FRANKFURT - Lufthansa legt in den Tarifverhandlungen mit ihren Piloten und der laufenden Schlichtung mit der Flugbegleitergewerkschaft UFO vor. Wegen des mauen Airlinegeschäfts soll das Winterangebot um drei Prozent gekürzt werden. Zum Jahresende will Lufthansa 34 Flugzeuge weniger bei ihrer Kernmarke Passage einsetzen. Damit würden etwa 500 Piloten und bis zu 2.000 Mitarbeiter in der Kabine weniger benötigt als geplant.
Ein Einstellungsstopp ist bereits in Kraft. Wie man mit dem Überschuss an fliegendem Personal umgehe, werde derzeit mit den Gewerkschaften diskutiert, heißt es aus Frankfurt. Zwar legte Lufthansa in dieser Woche bessere Zahlen als erwartet vor, Konzernchef Christoph Franz pocht dennoch auf weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Ergebnisse.
"Wir haben nicht die Ertragskraft, die wir brauchen", schickte Franz am Mittwoch den Zahlen voraus und meint damit nichts anderes, als dass Lufthansa von jedem Euro Umsatz zu wenig in der Kasse bleibt. Konzernweit erreichte Lufthansa zuletzt eine Umsatzrendite von 3,1 Prozent.
Im Passagiergeschäft drückte eine gestiegene Spritrechnung die operative Marge auf mickrige 0,8 Prozent. Der Vorstand werde die Margen der ersten drei Quartale "nicht als
dauerhaften Zustand dulden", stellte die neue Finanzchefin Simone Menne klar.
Mit dem Programm SCORE (Synergies, Cost, Organisation, Revenue, Execution) will die Konzernführung das operative Ergebnis bis 2015 um 1,5 Milliarden Euro jährlich verbessern. Nicht zuletzt soll SCORE das noch gute Kreditrating der Lufthansa retten, werden Franz und Menne nicht müde zu betonen. Nur so könne Europas größter Airlinekonzern Investitionen in das Produkt finanzieren und seine Zukunft sichern.
Im Mund der Mitarbeiter wurde aus "SCORE" hingegen schon lange "SCARE", denn das Programm bringt für sie vor allem eins: Unsicherheit. Nur scheibchenweise gibt das Management die bitteren Pillen preis, die mit SCORE für die Belegschaft verbunden sind.
Ein umfangreicher Stellenabbau in der Verwaltung und die Verlegung ganzer Abteilungen ins Ausland oder in zusammengefasste Servicegesellschaften treffen die administrativ arbeitenden Lufthanseaten hart.
Lufthansa erhöht Druck auf fliegendes PersonalAuch das fliegende Personal soll jetzt Abstriche machen. Nur sind die Mitarbeiter in der Luft gewerkschaftlich wesentlich besser organisiert, als ihre Kollegen am Boden. Cockpit und UFO werden sich kaum widerstandslos die Sparvorgaben des Managements abringen lassen.
Die Konzernspitze schlägt einen konfrontativen Kurs ein. Mit dieser Strategie hatte Franz im Sommer bereits bei der Konzerntochter Austrian Airlines Erfolg. In Wien setzte Lufthansa gegen alle Widerstände die für sie günstigeren Tyrolean-Tarifstrukturen durch. Hier landete SCORE den ersten Volltreffer.
In ähnlicher Form will Lufthansa die Produktionskosten nun auch bei der Kernmarke senken. Der dezentrale Europaverkehr, also alle Strecken abseits der Hubs Frankfurt und München, sollen ab nächstem Jahr von der Günstigtochter Germanwings bedient werden.
Lufthansa will hierfür 30 eigene Maschinen umlackieren, also ziemlich genau die Zahl, die der Konzern bei Passage jetzt für überzählig erklärt. Piloten und Flugbegleitern sollen Angebote zum Wechsel in die Germanwings-Uniformen unterbreitet werden, heißt es in Frankfurt.
Vorsorglich droht Lufthansa bereits mit weiteren Kapazitätskürzungen. Das Angebot könnte wegen des schwierigen Marktumfelds im vierten Quartal noch weiter zurückgefahren werden, schob Franz nach.
Jetzt liegt der Ball erstmal im Feld von Cockpit und UFO. Trauen Sie es Franz zu, sich im Zweifel wie British Airways ganz aus dem dezentralen Verkehr zurückzuziehen? Eher nicht. Franz hat bereits klar gemacht, den Punkt-zu-Punkt-Verkehr nicht an Billigflieger aufzulassen, sondern auch in Europa den direkten Wettbewerb zu suchen.
Gute Argumente des Managements werden in den Tarifverhandlungen mit Cockpit und der Schlichtung mit UFO auf die nach wie vor starke Position der Gewerkschaften treffen. Die Piloten fordern bereits eine Angleichung der Bezüge bei Germanwings und Passage. Auch die Flugbegleiter sehen viel Klärungsbedarf. Lufthansa steht eine heiße Vorweihnachtszeit bevor.
© aero.de | Abb.: Deutsche Lufthansa AG | 02.11.2012 10:19
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Beitrag vom 10.11.2012 - 16:48 Uhr
Ich bin kurzfristig von vlc nach dus geflogen mit einer 22 Jahre alten 737-300 für Sage und schreibe 620 € (One Way). Der Preis war die Ausnutzung einer Notlage. Der Flieger stand in VLC neben einer nagelneuen 800 der Ryanair - ein Bild des Jammers. Und dann haben die verrückten Lufthanseaten in den alten Hobel noch die neuen Gartenstühle eingebaut. Der Fraß bestand aus einer Weißwurst mit eingebauten Süßsenf. Die Typen sind völlig von der Rolle.
Und noch dazu, ich sitz lieber im Gartenstuhl als quasi auf/unter meinen Mitreisenden. Mal den Fakten nach: was stört Sie denn wirklich an der Kont. Kabine? Oder wird gemeckert weil ja alle "Experten" das grade tun?
Beitrag vom 10.11.2012 - 16:47 Uhr
@ ichglaubdasnicht: wenn Sie sich mit dem Tarifsystem von Fluggesellschaften auskennen würden, dann wüssten Sie, dass kurzfristige Flüge immer teurer sind als langfristig im Voraus gebuchte. Das ist seit Jahrzehnten nichts Neues. Entschuldigung, Ihre Beschreibung "Ausnutzung einer Notlage" ist lächerlich. Wenn das ein Unternehmenskonzept wäre, dann würde jede Airline die permanente Notlage von Geschäftsreisenden ausnutzen. Kostendeckend arbeiten kann eine Gesellschaft nur mit einem Tarifmix. Es wird Ihnen sicher bekannt sein, dass auf Ihrem Flug auch Passagiere mit 99-EUR-Tickets für Hin- und Rückflug waren.
Weiterhin dürfte klar sein, dass innerhalb einer Serviceklasse keine Unterschiede in der Verpflegung bestehen können, je nachdem, wie viel für ein Ticket bezahlt wurde. Ihr Flugschein ist ein Coupon für Personen- und Gepäcktransport (und genau das steht auch drauf). Eine Verpflegung ist immer optional. Starke Turbulenzen über die gesamte Flugzeit bedeuten: es gibt noch nicht einmal ein Getränk, denn Sicherheit geht vor. Ich schlage also vor: bleiben Sie bitte mit Ihrer Dramatik am Boden des Vernünftigen. Danke.
PS: selbst ich als Airline-Mitarbeiter versorge mich bei privaten Langstreckenflügen wie auch im Dienst selbst mit Nahrung, sei es durch ein Essen am Flughafen oder einen mitgebrachten Snack. Es besteht immer die Möglichkeit, dass die angebotene Speise nicht meinen Geschmack trifft. Leider muss ich immer wieder feststellen, dass Passagiere an die Fluggesellschaft oft haarsträubende Ansprüche haben. Geht in der vorletzten Reihe das Huhn aus und kann nur noch Pasta angeboten werden, stampfen sie mit dem Fuß auf und plärren "Ich will aber Chicken." Ja, und nun, sollen wir im Tiefflug eine Gans fangen und zubereiten?
Ich stimme zu, ich stimme zu, ich stimme zu!! Besonders dem letzten Satz :D
Davon abgesehen hatte ich den Weißwurstsnack auch schon mal und habe die Portion meines Nebensitzers gleich mitgegessen, weil ich den eigtl. ziemlich lecker finde. Sie werden zustimmen ("ichglaubdasnicht") das Essen nun wirklich Geschmackssache ist...
Beitrag vom 10.11.2012 - 10:32 Uhr
@ ichglaubdasnicht: wenn Sie sich mit dem Tarifsystem von Fluggesellschaften auskennen würden, dann wüssten Sie, dass kurzfristige Flüge immer teurer sind als langfristig im Voraus gebuchte. Das ist seit Jahrzehnten nichts Neues. Entschuldigung, Ihre Beschreibung "Ausnutzung einer Notlage" ist lächerlich. Wenn das ein Unternehmenskonzept wäre, dann würde jede Airline die permanente Notlage von Geschäftsreisenden ausnutzen. Kostendeckend arbeiten kann eine Gesellschaft nur mit einem Tarifmix. Es wird Ihnen sicher bekannt sein, dass auf Ihrem Flug auch Passagiere mit 99-EUR-Tickets für Hin- und Rückflug waren.
Weiterhin dürfte klar sein, dass innerhalb einer Serviceklasse keine Unterschiede in der Verpflegung bestehen können, je nachdem, wie viel für ein Ticket bezahlt wurde. Ihr Flugschein ist ein Coupon für Personen- und Gepäcktransport (und genau das steht auch drauf). Eine Verpflegung ist immer optional. Starke Turbulenzen über die gesamte Flugzeit bedeuten: es gibt noch nicht einmal ein Getränk, denn Sicherheit geht vor. Ich schlage also vor: bleiben Sie bitte mit Ihrer Dramatik am Boden des Vernünftigen. Danke.
PS: selbst ich als Airline-Mitarbeiter versorge mich bei privaten Langstreckenflügen wie auch im Dienst selbst mit Nahrung, sei es durch ein Essen am Flughafen oder einen mitgebrachten Snack. Es besteht immer die Möglichkeit, dass die angebotene Speise nicht meinen Geschmack trifft. Leider muss ich immer wieder feststellen, dass Passagiere an die Fluggesellschaft oft haarsträubende Ansprüche haben. Geht in der vorletzten Reihe das Huhn aus und kann nur noch Pasta angeboten werden, stampfen sie mit dem Fuß auf und plärren "Ich will aber Chicken." Ja, und nun, sollen wir im Tiefflug eine Gans fangen und zubereiten?
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Und noch dazu, ich sitz lieber im Gartenstuhl als quasi auf/unter meinen Mitreisenden. Mal den Fakten nach: was stört Sie denn wirklich an der Kont. Kabine? Oder wird gemeckert weil ja alle "Experten" das grade tun?
Weiterhin dürfte klar sein, dass innerhalb einer Serviceklasse keine Unterschiede in der Verpflegung bestehen können, je nachdem, wie viel für ein Ticket bezahlt wurde. Ihr Flugschein ist ein Coupon für Personen- und Gepäcktransport (und genau das steht auch drauf). Eine Verpflegung ist immer optional. Starke Turbulenzen über die gesamte Flugzeit bedeuten: es gibt noch nicht einmal ein Getränk, denn Sicherheit geht vor. Ich schlage also vor: bleiben Sie bitte mit Ihrer Dramatik am Boden des Vernünftigen. Danke.
PS: selbst ich als Airline-Mitarbeiter versorge mich bei privaten Langstreckenflügen wie auch im Dienst selbst mit Nahrung, sei es durch ein Essen am Flughafen oder einen mitgebrachten Snack. Es besteht immer die Möglichkeit, dass die angebotene Speise nicht meinen Geschmack trifft. Leider muss ich immer wieder feststellen, dass Passagiere an die Fluggesellschaft oft haarsträubende Ansprüche haben. Geht in der vorletzten Reihe das Huhn aus und kann nur noch Pasta angeboten werden, stampfen sie mit dem Fuß auf und plärren "Ich will aber Chicken." Ja, und nun, sollen wir im Tiefflug eine Gans fangen und zubereiten?
Ich stimme zu, ich stimme zu, ich stimme zu!! Besonders dem letzten Satz :D
Davon abgesehen hatte ich den Weißwurstsnack auch schon mal und habe die Portion meines Nebensitzers gleich mitgegessen, weil ich den eigtl. ziemlich lecker finde. Sie werden zustimmen ("ichglaubdasnicht") das Essen nun wirklich Geschmackssache ist...
Weiterhin dürfte klar sein, dass innerhalb einer Serviceklasse keine Unterschiede in der Verpflegung bestehen können, je nachdem, wie viel für ein Ticket bezahlt wurde. Ihr Flugschein ist ein Coupon für Personen- und Gepäcktransport (und genau das steht auch drauf). Eine Verpflegung ist immer optional. Starke Turbulenzen über die gesamte Flugzeit bedeuten: es gibt noch nicht einmal ein Getränk, denn Sicherheit geht vor. Ich schlage also vor: bleiben Sie bitte mit Ihrer Dramatik am Boden des Vernünftigen. Danke.
PS: selbst ich als Airline-Mitarbeiter versorge mich bei privaten Langstreckenflügen wie auch im Dienst selbst mit Nahrung, sei es durch ein Essen am Flughafen oder einen mitgebrachten Snack. Es besteht immer die Möglichkeit, dass die angebotene Speise nicht meinen Geschmack trifft. Leider muss ich immer wieder feststellen, dass Passagiere an die Fluggesellschaft oft haarsträubende Ansprüche haben. Geht in der vorletzten Reihe das Huhn aus und kann nur noch Pasta angeboten werden, stampfen sie mit dem Fuß auf und plärren "Ich will aber Chicken." Ja, und nun, sollen wir im Tiefflug eine Gans fangen und zubereiten?