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EADS rüstet sich für den Neustart

EADS
EADS, © Airbus S.A.S.

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MÜNCHEN - EADS steht vor dem Neustart. In einigen Wochen wird eine außerordentliche Hauptversammlung den hart erkämpften Kompromiss für die neue Eigentümerstruktur beschließen - und damit den Einstieg der Bundesrepublik als dritten staatlichen Großaktionär perfekt machen. Nach der Neuregelung der Beteiligungen begnügen sich Berlin, Paris und Madrid zwar mit dem Einfluss, der Großaktionären auch in anderen Unternehmen zusteht.

Doch ein normaler Konzern wird der europäische Luft- und Raumfahrtgigant wohl nicht so schnell werden. Tom Enders wird in den kommenden Monaten zeigen müssen, wie viel von seinen Vorstellungen er umsetzen kann.

Die größte Baustelle ist die Rüstungssparte Cassidian. Kürzungen in den Verteidigungshaushalten machen dem Geschäft zu schaffen, auch der schwierige Zugang zu Märkten etwa in den USA vereinfachen die Lage nicht. Die größte und wichtigste Tochter Airbus hat zwar volle Auftragsbücher, doch das Geschäft ist kein Selbstläufer. Die trüberen Konjunkturaussichten weltweit und die Krise in Europa machen den Konkurrenzkampf mit dem Erzrivalen Boeing nicht leichter. Für seinen Job braucht Enders seine Großaktionäre und ihr Vertrauen. Es wird sich zeigen, wie frei der Manager künftig arbeiten kann.

Angeeckt war Tom Enders bereits früh im Jahr. Sein Wunsch, das verstreute Management des ohnehin nicht leicht zu führenden Konzerns im südfranzösischen Toulouse zusammenzulegen, stieß auf deutscher Seite auf heftige Kritik. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) polterte gegen Pläne, die Zentrale aus Paris und München abzuziehen.

Der Luftfahrtkoordinator der Bundesregierung, Peter Hintze (CDU), sagte, Enders dürfe die Balance zwischen Deutschland und Frankreich nicht stören: "Dieses Unternehmen braucht den Rückhalt der Trägerstaaten. Ein kluger EADS-Chef wird das berücksichtigen."

Enders zeigte sich verwundert, dass die Umzugspläne einiger Dutzend Verwaltungsmitarbeiter "Bayerns heiligen Zorn" wecken. Den Streit um seine Pläne nannte er einen "Sturm im Wasserglas". Die Episode zeigte schon Monate vor dem Streit um die am Ende am deutschen Widerstand gescheiterte Fusion mit dem britischen Rüstungsgiganten BAE Systems , wie gespannt das Verhältnis zwischen dem deutschen EADS-Chef und der Bundesregierung war. Für Enders war klar: EADS braucht künftig vor allem weniger Staat.

Gemessen an diesem Ziel habe Enders nicht viel erreicht, sage manche. Fakt ist: Mit Deutschland bekommt der europäische Konzern nach Spanien und Frankreich einen dritten staatlichen Großaktionär. Zwar können die Regierungen nur mit den gleichen Rechten eingreifen, die auch in anderen Unternehmen Großaktionären eingeräumt werden. Doch gegen den Willen von Élysée oder Kanzleramt wird es auch künftig nicht gehen. EADS bleibt im wesentlichen ein von politischen Entscheidungen abhängiger Konzern - Bewegungsfreiheit hin oder her.

Immerhin: Seinen Umzugsplan kann Enders 2013 umsetzen. 83 von 380 Stellen in der Münchner Zentrale und 131 von ebenso vielen in der Pariser werden demnächst Koffer und Kisten packen, um in den Süden Frankreichs zu ziehen. Dort schlägt das Herz von EADS, dort ist das "Zentrum der Schwerkraft", wie es im Konzern heißt. Den Ärger um den Umzug verstehen viele Manager ohnehin nur bedingt, sind sie doch oft und viel in dem Riesenunternehmen unterwegs. Das gelte auch für Enders, sagt ein Mitarbeiter der Zentrale. Es sei nun "wirklich egal, in welchem seiner Büros der Chef gerade sowieso nicht ist".
© dpa-AFX | Abb.: Airbus S.A.S. | 21.12.2012 13:49


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