Berlin
Älter als 7 Tage

Umzug zum Hauptstadtflughafen beginnt

Berlin Brandenburg
Terminalzufahrt Berlin Brandenburg, © Alexander Obst / Marion Schmieding, Berliner Flughäfen

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SCHÖNEFELD - Mit Tackern und Yucca-Palmen geht es los, als letzte kommen die 60 Tonnen schweren Flugzeugschlepper auf die Reise zum neuen Hauptstadtflughafen: In diesen Tagen beginnt eines der größten Umzugsvorhaben der jüngeren Berliner Geschichte. Zwei Flughäfen - Tegel und Schönefeld - schließen in wenigen Wochen und alles, was dafür notwendig ist, muss zum neuen Flughafen, dem drittgrößten Deutschlands. Denn der geht schon am Tag darauf in Betrieb.

Bis am Morgen des 3. Juni zwei Flugzeuge von Lufthansa und Air Berlin als erste in die neue Berliner Luftfahrt-Ära abheben, sind 2.800 Lastwagenfahrten und zahlreiche Umzugsfirmen zu koordinieren. Alle Fäden laufen laut Betreiber zusammen in einem Großraumbüro im gläsernen Südflügel des neuen Flughafens.

Umgeben von Lageplänen steuern dort in der Leitstelle derzeit zehn Fachleute das Riesenprojekt, bestimmen Abstellplätze und weisen Helfern Zeitfenster zu. Und sie erwarten gespannt die "Nacht der Nächte" vom 2. auf den 3. Juni. Denn zum neuen Airport gebracht wird jetzt nur, was nicht unbedingt für den Betrieb der alten Flughäfen nötig ist. Alles andere - 600 Lastwagenladungen - muss binnen einer Nacht nach Schönefeld.

"Es ist das erste Mal, dass zwei Flughäfen über Nacht an einem neuen Standort fusionieren", sagt Flughafensprecher Leif Erichsen. Man habe sich dagegen entschieden, den neuen und die alten Flughäfen zunächst parallel laufen zu lassen - das hätte die Gefahr erhöht, dass etwas schiefgeht.

Dieses Risiko ist ohnehin recht groß. Welche Blamagen möglich sind, zeigte sich 2008 in London-Heathrow. Als dort das hochmoderne neue Terminal öffnete, versagte die Gepäckanlage und stürzte den Airport tagelang ins Chaos. Die Anlage war vorab nur mit leeren Koffern getestet worden - bei voller Last brach das System zusammen. Und weil Parkplatzkarten versagten, waren Mitarbeiter nicht rechtzeitig dort.

"Wir haben uns ganz genau angesehen, was dort passiert ist", sagt Erichsen. Klar sei aber auch in Berlin: "Irgendwas wird schiefgehen. Unser Ziel ist es, die Unwägbarkeiten zu minimieren." Deshalb wurde auch entschieden, noch bis zum 3. Juni eine zusätzliche Halle mit 20 Abfertigungsschaltern zu errichten. Probeläufe hatten ergeben, dass es bei großem Andrang mit den Schaltern im Hauptgebäude eng werden könnte.

Bei der Planung helfen Leute, die sich mit Umzügen auskennen: Sie kommen aus München. Mit dem Umzug von Riem zum neuen Franz-Josef-Strauß-Flughafen im Erdinger Moos in einer Nacht haben sie 1992 Geschichte geschrieben. Die Münchner wurden gefragte Ratgeber, sei es in Bangkok, Kuala Lumpur oder Delhi. "Ein Flughafen ist wie eine kleine Stadt", heißt es bei den Planern. Soweit möglich, soll der Umzug entzerrt werden.

Während mehr als 5000 Arbeiter dem neuen Airport noch den letzten Schliff geben, werden deshalb in Sichtweite am alten Flughafen Schönefeld und in Tegel auf der anderen Seite der Stadt schon erste Werkstätten und Büros ausgeräumt. Insgesamt müssen die Helfer Güter mit einem Volumen von 55 000 Kubikmetern transportieren - mehr als der Bundestag 1999 von Bonn nach Berlin mitbrachte.

Die Fluggesellschaft Air Berlin zum Beispiel fängt Anfang Mai mit ihrem Umzug an. Möglichst viele Gegenstände sollen vor dem 18. Mai von Tegel nach Schönefeld gebracht werden, sagt Sprecherin Claudia Löffler. Denn an diesem Tag werde der Flughafen sicherheitstechnisch "scharf geschaltet" - alle Sicherheitskontrollen werden dann so vorgenommen, als wäre der Airport schon in Betrieb.

Rechnerisch ließe sich mit der Umzugsmasse der Flughäfen ein Turm aus Standard-Umzugskartons mit einer Höhe von 230 Kilometern bauen. Etwa ein Fünftel davon muss in der "Nacht der Nächte" zum neuen Flughafen. Der Großteil kommt aus dem 35 Kilometer entfernten Tegel. Die Berliner Stadtautobahn wird nach Süden für mehrere Stunden gesperrt, wenn sich der Konvoi aus Schleppern, Gepäckkarren, Bussen und Tiefladern auf den Weg macht. Flugzeuge müsse nicht rüberfliegen: Die letzten Landungen des 2. Juni sind schon nach Schönefeld verlegt.

Unterdessen will eine Gruppe von Anwohnern eine spätere Eröffnung des neuen Hauptstadtairport durchsetzen. In einem entsprechenden Antrag an das brandenburgische Verkehrsministerium argumentieren sie, dass Maßnahmen zum passiven Schallschutz zur geplanten Eröffnung am 03. Juni nicht zur verfügung stehen würden.

Bei etwa der Hälfte von 12.000 berechtigten Haushalten würden die zugesagten Schallschutzfenster noch fehlen, nachdem fehlerhafte Bescheide zur Kostenübernahme verschickt wurden.
© dpa-AFX | Abb.: Marion Schmieding, Alexander Obst / Berliner Flughäfen | 11.04.2012 06:35


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