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Russland forscht weiter am Blended Wing Body

Nurflügler-Modell
Nurflügler-Modell, © ZAGI

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SCHUKOWSKI - Das Zentrale Aerohydrodynamische Institut (ZAGI) in Schukowski bei Moskau hat eine weitere Windkanal-Testreihe zur Erforschung eines Blended-Wing-Body-Konzepts abgeschlossen. Die Tests sollen im Idealfall in den Bau eines "vielversprechenden" neuen Flugzeugs münden.

Nurflügler und deren Abwandlungen tauchen als Design-Konzepte im Flugzeugbau seit Jahrzehnten immer wieder auf. Durchgesetzt haben sich diese Konzepte allenfalls als Randerscheinungen. Die meisten blieben irgendwo auf halbem Weg zwischen Reißbrett und Realität stecken.

Seit einiger Zeit aber forschen Ingenieure weltweit wieder verstärkt an solchen Designs – und gehen vor allem der Frage nach, welchen Nutzen sie für die zivile Luftfahrt haben könnten.

So stellte Airbus im vergangenen Jahr sein Blended-Wing-Body-Konzept "Maveric" vor, während an der Technischen Universität Delft in den Niederlanden am "Fliegenden V" geforscht wird – mit Unterstützung von KLM. Blended-Wing-Body aus Russland

In Russland möchte man in dieser Thematik nicht hintanstehen. Und so beauftragte das russische Ministerium für Industrie und Handel die Spezialisten des Luftfahrtforschungsinstituts ZAGI, ein entsprechendes "Flying Wing"-Konzept zu erarbeiten und im Windkanal zu testen.

Auch das ZAGI entschied sich dabei für einen Blended-Wing-Body, also eine übergangslose Flügel-Rumpf-Verbindung, mit V-Leitwerk und oben liegenden Triebwerken. Die Ingenieure versprechen sich von dieser Auslegung "eine hohe aerodynamische Qualität" und entsprechend geringen Treibstoffverbrauch. Drei Jahre sind für die Studien mit dem Windkanalmodell in Schukowski angesetzt.

Optimiertes Design mit Doppeldeck

Versuche mit einem ersten Modell hatten laut ZAGI "ungünstige Interferenzen" an den oben positionierten Triebwerksgondeln gezeigt. Der erste Entwurf wurde im Anschluss an die Tests weiter optimiert, das Design überarbeitet.

Auffällig war dabei vor allem die klarere Herausbildung des Rumpfes, womit sich laut ZAGI die Zahl der Sitzplätze deutlich erhöhen soll. Die Passagiere sollen demnach auf zwei Decks Platz finden. Außerdem erhoffte sich Iwan Tschenyschew, der Leiter der Abteilung für Aerodynamik von Flugzeugen und Raketen beim ZAGI, zum Auftakt der Versuchsreihe im Frühjahr "eine positive Wirkung auf die aerodynamische Beeinflussung der Motoren".

Weitere Versuche stehen an

Im transsonischen Windkanal T-128 in Schukowski musste sich das überarbeitete Modell dann unter simulierten Reiseflugbedingungen beweisen. Dabei nahmen die Entwickler zeitweise auch die Triebwerksgondeln ab, um das Ausmaß der aerodynamischen Störungen zu ermitteln.

Allerdings gilt die Anordnung der Triebwerke oberhalb des Rumpfes als unverzichtbar, verspricht sie im Flug doch eine signifikante Verringerung der Geräusche am Boden. Wie das ZAGI nun mitteilte, ist die aktuelle Testphase nun beendet. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse fließen in weitere Versuchsreihen ein.

Die nächste Phase wird laut ZAGI darauf abzielen, die Ergebnisse von Gewichtstests in verschiedenen Windkanälen zu spezifizieren und mit Hilfe von Spezialfarbe die Strömungsphysik durch Visualisierung weiter zu erforschen.
© FLUGREVUE - Patrick Zwerger | Abb.: ZAGI | 26.07.2020 08:53

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Beitrag vom 26.07.2020 - 22:29 Uhr
Dann wandelt an das ab und hat. ich so eine Murkslösung mit den Triebwerksgondeln.

Die Triebwerke in Gondeln über dem Rumpf zu platzieren hat ein paar Gründe:
Kein Raumverbrauch im Body: bessere Ausnutzung für Nutzlast.
Potentiell bessere Fehler-Isolation als bei einem intern verbauten Triebwerk.
Schall-"Abstahlung" primär nach oben -> Unten wirds leiser.

Genau, außerdem wird die Wartung um Einiges erleichtert, wenn man rundherum ans Triebwerk rankommt. Auch der Ausstausch ist einacher und schneller. Beim Stealth-Bomber baut man die Triebwerke auch nur ein, weil Gondeln wieder Radarechos erzeugen würden. Das ist bei der Passagiermaschiene total egal.

Dieser Beitrag wurde am 26.07.2020 22:51 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 26.07.2020 - 18:45 Uhr
Es wäre zudem sehr unlogisch die Triebwerke ins innere des Flugzeugs zu bauen, schließlich ist es die Daseinsberechtigung eines Flugzeuges Nutzlast/Fracht im Rumpf von A nach B zu transportieren und nicht die Tiebwerke in den Rumpf zu bauen und anschließend kein Volumen mehr für Passagiere oder Fracht zu haben. Und wer nun mit 20T Nutzlast einer B2 daherkommt, sollte evtl. mal bedenken, wie sich die Dichte zwischen einer Rakete und einem Menschen so verhält. Wer also 20T Passagiere, also etwa 200 Passagiere + Handgepäck in den Bombenschacht der B2 pressen möchte (und das ganze natürlich ohne Lebenserhaltungssysteme oder Druckbeaufschlagung) wird damit kläglich scheitern.

Nur weil es sich um Russland handelt sollte man evtl. nicht davon ausgehen, dass die Leute dort weniger schlau sind. Die werden sich sicherlich mit bisherigen Flugzeugen und Entwicklungen intensiv beschäftigt haben und nicht schlicht plump aus einem Stück Metall mit der Feile mal was rausgefeilt haben was eben grob nach Flugzeug aussieht. Die Leute dort sich hoch spezialisiert, wissen sehr genau was sie tun und entwicklen vermutlich mindestens so intensiv, sicher und durchdacht wie Boeing auch...
Beitrag vom 26.07.2020 - 18:14 Uhr
Man braucht doch nur bei  https://www.northropgrumman.com/air/b-2-spirit-stealth-bomber/ schauen und das modifizieren. Anhand der Bilder sollte man in der Lage sein ein Windkanalmodel zu bauen und testen. Dann wandelt an das ab und hat. ich so eine Murkslösung mit den Triebwerksgondeln.

Geht bei Passagierflugzeugen nicht, da aerodynamisch instabil. Ist auch gut so.

Warum soll das nich gehen

Weil aerodynamisch instabile Designs (also solche die ohne aktive Steuerung nicht eigenstabil fliegen) als Passagiermaschinen aktell zumindest nicht zulassungsfähig sind.
Ein Design wie die B2 geht also tatsächlich nicht.


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