Krisensicherung
Älter als 7 Tage

Austrian Airlines forcieren Sanierung

AUA PK 10.1.12
v.l.n.r.: Austrian Vorstände Andreas Bierwirth (CCO), Jaan Albrecht (CEO), Peter Malanik (COO), © aero.at

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WIEN – Statt auf den Rotstift setzt die Lufthansa-Tochter auf strukturelle Verbesserungen, intern wie extern. Ihr erstes Sparprogramm konnte das Ergebnis zwar um 260 Millionen Euro verbessern, der für 2011 geplante Break-Even blieb dennoch aus. Den will die AUA nun mit einer effizienteren Produktion und besseren Erträgen erreichen. Ohne weiteren Personalabbau, erklärte der neue AUA-Chef Jaan Albrecht Dienstag in Wien auf seiner ersten Pressekonferenz.

Zusammen mit den Vorstandskollegen Andreas Bierwirth und Peter Malanik präsentierte Albrecht ein mittelfristiges Arbeitsprogramm für eine weitere, tiefgreifende Restrukturierung der Airline. Ziel des neuen Programmes ist es, die AUA wieder auf gesunden Wachstumskurs zu bringen, "mit der gesamten Mannschaft", bekräftigt Albrecht. Trotz weltweiter Rezessionsängste, drohender Finanzkrise und rückläufiger Absatzprognosen, Preisverfall und inflationären Spritkosten.

Kurz, die AUA muss krisenfit werden, "ihre Zukunft liegt unseren Händen", ist Albrecht überzeugt. Anders die Vergangenheit. Im von Unruhen und Naturkatastrophen gebeutelten Jahr 2011 dürfte die AUA einen ähnlich hohen Verlust wie 2010 (64,7 Mio EUR) eingeflogen haben.

Dies soll sich 2012 nicht wiederholen. Im Kern der neuen Mühen stehen unter anderem  Kapazitätsanpassungen bei den Mittelstreckenjets: Die AUA hat zu viele, derzeit unproduktive 200-Sitzer. Dazu will sich die Airline noch dieses Jahr von der gesamten, von der Lauda Air geerbten Boeing 737 Flotte trennen. Die elf Maschinen sollen je nach Marktlage schrittweise durch bis zu sieben Airbus A319/320 Flugzeuge ersetzt werden.

Dies würde die Kapazität der Europaflotte zwar um rund sieben Prozent verringern, von einer reinen Airbusflotte mit einem Mix aus 30 Maschinen der Typenreihe 319/320/321 erhofft sich die Airline aber einen signifikant effizienteren Flugbetrieb, sowohl im Geräteeinsatz als auch in der Personalplanung. Dazu sollen alle Boeing Crews und Techniker auf Airbus umgeschult werden.

Anpassungen dürfte es auch im defizitären Europaverkehr geben. Während in Märkten mit starkem Wettbewerb, vor allem mit Air Berlin/Niki, Frequenzen erhöht werden (u.a. nach Bukarest und Sofia), stehen unprofitable Nischen, primär in Osteuropa, auf dem Prüfstand, ein bis zwei, so CCO Andreas Bierwirth beschwichtigend.

Probleme bereiten der Airline auch progressiv wirksame Altlasten aus früheren Kollektivverträgen. So drohen die Personalkosten trotz Reduzierung der Belegschaft um rund 1.500 Mitarbeiter wieder auf den Stand von 2009 anzuwachsen. Dazu sei eine Neuverhandlung der Verträge unausweichlich, so die Vorstände. Erwartungsgemäß wird seitens der Personalvertretung bereits heftiger Widerstand kolportiert.

Strukturänderungen soll es auch im Verhältnis Europa/Interkontinentalverkehr geben. Geld werde zur Zeit nur auf der Langstrecke verdient, deshalb soll sie auch weiter ausgebaut werden. Vorausgesetzt das neue Sanierungsprogramm greift, sollen 2013/14 vier weitere, von der Mutter spendierte Boeing 777 Langstreckenjets zur Flotte stoßen. Beschlossen ist bereits die ‚Sanierung‘ der Altflotte, bestehend aus sechs, zum Teil bereits recht betagten B767-300 und vier B777-200 Jets. Sie sollen eine komplett neue Kabine, inklusive neuester Unterhaltungstechnik erhalten.

Unabhängig von der hauseigenen Langstrecke bemüht sich Austrian Airlines zusammen mit dem Flughafen Wien um mehr Intercontverkehr von Star Alliance Carriern. Mit Inbetriebnahme des neuen Star Alliance Hubterminals Skylink soll der VIE eine Roadshow planen, um Allianzpartnern den Standort schmackhaft zu machen und natürlich auch das Anschlußnetz der AUA.

Potential für Kostenverbesserungen ortet die Airline auch im Außenverhältnis zu ihren Lieferanten und den Systempartnern am Standort Wien. Mit einem Gebührenanteil von 27 Prozent pro Ticket sei Wien zu teuer und nicht mehr wettbewerbsfähig. Selbst eine British Airways käme auf dem als extrem teuer geltenden Londoner Heathrow-Hub mit rund 20 Prozent noch deutlich günstiger weg. Will der Standort Wien seine Position als Osteuropahub halten, seien Anpassungen unerlässlich, nicht nur am Flughafen oder der Austrocontrol, auch bei Abgaben wie der Ticket- oder Emissionssteuer. Die kämen freilich allen Airlines zu Gute, betont COO Peter Malanik.

Insgesamt sollen die neuen Restrukturierungsmaßnahmen eine Verbesserung von rund 200 Millionen Euro bringen, sowohl Kosten als auch ertragsseitig, und trotz trüber Konjunkturaussichten für 2012 ein ausgeglichenes Ergebnis, ohne Plan B, wie AUA-Chef Jaan Albrecht entschlossen betont.
© Bob Gedat, aero.at | Abb.: Ingo Lang | 11.01.2012 08:25

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Beitrag vom 11.01.2012 - 17:20 Uhr
Wie soll die aua profitabl werden? WENN der Betiebsrat bei jeder Änderung schreit nicht mit Uns.
Diese Herrschaften sitzen auf dem Goldene Seil.
Aber es wird nicht mehr lange dauern bis dieses reist,und die ganze Firma denn Bach ruter geht.
Dieses szenario läuft schon seit mindesdens 15 Jahre.
Beitrag vom 11.01.2012 - 17:18 Uhr
@ Bob Gedat: Danke für die Info. Nachdem auf der OS-Homepage nur bei der 767 „ER“ dabei steht, dachte ich, die 777 wäre die „normale“ Version. Die OS-Angaben bezüglich maximalem Startgewicht und Leistung ihrer 777 liegen aber doch recht nahe bei der 200ER, wenn auch die Reichweite deutlich kürzer ist.

@ Godzilla7: Rein gefühlsmäßig würde ich sagen: Wenn 200(ER), dann eher gebraucht. Die 4 „Großen“ sollen ja nur dann kommen, wie die OS heuer den Turn-around schafft. Und nachdem die ersten beiden dann bereits 2013 eingesetzt werden sollen, glaube ich nicht, dass Boeing in so kurzer Zeit liefern (können) wird.

@ Eschburg: Klar, bei jeder Version der 200 ist der Rumpf der gleiche. Ich als Nichttechniker habe mir aber überlegt, ob durch das höhere Startgewicht, die größere Reichweite, die anderen Flügel (z. B. spritsparende Raked Wingtips) der LR auf kürzeren Langstrecken etwa durch mehr Zuladung wirtschaftlich etwas rausholen lässt. EK schickt etwa einen 340-500 und nicht einen 340-300 (9 Sitze mehr) bzw. eine 777-300ER und nicht die 777-300 nach Wien. An der Reichweite kann das nicht liegen ;-)
Beitrag vom 11.01.2012 - 14:03 Uhr
@teaveller: die reine 777-200 hat kleinere Triebwerke mit weniger Power und kleinere Tanks und kommt damit auf eine Reichweite von 5.200NM oder 9.650km, bei der ER sind die Tanks und damit auch die Rechweite größer und bei der LR noch mal. Die Bestuhlung ist bei allen drei Varianten mit MAX 440 Sitzen gleich. Hier muss jede Airline schauen für welchen Einsatz man den Flieger braucht. Es macht wenig Sin einen Flieger der 18.000km max Rang hat immer nur 9.000km fliegen zulassen. Die frage ist was wird die Austrian als neue Strecken anbieten und nimmt man eine 200 oder 300.

Hier kannst du auch selber nachlesen  http://de.wikipedia.org/wiki/Boeing_777
Habe die Technischen Daten mit der Boeingseite abgeglichen die sind ähnlich, also glaubwürdig.

Bleibt nur die Frage, wenn ich 11 B737 ausflotte und 7 A320 in die Flotte aufnehme, was Passiert mit den 4 anderen Crews. Also doch noch Personal Abbau?

Bleibt nur zu hoffen das sich die AUA fängt und wieder ins plus fliegen kann.

Many happy Landings
Grüße aus DTM


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