Line Maintenance
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Lufthansa schraubt selbst

Lufthansa Airbus A380 in München
Lufthansa Airbus A380 in München, © Lufthansa

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FRANKFURT - Lufthansa wartet ihre Flugzeuge wieder selbst: Lufthansa Technik wird die Line Maintenance an den operativen Flugbetrieb Lufthansa Passage abtreten. Der Strategiewechsel in der Wartung fällt mit einer Neupositionierung des Lufthansa-Konzerns im Service-Geschäft zusammen.

Lufthansa integriert die Line Maintenance - darunter fallen Technikarbeiten am Flugzeug während laufender Operation - in die Flugsparte Lufthansa Passage.

"Wir wollen damit Abläufe und Prozesse im Kerngeschäft verbessern", bestätigte ein Lufthansa-Sprecher gegenüber dem "Handelsblatt" die Entscheidung.

Die engere Verzahnung soll das Zusammenspiel von Flugbetrieb und CAMO vereinfachen - und die Koordinierung der Prozesse über das Lufthansa Maintenance Control Center (MCC) beschleunigen, wenn im Zuge einer Routine-Inspektion ein unerwarteter Defekt festgestellt wird.

Lufthansa will in diesem Jahr mindestens 250 Millionen Euro in Pünktlichkeit investieren. Da auch die Ansiedelung der Line Maintenance bei Lufthansa Passage mit teuren Doppelstrukturen verbunden ist, wurde laut Insidern seit Oktober 2018 das Für und Wider im Konzernvorstand diskutiert.

Letztlich setzte sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr durch, der derzeit das gesamte Service-Geschäft umkrempelt.

Nach längerer Prüfphase hat der Konzern im April seine Catering-Tochter LSG Sky Chefs ins Schaufenster gestellt. Schwache Margen sollen den Ausschlag für die Entscheidung zur Ausgliederung der Sparte gegeben haben: aus 3,2 Milliarden Euro Umsatz blieben bei LSG Sky Chefs 2018 nur 115 Millionen Euro Gewinn hängen.

Stellt Lufthansa bald auch die Technik - die dem Kranich in schwierigen Jahren mehr als einmal die Bilanz gerettet hat - zur Disposition? Der Konzern lässt sich hier nicht in die Karten schauen, betonte zuletzt aber, dass die Technik im Zuge der Digitalisierung einen Umbruch erlebt.

Digitalisierung verändert Flugzeugwartung

"Derzeit gehen so viele neue Flugzeuge mit neuen Technologien, Materialien und Komponenten in den Flugbetrieb, wie seit Jahrzehnten nicht mehr", sagte Lufthansa Technik-Chef Johannes Bußmann. Gleichzeitig würden Airbus, Boeing und Triebwerkshersteller verstärkt als neue Akteure im Markt für technische Dienstleistungen aktiv.

Der weltweite MRO-Markt wird laut Lufthansa in den nächsten fünf Jahren von 89 auf 135 Milliarden US-Dollar explodieren. Parallel dazu will sich Lufthansa Technik für neue Partner öffnen: so soll die hauseigene digitale Datenplattform "AVIATION DataHub" in Zukunft allen Fluggesellschaften offen stehen.

Gegenwärtig ist das Datendock "AVIATION DataHub" noch eine 100-Prozent-Tochter von Lufthansa Technik, doch sollen weitere Gesellschafter aus der Branche aufgenommen werden.

Dies und die Eingliederung der Line Maintenance in Lufthansa Passage befeuern Spekulationen, nach denen sich Lufthansa ganz oder teilweise aus der Technik zurückziehen könnte. "Es ist durchaus möglich, dass am Ende nur ein wirklicher Vorteil bleibt", sagte Luftfahrtberater Gerald Wissel dem "Handelsblatt". "Der mögliche Verkauf der restlichen Technik-Sparte."
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Lufthansa | 23.04.2019 14:45

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Beitrag vom 25.04.2019 - 13:02 Uhr
1. Erhalten sämtliche LHT Mitarbeiter eine Eingruppierung innerhalb des Passage Tarifvertrags und der ist am oberen Ende der Tarifgruppen jeweils rund 25% niedriger
Interessant. Wie sollte man sich das denn vorstellen?

Eben, kann mir auch schlecht vorstellen dass das so einfach funktioniert, normalerweise wird da kein Mitarbeiter neu eingruppiert, immerhin müssten diese ja dann einfach so auf Lohn verzichten.
Beitrag vom 25.04.2019 - 12:47 Uhr
1. Erhalten sämtliche LHT Mitarbeiter eine Eingruppierung innerhalb des Passage Tarifvertrags und der ist am oberen Ende der Tarifgruppen jeweils rund 25% niedriger
Interessant. Wie sollte man sich das denn vorstellen? Hat ein Check-In Mitarbeiter eine vergleichbare Ausbildung, Fortbildung und Verantwortung wie ein erfahrener Flugzeugtechniker? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Der Check-In Mitarbeiter war ein beliebiges Beispiel, es gibt sicher noch viele andere. Außerdem gibt es bei LHT sicher nicht nur eine einzige Gehaltsgruppe wo alle das gleiche bekommen, oder? Wie will man das denn realistisch vergleichen?
2. werden zahlreiche, dann entstehende Doppelstrukturen ersatzlos abgebaut.
Weiß ich nicht. LH hatte mit Technik die letzte Zeit kaum was am Hut. Wer soll denn nun die technik-relevanten Entscheidungen treffen? Hat da überhaupt jemand noch personelle Überkapazitäten frei?
Das LHT Personal wird sich also ganz schön umsehen, was da auf sie zukommt.
Bin ich auch mal gespannt.
Beitrag vom 25.04.2019 - 10:20 Uhr
@Fordsens
@FloCo

Ein bisschen Kritik muss aber erlaubt bleiben.

Tatsächlich stellen sich viele Entscheidungen die „ganz oben“ getroffen werden häufig als Fehler oder Fehleinschätzung heraus. Daran geht eine AG dann natürlich nicht pleite, weil auf der anderen Seite auch viele gute Entscheidungen getroffen werden, aber es bleiben Fehler.
Und was die Bandbreite an Aktionären angeht: Es ist natürlich korrekt, dass es viele langfristig orientierte, auf Nachhaltigkeit bedachte Aktionäre gibt - wahrscheinlich ist das sogar die Mehrheit der Anteilseigner, ABER das sind nicht diejenigen die nennenswerten Einfluss auf eine Unternehmensführung ausüben. Mit meinen fast 1000 Anteilen bekomme ich keine Audienz beim VV, bin mir aber ziemlich sicher, dass Herr Spohr ans Telefon geht wenn Dirk Schmitz anruft...

Kritik ist erlaubt, es geht mir um die Art und Weise, wie Kritik geäußert wird, die auch hier im Forum (nicht nur bei diesem Thema) oft abwertend, pauschalisiert und oftmals auch beleidigend geäußert wird.

Aber muss es nicht mehr positive Entscheidungen als Fehlentscheidungen geben, von denen "ganz oben", damit eine AG nicht pleite geht?
Machen wir nicht alle Fehler? Klar, wenn wir einen Fehler machen, dann geht es vielleicht nicht um Millionen oder Milliarden, aber genau deshalb finde ich es mehr als nur anmaßend, wenn hier bei jeder Entscheidung auf den Vorständen, den Analysten oder sonst wem, rumgehackt wird und diese herabgewertet werden, als wüssten die nicht, was die tun. Glauben Sie wirklich, dass eine solche Entscheidung von einem Herrn Spohr aus dem Bauch heraus entschieden wird? Es gibt immer die Gefahr, dass es ein Fehler ist. Es kann aber auch sein, dass der Fehler am Ende wäre, dass man diesen Schritt nicht gemacht hat. Wer weiß es schon zu 100%?

Und selbst wenn Hr. Spohr bei Herrn Schmitz ans Telefon geht, bei Ihnen aber nicht: Bei der HV kann jeder Aktionär, egal ob eine Aktie oder 1 Mio. Aktien, etwas sagen oder Anträge einreichen. Und es gibt bei LH über 75 % Streubesitz, da entscheidet nicht Herr Schmitz, da entscheidet jeder. Wenn Hr. Spohr etwas schlechtes macht, was dem Großteil der Aktionäre schadet, nur weil einer etwas anderes wollte und Hr. Spohr sich nach ihm gerichtet hat, dann ist Hr. Spohr über Kurz oder Lang nicht mehr VV von LH, egal was der Schmitz will.


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