Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP)
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Flughafen Wien: Pistenausbau in erster Instanz genehmigt

Flughafen Wien Dritte Piste
Layout Pistenausbau Flughafen Wien, © FWAG

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WIEN - Das Bundesland Niederösterreich hat in erster Instanz dem auf Landesgebiet liegenden Wiener Flughafen den Bau der dritten Piste bedingt genehmigt. Der Bescheid enthält über 460 Auflagen zum Schutz von Bevölkerung und Umwelt. Die Wirtschaft begrüßt den Bescheid als  zukunftsichernd, die Anrainer bleiben skeptisch, trotz des größten Mediationsverfahrens in Österreichs Geschichte, die Grünen lehnen den Ausbau als unnötig ab.

In einer Aussendung der FWAG erklärt der Flughafen, er will ein optimiertes System schaffen, das die Belastung der betroffenen Bevölkerung so gering wie möglich hält. So seien umfangreiche ökologische Maßnahmen vorgesehen, vorrangig im Lärmschutz, die dort schützen sollen, wo auch tatsächlich Lärm entsteht, ähnlich wie beim bestehenden Lärmschutzprogramm. Die schon heute im Mediationsvertrag fixierten Lärmgrenzwerte seien strenger als der Bescheid fordert und bleiben für den Flughafen auch weiterhin gültig. Weitere Auflagen will der Flughafen Wien nun intensiv aufarbeiten.

Aus Sicht des Flughafens wird die Kapazität der beiden bestehenden Pisten (16/34-3600x45m, 11/29-3500x45m) ab dem Jahr 2020 ausgeschöpft sein. Da die in V-Form angeordneten Pisten nicht unabhängig voneinander nutzbar sind, hat der Airport derzeit nur eine Kapazität von 1,6 Pisten. So habe die vor allem für Lufthansa und AUA wichtige Drehscheibe für Flüge nach Zentral-  und Osteuropa bereits jetzt am Tagesrand kaum noch freie Slots zur Verfügung.

Ohne zusätzliche Kapazitäten hätte der Airport keine Wachstumsperspektive. Die dritte Piste sei für die Zukunft des Vienna Airport eine Notwendigkeit, ohne den Ausbau würden Fluglinien schrittweise abwandern. Der Baubeginn könnte ab 2016 erfolgen, die Inbetriebnahme ab 2020/21, so die FWAG.

Der erstinstanzlichen Genehmigung ging das bislang aufwendigste UVP-Verfahren in Österreich voraus. Insgesamt wurden 1331 Einwendungen von 50 Parteien behandelt. Für ein Projekt dieser Größenordnung sehr wenig, wie der Flughafen betont. Zum Vergleich gab es in München gegen den Bau der ditten Piste über 100.000 Einwendungen.

Stärkstes Argument der Ausbaugegener ist nach wie vor eine Kooperation des Flughafen Wien mit dem dem nur 50 Kilometer entfernten Flughafen von Bratislava BTS. Durch Verlegung bestimmter Segmente im Touristik, Lokal und Frachtverkehr könnten am VIE nachhaltig Kapazitätsreserven für den am Standort vital wichtigen Drehscheibenverkehr geschaffen werden.

So wurde am Freitag am Stefanik-Airport BTS nun der zweite Teil der Terminalerneuerung in Betrieb genommen. Mit seinen beiden Pisten, dem neuen State-of-the-art Terminal, 24-Stunden Betrieb und einer voll ausgebauten Autobahnverbindung, sowohl zwischen beiden Flughäfen als auch beiden Donaumetropolen, hält BTS eine Kapazität für fünf Millionen Passagiere vor, die gegenwärtig erst zu einem Drittel genutzt ist. Zusammen fertigen beide Flughäfen derzeit jährlich rund 24 Millionen Passagiere ab, mit einer Infrastruktur für 35 Millionen Fluggäste.

Nach dem Scheitern einer Übernahme von BTS durch die von der FWAG geführte Bietergruppe Two-One im Jahr 2008 plant das Slowakische Infrastrukturministerium nun ein neues Bieterverfahren für eine 30-jährige Betriebsübernahme durch einen strategischen Partner. Dazu hat kürzlich auch die FWAG Interesse angemeldet, unabhängig von ihren eigenen Ausbauplänen.
© aero.at | Abb.: FWAG | 14.07.2012 14:54

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Beitrag vom 16.07.2012 - 14:38 Uhr
@fwablaie: Die Entscheidung wurde zunächst in erster Instanz getroffen. Die Chancen stehen aber gut, dass die UVP alle Instanzen schafft und die Piste baureif wird. Wann allerdings gebaut wird, steht zur Zeit noch in den Sternen. Flugexperte Niki Lauda meinte dazu kürzlich ironisch: "In meiner Lebenszeit wohl nicht mehr".
Beitrag vom 15.07.2012 - 17:38 Uhr
Hat diese Entscheidung unbegrenzte Gültigkeit? Doch wohl kaum...?
Beitrag vom 15.07.2012 - 11:19 Uhr
@FlyTweeety: Rollzeiten und Landverbrauch sind hier freilich ein längst 'verbrauchtes' Thema. Dazu kommt auch noch die Topographie. In der Graphik nicht ersichtlich ist nämlich die Anhöhe (bis zu 40m) zwischen den beiden Pisten, die zur Midfieldnutzung erstmal abgetragen werden müsste. Die Begradigung des Geländes ist ein gewaltiger Kostenfaktor und natürlich auch ein Umweltthema. Interessant ist freilich auch die Mauer des Schweigens dazu. Zwar bietet sich der relativ flache Westen für eine Bebauung an (Logistik, Technik, Handel, siehe schraffierte Fläche). ob das Gelände aber auch für einen späteres Midfieldterminal reicht, blieb bis heute öffentlich unbesprochen- Allein die Anordnung der Rollwege lässt aber schon darauf schließen, dass da sobald nichts geplant ist.

Ursprünglich sollte zwischen den Pisten auch ein hochrangiger Bahnhof gebaut werden, in die Fernbahnachsen nach Bratislava und Budapest. Inzwischen hat man sich aber zu einer kleinen Lösung entschieden und den unterirdischen Bahnstopp im nördlichen Terminalbereich ausgebaut. Stückwerk, wo man auch hinsieht.

Wichtiger als die dritte Piste selbst, dürfte vor allem der Persilschein für deren Bau sein, wann ist inzwischen ein untergeordnetes Thema. So hat sich allein in den letzten beiden Jahren der Zeithorizont von 2015/16 auf 20/21 verschoben. Nicht ganz bedeutungslos dazu dürfte auch die neue, kundenfreundliche Hardware beim Nachbar BTS sein, sowohl für die Airlines wie die Passagiere. BTS sucht einen strategischen Betreiber und dass sich die FWAG dort eine professionelle Konkurrenz leisten kann und will, möcht' ich erstmal bezweifeln. Die Politk auf beiden Donau-Ufern will eine Zusammenarbeit und damit hat ein Pistenausbau in Wien de facto wohl keine allzu hohe Priorität. Auch wenn man die Unabwägbarkeiten in München hier gerne nutzen möchte.

Auch wenn ein neuer Airport hier derzeit kein Thema ist (im Dreieck Wien/Bratislava/Györ) halt ich den inzwischen für realistischer als die dritte Bahn am VIE. Sicher nicht vor 25/30, aber allein schon die Entwicklung im arabischen und asiatischen Raum wird für ein 'State of the art' sorgen, das auf dem jetzigen Gelände gar nicht möglich ist.



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