Festgefahrene Krisengespräche
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Pilotengewerkschaft will Schlichter bei Tuifly

TUIfly Boeing 737-800
TUIfly Boeing 737-800, © NUE

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FRANKFURT - In den Krisengesprächen über einen Stellenabbau und eine Halbierung der Flotte bei Tuifly verlangt die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) jetzt die Berufung eines gesonderten Schlichters - und Kündigungsschutz. Tui pocht in den Verhandlungen auf "strukturelle Veränderungen".

"Die Zeit drängt", warnte VC-Vorstand Marcel Gröls am Montag in Frankfurt. "Das Unternehmen benötigt Liquidität, und die Pilotinnen und Piloten sind zu einem Krisenbeitrag im Volumen von 200 Millionen Euro bereit."

Im Herbst hatten die hausinterne Fluglinie des Tui-Konzerns und die Pilotenvertreter ihre Verhandlungen abgebrochen - ein Hauptgrund war die Forderung des Cockpit-Personals, dass der Arbeitgeber betriebsbedingte Kündigungen fest ausschließen solle. Das von den Piloten angebotene Einsparpotenzial stelle "erhebliche Zugeständnisse" dar, so die VC. Sie bekräftigte, dass man "im Gegenzug nachhaltigen Kündigungsschutz" einfordern würde.

Tuifly wies darauf hin, dass nach wie vor längerfristig orientierte Vorschläge nötig seien - ein Vermeiden von Kosten etwa für Abfindungen bei garantierter Weiterbeschäftigung für alle greife zu kurz. Außerdem laufe längst ein sogenanntes Einigungsstellenverfahren nach dem Betriebsverfassungsgesetz, für das das Arbeitsgericht Hannover einen Vermittler benannt habe.

Die Gespräche über einen Interessenausgleich und Sozialplan im Rahmen des Konzernumbaus seien nicht vergleichbar mit Schlichtungen wie bei Tarifverhandlungen.

Die Pilotengewerkschaft hatte mehrfach scharf kritisiert, dass der weltgrößte Reiseanbieter parallel zu üppigen Staatshilfen derzeit Jobs abbaut. In der Tui-Gruppe sind bis zu 8.000 Stellen betroffen, viele davon im Ausland. "Rechnerisch wurden dem Konzern pro deutschem Arbeitsplatz 430.000 Euro an staatlichen Geldern bereitgestellt", meinte Gröls. "Da ist es nur recht und billig, Kündigungen nach Möglichkeit zu vermeiden, auch wenn schlimmstenfalls Arbeitsplätze reduziert werden müssen."

Tui hielt dagegen: Nötig seien "nachhaltige strukturelle Veränderungen". Die Piloten hätten es zudem abgelehnt, eine Kurzarbeitsregelung zu verlängern. Wegen der Corona-Folgen soll es in der deutschen Tuifly-Flotte bald nur noch 17 Maschinen geben.
© dpa-AFX | Abb.: Tuifly | 04.01.2021 17:14

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Beitrag vom 06.01.2021 - 15:05 Uhr
Das liegt daran, dass es dieses Jahr nicht betrifft. Der aktuelle Kündigungsschutz geht bis 31.12.2021 Das betrifft alles erst die Zeit danach.

Ok - 2022 rechnet der Joussen mit 100%.
Wie passt das zusammen mit der Halbierung der Flotte?
Achtung Falle. :-) Wenn Sie jetzt für bare Münze nehmen, was ein Management über 2022 sagt, dann müssen Sie auch für bare Münze nehmen, was ein Management über 2022 sagt. Nicht, dem TUI Management glaube ich (auf welcher Grundlage) aber dem LH Management glaube ich nicht (auf welcher Grundlage)
Das TUI Management hat gesagt, TUIfly hat jahrelang kein Geld verdient und Verluste gemacht 50/60 Mio/Jahr (anderer Thread, da gab es auch die Links) ist das jetzt glaubhaft oder diesmal nicht? Unter dem Strich produzieren sie zu teuer und wenn man das ganze Jahr eine eigene Flotte vorhält, dann hat man die auch im Nicht-Sommer. Das schränkt die Flexibilität ein.
Ich rechtfertige nicht die ein oder andere Entscheidung, es geht um welche Ausage passt mir gerade in die eigene Argumentation.
Was die Zahlen angeht, heute war ja Hauptversammlung. Die gute Buchungslage für den Sommer wird mit "gewaltigen Nachlässen" erkauft.
Beitrag vom 06.01.2021 - 14:26 Uhr

Und was wäre Ihre Lösung? Alle Mitarbeiter bleiben, auf Kosten des Staates, ohne dass sie arbeiten müssen (weil das Geschäft auf unabsehbare Zeit nicht da ist) und dann?
Inwiefern profitiert der Staat davon?

Warum soll ich, der noch ohne staatliche Hilfe bei meinem Arbeitgeber ist und voll, sogar mehr als 100% arbeitet, mit meinem Steuergeld, das Gehalt von jemanden bezahlen, der in einem Unternehmen arbeitet, dass ihn auf unabsehbare Zeit nicht braucht?

Wie rechtfertigen Sie da Ihre Forderung, dass der Steuerzahler diese nicht mehr benötigten Mitarbeiter, weiter bezahlt?

„Wir erwarten einen schon weitgehend normalen Sommer", sagte TUI-Vorstandschef Fritz Joussen der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Der Konzern werde aber nur rund 80% so viele Flugreisen anbieten wie in den Jahren vor der Corona-Krise, um eine optimale Auslastung zu erreichen. In den Ferien im Juli und August sei es wahrscheinlich, dass viele Flüge auf Strecken im Mittelmeerraum schnell ausgebucht seien. Das Angebot für Mai sei bereits zu 50% ausgebucht, so Joussen.

Das alles war die letzten Tage mehrfach in verschiedenen Medien von Seiten TUI zu lesen.
Sprich wenn man mit 80% Flugreisen im Sommer rechnet (bezogen auf Vor-Corona-Niveau wohlgemerkt) braucht man auch 80% des Personals.
80% Teilzeit im Cockpit und alle können bleiben - das würde die VC sicher sofort unterschreiben.
Sprich das Problem ist hier wohl ein anderes. Die TUI versucht, mit der fadenscheinigen Begründung der Krise, unliebsame Verträge loszuwerden.
Zumindest scheint es so. Oder wie erklären Sie die Diskrepanz von 80% nächsten Sommer und die Hälfte an Fliegern soll weg? Scheint mir nicht aufzugehen die Rechnung.

Zu den Zahlen hat @contrail55 ja bereits was geschrieben.
Generell: Nach außen hin zu sagen, dass man 80% erreichen wird, heißt nicht, dass man auch intern damit rechnet. Derzeit kann es keine Garantien dafür geben, dass diese 80%, selbst wenn man jetzt schon 50% verkauft hat, auch wirklich eintreten. Es kann sich hier theoretisch auch um eine künstliche Verknappung halten, um noch mehr Leute dazu zu bringen schon jetzt zu buchen.

Ja, das stimmt. Da gebe ich Ihnen Recht, dass das sicher auch einen Einfluss haben kann/wird. Ich bin mir selbst allerdings unschlüssig, ob ich das komplett verurteilen würde, wenn es so ist. Letztendlich plant man derzeit damit, dass man in Zukunft Mrd. an Geldern zurück zahlen muss. In meinen Augen ist es da schon legitim, wenn man für sich selbst durchrechnet, dass man das mit einer kleineren Flotte und weniger Personal besser schafft (und sich so evt. auf die richtig profitablen Strecken beschränkt), auch das als Grund anzuführen. Also ja, dann wäre auch die Krise daran Schuld, dass man um diese Kredite abzubezahlen, irgendwelche Maßnahmen ergreifen muss.

Aber ja, es besteht immer das Risiko, dass jemand eine solche Krise ausnutzt. Würde aber an meiner ursprünglichen Aussage, auf die Sie hier geantwortet haben, nichts ändern: Warum soll jeder andere Steuerzahler für das Gehalt und die Arbeitsplatzsicherheit von jemanden Aufkommen, während er selbst diesen Luxus nicht genießt? Und da meine ich jetzt nicht unbedingt mich, da wir wie gesagt keine Hilfe brauchen, aber die Steuerzahler, die auch unverschuldet in diese Krise gekommen sind und jetzt ihren Job verlieren. Der Staat kann nicht alle unbegrenzt, ja selbst begrenzt, auf eigene Kosten weiterbeschäftigen.

Allein von den Schulden, die wir derzeit bereits aufgenommen haben oder planen aufzunehmen, werden wir noch Jahrzehnte lang gut haben.
Beitrag vom 06.01.2021 - 14:20 Uhr

Und was wäre Ihre Lösung? Alle Mitarbeiter bleiben, auf Kosten des Staates, ohne dass sie arbeiten müssen (weil das Geschäft auf unabsehbare Zeit nicht da ist) und dann?
Inwiefern profitiert der Staat davon?

Warum soll ich, der noch ohne staatliche Hilfe bei meinem Arbeitgeber ist und voll, sogar mehr als 100% arbeitet, mit meinem Steuergeld, das Gehalt von jemanden bezahlen, der in einem Unternehmen arbeitet, dass ihn auf unabsehbare Zeit nicht braucht?

Wie rechtfertigen Sie da Ihre Forderung, dass der Steuerzahler diese nicht mehr benötigten Mitarbeiter, weiter bezahlt?

„Wir erwarten einen schon weitgehend normalen Sommer", sagte TUI-Vorstandschef Fritz Joussen der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Der Konzern werde aber nur rund 80% so viele Flugreisen anbieten wie in den Jahren vor der Corona-Krise, um eine optimale Auslastung zu erreichen. In den Ferien im Juli und August sei es wahrscheinlich, dass viele Flüge auf Strecken im Mittelmeerraum schnell ausgebucht seien. Das Angebot für Mai sei bereits zu 50% ausgebucht, so Joussen.

Das alles war die letzten Tage mehrfach in verschiedenen Medien von Seiten TUI zu lesen.
Sprich wenn man mit 80% Flugreisen im Sommer rechnet (bezogen auf Vor-Corona-Niveau wohlgemerkt) braucht man auch 80% des Personals.
80% Teilzeit im Cockpit und alle können bleiben - das würde die VC sicher sofort unterschreiben.
Sprich das Problem ist hier wohl ein anderes. Die TUI versucht, mit der fadenscheinigen Begründung der Krise, unliebsame Verträge loszuwerden.
Zumindest scheint es so. Oder wie erklären Sie die Diskrepanz von 80% nächsten Sommer und die Hälfte an Fliegern soll weg? Scheint mir nicht aufzugehen die Rechnung.
Das liegt daran, dass es dieses Jahr nicht betrifft. Der aktuelle Kündigungsschutz geht bis 31.12.2021 Das betrifft alles erst die Zeit danach.

Ok - 2022 rechnet der Joussen mit 100%.
Wie passt das zusammen mit der Halbierung der Flotte?


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