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Red Wings wird mit 60 Superjets runderneuert

Red Wings Superjet 100
Red Wings Superjet 100, © Red Wings

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MOSKAU - Die russische Fluglinie Red Wings hat im September ihren ersten Suchoi Superjet in Dienst gestellt. Noch in diesem Monat sollen zwei weitere folgen. Es ist der Auftakt für ein großes Transformationsprogramm - und der zweite Anlauf für den Superjet bei Red Wings. Der Staat hilft bei der Finanzierung.

Die erste Ära währte nur kurz: 2015 stellte Red Wings fünf geleaste Suchoi Superjet in Dienst, um damit vorrangig Inlandsrouten zu bedienen. Nur rund ein Jahr später waren die Jets bei Red Wings aber schon wieder Geschichte.

Die Airline musste die Maschinen zurückgeben, nachdem die russische Luftfahrtbehörde Rosaviavitsa einem Weiterbetrieb die rechtliche Grundlage entzog. Schon zuvor hatte Red Wings Ärger mit Hersteller Suchoi, offenbar wegen nicht bezahlter Leasingraten.

Dieses Mal soll alles besser laufen – mit dem Segen von ganz oben. Im Frühjahr ordnete die russische Regierung an, dass Red Wings, zuletzt mit A320 und A321 reiner Airbus-Betreiber, zeitnah 60 Suchoi Superjets übernehmen solle.

Die Intention dahinter war klar: "Auf der Grundlange von Red Wings werden wir eine Fluggesellschaft gründen, die sich auf den Betrieb von Flugzeugen aus russischer Produktion konzentrieren wird", gab Russlands Vize-Premierminister Juri Borissow seinerzeit zu Protokoll.

Da Red Wings inzwischen vollständig der Leasingfirma Ilyushin Finance Corporation gehört, deren Eigentümer wiederum der Superjet-Hersteller UAC ist, lag dieser Schritt auch unternehmenspolitisch nahe.

Sieben Superjets bis Jahresende

Mit Übernahme des ersten Superjet am 11. September beginnt für Red Wings somit eine neue Ära. Dem Vernehmen nach soll das Flugzeug, Kennzeichen RA-89122, das aus einer stornierten Order von Azimuth Airlines stammt, in Jekaterinburg am Rande des Uralgebirges stationiert werden. Von dort aus hat Red Wings die Aufnahme mehrerer Inlandsrouten angekündigt.

Der Zulauf von zwei weiteren Superjets ist noch in diesem Monat geplant, bis Jahresende soll der Flottenbestand auf sieben Maschinen anwachsen. Noch vor Ende 2024 will Red Wings alle 60 Superjets übernommen haben. Die Superjet-Flotte soll dann dezentral auf mehreren russischen Airports verteilt werden.

Gegenüber der Tageszeitung Vedemosti nannte Red Wings-Geschäftsführer Evgeny Klyucharev die Flughäfen Mineralnyje Wody, Sotschi, Sankt Petersburg, Irkutsk und Kaliningrad als künftige Basen.

Die Regierung zahlt mit

Die russische Regierung unterstützt die Einflottung der Red Wings-Superjets gleich auf mehreren Ebenen finanziell. So erhält die Airline laut dem Portal Russian Aviation Insider 140 Millionen Rubel (1,56 Millionen Euro) für die Ausbildung künftiger Superjet-Piloten sowie einen Grundbestand an Ersatzteilen. Weitere 199 Millionen Rubel (2,22 Millionen Euro) sollen die Leasingraten für mehr als ein Jahr abdecken. Zudem profitiert Red Wings davon, dass die meisten Routen ab Jekaterinburg staatlich subventioniert werden.
© Flug Revue - PZ | Abb.: Red Wings | 15.09.2020 07:35

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Beitrag vom 16.09.2020 - 21:54 Uhr
Auch Azimuth Airlines baut komplett auf eine Fotte aus Superjets!
Damit wurde bereits 2019 als einziger nonstop Flug zwischen Muenchen und Krasnodar (einer der wichtigsten Staedte in Suedrussland) und diese Airline ist super zufrieden mit deren Flotte wie man lesen konnte.
Inlandsfluege in Russland werden ja vom Staat subventioniert wenn es sich um Einzelstrecken handelt somit bekommen diese Gesellschaften bestimmt auch gute Preise fuer Russische Flieger!
Beitrag vom 16.09.2020 - 12:23 Uhr
So hat das bereits zu Zeiten der Sowjetunion funktioniert und so soll es nun auch wieder funktionieren.

Sehr treffender Artikel.

Russland hat die Umstellung auf Marktwirtschaft noch nicht wirklich vollzogen. Die Bodenschätze reichen gerade so um alles in etwa am laufen zu halten. Dabei wird viel vom Staat viel Geld uneffektiv verschleudert. Siehe besonders auch Luftfahrt.

Der Staat kann es nicht richtig und an Wirtschaftsfachleuten auf breiter Front fehlt es durch die lange Sowjetwirtschaft. Wenn es sie doch gibt werden sie oft eher ausgebremst. Die wenigen superreichen Oligarchen sind dafür kein Ersatz.

Oligarchen ist ein gutes Stichwort. Red Wings gehörte zum Imperium des Oligarchen Alexander Lebedew, der zeitweise auch Bürgermeister von Moskau war. Als Lebedew an höchster Stelle in Ungnade fiel, weil er Nawalny unterstützte (genau den) und zusammen mit Gorbatschow die Gründung einer neuen Partei ventilierte (zu der es dann nicht gekommen ist), wurde er, wie üblich in solchen Fällen, auch seines in Russland befindlichen Vermögens entledigt, zu dem eben auch Red Wings gehörte. Die Airline wurde dann von der Finanzbeteiligungsgesellschaft von Ilyushin übernommen, die zum staatlichen Cluster an russischen Flugzeugherstellern zählen. Seither ist Red Wings, wenn auch mittelbar, Staatsairline. Zu Lebedews Zeiten hatte Red Wings zunächst die TU-204 in ihrer Flotte und wechselte dann zu Airbus. Die zwischenzeitlich daneben geleasten Superjets mussten nach nur einem Jahr an die Leasinggeber zurückgegeben werden, weil in der Endphase von Lebedew die Leasingraten nicht mehr bezahlt werden konnten. Über etwa 15 Maschinen ist die Flotte von Red Wings unter Lebedew denn auch nie hinausgekommen (womit sie aber trotzdem wie erwähnt der größte Charter-Carrier Russlands sind, mit wichtigen Urlaubsdestinationen im Portfolio wie z.B. nach Sotchi, aber seit 2015 auch auf die annektierte Krim und mit einer Reihe von anderen russischen Inlandsverbindungen, dann auch in die Türkei, etwa nach Antalya). Nun, da Red Wings erfolgreich in das "System Putin" eingegliedert wurde, soll die Airline also mit 60 (!) Superjets aufgepumpt werden (seinerzeit hatte die Airline gerade einmal fünf!).
Mit rein wirtschaftlichen Erwägungen im Zeitalter von Corona hat das natürlich auch nicht viel zu tun.

Mehr noch: Mit Marktwirtschaft hat das alles insgesamt natürlich nicht viel zu tun und nach "westlichen" Maßstäben wird hier natürlich uneffektiv Geld verschleudert. Allerdings galten in Russland schon immer andere Maßstäbe und nach diesen wird das Geld sehr effektiv angelegt - nämlich in den Machterhalt des "Natschalniks" an der Staatsspitze (ein schwer ins Deutsche zu übersetzender Begriff) und des ihn tragenden Systems.

Dieser Beitrag wurde am 16.09.2020 12:37 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 16.09.2020 - 11:35 Uhr
So hat das bereits zu Zeiten der Sowjetunion funktioniert und so soll es nun auch wieder funktionieren.

Sehr treffender Artikel.

Russland hat die Umstellung auf Marktwirtschaft noch nicht wirklich vollzogen. Die Bodenschätze reichen gerade so um alles in etwa am laufen zu halten. Dabei wird viel vom Staat viel Geld uneffektiv verschleudert. Siehe besonders auch Luftfahrt.

Der Staat kann es nicht richtig und an Wirtschaftsfachleuten auf breiter Front fehlt es durch die lange Sowjetwirtschaft. Wenn es sie doch gibt werden sie oft eher ausgebremst. Die wenigen superreichen Oligarchen sind dafür kein Ersatz.


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