Mega-Drohne der USA
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So funktioniert die MQ-9 Reaper

MQ-9 Reaper
MQ-9 Reaper, © USAF

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WASHINGTON - Der "Sensenmann" kann Aufklärung, Luftunterstützung, Angriffe mit Präzisionswaffen - für ihre Gegner ist die MQ-9 "Reaper" die gefährlichste Drohne der Welt. Ihr Pilot ist dabei stets in Sicherheit - er steuert das unbemannte Fluggerät aus tausenden Kilometern Entfernung.

Sie ist das wichtigste unbemannte Angriffsflugzeug der US-amerikanischen Luftftwaffe: Seit 2007 hat die U.S. Air Force die MQ-9 Reaper im Einsatz.

Die Reaper - zu deutsch "Sensenmann" - ist eine Aufklärungs- und Angriffsdrohne der US-Herstellers General Atomics und eine Weiterentwicklung der MQ-1 Predator des gleichen Herstellers.

Allerdings ist die Reaper deutlich größer als ihr Vorgänger: Die Drohne hat eine Spannweite von 20,12 Metern, ist 3,80 Meter hoch, knapp elf Meter lang hat ein maximales Abfluggewicht von 5,3 Tonnen. Zum Vergleich: Die 1995 eingeführte Predator wog startbereit nicht einmal ein Fünftel ihrer Nachfolgerin.

Die Predator wurde 2018 ausgemustert, und die Reaper wurde zum wichtigsten unbemannten Flugzeug der US-Luftwaffe.

Angetrieben wird die Reaper von der Propellerturbine TPE331 des Herstellers Honeywell mit 950 Wellen-PS, im Gegensatz zu dem lediglich 115-PS starken Kolbenmotor der Predator.

Die MQ-9 wird in erster Linie zur Aufklärungsarbeit und in zweiter Linie zur Bekämpfung dynamischer Ziele eingesetzt - so definiert zumindest die U.S. Air Force den Einsatzbereich der Drohne.

Komplexes Waffensystem

Die Drohne selbst ist dabei nur ein Teil des komplexen Waffensystems. Es besteht neben vier Stück der Luftfahrzeuge selbst aus den an ihnen angebrachten Sensoren, einer Bodenstation, der Satellitenverbindung, Ersatzausrüstung und einer Betriebs- und Wartungsmannschaft. Stückpreis pro Waffensystem: 56,5 Millionen US-Dollar. Fällt eine der Drohnen im Einsatz aus, können die verbliebenen ihre Aufgabe übernehmen.

Das ferngesteuerte Flugzeug kann zerlegt und in einen einzigen Container verladen werden, um weltweit eingesetzt zu werden. Das gesamte System kann in einer C-130 Hercules oder einem größeren Flugzeug transportiert werden – das macht den Einsatz der Reaper so flexibel.

Besatzung arbeitet in Schichten

Die Reaper kann in ihrer Standadausführung bis zu 24 Stunden lang in einer Höhe von bis zu 50.000 Fuß in der Luft bleiben. Die Besatzungen wechseln sich während des Flugs bei der Steuerung des Luftfahrzeugs in Schichten ab. Die lange Endurance der Reapers und ihre Reichweite von bis zu 1.000 Nautischen Meilen vom Startort entfernt ermöglicht es der Drohne, weite Gebiete zu überwachen.

MQ-9 Reaper: Mobiler Kontrollstand
MQ-9 Reaper Kontrollstand, © USAF
 
Herzstück der Reaper ist ihr Multi-Spectral Targeting System. Es besteht aus einem Infrarot-Sensor, einer Farb- und Schwarzweiß-Tageslichtamera, Laser-Entfernungsmesser, Laser-Zielmarkierungssystem, das Ziele für den Einsatz von lasergesteuerter Munition anzeigt, und einem Radar.

Bis zu 40 Stunden Flugzeit

Die Drohne kann mit einer Reihe unterschiedlicher Waffen ausgerüstet werden: Lasergesteuerten Bomben, Luft-Boden-Raketen und Luft-Luft-Raketen, mit denen sich die Reaper selbst verteidigen kann, gehören dazu. Die Bewaffnung wird an den Tragflächenpylonen befestigt. Dort lassen sich auch Zusatztanks montieren.

So kann die Reaper mit bis zu 3.418 Liter betankt werden. Das erhöht die maximale Flugzeit der Drohne auf bis zu 40 Stunden und die Reichweite auf 1.400 Nautische Meilen.

Dank Start- und Landeautomatik und Spoilerklappen kommt die Langstreckenversion der Reaper mit Start- und Landebahnen ab 1.000 Meter Länge aus. Die Modifikation der optimierten Langstreckenversion umfassen auch einen Propeller mit und ein Alkohol-Wasser-Einspritzsystem zur Verbesserung der Startleistung.

Reaper-Drohne
Reaper-Drohne, © USAF
 
Die Reaper wird im Remote-Split-Betrieb gesteuert: Eine Bodenkontrollstation ist am Einsatzort für die Start- und Landephase zuständig, während die auf dem amerikanischen Festland stationierte Besatzung den Rest der Mission über Verbindungen jenseits der Sichtlinie steuert und kontrolliert.

Eine nach vorne gerichtete Kamera, die an der Rumpfvorderseite angebracht ist, unterstützt den Piloten beim Start und bei der Landung. Um die Welt unter der Drohne wahrzunehmen und Video- und Bildaufnahmen in Echtzeit zu liefern, ist eine Sensorkapsel mit Laserzielanzeiger, Infrarotkamera und elektrooptischen Kameras schwenkbar unter der Vorderseite der Drohne montiert. Sie werden von dem zweiten Besatzungsmitglied am Boden gesteuert, das die Sensoren bedient und die Waffen führt.

Die zentrale Steuerung aus den USA während der Mission vereinfacht den Betrieb: Durch die Aufteilung wird weniger Personal vor Ort benötigt. Die Kontrolle über die verschiedenen Flüge wird an Standorten in den USA konsolidiert und somit die Kommando- und Kontrollfunktionen sowie die logistischen Anforderungen bei der Versorgung des Waffensystems verringert.

UAVs werden seit 1995 regelmäßig eingesetzt, als die Predator zur Unterstützung von Nato-Luftangriffen in Serbien genutzt wurde. In die Kritik geriet der Einsatz der Drohnensysteme während der Kriege im Irak und in Afghanistan. Dort erwarb sich die Predator den Ruf , bei so genannten "Präzisionsschlägen" eine hohe Zahl ziviler Opfer zu verursachen.

Mehr Piloten für Drohnen als für bemannte Jets

Derzeit betreibt die US-amerikanische Luftwaffe mehr als 300 der Drohnensysteme - seit dieser Woche allerdings eins weniger. Der Einsatz von Drohnen ist inzwischen so weit verbreitet, dass die US-Luftwaffe mittlerweile mehr Piloten für die unbemannten Fluggeräte vorhält als für jedes andere Luftfahrzeugmuster. Bereits 2017 gab es 1.000 Drohnenpiloten, im Vergleich zu 889 Piloten der C-17-Transporter und 803 F-16-Piloten.

Gänzlich ablösen werden Drohnen die bemannten Kampfjets vermutlich dennoch nicht. Für Einsatzprofile, bei denen eine schnelle Reaktion und größtmögliche Übersicht über das Geschehen erforderlich ist, sind die Piloten im Cockpit ihrer Jets nach wie vor unverzichtbar.
© FLUG REVUE - Christof Brenner | Abb.: USAF | 19.03.2023 07:53

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Beitrag vom 20.03.2023 - 16:35 Uhr
wie der russische Pilot es geschafft hat den Propellerflügel umzuknicken ohne dabei ein Seitenleitwerk und seine eigene Maschine zu zerstören.

Eine Reaper ist Leichtbau aus Alu und CFK.
Eine Mig dagegen ist so konstruiert, dass sie sogar Beschuss bis zu einem gewissen Grad absorbieren kann. Eine Alu-Proppellerspitze ist vermutlich nur unter sehr unglücklichen Umständen in der Lage zu mehr als einer Schramme an einer Mig beizutragen.

Ich kann es mir nur nicht vorstellen, da die Drohne, nach dem Kameraausfall erstmal (scheinbar) normal und ruhig (mit dem umgeknickten Propeller) weiterfliegt.

Ich würde sagen, die Drohne hat einen herben Schlag abbekommen. Der Motor war nach der Kollision aus, vermutlich die Welle hinüber, ein Blatt am Prop war verbogen, die anderen in Segelstellung.


wäre das denn mit einem beschädigtem Seitenleitwerk möglich?

Mit einem ganz abgerissenen Leitwerk nein, da bleibt das Heck von alleine nicht hinten. Aber die Reaper hat auch eins das nach unten zeigt, und so unbeschädigt geblieben sein muss.
Da beim V Leitwerk einer MQ9 aber Höhe und Seite kombiniert sind, wäre bei einem vollständigen Abriss der oberen Leitwerke der notwendige Abtrieb weg gewesen und ein sofortiger Absturz erfolgt.

Mit einem lediglich verkürzten V-Vleitwerk ginge Ein Weiterflug aber schon, sofern die Steuerflächen(-Reste) noch ansteuerbar sind.

Danke für diese Erläuterungen.
Beitrag vom 20.03.2023 - 01:16 Uhr
wie der russische Pilot es geschafft hat den Propellerflügel umzuknicken ohne dabei ein Seitenleitwerk und seine eigene Maschine zu zerstören.

Eine Reaper ist Leichtbau aus Alu und CFK.
Eine Mig dagegen ist so konstruiert, dass sie sogar Beschuss bis zu einem gewissen Grad absorbieren kann. Eine Alu-Proppellerspitze ist vermutlich nur unter sehr unglücklichen Umständen in der Lage zu mehr als einer Schramme an einer Mig beizutragen.

Ich kann es mir nur nicht vorstellen, da die Drohne, nach dem Kameraausfall erstmal (scheinbar) normal und ruhig (mit dem umgeknickten Propeller) weiterfliegt.

Ich würde sagen, die Drohne hat einen herben Schlag abbekommen. Der Motor war nach der Kollision aus, vermutlich die Welle hinüber, ein Blatt am Prop war verbogen, die anderen in Segelstellung.


wäre das denn mit einem beschädigtem Seitenleitwerk möglich?

Mit einem ganz abgerissenen Leitwerk nein, da bleibt das Heck von alleine nicht hinten. Aber die Reaper hat auch eins das nach unten zeigt, und so unbeschädigt geblieben sein muss.
Da beim V Leitwerk einer MQ9 aber Höhe und Seite kombiniert sind, wäre bei einem vollständigen Abriss der oberen Leitwerke der notwendige Abtrieb weg gewesen und ein sofortiger Absturz erfolgt.

Mit einem lediglich verkürzten V-Vleitwerk ginge Ein Weiterflug aber schon, sofern die Steuerflächen(-Reste) noch ansteuerbar sind.


Dieser Beitrag wurde am 20.03.2023 07:38 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 19.03.2023 - 20:28 Uhr
Was macht dich so gebetsmühlenartig sicher, das kein Leitwerk geschrottet wurde?
Ich kann jedenfalls auf dem Video keine Aufnahmen der beiden Leitwerke nach dem 2. Angriff erkennen.
>
Ich bin da überhaupt nicht "sicher". Ich kann es mir nur nicht vorstellen, da die Drohne, nach dem Kameraausfall erstmal (scheinbar) normal und ruhig (mit dem umgeknickten Propeller) weiterfliegt.
Kein "Bildwackler" - wäre das denn mit einem beschädigtem Seitenleitwerk möglich?

Ich weiß es halt nicht.

Wenn du allerding auf deiner Version bestehst gibt es auch eine Spekulation, die diese Option offen lässt (ziehmlich am Ende):
 https://www.youtube.com/watch?v=T3prRTgD1aU

Danke für diesen Link. Das sind sehr interessante Informationen, die da in den drei möglichen Szenarien aufgezeigt werden.

Ich bestehe auf gar nichts.
Wie geschrieben: ich hoffe das wir darüber noch mehr erfahren.

Ich behaupte allerdings, der Kontakt war höchstwahrscheinlich nicht beabsichtigt, der Russe hat sich beim 2. Angriff ganz offensichtlich um einen Meter verschätzt.
Was bei diesem Geschwindigkeitsunterschied nicht mal hochnotpeinlich ist.
Piloten sind nun mal nicht fehlerfrei, auch die Militärpiloten nicht...

Damit könnten Sie durchaus Recht haben.
Vor allem wenn man die unübliche Zurückhaltung, auf beiden Seiten, zu dem Vorfall berücksichtigt.

Bin auch gespannt, ob und wer das Ding bergen kann.

Dieser Beitrag wurde am 19.03.2023 20:39 Uhr bearbeitet.


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