Hauptversammlung in Stansted
Älter als 7 Tage

Air Berlin will 2013 zurück in die Gewinnzone

Hartmut Mehdorn
Air Berlin-Boss Hartmut Mehdorn, © Ingo Lang, edition airside

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STANSTED - Die Aktionäre der verlustreichen Fluggesellschaft Air Berlin brauchen einen langen Atem. Zwar hat Vorstandschef Hartmut Mehdorn auf der Hauptversammlung am Donnerstag am Londoner Flughafen Stansted bessere Zahlen in Aussicht gestellt. "Wir wollen für 2012 eine deutliche Ertragssteigerung erreichen", sagte Mehdorn. Mit der Rückkehr in die Gewinnzone rechnet der Manager nach Jahren massiver Verluste aber weiterhin erst 2013.

Er hatte keinen leichten Stand, als er am drittgrößten Londoner Flughafen vor die Aktionäre trat. Allerdings war die Zahl der Männer und Frauen auf dem Podium von Vorstand und Aufsichtsrat größer, als die der Aktionäre auf der gegenüberliegenden Seite des Hotel-Saales.

"Man hätte das auch problemlos im Nebenzimmer einer Gaststätte ausrichten können", sagte Kleinaktionär Manfred Klein aus Saarbrücken. Er kritisierte Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens scharf. "Warum soll Niki Lauda ins Board gewählt werden, wenn er nicht einmal zu seiner Wahl erscheint?" Air Berlin hatte im vergangen Jahr mitgeteilt, die Fluglinie Niki des ehemaligen Rennfahrers Niki Lauda komplett zu übernehmen. Air Berlin ist eine Aktiengesellschaft (plc) nach britischem Recht und hat deshalb ein Board, das die Funktionen von Vorstand und Aufsichtsrat vereinigt.

Und warum sollen die Aktionäre per Beschluss ermöglichen, dass Air Berlin weiterhin Parteispenden ausreichen kann? Fragen, die Mehdorn und seinem Aufsichtsratschef Hans Joachim Körber sichtlich unangenehm waren. Man wolle keineswegs im laufenden Jahr an Parteien spenden, aber wegen des englischen Gesetzes müsse man gewappnet sein, sollte es nötig werden, dass "wir unsere Ansichten wirksam mitteilen" müssen, sagte Körber.

Auch die Frage, warum denn die Einladung zur Hauptversammlung so kurzfristig vom 5. auf den 7. Juni verlegt wurde, dass die Aktionäre ihre Flüge umbuchen mussten, ließ Mehdorn etwas kleinlaut werden. "Entschuldigung", sagte er, man habe das Thronjubiläum der Queen vergessen.

Air Berlin ist seit Jahren finanziell angeschlagen. Nur eine Finanzspritze des neuen Partners, der Fluggesellschaft Etihad aus Abu Dhabi, brachte im Januar die Rettung. Etihad gehören nun 29,29 Prozent an der zweitgrößten deutschen Airline. Der Aktienkurs dümpelt bei um die 1,50 Euro - in den besten Zeiten unter der Regie von Firmengründer Achim Hunold wurden mehr als 22 Euro für eine Air-Berlin-Aktie fällig. Das Eigenkapital hat sich im vergangenen Jahr nach erneut herben Verlusten auf 254 Millionen Euro halbiert.

Eine erneute Kapitalspritze hält Mehdorn aber nicht für nötig: "Wir brauchen nichts." Die Ausgabe neuer Aktien sei beim derzeitigen Kurs ohnehin nicht angezeigt. Auch auf den Markt der Billigflieger wie der irischen Ryanair oder der britischen Easyjet will Mehdorn nicht ausweichen. "Das ist nicht der deutsche Markt", sagte er.

Mehdorn will mit Kostensenkungen, Code-Sharing und anderen Maßnahmen im laufenden Jahr einen Beitrag von 225 Millionen Euro zum Vorsteuerergebnis leisten. Im Jahr 2012 erwartet er jedoch noch keine Gewinne, sondern erst 2013. Er warnte aber auch vor Gefahren. Die Entwicklung der Märkte in Urlaubsländern wie Griechenland und Spanien sei kaum vorhersehbar.

Air Berlin hatte im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 4,23 Milliarden Euro unter dem Strich einen Verlust von 272 Millionen Euro eingeflogen. Die Nettoverschuldung stieg laut Mehdorn auf 813 Millionen Euro.

Nach Mehdorns Worten ist das Unternehmen jedoch auf gutem Weg. Im ersten Quartal des laufenden Jahres, in der Luftfahrtbranche traditionell schwach, sei der Verlust um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal gedrückt worden - trotz der weiter gestiegenen Kosten, vor allem beim Treibstoff.
© dpa | 07.06.2012 13:01


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