Seit Ende März bedient Qantas mit der Boeing 787-9 die 14.498 Kilometer lange Ultralangstrecke von Perth in Westaustralien nach London. Durchschnittlich dauert der Flug in westlicher Richtung seither etwas über 17 Stunden. "Zwei Drittel der Kunden bisher bewerten die Erfahrung sehr positiv", sagte Alison Webster, CEO von Qantas International, jetzt in einem Pressegespräch in Sydney.
Qantas plant eine Ausweitung der Ultralangstrecken mit der Übernahme weiterer Boeing 787-9. Derzeit betreibt die Gesellschaft vier Exemplare, nach der Aufstockung der Bestellung im Mai 2018 um sechs Dreamliner werden zehn weitere erwartet.
Die Flugzeuge verfügen über 236 Sitze, davon 42 in Business, 28 in Premium Economy und 166 in Economy, letztere stammen vom deutschen Sitzhersteller Recaro, der sich Hoffnungen auf Folgeaufträge macht.
Zunächst war als weitere Langstrecke von Perth die saisonale Bedienung von Johannesburg ab Dezember geplant. Dieser Plan wurde jetzt aufgegeben, nachdem sich Qantas nicht mit dem Flughafen Perth über die Nutzung der Terminals einigen konnte. "Die Gelegenheit ist für diese Saison verloren, wir haben das Flugzeug jetzt anderweitig eingeplant", sagt Qantas-Chef Alan Joyce.
Streit um Terminalnutzung
In Perth nutzt Qantas das Inlandsterminal auf der Westseite des Flughafens., während das eigentliche internationale Terminal etliche Straßenkilometer entfernt auf der Ostseite liegt. Spezifisch für die neuen Ultralangstreckenflüge wurde das Qantas-Terminal für internationale Abflüge tauglich gemacht.
Typ | Linienfluggesellschaft |
---|---|
Basis | Sydney Kingsford Smith |
Maschinen | 124 |
Destinationen | 85 |
Routen | 175 |
Dabei stehen zwei europäische Ziele ganz oben auf der Liste, die Qantas vor Jahren wegen der Unwirtschaftlichkeit ihrer damals eingesetzten Boeing 747-400 im Wettbewerb mit den Golf-Carriern aufgegeben hatte. "Wir denken an Frankfurt und Paris-CDG, da besitzen wir weiterhin Streckenrechte", so Alan Joyce. "Es muss sich aber rechnen und genügend Nachfrage geben."
Joyce glaubt an das Marktsegment Ultralangstrecke aus Australien, "das Potenzial dafür ist massiv." Derzeit bedient Qantas die von Joyce so genannte "Boomerang-Route" von London nach Perth, von wo die 787 auf einem Inlandsflug nach Melbourne weiterfliegen. Von dort starten die Dreamliner zur Ultralangstrecke nach Osten in Richtung Los Angeles.
Gegenüber aero.de bestätigte Alan Joyce nochmals explizit dass Frankfurt mit Nonstopflüge ab Perth eine wahrscheinliche Option sei, sofern der Streit mit dem Flughafen gelöst werde. "Sonst müsste das Flugzeug von unserem Terminal in Perth den ganzen Weg auf die andere Seite geschleppt und von dort als unser einziger Flug aus dem internationalen Terminal starten, das ist absurd", so Joyce.
"Wir wollen eine direkte Route nach Frankfurt"
Doch es gibt Hoffnung, denn Flughafenchef Kevin Brown zeigt sich im Interview mit aero.de offen gegenüber weiterer Expansion nach Europa auch aus dem bestehenden Qantas-Terminal. "Wir sind sehr begeistert über Europa-Flüge, lasst sie kommen!".
Während er sich beim Thema der abgesagten Johannesburg-Flüge schmalllippig gibt - Alan Joyce wirft dem Flughafen Perth Protektionismus für SAA vor, die ebenfalls Perth-Johannesburg fliegt- räumt Brown ein: "Auch aus dem bestehenden Qantas-Terminal 3 sind bis zum vorgesehenen Umzug 2025 mehr Europa-Flüge möglich."
Das Terminal sei in nur neun Monaten für die Ultralangstrecken hergerichtet worden, "darauf sind wir stolz", so Brown. Das Gebäude sei aber klein und beengt und nicht für internationale Flüge ausgelegt. "Wir wollen eine bessere Ausstattung bieten und ein Weltklasse-Hub sein", so der Flughafenchef.
Und dann setzt er sich explizit für Frankfurt ein: "Wir wollen eine direkte Route nach Frankfurt und wir wollen deutsche Besucher!". Die nämlich geben durchschnittlich am meisten Geld aus in Westaustralien.
Airbus A350-900ULR oder Boeing 777-8 für Qantas
"Die technische Evaluierung ist im Gange, wir haben von Airbus mit der A350 und Boeing mit der 777-8 und jeweils optimierten Versionen gute Vorschläge gesehen", sagt Alan Joyce.
"Wir arbeiten jetzt mit dem Gesetzgeber an Regelungen, um mit der Ermüdung der Besatzungen auf 21-Stunden-Flügen umzugehen und auch Abkommen mit den Piloten zu treffen. Später im Jahr beginnt eine Auditierung der angebotenen Flugzeug bis 2019", so der Qantas-Chef. "Wenn es gut läuft geben wir dann eine Bestellung für Flugzeuge auf, die 2022 ausgeliefert werden."
Geplante Ziele neben den genannten sind Chicago sowie Sao Paulo und ebenfalls Frankfurt und Paris, jeweils nonstop ab Sydney und/oder Melbourne.
© Andreas Spaeth, aero.de | Abb.: Qantas | 16.06.2018 09:01
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