Kalt erwischt
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American Airlines und US Airways zittern um Fusion

American Airlines Airbus A319 mit Sharklets
American Airlines Airbus A319 mit Sharklets, © Airbus S.A.S.

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WASHINGTON - American Airlines und US Airways drängen auf eine zeitnahe rechtliche Klärung ihrer vorerst ausgebremsten Fusion. "Wir haben gemeinsam einen Prozessbeginn am 12. November beantragt", sagte American Airlines-Chef Tom Horton. Vor zwei Wochen hatte das US Justizministerium (DoJ) den Zusammenschluss wegen schwerer Wettbewerbsbedenken gestoppt und einen Prozesstermin am 10. Februar 2014 beantragt.

Das Nein aus Washington hatte American und US Airways zur Monatsmitte kalt erwischt - nach grünem Licht aus Europa rechneten beide Airlines auch in ihrem Heimatmarkt fest mit einer Genehmigung der Fusion unter allenfalls geringen Auflagen.

Die Kartellbehörde sorgt sich nach einer Reihe von Elefantenhochzeiten am US Airlinemarkt inzwischen um Wettbewerb und Preisstabilität. "Seit 2005 hat sich die US Airlineindustrie einem erheblichen Umbau unterzogen", schreibt das DoJ in der Anfechtung. "Die Konsolidierungswelle begann 2005 mit der Fusion von US Airways und American West, aus der die heutige US Airways hervorging."

2008 vereinigten sich Delta Air Lines und Northwest Airlines zur neuen Delta. Zwei Jahre später fusionierten United und Continental Airlines. Im Jahr 2011 zogen die Günstiglieger Southwest und AirTran nach.

69 Prozent aller Slots in Washington

"Insbesondere Passagiere am Flughafen von Washington D.C. würden die Folgen einer Fusion (von American Airlines und US Airways, Red.) spüren", begründet das DoJ seine Anfechtung.

Am Reagan International Airport halte US Airways bereits jetzt 55 Prozent der Slots. Nach einem Zusammenschluss mit American Airlines würde das neue Unternehmen "69 Prozent der An- und Abflüge" in der US Hauptstadt kontrollieren. Dies sei sechs Mal soviel Verkehr wie der nächste Wettbewerber in Washington erreiche.

American und US Airways teilen diese Bedenken nicht. "Die Beantragung eines Prozesstermins im November unterstreicht unseren festen Glauben an unsere Fusion mit US Airways und an deren Rechtmäßigkeit", sagte Horton.

US Airways
US Airlinefusionen seit 2005 - der neue "Heilige Gral"?, © DoJ / US Airways


Horton steht gehörig unter Druck: der im Februar vereinbarte, elf Milliarden US Dollar schwere Zusammenschluss mit US Airways ist die Grundlage für den Ausstieg aus der Planinsolvenz, in der American Airlines ihre Finanzen sanierte. Der American Airlines-Chef hatte Gläubigern und Aktionären nach einer Fusion Milliardengewinne in Aussicht gestellt.

Auch US Airways-Chef Doug Parker - die treibende Kraft hinter der Fusion - müsste im Falle eines endgültigen Neins aus Washington umplanen. US Airways hat bereits ihren Ausstieg aus dem Lufthansa-Bündnis Star Alliance im nächsten Frühjahr bekannt gegeben.

DoJ-Anfechtung der Fusion von American Airlines und US Airways (PDF)
© aero.de | Abb.: American Airlines | 27.08.2013 09:50

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Beitrag vom 28.08.2013 - 22:03 Uhr
Nur zu sagen, dass stimmt nicht ist aber viel zu wenig. Wenn man seine Meinung äußert, sollte man sie auch begründen können.

Habe ich doch. Ich habe gesagt, dass in politischen Entscheidungsprozessen eben nicht nur rein wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen. Das hat zur Folge, dass sich viele Interessengruppen bei der politischen Entscheidungsfindung (zu Recht!) übergangen fühlen. - Weil man eben nicht nur die Interessen einer Seite berücksichtigt hat. Beispiel: Flughafen X soll eine neue Runway bekommen. Dafür soll eine naturnahe Wiesenlandschaft versiegelt werden. Ergo: Es kommen Naturschützer an und sagen, dass es dort Feldhamster gibt, die besonders schützenswert sind. Deswegen darf die Runways nicht gebaut werden. Und dann beschweren sich noch Anwohner wegen des möglichen Fluglärms. Aufgabe der Politik ist es nun, einen Kompromiss zu finden, die Interessen - Feldhamster, Ruhebedürfnis und Flughafenausbau - unter einen Hut bringen. Als Ausbaubefürworter wird einem der Feldhamster dezent am Arsch vorbeigehen und auch das Ruhebedürfnis der Anwohner wird einem egal sein. Aber - und das ist ein ganz wichtiger Punkt - die gegenläufigen Interessen sind vorhanden und Politik tut gut daran, sie mit in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Denn - wie Saftfrucht schon sagte - Politiker wollen gewählt werden. Wenn man dann nun den Kompromiss findet, dass die Rollbahn in hamsterfreundlicher Bauweise errichtet wird und auf ihr nur Flugbewegungen stattfinden, wenn alle Anwohner durch eine weiße Fahne auf dem Dach ihre Zustimmung dafür signalisiert haben, dann ist das ein Kompromiss. Aber der stellt niemanden richtig zufrieden: Die Flughafenbefürworter nicht, weil sie ihre Bahn nun eingeschränkt benutzen wollen, die Umweltschützer nicht, weil die hamsterfreundliche Bauweise trotz allem dazu führt, dass die Tierchen nicht mehr so tiefe Gänge in den kompaktierten Boden graben können und die Anwohner meckern, dass sie dauernd Fahnen hissen und einholen müssen und dass es ja doch Fluglärm gibt. Alle meckern also auf die dummen Politiker, die nicht in der Lage waren, ihre Interessen (also die Interessen der Meckernden) zu vertreten. Ist das fair? Nein! Denn man hat sich doch bemüht, eben widerstreitende Interessen unter einen Hut zu bringen.

Um es nochmal zu sagen: Ich weiß nicht, wie die widerstreitenden Interessen im Falle der US-AA-Fusion aussehen, aber ich unterstelle den Beamten im US-Justizministerium einfach mal die Kompetenz, das beurteilen zu können. Ich wehre mich nur gegen das Pauschalurteil, dass diese Leute das nicht beurteilen können.
Beitrag vom 28.08.2013 - 20:13 Uhr
@gyps_ruepelli

Nur zu sagen, dass stimmt nicht ist aber viel zu wenig. Wenn man seine Meinung äußert, sollte man sie auch begründen können.
Beitrag vom 28.08.2013 - 14:34 Uhr
Und wo ist die Alternative! Konkurs? Ein Aussterben macht auch nur die großen Stark. Siehe Pan Am 2. Versuch.

Nochmal: Um zu beurteilen, wie hier die Sachlage ist, fehlt mir die Sachkompetenz. Es ging mir auch nicht um den Fall der Fusion im Speziellen (den ich ja wie gesagt gar nicht beurteilen kann). Es ging mir um die generelle Haltung "Politik hat keine Ahnung, ist korrupt und nur auf die eigenen Interessen fixiert." Gegen die habe ich mich gewendet, gegen nichts anderes.


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