Kranich im Abwind
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Lufthansas Reform-Triebwerke geraten ins Stottern

FRANKFURT - Lufthansa-Chef Carsten Spohr macht seinem Ruf als Sonnyboy alle Ehre, als er versucht, selbst der zweiten Gewinnwarnung seines Konzerns in diesem Jahr noch etwas Positives abzuringen. "Das Gewinnziel auf ein Niveau zu bringen, von dem wir als Management glauben, dass wir es schaffen können, gibt mir eher ein gutes Gefühl", gibt er tapfer zu Protokoll.

Doch vor dem 47-jährigen Manager türmen sich auch mit herabgesetzten Gewinnzielen die Probleme: Die Weltkonjunktur lahmt, das Billigfliegerkonzept stockt und seine Piloten drohen immer noch mit Streiks.

Die Lufthansa versucht sich neu zu erfinden, um gegen Billigflieger wie Ryanair und arabische Fluglinien wie Emirates bestehen zu können. Ein Touristen-Langstreckenangebot mit niedrigeren Kosten soll Urlaubsziele für die Lufthansa wieder rentabel machen.

Lufthansa Airbus A340-300
Lufthansa Airbus A340-300, © world-of-aviation.de Björn Schmitt Aviation Photography

Ein Langstrecken-Billigflieger, womöglich unter dem Dach des deutsch-türkischen Ferienfliegers Sunexpress, soll das Konzept von Germanwings auf der Langstrecke fortschreiben. Die Tochter Eurowings, bislang mit kleineren Maschinen im Auftrag von Germanwings unterwegs, könnte als eigenständige Marke bald auch andere europäische Länder direkt miteinander verbinden - ohne den Umweg über Deutschland.

"Die Kostenstruktur von Germanwings ist zu hoch für den Wettbewerb in Europa", sagt Spohr. "Deswegen nehmen wir Eurowings als Basis." Kein Platz in den Cockpits wäre damit für Piloten, die nach dem Lufthansa- Konzerntarifvertrag bezahlt werden müssten.

Doch genau das will die mächtige Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) erreichen. Acht Streikwellen haben die Lufthansa-Piloten 2014 bislang veranstaltet und zusammen mit kleineren Streiks anderer Personalgruppen dem Unternehmen einen Schaden von 170 Millionen Euro zugefügt.

Der Arbeitskampf wird so verbissen und hart geführt, weil es eben nur vordergründig um Vorruhestandsrenten und Gehälter der Piloten geht. "Mit 50 Jahre alten Privilegien und 50 Prozent höheren Kosten als die Wettbewerber kann man nicht zukunftsfähig sein", sagt Spohr. Offener kann man sich nicht gegen die VC-Piloten stellen.

Von den Tarifeinheitsplänen der Bundesregierung wird Lufthansa selbst nach Einschätzung der verantwortlichen Ministerin Andrea Nahles (SPD) nicht profitieren, denn für die Piloten verhandelt auch künftig ausschließlich die VC.

Der Konkurrenzkampf in der Branche ist hart, viele Fluglinien wie Air Berlin verlieren im laufenden Geschäft seit Jahren Geld. Der Weltluftfahrtverband IATA erwartet, dass der Luftverkehr in Europa in den kommenden 20 Jahren so schwach wächst wie in keiner anderen Weltregion. Was insbesondere zu konjunkturschwachen Zeiten bleibt, ist ein Verdrängungswettbewerb.

Es gewinnen die Fluglinien mit den geringsten Kosten, außer wenn sie wie Air Berlin künstlich mit fremdem Geld in der Luft gehalten werden.

Kaum Entlastung durch billigeren Sprit

Entlastung müsste eigentlich von den fallenden Treibstoffpreisen kommen, dem mit Abstand größten Kostenblock bei Airlines. Doch der seit dem Frühsommer stark gefallene Rohölpreis hilft Lufthansa nur zum Teil. Kerosin wird weltweit in Dollar abgerechnet, der im Vergleich zum Euro teurer geworden ist.

Zudem sichert Lufthansa ihren Treibstoffeinkauf über Jahre hinweg mit Vorauskontrakten ab, die zwar vor herben Preisanstiegen schützen, gleichzeitig aber auch die Wirkungen des aktuellen Preisverfalls dämpfen. An der Hedging-Praxis werde aber festgehalten, erklärte Finanzchefin Simone Menne.

Immerhin geht es anderen noch schlechter, mag sich Spohr trösten. Lufthansas wichtigster Wettbewerber Air France-KLM leidet noch stärker unter den Streiks seiner Piloten und steuert erneut auf einen Jahresverlust zu.

Der mehrwöchige Ausstand der Flugzeugführer habe den Umsatz um 416 Millionen Euro geschmälert und das operative Ergebnis um rund 330 Millionen Euro belastet, hatte das Unternehmen am Mittwoch in Paris berichtet. Ihre Pläne zum Ausbau des Billigfliegers Transavia haben die Franzosen gleich ganz begraben.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: world-of-aviation.de, Björn Schmitt | 31.10.2014 08:11

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Beitrag vom 02.11.2014 - 14:12 Uhr
Natürlich, es ist nach wie vor ein hoher Betrag, aber es stellt sich für mich auch die Frage inwieweit man bei geringeren Gehältern geeignetes Personal für diese Aufgaben findet. Darüber hinaus steigt die Verantwortung, persönliche Haftung und Arbeitsbelastung. Ohne entsprechende Gehaltssprünge lässt sich keine Führungsstruktur erhalten: Es gibt vermutlich nur sehr wenige Menschen die eine Beförderung mit steigender Verantwortung, aber gleichzeitig einer gleichbleibenden Vergütung akzeptieren würden.

Als Messgröße hierfür lässt sich das Verhältnis der Gehälter einfacher Mitarbeiter zu jenen der Vorstände heranziehen. Daraus lässt sich in meinen Augen im Vergleich zu Mitbewerbern und anderen Unternehmen mit ähnlichen Kennzahlen ein relativ faires Verhältnis ableiten.

Würden Sie mir die Sache mit der Verantwortung und der persönlichen Haftung bitte erläutern? Ich habe bisher leider nicht den Eindruck, dass es in der BRD besonders stark ausgeprägte Haftungsgrundlagen in den Managementebenen gibt. Ein krasses Beispiel sind die Herren und Damen Vorstände der HSH, die mal eben 2 Bundesländer fast ruiniert haben und einige dafür nicht nur nicht bestraft werden, sondern auch noch Abfindungen bekommen. Der Vorstand der LH hat in den letzten Jahren auch genug Milliarden verschleudert und taktisch riesige Fehlentscheidungen getroffen. Daher müssen jetzt Stellen abgebaut, ausgelagert, die Mitarbeiter drangsaliert und die Kunden gequält werden, aber eine persönliche Haftung sehe ich nicht. Im Gegenteil, Mayrhuber bekommt ne top Pposition bei Infineon, Franz verdient sich reich bei Roche in der Schweiz, und es interessiert kaum jemanden, was die Herren und Damen mit ihren Entscheidungen angerichtet haben. Nein, es wird sogar argumentiert, man brauche ja höhere Gehälter, um fähigeres Personal zu bekommen. Aber bei den anderen AN wird dann kräftig gespart. In Verbindung mit dem vorherigen Satz ist dieser Verlauf selbstverschuldet und abartig. Bitte wieder mehr Unternehmertum und weniger Management!!!!

Dieser Beitrag wurde am 02.11.2014 14:13 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 02.11.2014 - 00:08 Uhr
Was kosten und Privilegien angeht darf Herr Spontan gerne bei sich selber anfangen... Immer wird gejammert das die Angestellten zu teuer sein und vor allem das Fliegende Personal die Kosten in die Höhe treibt... Nun bei Kabine liegen die Lohnkosten bei ca. 4% bei Cockpit bei ca 6% also wo möchte er denn dann sparen... Am besten beim, aus Staatsbetriebszeiten, Wasserkopf der Verwaltung, denn alle NoFrills Airlines und auch die Sandkasten Flieger haben eine wesentlich schlankere Verwaltung. Allen Ankündigungen zum Trotz hat LH noch keine Stellen in der oberen Führungsebene abgebaut... Auch hat das Management noch keinen Cent der Vergütung abgeben auch wurden diverse Privilegien weder für Aktive noch für zukünftige Manager aufgegeben.
Aber schön von den Angestellten Verzicht verlangen oder Fordern. Dazu die Drohung das an jederzeit die Jobs auslagern kann...

Sorry liebes LH Management aber keine der Fehlentscheidungen, die das Unternehmen Millarden gekostet hat, der Vergangenheit und der Gegenwart, wurden von den Angestellten getroffen, sondern alleine von der vollkommen aufgeblasenen Verwaltung.

Also warum sollen die Angestellten Verzicht üben... Bei BA ist wenigstens das Management mit Beispiel vorrangegangen...

Die arroganten LH Manager sollten endlich kapieren das das höchste Gut dieser Airline Ihre Motivierten Mitarbeiter sind und das man die Kundschaft nicht ewig schröpfen kann und darf.

Das sollten Sie dem Aufsichtsratsvorsitzenden Mayrhuber und dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Franz sagen! Die haben die Lufthansa in die Schieflage geflogen. Franz hat vor dem Crash sogar den Abflug in die Schweiz gemacht!

Es gibt dafür ein schönes Sprichwort: den Esel meinen, aber den Sack schlagen!
Beitrag vom 01.11.2014 - 22:21 Uhr
@A343

Um welche alte DAX Leier handelt es sich dabei.... dazu möchte ich beitragen, die LH Vorstandsvergütung mit der von Ryanair zu vergleichen ist famos... wobei möchte doch LH zum NoFrills Carrier werden, dann aber bitte auch die gleiche schlanke Verwaltung.
Der Einwand wie wenig doch die hellen Köpfe der LH Führungsriege verdienen, das ist eine alte Leier. Mal Hand aufs Herz, ein Management welches Entscheidungen zum Wohle des Unternehmens mit weitsicht und bedacht trifft, verdient eine entsprechende Entlohnung, ohne Frage. Dies trifft jedoch nicht auf das Management der DLH zu. Fehlentscheidungen wo man hinschaut, ich erwähne an dieser Stelle nur den Umgang mit denen die LH Geld in die Kassen spülen, den Passagieren. Warum bitte soll ein Kunde wie ich noch LH Tickets kaufen. Bestimmt nicht wegen dem tollen Vielflieger Programm oder dem Kundenservice der per Callcenter ausgelagert abgewickelt wird. Oder dem Umstand das das Management eigentlich keine neuen C-Class sitze einbauen wollte und nun LH mal wieder allen Airlines hinterher hechelt. Ich erlebe auf dem Großteil meiner LH Flüge Engagiertes Personal, freundlich echt kompetent, mit feingefühl und einer Art und Weise die ich bei Sandkasten Airlines nie antreffen werde... Alles Eigenschaften die das Management vermissen lässt.

@duboka
der Artikel stammt aus dem Jahr 2012 und seit dem sind bis auf ein paar Angestellte kein Arbeitsplatz in der höheren Führungsebene abgebaut worden... LH hat einen aufgeblasenen Verwaltungswasserkopf und diese Herren und Damen haben sich seit den Zeiten des Staatsbetriebes ihre Pfründe gerettet.
Daher müssen Worten taten Folgen...
Leider lese und höre ich vom Vorstand nur Schlagwörter wie Wings und Jump die mir als Kunden Gänsehaut verursachen... LH hat Condor verscherbelt um zu entdecken das man Touristik Fliegen möchte, eine weitere Kerbe im Stab der vielen Fehlentscheidungen...
Die Herren/Damen Spohr und Co. müssen endlich aufwachen... Ohne Passagiere können sie den Flugbetrieb einstellen und Ohne Engagierte Angestellte wird aus LH nur irgendein Billigheimer dessen Namen man nicht kennt und mit dem keiner verreisen wird.
Aber schön das es wenigstens noch ein paar Besorgte Mitmenschen gibt die sich Sorgen um das Wohlbefinden des LH Managements machen.


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