.

Nach Ansicht von Eurocontrol ist auch das größte Problem vom vergangenen Jahr beseitigt: Das uneinheitliche Vorgehen in Europa, wo Entscheidungen über den Luftraum immer noch Sache der 27 einzelnen EU-Staaten sind. Ein neu geschaffenes Krisenzentrum mit Experten von Eurocontrol und EU-Kommission kann im Fall der Fälle den Staaten einheitliche Empfehlungen an die Hand geben. Kritiker wie der Verband Europäischer Fluglinien AEA bezweifeln jedoch, das das etwas ändert.

"Europa hat jetzt Entscheidungsträger, die am richtigen Ort und zur richtigen Zeit sofort da sind", sagte Flynn. "Wir können heute Krisen im europäischen Flugverkehr schneller und effektiver meistern." Das gelte nicht nur für Vulkanausbrüche, sondern auch für andere Krisen wie etwa Terroranschläge oder eine radioaktive Wolke. Statt Tagen würden Entscheidungen nur noch Stunden dauern.

Im Übrigen könnten die Europäer aber erst einmal entspannt bleiben: "Es gibt alle 123 Jahre einen vergleichbaren Vulkanausbruch. Das ist ganz schön selten", sagt Europas oberster Luftraumüberwacher.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Air France-KLM | 12.04.2011 08:54


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