Linienstunden gegen Bares, in der Branche auch gerne als "Self-Sponsored Line-Training" verkauft, seien "eine neue Qualität" unter den ohnehin grenzwertigen Praktiken, mit denen manche Airlines ihre Lohnkosten immer weiter drücken, sagte Lufthansa-Kapitän und ECA-Präsident Dirk Polloczek.
Die Einstellung junger Piloten sei in Hinblick auf P2F nicht länger eine Investition der Airline in ihr Personal, "sondern ein Umsatzbringer", so Polloczek. Manchmal habe der Co-Pilot das teuerste Ticket für den Flug gelöst.
In der Petition "Stop P2F" fordern junge Piloten, mit Rückendeckung der ECA, nun den Stopp dieser fragwürdigen Einstellungspraxis. Die EASA möge "entschlossen gegen diesen Missbrauch" vorgehen, schloss sich die Vereinigung Cockpit (VC) am Dienstag an.
Nach gut 100.000 Euro Ausbildungskosten legen einige Piloten 30.000 bis 50.000 Euro zusätzlich für einen P2F-Vertrag bei einer Airline auf den Tisch, um erste Stunden zusammenzukriegen, kritisiert die ECA. Das sei nicht nur ein Fall von Ausbeutung, sondern auch ein handfestes Sicherheitsproblem.
"Perverse Anreize"
"P2F verschafft Piloten perverse Anreize, um jeden Preis zu fliegen", sagte ECA-Generalsekretär Philip von Schöppenthau. "Wenige werden es zugeben - aber wenn man 50.000 Euro bezahlt hat, überlegt man es sich schon zweimal, ob man wegen Krankheit oder Übermüdung einen Flug ausfallen lässt."
"Unter so hohem finanziellen Druck zu stehen kann dazu führen, dass ein Pilot auf jeden Fall seinen Flugdienst antritt, auch wenn er dazu gerade körperlich oder geistig gar nicht in der Lage ist", pflichtete VC-Präsident Ilja Schulz bei. "Er will ja schließlich sein Training nicht gefährden oder es riskieren, dem Arbeitgeber negativ aufzufallen."
Die von der Universität Gent erstellte Studie "Atypical forms of employment in aviation" fand bei mehreren europäischen Flugbetrieben zweifelhafte Beschäftigungsmodelle vor. P2F-Verträge seien in diesem Zusammenhang eine besonders extreme und ausbeuterische Form der Anstellung junger Piloten.
Vor allem Günstigflieger fielen den Forschern negativ auf. Die wehren sich aber - Wizz Air wies die Vorwürfe aus Gent inzwischen zurück. Man arbeite nicht mit Nullstunden-Verträgen und "Pay-To-Fly"-Regelungen, erklärte die Airline am Montag. Die Studie basiere bezogen auf Wizz auf falschen Angaben.
Vergangene Woche sprachen sich europäische Pilotenverbände bereits auf dem Deutschen Verkehrspilotentag für strengere Sozialvorschriften in den Cockpits aus. Sie kritisieren nicht nur P2F-Verträge, sondern auch Scheinselbständigkeiten unter Piloten.
© aero.de | Abb.: ECA | 28.04.2015 12:06
Kommentare (10) Zur Startseite
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ich gehe aber noch ein Schritt weiter. Das P2F ist so ein typischer Rückschritt in der Luftfahrt hinsichtlich der Sicherheit. Der "dreh" an der Schraube "Human Factor"...
Ab wann reißt die Schraube?
Wenn ein einzelner den Ausweg "Granit" in den französischen Alpen sucht?
Dieser Beitrag wurde am 01.05.2015 01:41 Uhr bearbeitet.
Ihr Versagen einen Flugbetrieb wirtschaftlich zu betreiben, durch P2Fly zu kaschieren, ist absolut pervers!