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FAA-Chef Steve Dickson forderte in einem am Freitag von der Behörde veröffentlichten Brief an Boeing-Chef Dennis Muilenburg eine "sofortige Erklärung", warum ein "beunruhigendes Dokument" Aufsehern erst mit Monaten Verspätung vorgelegt wurde. Boeing äußerte sich zunächst nicht.
Einer Mitteilung der FAA zufolge geht es konkret um Textnachrichten von zwei hochrangigen Boeing-Mitarbeitern aus dem Jahr 2016. Mark F., Chief Technical Pilot des 737-Programms, soll die Handlingeigenschaften des neuen Jets darin als "entsetzlich" beschrieben und explizit vor "unkontrollierten" Eingriffen der Trimmautomatik MCAS im Simulator gewarnt haben.
"Ich beende den Steigflug bei 4.000 Fuß, mit 230 Knoten, und das Flugzeug trimmt sich selbst wie verrückt", schrieb Mark F. einem Kollegen und teilte ihm die Sorge mit, "die Aufsicht (ohne Absicht) in die Irre geführt" zu haben. Boeing hatte das MCAS zuvor gegenüber der FAA als "harmlos" deklariert.
In dem Schriftwechsel ist zudem von "Druck" auf die Testpiloten seitens der Programmleitung die Rede: "Sie sind extrem beschäftigt."
Inzwischen gilt das MCAS als mögliche Kernursache der Abstürze von JT610 und ET302. Boeing habe das Textdokument schon vor Monaten aufgetrieben, jedoch erst am späten Donnerstag dem Verkehrsministerium vorgelegt, behauptet die FAA.
Kritik an Boeing und FAA
Sowohl Boeing als auch die FAA sind durch die 737-MAX-Abstürze, bei denen im Oktober und März insgesamt 346 Menschen starben, schwer in die Kritik geraten. US-Ermittler untersuchen, ob bei der Zulassung der Unglücksflieger alles mit rechten Dingen zuging. Die FAA soll wesentliche Teile der Zertifizierung Boeing selbst überlassen haben.
Ob und wann die 737 MAX wieder abheben darf, ist derzeit unklar. Anleger reagierten am Freitag nervös auf die Kritik der FAA, Boeings Aktien fielen im US-Handel zunächst um knapp vier Prozent.
© dpa-AFX, Bloomberg, aero.de | Abb.: Southwest Airlines, United | 18.10.2019 19:44
Kommentare (9) Zur Startseite
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Um sonst sind dann nicht auch Rüstungsfirmen die profitabelsten.
Was zählen da auch Menschenleben, solande man sich das (auch mit hohen Mauern) vom Hals halten kann.
Ich denke, wo es Boeing mit dieser Sache hintreibt, steht wohl heute in den Sternen.
Ob dieses nun eine Lehre wird die einen ganzen Ausbildungs- und Berufszweig zum Umdenken bringt, glaub ich dabei aber auch nicht.
Na hoffentlich wird bei der Wiederzulassung nicht nach „informierten“ und „nicht so informierten“ Regionen unterschieden. Wobei ich die Wiederzulassung noch nicht richtig sehe.