Airlinepleite
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Malev stellt am Freitagmorgen Flugbetrieb ein

Malev Q400
De Havilland Canada Dash DHC-8-402Q der Malev Hungarian Airlines, © ChrisZ, GFDL

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BUDAPEST - Die seit Jahren angeschlagene ungarische Fluggesellschaft Malev hat ihren Betrieb eingestellt. Die Maschinen bleiben seit Freitag am Boden, teilte das staatliche Unternehmen mit. Die wirtschaftliche Lage sei "unhaltbar" geworden, begründete Generaldirektor Lorant Limburger die Entscheidung. Die Airline kämpft bereits seit Jahren mit Schwierigkeiten. Auf dem Budapester Flughafen Ferihegy saßen am Freitag mehrere tausend Reisende fest.

Zunächst war nicht klar, wann das Unternehmen formell Insolvenz anmelden würde. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban erklärte im Rundfunk, seine Regierung strebe einen Neustart der Airline an, ging aber auf Einzelheiten nicht ein. Seine rechts-konservative Regierung hatte bereits am Montag Konkursschutz über die Malev verhängt.

Meldungen über den nahenden Konkurs hätten die Liquiditätsschwierigkeiten der Malev verschärft, erklärte Limburger. Lieferanten hätten "von einem Tag auf den anderen" auf Voraus-Inkasso bestanden. Die Direktion des Unternehmers habe entschieden, den Betrieb einzustellen. "In diesem Sinne steigen seit dem 3. Februar, 06.00 Uhr, nach 66-jährigem fortwährenden Betrieb, keine Malev-Flugzeuge mehr auf", heißt es in der Stellungnahme.

Auf dem Budapester Flughafen Ferihegy bildeten sich vor den Informationsschaltern lange Schlangen. Viele Passagiere versuchten, ihre Flüge umzubuchen. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur MTI verhielten sich die mehr als 7000 Wartenden ruhig und gefasst. Andere Fluggesellschaften boten Plätze auf ihren Budapest-Flügen an. Die regionale Diskont-Gesellschaft Wizzair schickte fünf statt - wie im Flugplan vorgesehen - drei Flugzeuge nach Budapest.

Nach Informationen des Internet-Portals "index" hätte die Malev am Freitag eine Reiseticket-Versicherung im Wert von 30 Millionen Euro abschließen müssen. Dieses Geld habe aber nicht mehr zur Verfügung gestanden. Die ungarische Regierung hatte bereits am Dienstag einen Fonds im Wert von zwei Milliarden Forint (6,8 Millionen Euro) für die Entschädigung von gestrandeten Malev-Passagieren eingerichtet.

Die EU-Kommission pocht darauf, dass die Malev die Fluggäste restlos entschädigt. "Wir gehen davon aus, dass die Airline das EU-Recht einhält", sagte die Sprecherin von EU-Verkehrskommissar Siim Kallas am Freitag in Brüssel. "Tickets müssen zurückgezahlt werden." Die EU-Kommission stehe bereit, die ungarischen Stellen zu unterstützen.

Der ungarische Ministerpräsident Orban erklärte in seinem wöchentlichen Rundfunk-Interview am Freitagmorgen: "Ein Neustart ist möglich, wenn wir uns einigen können." Einzelheiten nannte er nicht. "Zu einer Volkswirtschaft des 21. Jahrhunderts gehört eine gut funktionierende, nationale Fluggesellschaft", sagte er lediglich. Für die Malev würden allerdings "die Investoren nicht Schlange stehen".

Kritisch wurde die Lage für Malev Anfang des Jahres. Die EU-Kommission hatte entschieden, dass der ungarische Staat mehrere Millionen Euro zurückzahlen muss, die von 2007 bis 2010 zur Unterstützung geflossen waren. Seit dem Brüsseler Entscheid stellte die Regierung jegliche Hilfe an die Malev ein.

Die Airline beschäftigt insgesamt 2600 Mitarbeiter. Sie transportiert jährlich rund drei Millionen Passagiere. Nach der demokratischen Wende vor 22 Jahren wurde sie zweimal privatisiert und wieder rückverstaatlicht. Sie sorgt für rund 40 Prozent des Verkehrsaufkommens am Flughafen Ferihegy, der von der deutschen Hochtief betrieben wird. Zuletzt hatte die Malev Schulden in Höhe von 74,6 Milliarden Forint angehäuft.
© dpa | Abb.: ChrisZ, GFDL | 03.02.2012 07:55

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Beitrag vom 04.02.2012 - 01:12 Uhr
Inhaber von gültigen Malev-Tickets können für EUR 39 mit Wizz Air fliegen; das ist Kundenorientierung und Eigenwerbung im besten Stil :
“As the largest airline in Central and Eastern Europe, we deem it important to extend a helping hand to passengers whose travel plans have been interrupted by Malev’s decision to suspend operations. In the past, we have provided similar support to passengers who have been stranded by failing carriers and we will continue to do so. We will continue to grow throughout the region, and are here to provide our passengers a reliable and trusted travel experience for great value and customer satisfaction”, said György Abrán, Chief Commercial Officer of Wizz Air ."

Wohlgemerkt: Wizz Air und Malev gehören -wenn überhaupt- nicht der gleichen Flug-Allianz an.

Beitrag vom 03.02.2012 - 21:19 Uhr
Wizz Air reagiert auch
 http://wizzair.com/about_us/news/?language=EN#wizen100
Beitrag vom 03.02.2012 - 18:00 Uhr
oh noch mehr :

 http://www.airliners.de/verkehr/netzwerkplanung/airlines-bauen-budapest-aus/26299


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