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Iran verweigert doch Herausgabe der Flugschreiber

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PS752, © Ukraine Presidential Office, Press Service

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TEHERAN - Die zwei Flugschreiber der nahe Teheran abgeschossenen ukrainischen Passagiermaschine sollen nun doch im Iran bleiben und noch nicht den Behörden in Kiew übergeben werden. Warum die iranische Luftfahrtbehörde innerhalb von 24 Stunden ihre Meinung revidierte, war zunächst unklar.

Die Auswertung der stark beschädigten Geräte solle weiterhin im Iran erfolgen, sagte Hassan Resaeifar, Sprecher der iranischen Luftfahrtbehörde, der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA am Sonntag. Nur falls es technisch nicht klappen sollte, würden sie in die Ukraine oder nach Frankreich geschickt.

Das ukrainische Flugzeug war am 8. Januar inmitten der militärischen Konfrontation des Irans mit den USA nach iranischen Angaben irrtümlich abgeschossen worden. Zunächst hatten die iranischen Behörden tagelang von einem technischen Defekt gesprochen. Keiner der 176 Menschen an Bord überlebte. Nach iranischen Angaben waren 147 der Passagiere Iraner, darunter viele mit doppelter Staatsbürgerschaft, 29 waren Bürger der Ukraine, Kanadas, Schwedens und Afghanistans.

Resaeifar hatte noch am Samstag sowohl IRNA als auch der Nachrichtenagentur Tasnim gesagt, dass die Auswertung der Daten- Stimmenaufzeichnungen aus dem Cockpit im Iran technisch nicht möglich sei. Der Iran habe für das Herunterladen der Daten nicht die notwendige Software. Daher würden sie den Behörden in der Ukraine übergeben und notfalls nach Frankreich geschickt.

Die Hintergründe der iranischen Meinungsänderung innerhalb nur eines Tages sind derzeit unklar.

Der Abschuss der Maschine und das tagelange Leugnen der iranischen Führung hatten heftige Proteste im Land ausgelöst. Die Demonstranten forderten eine Bestrafung der Verantwortlichen, einige auch den Rücktritt der Führung. Präsident Hassan Ruhani versprach daraufhin eine gründliche und lückenlose Aufklärung der Abschussumstände durch ein Sondergericht und verschiedene Expertenteams.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Ukraine Presidential Office, Press Service | 19.01.2020 17:00

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Beitrag vom 20.01.2020 - 17:19 Uhr
Es ist in der Tat eine mutige / dumme? Entscheidung, nach den Zusagen zu völliger Transparenz jetzt einen Rückzieher zu machen. Auch im eigenen Land die Leute bekommen das ja mit. Versteht man nicht. Ich bin gespannt, ob das das "letzte Wort" dazu ist aus dem Iran.
Und ich hoffe, dass wir näheres erfahren werden.
Beitrag vom 20.01.2020 - 14:19 Uhr
Ich bekomme den Eindruck, dass die dümmsten Anmerkungen meist auf solche „nicht Meldungen“ folgen…

Wer so wie die Populisten spielt, der ist zu jeder Zeit in der Lage seine „Nachricht“ zu platzieren… ob es passt oder nicht!

Denkmodell:
Es gab vor dem Abschuss sogar eine eventuelle erfolgreiche Identifizierung, Funkkontakt mit den Piloten oder Ähnliches. …und der Pilot hat Raketen angefordert… und dann noch eine, weil die Erste nicht ganz getroffen hat… Die Gedanken sind frei… oh Mann!

Off Topic: Versuchen wir uns zu erinnern: Wer hat den Atom Deal gekündigt? Wer hat den General Soleimani auf fremdem Territorium nebst Begleitern ermordet? Wer hat öffentlich und ganz konkret 52 Ziele im Iran bedroht?

Und auf solche Staaten soll man sich beim Flugzeugbau verlassen können?


Der Pilot hat die Raketen wohl eher nicht angefordert und mit dem Debakel von Boeing bei der 737 MAX hat dieser Vorgang auch keinen erkennbaren Zusammenhang (es war eine 737-800 und der Abschuss als Absturzursache wurde zwischenzeitlich ja eingeräumt). Dass der Abschuss in einem militärischen Konfliktszenario passierte, bei dem die USA die andere Hauptrolle spielen, ist auch evident und wird von keiner Seite bestritten. Das Alles erklärt aber nicht den Grund dieser neuesten Volte der iranischen Politik: erst völlig verfrüht einen "technischen Defekt" behaupten, dann Abschuss einräumen und unter dem öffentlichen Druck völlige Transparenz versprechen einschließlich der Übergabe von CVR und FDR an die ukrainischen Ermittler und Zustimmung zur Datenauslesung in Frankreich, das jetzt plötzlich wieder retour und alles soll jetzt doch wieder unter der eigenen Decke bleiben.

Es kann natürlich sein, dass dahinter schlicht die Paranoia eines autoritären Regimes steht, die alles, was nicht hundertprozentig unter eigener Kontrolle bleibt, als Bedrohung empfindet und nach der ersten Schreckreaktion daher jetzt wieder in ihren "Normalmodus" schaltet. Es kann aber auch sein, dass man hier konkret entdeckt hat, dass womöglich der CVR Verfängliches dokumentierte - und wie erwähnt: ja, ich habe da auch gleich an Funkgespräche gedacht, die das Versehen als Ursache des Abschusses in Frage stellen könnten. Das ist natürlich nur Spekulation und kein Wissen - aber eine Spekulation, welche die iranische Politik (wer immer der konkrete Entscheidungsträger dabei ist) mit dieser neuesten Wendung natürlich nahe legt.
Beitrag vom 20.01.2020 - 12:30 Uhr
Ich bekomme den Eindruck, dass die Aufzeichnungen des Voice Recorders nie an die Öffentlichkeit gelangen werden.

Wer so wie die Islamisten spielt, der hat noch mehr zu verbergen.

Denkmodell:
Es gab vor dem Abschuss sogar eine eventuelle erfolgreiche Identifizierung, Funkkontakt mit den Piloten oder Ähnliches.

Off Topic: Bei solchen Staaten soll man sich auf Atom Deals verlassen können?

Zumindest legt diese neue Volte den Verdacht nahe, dass man festgestellt hat, dass CVR und/ oder FDR Informationen enthalten könnten, die einen noch an einem anderen Punkt beim Lügen überführen würden. Das wird unmittelbar wohl nichts mit dem Atomdeal zu tun haben, aber sehr wohl mit etwas, was die innenpolitischen Gegner und Kritiker des Regimes wohl besser nicht wissen. Was es sein könnte, wissen wir nicht, es muss allerdings etwas sein, was durch CVR- oder FDR-Daten eruierbar ist (bei einer erfolgreichen Identifizierung als zivil durch die Luftabwehr wären eher deren Daten brisant, nicht CVR und/ oder FDR - aber Funkkontakt der Flugabwehr mit den Piloten, der das Flugzeug eindeutig als zivil identifizierte, ist etwas, was mir auch gleich in den Sinn gekommen ist). Ob die Aufzeichnungen des CVR nie an die Öffentlichkeit kommen, werden wir sehen - da ist ja nicht nur das iranische Regime Akteur.

Natürlich ist das kein Verhalten einer auf Glaubwürdigkeit bedachten Regierung - aber die Frage insbesondere bei autoritären Regimen ist ja immer, ob sie Glaubwürdigkeit überhaupt interessiert und inwieweit Glaubwürdigkeit überhaupt ein Faktor ihrer Machtausübung ist. Russland bestreitet ja auch nach wie vor jede Beteiligung am Abschuss von MH 17, lässt sich dabei durch keinen gegenteiligen Beweis stören und alle Putin-Trolle aller Foren plappern es loyal nach. In solchen Fällen braucht man keine Glaubwürdigkeit, wichtiger ist da eher, dass Herrschaftswissen Herrschaftswissen bleibt.

Dieser Beitrag wurde am 20.01.2020 12:36 Uhr bearbeitet.


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