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Strategiewechsel – Qantas Airways stutzt sich ihre Flügel

Qantas Boeing 747-438/ER
Qantas Boeing 747-438/ER am New Yorker Flughafen John F. Kennedy International, © world-of-aviation.de, Bjoern Schmitt Aviation Photography

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SYDNEY - Die Statistiken des australischen "fliegenden Kängurus" sind düster. Von hundert Australiern, die ins Ausland fliegen, kaufen 82 kein Ticket bei der nationalen Fluglinie. Am Dienstag hat Qantas einen Strategiewechsel angekündigt: Tochtergesellschaften und Kooperationen mit anderen Fluglinien sollen das defizitäre Langstreckengeschäft in Europa und Amerika ausgleichen. In Australien wackeln 1000 Jobs.

Der Schwenk wurde von Unternehmenschef Alan Joyce als Rückbesinnung auf die Wurzeln verkauft. "Wir werden immer stolz sein, dass der Großteil unseres Geschäfts in Australien ist. Australien bleibt unsere Heimat", hieß es in ganzseitigen Zeitungsanzeigen.

Nichts zu tun oder an dem bestehenden Modell herumzuschrauben, sei keine Option, sagte Joyce. Als erstes soll nun die Hauptmarke Qantas International in die schwarzen Zahlen kommen. Im Geschäftsjahr bis Ende Juni 2010 hatte Qantas bei einem Umsatz von 13,8 Milliarden australischen Dollar (10 Milliarden Euro) nur 112 Millionen australische Dollar verdient.

"Unser Anteil am internationalen Markt in Asien ist auf 14 Prozent geschrumpft, unsere wenigen profitablen internationalen Strecken können die Verluste nicht wettmachen und unsere Kosten sind etwa 20 Prozent höher als bei der Konkurrenz", teilte der Firmenchef mit.

Qantas will nun im Inland und auf dem asiatischen Markt stärker werden. Dafür wurden mindestes 106 der A320 Airbus-Mittelstreckenjets geordert. Bei 78 von ihnen soll es sich um die spritsparende Variante A320neo handeln. Die Lieferung von sechs Airbus A380 für das Langstreckengeschäft wurde jedoch um sechs Jahre verschoben.

In Australien, wo die Fluglinie einen Marktanteil von 65 Prozent besitzt, will Qantas mit Hilfe ihrer Billigflug-Tochter Jetstar wachsen. Im Ausland sollen Passagiere von Partnerfluglinien und neuen Start-Up-Gesellschaften an ihr Ziel gebracht werden. Dafür sind eine neue Premium-Fluglinie in Südostasien und ein Joint-Venture mit Japan Airlines und Mitsubishi Corp geplant. "Jetstar Japan" soll den Japanern Billigflüge innerhalb des Landes schmackhaft machen.

Reisende von Australien nach Istanbul, Rom und Amsterdam werden in Zukunft mit dem Qantas-Partner Malaysian Airways fliegen. In den USA wird die bereits bestehende Zusammenarbeit mit American Airlines weiter ausgebaut. Mit den von Qantas durchgeführten Langstreckenflügen haben Reisende Anschluss an 54 Ziele in Amerika. Qantas fliegt weiterhin mit A380-Fluggerät von Melbourne und Sydney nach London via Singapur. Auch die Kooperation mit British Airways soll weiter ausgebaut werden, um das Drehkreuz Singapur weiter zu stärken.

"Wir werden so eine starke und lebensfähige Zukunft für Qantas schaffen und die große Mehrheit unserer 35 000 Stellen bewahren", gibt sich Joyce optimistisch. "Wir werden ein globales Unternehmen mit mehreren Marken sein - ein Flaggschiff für australische Expertise und Qualität im Ausland".

Etwa 1000 Mitarbeiter in Australien werden aufgrund dieser Maßnahmen wohl ihre Jobs verlieren. Kritiker sehen in den hochfliegenden Plänen einen Versuch, Lohnkosten zu senken. Neue Mitarbeiter, vor allem im Ausland, seien wohl billiger als die australischen Angestellten. Gewerkschaftsvertreter warnen bereits vor Kampfmaßnahmen. Qualitäts- und Sicherheitsstandards seien durch die Kürzungen gefährdet, sagen sie.

Von der Labor-Regierung können die Gewerkschaften kaum Hilfe erwarten. "Jobverluste sind immer bedauerlich, aber die Regierung akzeptiert, dass dies eine geschäftliche Entscheidung von Qantas ist", teilte Transportminister Anthony Albanese mit.
© dpa | Abb.: world-of-aviation.de, Bjoern Schmitt Aviation Photography | 18.08.2011 07:50


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