Batteriebrände
Älter als 7 Tage

Wochen der Wahrheit für Boeing und die 787

United Boeing 787
United Boeing 787, © United

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EVERETT - Exakt 3 Stunden und 32 Minuten dauerte der Überführungsflug BOE382, mit dem Boeing am Donnerstag Morgen eine für China Southern Airlines in Texas lackierte 787-8 zurück an den Werksflughafen Paine Field in Everett brachte.

Zum ersten Mal seit dem FAA-Grounding vor drei Wochen befand sich ein Dreamliner wieder in der Luft. Schon in den nächsten Tagen will Boeing Testflüge mit der 787 aufnehmen und die Ermittlungen so voranbringen.

"Wir werden die ZA005, unser fünftes Testflugzeug, für die Testflüge über dem Nordwesten einsetzen", schreibt Boeing-Marketingchef Randy Tinseth in seinem Blog. Auf den Testflügen soll das Batterieverhalten in der Luft analysiert werden. Die gewonnenen Daten sollen bei der Eingrenzung der Fehlerquelle helfen, die an zwei Kundenflugzeugen zu Kurzschlüssen und der fatalen Überhitzung der Akkus führte.

Die strengen Sicherheitsauflagen für die Testflüge unterstreichen, wie sehr die Behörden der brandgefährlichen Akku-Technik im Dreamliner inzwischen misstrauen: Boeing wird vor jedem Start eine Inspektion der Batteriesätze durchführen und mit der ZA005 nur über unbesiedeltem Gebiet fliegen.

Nach außen gibt man sich in Seattle dennoch zuversichtlich, dem eigenen Produkt vielleicht schon im März wieder das Siegel "safe to fly" zu geben. Die Betreiber der bislang 50 ausgelieferten Dreamliner, unter ihnen auch die polnische LOT, sollen entsprechende Nachricht von Boeing erhalten haben. British Airways erwartet ihre erste 787-8 offiziell nach wie vor im Mai.

Allerdings mehren sich auch die Stimmen, die ein längeres Grounding von bis zu einem Jahr für möglich halten. "Einige 787 hatten immer wieder Probleme, obwohl ihre Batterien ausgetauscht wurden", sagte eine Quelle aus Industriekreisen aero.de am Freitag. "Bei anderen Flugzeugen verrichten die Batterien hingegen seit ihrem Einbau ihren Dienst so wie vorgesehen."

Es sei durchaus denkbar, dass an den betroffenen Flugzeugen unterschiedliche, defekte Komponenten der Elektroanlage zu den vom NTSB beschriebenen Kurzschlüssen in den Batteriezellen geführt haben, so die Quelle weiter. Das wäre für Boeing der Supergau. Denn lässt sich die Fehlerquelle nicht genau und für alle Flugzeuge bestimmen, könnten an manchen 787 immer wieder Batterien überhitzen.

Bereits vor dem Grounding hatte die US Luftfahrtbehörde FAA eine Revision der gesamten Elektroanlage der 787 beschlossen.
Allein dieses Verfahren wird Monate dauern. Die FAA wird besonders sorgfältig arbeiten, denn sie steht mittlerweile selbst in der Kritik. Die Behörde muss sich fragen lassen, weshalb eine gründlichere Untersuchung der Bordelektrik nicht schon im Zuge der Zulassung stattfand.

Einen guten Anlass hierzu hätte die FAA zumindest nach dem Brand im Heck der Boeing Testmaschine ZA002 gehabt. Am 09. November 2010 hatten Ingenieure nach sechs Stunden Testflug Rauch an Bord bemerkt. Die Piloten führten im texanischen Laredo eine Notlandung durch und brachten ihre Kollegen und sich selbst über die Notrutschen in Sicherheit.

Bei der Zulassung der Batterien selbst vertraute die FAA weitgehend auf Testreihen des Herstellers. Laut der Untersuchungsbehörde NTSB versicherte Boeing den Behörden seinerzeit mit Hinweis auf die durchgeführten Versuche, dass ein Schmoren der Lithium-Ionen-Akkus höchstens einmal alle zehn Millionen Flugstunden auftreten dürfte.

Boeing und Betreiber hoffen dennoch, den Ausgang der jetzt eingeleiteten Nachprüfung nicht abwarten zu müssen, bevor die 787 wieder fliegen darf. Eine von Boeing ins Spiel gebrachte Abschirmung der Batterien in einer "Containment Box" soll im Brandfall Schaden vom Flugzeug und Gefahren für die Menschen an Bord abwenden. Die FAA hat sich zu diesem Vorschlag bislang nicht geäußert.
© aero.de | Abb.: United | 08.02.2013 17:38

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Beitrag vom 10.02.2013 - 12:41 Uhr
Bei AIRBUS sehe ich "lediglich" das Problem, dass die Flieger durch eine Belegschaft zusammen geschraubt werden, die permanent aus 30 % Leiharbeitern besteht.

Arbeitsrechtlich sind dann 100% der Boeing-MA als Leiharbeiter zu sehen. Kein wirkliches Argument. Was das Thema outsourcing angeht sollte man nicht vergessen das Airbus wesentliche "outgesourcte" Teile im EADS Verbund fertigt. Das ist schon ein kleiner Unterschied.
Beitrag vom 10.02.2013 - 11:25 Uhr
Nochmal zu den Problemen des übermäßigen Outsourcing.

Aus t-online.de: Boeing: Maschinen trotz Baufehlers sicher

Die fraglichen Stücke dienen zum Verbinden größerer Rumpf-Bauteile, die nicht exakt aneinanderpassen. Die Zeitung berichtete unter Berufung auf informierte Kreise, durch den Baufehler hätten sich bei einigen Flugzeugen Teile vom Rumpf abgelöst. Boeing untersuche deshalb alle bereits ausgelieferten und fertig gebauten Maschinen auf den Fehler. Der Flugzeugbauer bestätigte diese Einzelheiten nicht, betonte aber, die Flugzeuge seien trotz des Problems sicher.
Der Dreamliner war 2011 mit dreijähriger Verspätung an den ersten Kunden ausgeliefert worden: Die japanische All Nippon Airways hat mittlerweile fünf der Langstrecken-Flieger erhalten. Weitere 50 sind bereits fertig gebaut und sollen demnächst an ihre Kunden ausgeliefert werden.

ALso da mach ich mir so meine Gedanken. Teile, die nicht richtig zusammen passen. In wie weit hat das auf die längerfristige Sicherheit der Maschinen einfluss ? Das scheint mir noch gravierender als Fehlerquelle zu sein als die aktuellen Batterieprobleme.
Durch die permanten Bewegungen/Verwindungen des Rumpfes muß sichergestellt sein, dass alles hält über einen gewissen Zeitraum. Wie groß ist der Zeitraum,wenn dienTeile gar nicht wirklich zusammenpassen ?
Bei AIRBUS sehe ich "lediglich" das Problem, dass die Flieger durch eine Belegschaft zusammen geschraubt werden, die permanent aus 30 % Leiharbeitern besteht.

Und an Sombrero: Bitte auch die Hühnergrippe mit in Betracht ziehen. Der Flieger kann ja fliegen, ist also irgendwie auch ein Vogel.
Beitrag vom 10.02.2013 - 10:22 Uhr
Hallo Pro Boeing,

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

Nochmal zu meinem Posting. Airbus baut die maßgeblichen Teile zB den Rumpf, selbst und hat damit die Kontrolle über die maßgeblichen Teile.
Boeing baut für den Dreamliner gar nichts mehr selbst. Das ist der kleine, aber feine Unterschied den man wohl hier nicht verstehen will. Der Dreamliner ist komplett outgesourced von der Nasenspitze bis zum Heckleitwerk. Boeing fertig NICHTS für den Flieger.
Und deswegen ist die Fehlersuche extrem schwierig. Auffällig ist doch, dass bisher lt.Fachpresse immer nur die Batterien untersucht wurden. Wenn aber keine Überlastung statt gefunden hat, wodurch kann dann eine Batterie sich dajnn selbst entzünden ?

Und - natürlich werden überall Komponenten dazu gekauft. Das ist üblich. Aber man sollte unterscheiden können wenn es um ALLES oder nur um Teile geht.
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Mod-edit
Fly-away
Moderator

Das Boeing nicht selbst fertig ist komplett falsch.
35% stellt Boeing selbst her. Das Leitwerk zum Beispiel. Außerdem holt Boeing nach den Pannen während der Fertigung Produktion wieder zurück. Die Japaner haben einen großen Anteil noch an der 787 Produktion.
Der liegt auch bei 35%. Aber die Japaner sind ja schon bei den Modellen 767 und 777 stark vertreten.
Wenn auch mit niedrigen Anteilen als bei der 787.
Also die größten Baugruppen stellen Boeing und Japanische Firmen her.
Die restlichen Prozente sind Triebwerke, Fahrwerke, Türen, Klappen der Tragflächen (aus Österreich), Beleuchtung.
Ich behaupte ja da besteht zwischen Boeing und Airbus keinen großen Unterschiede.

Wo Boeing Neuland betrat war bei der Entwicklung einzelner Baugruppen. Die haben Sie nämlich auch an die
Zulieferer abgegeben. Das sollte eigentlich der Hersteller übernehmen.
Wird bestimmt auch das erste und letzte mal gewesen sein. Dies hat Boeing bei der 737MAX und 777X bereits angekündigt die Entwicklung nicht mehr auslagern zu wollen. Auch bei der 787-9 soll aus den fehlern der -8
gelernt worden sein:-)


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