Es gibt bessere Gegenden, um einen neuen Flughafen zu bauen als Mexiko-Stadt. Die Metropole liegt in einem Kessel inmitten von Gebirgsketten, zu denen auch zwei Vulkane gehören. Einer davon, der Popocatépetl, ist nach wie vor aktiv und stieß zuletzt im Mai 2018 Aschewolken aus.
Zudem treffen im Tal von Mexiko zwei Erdplatten aufeinander und verursachen regelmäßig leichte bis verheerende Erdbeben. Der Boden von Mexiko-Stadt besteht aus weichen Sedimenten, die bis in dreißig Meter Tiefe reichen. Hier lag früher der Texcoco-See, der jedoch vor Jahrhunderten trocken gelegt wurde.
In einer Nische dieses geologischen Umfelds befindet sich der heutige Aeropuerto Internacional de la Ciudad de México (AICM). Er verfügt eigentlich über eine Kapazität für maximal 32 Millionen Passagiere pro Jahr, 2017 wurden dort knapp 50 Millionen Fluggäste abgefertigt.
Wegen seiner besonderen Lage gibt es für den Flughafen nur eine Anflugschneise. Seine zwei Start- und Landebahnen können nicht gleichzeitig genutzt werden.
Neuer Mega-Airport für 120 Millionen Passagiere
2014 begannen deswegen unter dem damaligen Präsidenten Peña Neto und inmitten der gleichen schwierigen geologischen Bedingungen die Arbeiten an einem Neuen Internationalen Flughafen Mexiko (NAIM).
Umweltfreundlich soll sich das gigantische Projekt in die Umgebung einfügen, Regenwasser verwerten und durch natürliche Belüftung Energie fressende Klimaanlagen überflüssig machen. Um Überschwemmungen weitestgehend zu vermeiden, die in dieser Gegend üblich sind, muss um den Flughafen herum ein Entwässerungssystem eingeplant werden.
Bis zum Jahr 2020 soll der Mega-Airport bereits 70 Millionen Passagiere abfertigen können, wenn er komplett fertig gestellt ist 120 Millionen. Dann wird er über drei Start- und Landebahnen verfügen. Knapp 16 Milliarden US-Dollar kostet das Projekt - bereits drei Milliarden mehr als ursprünglich geplant.
Offizielles Werbevideo für den Neuen Internationalen Flughafen Mexiko-Stadt (NAIM), © Mexikanische Regierung
Hier liegt der Hauptkritikpunkt des neuen Präsidenten López Obrador. Er schlägt vor, die Arbeiten am NAIM einzustellen und stattdessen auf einer Militärbasis 35 Kilometer vom jetzigen Flughafen entfernt eine dritte Landebahn zu bauen, die ihm zufolge parallel zum jetzigen AICM betrieben werden könnte. Das würde etwa die Hälfte des NAIM kosten.
Gutachter stellen in Frage, dass die Landebahnen tatsächlich parallel betrieben werden könnten. Die Unternehmen, die bereits im Bau des neuen Flughafens stecken, laufen Sturm gegen den Plan - darunter ein Konsortium des Multimillionärs Carlos Slim.
López Obrador will nun die Informationen aus zahlreichen Studien zu den Flughafenprojekten offenlegen und die Mexikaner über die Vor- und Nachteile eines jeden Vorschlags informieren. Im Oktober sollen sie dann darüber abstimmen, ob der NAIM fertig gebaut wird oder nicht.
Lateinamerikanisches Infrastrukturproblem
"Uns fehlt (...) die Flughafeninfrastruktur. Der schlechteste Flughafen ist der, den es nicht gibt. Diese mangelnde Kapazität vor allem an Flughäfen beeinträchtigt das Wachstum in der Region stark", sagte ALTA-Chef Luis Felipe de Oliveira Anfang 2018 im aero.de-Interview.
Als vorbildlich heben Branchenvertreter die Flughafenerweiterung in Panama hervor.
Der NAIM soll Panama und andere Flughäfen in Lateinamerika nach dem Willen der Initiatoren an Größe, Effizienz und Schönheit übertreffen. Die Mexikaner werden nun darüber entscheiden, ob ein Mega-Airport im Erdbebengebiet die richtige Lösung ist.
© aero.de | Abb.: Foster+Partner Architects | 15.09.2018 09:38
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