Ryanair: BAA hat in Stansted die Bücher frisiert

LONDON - Der irische LCC Ryanair kann sich vorstellen, innerhalb eines Konsortiums einen Minderheitsanteil am Flughafen London Stansted zu übernehmen.  Ryanair habe bereits erste Gespräche mit Interessenten für den Flughafen geführt, bestätigte ein Unternehmenssprecher der Nachrichtenagentur "Dow Jones". Die Airline ziehe aber allenfalls eine Minderheitsbeteiligung von unter 25 Prozent am Flughafen in Betracht.

Der bisherige Eigentümer BAA muss Stansted auf Anordnung der Kartellbehörde verkaufen. Zum Kreis der möglichen Interessenten zählen der BAA-Konkurrent Manchester Airports Group (MAG) und Finanzinvestoren.

Ryanair ist mit einem Verkehrsanteil von 68 Prozent der größte Nutzer des Flughafens und hatte in den vergangenen Jahren heftige Kritik an der Gebührenpolitik der BAA geübt. Zu hohe Entgelte seien der Grund dafür, dass Stansted in den vergangenen fünf Jahren fast ein Viertel seiner Passagiere verloren habe, meint Airline-Chef Micheal O`Leary.

Für das laufende Jahr rechnet Ryanair mit nur noch 17,3 Millionen Reisenden an Londons drittgrößtem Airport. Im Zuge des Eigentümerwechsels müssten die Gebühren in Stansted halbiert werden, forderte die Airline am Dienstag. Dies sei durch eine Neubewertung der Aktiva des Flughafens möglich, die bei der Gebührenkalkulation mit einbezogen werden.

O`Leary: Aufsichtsbehörde hat in Stansted geschlafen

Die Airline erhebt in diesem Zusammenhang schwere Vorwürfe gegen die BAA und die Luftfahrtaufsicht CAA: Entgegen der gängigen betriebswirtschaftlichen Praxis an anderen Flughäfen, Anlagegüter mit der Zeit abzuschreiben, habe die BAA ihre Aktiva in Stansted immer weiter aufgewertet und so ihre Gebühren verdoppelt, hält Ryanair der CAA am Dienstag in einer Mitteilung auf ihrer Internetseite vor. 

Die BAA habe "die Bücher frisiert" und die CAA "in spektakulärer Art und Weise geschlafen", lässt O`Leary verbreiten. Ryanair bewerte die Aktiva des Flughafens mit 640 Millionen GBP - in etwa die Hälfte der der derzeit für Stansted in den Bilanzen ausgewiesenen Buchwerte.