Flug PS752
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Verhaftungen nach Flugzeug-Abschuss im Iran

UIA Boeing 737-800 UR-PSR
UIA Boeing 737-800 UR-PSR, © UIA

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TEHERAN - Im Zusammenhang mit den Abschuss der ukrainischen Verkehrsmaschine bei Teheran sind nach Angaben der iranischen Justiz "einige" Personen verhaftet worden.

"Wir haben intensive Ermittlungen durchgeführt und einige wurden in diesem Zusammenhang verhaftet", sagte Justizsprecher Gholam-Hussein Ismaili laut Nachrichtenagentur Isna am Dienstag.

Aus welchen Institutionen und Abteilungen die Verhafteten kommen, sagte der Sprecher nicht. Der Fall sei kompliziert und man müsse in vielen Richtungen ermitteln, um zu einem klaren Ergebnis zu kommen.

Das ukrainische Boeing-Passagierflugzeug war am Tag eines iranischen Luftangriffs auf US-Militärstützpunkte im Irak kurz nach dem Start in Teheran irrtümlich abgeschossen worden. Es war nach iranischen Angaben für ein US-Marschflugkörper gehalten worden.

Der iranische Präsident Hassan Ruhani forderte eine lückenlose Aufklärung der Abschussumstände. "Dieser Fall ist kein normaler Fall und er muss von einem Sondergericht und verschiedenen Experten gründlich und lückenlos untersucht werden", sagte Ruhani am Dienstag.

Alle Einzelheiten sollten transparent untersucht und egal mit welchem Ergebnis publik gemacht werden. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. "Wir müssen dafür sorgen, dass so eine Tragödie in unserem land nie wieder passiert", sagte Ruhani laut dem Webportal des Präsidialamts.

Er könne nicht akzeptieren, dass lediglich eine Person, "die auf den Knopf gedrückt hat", alleine verantwortlich für das Unglück sei. Auch andere Abteilungen und Organisationen trügen eine Mitschuld. Genau dies müsse in den Ermittlungen klargestellt werden, sagte Ruhani.

Es gehe nicht nur um 176 unschuldige Opfer des Unglücks, sondern um die zukünftige Sicherheit des Landes. Er bedauere den Vorfall zutiefst und habe den Staatschefs der vom Unglück betroffen Staaten telefonisch versprochen, dass der Fall lückenlos aufgeklärt werde.
© dpa-AFX, aero.de | 14.01.2020 10:53

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Beitrag vom 15.01.2020 - 08:24 Uhr
Nein, war nicht ironisch gemeint. Das Machtgefüge im Iran kenne ich nicht, danke für die Aufklärung. Was ich jedoch meine ist, dass eben ein großer Fisch ins Gefängnis muss und keine Sündenböcke. Auch wenn es der Oberpapst des Irans ist. Da muss die Weltgemeinschaft Druck ausüben und darauf bestehen, dass die Angelegenheit nicht in einem manipulierten iranischen Gericht behandelt wird sondern bspw. in Den Haag.
Beitrag vom 14.01.2020 - 15:18 Uhr
Muss für so etwas nicht mindestens der Verteidigungsminister hinter Gitter? Oder gar der Oberbefehlshaber?

Sorry, offen gesagt ist mir nicht ganz klar, ob Ihre Frage ironisch oder ernst gemeint war. Ich fasse sie hier als ernst gemeint auf, bitte tragen Sie es mir nicht nach, sollte sie ironisch gemeint gewesen sein.

Der Abschuss von Flug PS 752 geschah durch eine Einheit der sogenannten Revolutionsgarden des Irans. Die Revolutionsgarden sind kein Bestandteil der regulären Streitkräfte des Irans, sie unterstehen daher auch nicht dem Verteidigungsminister des Irans und auch nicht dem Staatspräsidenten sondern als paramilitärische Einheiten direkt dem Obersten Religiösen Führer des Irans, Ayatollah Khamenei. Es kann womöglich sein, dass der Verteidigungsminister hinter Gittern verschwindet, weil man in der derzeitigen politischen Situation Sündenböcke braucht, aber mit dem Abschuss hatte er institutionell buchstäblich nichts zu tun. Und der Oberbefehlshaber, Ayatollah Khamenei - und nicht der Staatspräsident, wird sich wohl kaum selbst verhaften. Die Zivilluftfahrtbehörde des Irans untersteht dagegen dem iranischen Verkehrsministerium, das ja als erstes sehr früh öffentlich von einem "technischen Defekt" als Absturzursache sprach und im Gegensatz zu den Revolutionsgarden tatsächlich Teil der regulären Regierung ist und dem Staatspräsidenten untersteht.

Die Theokratie des Irans hat im Staatsaufbau solche Merkwürdigkeiten zur Folge, bei denen eine "lückenlose Aufklärung" eigentlich auch zu klären hätte, ob und inwieweit sie zum Abschuss beigetragen haben: zentrale bewaffnete Kräfte des Landes haben keinen direkten Kontakt zur Regierung und keine Möglichkeit, unmittelbaren Einfluss auf deren Entscheidungen zu nehmen (z.B. in einer Kriegssituation den Luftraum für zivile Flugzeuge zu schließen, weil das eine Angelegenheit der Regierung ist), umgekehrt weiß die Regierung unmittelbar nicht, was zentrale bewaffnete Kräfte des Landes so gerade tun und treiben.

Dieser Beitrag wurde am 14.01.2020 15:30 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 14.01.2020 - 14:45 Uhr
Muss für so etwas nicht mindestens der Verteidigungsminister hinter Gitter? Oder gar der Oberbefehlshaber?


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