Cassidian
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EADS tauscht Chef der Rüstungssparte aus

Stefan Zoller
Dr. Stefan Zoller, © EADS

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FRANKFURT - EADS tauscht den Chef seiner Rüstungstochter Cassidian aus. Der langjährige Cassidian-Chef Stefan Zoller muss gehen, Nachfolger ist seit diesem Montag der bisherige Leiter des operativen Geschäfts, der 59-jährige Bernhard Gerwert. Den Ausschlag für den Wechsel gaben Differenzen zwischen Zoller und dem neuen EADS-Chef Tom Enders, wie die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Montag aus Unternehmenskreisen erfuhr.

Bei Strategie und Organisation des Unternehmens seien sich die Manager nicht einig geworden. Von dem Neuen an der Spitze erwartet Enders nun offenbar eine etwas andere Geschäftspolitik. "Bernhard Gerwert wird Cassidian die neue Richtung und Impulse geben, die notwendig sind", ließ sich der EADS-Chef bei der Bekanntgabe der Personalie zitieren. Entscheidend sei, dass das Unternehmen sein Geschäft auf die Bereiche konzentriere, "die dauerhaft umsatzstark und profitabel sind".

Der französischen Zeitung "Les Echos" zufolge hatte sich ein Streit zwischen Enders und Zoller bereits vor eineinhalb Jahren abgezeichnet. Der damalige EADS-Chef Gallois habe sich aber nicht eingemischt, da er die Sache "für eine Angelegenheit unter Deutschen" gehalten habe. Enders hatte damals argumentiert, dass der von Zoller angestoßene Umbau der Rüstungssparte eine engere Zusammenarbeit mit Airbus Military behindern könnte. Die Airbus-Tochter stellt Tankflugzeuge und Militärtransporter wie den neuen A400M her.

Der 54-jährige Zoller, der sieben Jahre lang an der Spitze von Cassidian stand, hatte zuletzt verstärkt auf das Geschäft mit Sicherheitstechnik wie Funksystemen und Cyber-Sicherheit gesetzt. Damit wollte er Rückgänge im klassischen Rüstungsgeschäft auffangen. Das meiste Geld verdient das Unternehmen aber weiter mit Kampfflugzeugen und Waffensystemen. Enders dankte Zoller dafür, Cassidian deutlich rentabler gemacht zu haben. Die unter ihm betriebene Internationalisierung habe die Basis für künftiges Wachstum geschaffen.

Cassidian leidet wie andere Unternehmen der Rüstungsbranche unter den Kürzungen in den europäischen Verteidigungsbudgets. Unter dem Dach des Unternehmens wird der Kampfjet Eurofighter gebaut, außerdem warten Cassidian-Mitarbeiter Tornado- und Transall-Maschinen sowie die Eurofighter-Flotte. Im vergangenen Jahr kündigte das Unternehmen die Streichung von 600 der damals 31.000 Arbeitsplätze an. Für den größten Standort im oberbayerischen Manching meldete das Unternehmen vergangenen Sommer Kurzarbeit an.

Schlecht lief zuletzt auch das Geschäft mit dem Eurofighter. Sowohl Indien als auch die Schweiz hatten sich bei der Erneuerung ihrer Kampfflugzeug-Flotte für das Produkt der EADS-Tochter interessiert. Doch Indiens Regierung sprach sich für 126 Exemplare des Konkurrenzmodells Rafale aus, das vom französischen Rüstungskonzern Dassault hergestellt wird. Die Schweiz entschied sich für den Kampfjet Gripen des schwedischen Flugzeugbauers Saab.

Auf der Kippe steht zudem weiter eines der Prestigeprojekte von Cassidian, die Mehrzweckdrohne "Talarion". Weil sich die interessierten EU-Staaten lange nicht einig wurden, waren mit "Talarion" und der französisch-britischen "Telemos" zwei konkurrierende Systeme in der Diskussion. Zuletzt hatte sich Zoller zuversichtlich gezeigt, dass ein Durchbruch für eine gesamteuropäische Drohne gelingt.
© dpa-AFX | Abb.: Airbus S.A.S. | 03.09.2012 11:56


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