Streiks an drei Flughäfen
Älter als 7 Tage

Flugbegleiter nehmen Lufthansa in die Zange

Lufthansa Airbus A319 in TXL
Lufthansa Airbus A319 in TXL, © Deutsche Lufthansa AG

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BERLIN - Wieder müssen Passagiere der Lufthansa um ihre Flüge bangen. In Berlin-Tegel legten die Flugbegleiter am Dienstag um 5.00 Uhr ihre Arbeit nieder, eine Stunde später auch am Drehkreuz Frankfurt. Acht Stunden sollen die Ausstände dauern. Die bislang längste Streikaktion beginnt um 13.00 Uhr in München; sie soll bis Mitternacht dauern. Am Abend hatte die Gewerkschaft zunächst Berlin und Frankfurt im Abstand von einer Stunde bekanntgegeben.

Der Münchner Streik wurde erst am Morgen angekündigt. Am Dienstagmorgen musste Lufthansa bereits 200 Flüge absagen. Am Flughafen Berlin-Tegel wurden alle Abflüge nach Frankfurt gestrichen. Passagiere des für 6:10 Uhr bereits geboardeten Abflugs mussten ihr Flugzeug wieder verlassen, nachdem die Kabinencrew nicht erschienen war.

In Frankfurt wurden bereits rund die Hälfte aller geplanten Kurz- und Mittelstreckenflüge gestrichen. Auch auf den Langstrecken gebe es schon "eine ganze Menge Annullierungen", sagte Lufthansa-Sprecher Boris Ogursky. Geplant waren am Dienstag 370 An- und Abflüge der Lufthansa am Frankfurter Airport.

"Uns fehlt jedes Verständnis dafür, dass man sich hier über die Nacht so austobt auf dem Rücken der Fluggäste. Das ist das alles nicht mehr lustig", sagte Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty der Nachrichtenagentur dpa in der Nacht zum Dienstag.

Zum Ende vergangener Woche hatten die Flugbegleiter in einer ersten Welle für acht Stunden schon einmal in Frankfurt die Arbeit niedergelegt und damit Deutschlands größten Flughafen teilweise lahmgelegt. Auch am Dienstag kann Lufthansa die Personalengpässe nicht ausgleichen und muss zahlreiche Flüge streichen. Etwa die Hälfte aller Kurz- und Mittelstreckenflüge und sogar einige Langstreckenflüge müsse die Airline in der Zeit der Ausstände annullieren, sagte ein Sprecher am Dienstagmorgen.

Sollte das Unternehmen nach der zweiten Streikwelle am Dienstag bei seiner "arroganten Linie" bleiben, machten weitere Nadelstiche voraussichtlich keinen Sinn mehr, sagte Gewerkschaftschef Nicoley Baublies der Nachrichtenagentur dpa. Am Mittwoch sei ein flächendeckender Streik aber noch "unrealistisch" und wegen der zu erwartenden Auswirkungen der zweiten Streikwelle vom Dienstag auch nicht notwendig. "Am Mittwoch wird noch genug Chaos herrschen", sagte der Ufo-Chef. Man wolle der Lufthansa zudem auch Zeit für eine Reaktion einräumen.

Vorstände stellen sich Flugbegleitern


Carsten Spohr aus dem Vorstand der Lufthansa stellte sich am Montag gemeinsam mit dem Passage-Personalchef Peter Gerber der Diskussion mit den Flugbegleitern bei einer Versammlung in Frankfurt, wie ein Sprecher berichtete. Ufo hatte zuvor ein "Abtauchen" des Vorstands beklagt.

Schon vor der gestaffelten Streikankündigung in der Nacht zum Dienstag hatte Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels die Ufo-Streiktaktik als "sehr fluggastfeindlich" kritisiert. Das kurze Zeitfenster von sechs Stunden lasse der Gesellschaft kaum eine Chance, die Passagiere rechtzeitig zu informieren. Ufo sieht dagegen eine kurzfristige Streikankündigung derzeit als einziges Mittel im Arbeitskampf mit der Lufthansa. "Wir bedauern das natürlich aufs Äußerste, dass unsere Fluggäste darunter leiden", sagte Ufo-Sprecher Alexander Behrens der Nachrichtenagentur dpa. "Nur ist es für uns in unserer Situation die einzige Möglichkeit, die wir haben."

Die Gewerkschaft Ufo hat in den seit 13 Monaten andauernden Verhandlungen nach drei Jahren Nullrunden neben fünf Prozent höheren Entgelten unter anderem das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen die Auslagerung von Jobs verlangt. Lufthansa plant hingegen mittelfristige Einsparungen bei den Personalkosten und will dafür unter anderem die Beförderungsstufen strecken.

Lufthansa beschäftigt nach eigenen Angaben rund 18.000 Flugbegleiter, Ufo spricht hingegen von 19.400 Arbeitnehmern. Das Unternehmen bietet bisher 3,5 Prozent mehr Gehalt sowie den Verzicht auf Leiharbeit und betriebsbedingte Kündigungen. An den Plänen zu einer internen Billiglinie hält die Lufthansa aber fest.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Deutsche Lufthansa AG | 04.09.2012 06:17

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Beitrag vom 09.09.2012 - 18:08 Uhr
An sich sollte das nicht möglich sein.
Der FB müßte einen entsprechenden Passus im Arbeitsvertrag haben, dass er auch an andere Gesellschaften "ausgeliehen" werden kann. Dann wäre das ähnlich wie bei Aviation Power.
Natürlich könnten auch keine LH-MA (FB, Piloten) an andere Gesellschaften ausgeliehen werden (,falls die Arbeitsverträge nicht entsprechende Klauseln enthalten).
Beitrag vom 09.09.2012 - 11:55 Uhr
@MD 11

die problematik löst sich nicht auf, weil einmal im Unternehmen dann immer.

FB aus LH Classic kommt irgendwann durch einen Turn around sagen wir nach Berlin; blöderweise wird diese/r krank, oder, oder !!!
und da liegt der Wurm begraben. Bleibt dann der Flieger stehen ??? Ich denke nicht, eher springt die/der Kollegin/e aus Direct4U ein und die Vermischung und der Frust läuft schon

schönen Sonntag
aus EDDF
Beitrag vom 08.09.2012 - 12:49 Uhr
Für LH kann das noch problematisch werden, falls andere Gewrkschaften den Einsatz von "Dauerleihgaben" des ach so tollen joint venture Aviation Power in Frage stellen.
Aber BMI oder Jade wurden bereits "aussortiert."..


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