AnadoluJet
Älter als 7 Tage

Turkish Airlines greift sich in Deutschland selbst an

FRANKFURT - Der Himmel über Europa könnte bereits im kommenden Jahr noch ein Stückchen enger werden. In einem Interview mit dem "Handelsblatt" hat der Chef der aufstrebenden "Turkish Airlines", Temel Kotil, den baldigen Markteintritt seiner Billigmarke "AnadoluJet" angekündigt.

Die ist mit ihren 29 Jets bislang ausschließlich in der Türkei unterwegs und hat eine wichtige Eigenschaft: Sie produziert die Dienstleistung Fliegen extrem billig. Es bleibt aber fraglich, ob sie tatsächlich zum Rivalen für Lufthansa werden kann, die ihr eigenes Billigsegment unter dem Dach "Eurowings" gerade kräftig umbaut.

Lufthansa will die Ankündigung des Star-Alliance-Partners Turkish Airlines, mit dem man sogar gemeinsam die erfolgreiche Fluggesellschaft Sun Express betreibt, nicht offiziell kommentieren.

Allzu große Unruhe dürfte der Vorstoß in Frankfurt aber vorerst nicht auslösen, denn als Nicht-EU-Staat fällt die Türkei nicht unter das Regelwerk der "Open Sky", die das Billigfliegermodell mit beliebigen Zielen in ganz Europa erst ermöglicht.

Anadolu wird daher auf die bilateral vereinbarten Landerechte der Mutter Turkish Airlines in Deutschland zurückgreifen müssen und kann dann Billigflüge in die Türkei anbieten, nicht aber zu anderen europäischen Zielen.

Turkish Airlines Airbus A320
Turkish Airlines Airbus A320, © Ingo Lang

Turkish hat das Geschäft mit den in Deutschland lebenden Landsleuten aber bislang schon fest im Griff und bietet von 14 deutschen Flughäfen das dichteste Angebot in die Türkei. Es ist nicht ganz klar, wo zusätzliche Fluggäste gewonnen werden sollen - es sei denn, Turkish feilt an einem eigenen Billigflugangebot für Langstrecken mit Stopp in Istanbul.

Die Türken, bei denen die endgültige Entscheidung noch aussteht, würden in einen dicht besetzten Markt starten. Laut der jüngsten Low-Cost-Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) vereinten zuletzt die sieben größten Billig-Airlines in Deutschland 95 Prozent des Aufkommens auf sich.

Immer neue Strecken werden erschlossen, wobei die Gesellschaften bislang peinlich genau darauf achten, dass möglichst keine Konkurrenzgesellschaft die selbe Strecke anbietet. Heftigen Wettbewerb gibt es nur auf ganz wenigen Strecken wie Köln-Berlin.

Mit knapp 4.800 Starts in der Woche ist Deutschland nach dem kleineren Großbritannien der zweitgrößte Low-Cost-Markt Europas, was aber auch zeigt, dass noch Luft nach oben ist. Der Low-Cost-Anteil von derzeit 32 Prozent in Deutschland liegt zwar über dem europäischen Schnitt von 28 Prozent, dürfte nach Branchenerwartung aber in naher Zukunft noch steigen.

Auf den Angriff von Ryanair, Easyjet, Norwegian und Co. haben die Netzwerk-Carrier wie Lufthansa, British Airways, Iberia oder Air France nach langem Zögern mit eigenen Billig-Gesellschaften reagiert.

Beispiele sind die spanische Vueling, die französische Hop! oder die Lufthansa-Tochter Germanwings, die laut DLR aus dem Stand deutscher Billig-Marktführer mit einem Marktanteil von mehr als 38 Prozent geworden ist. In Europa liegt allerdings das Angebot von Ryanair deutlich auf Platz 1 vor Easyjet.

Allerdings spürt Lufthansa-Chef Carsten Spohr bei seinen Billigplänen unter der Dachmarke Eurowings weiterhin harten Widerstand vor allem der Piloten. Die Gewerkschaft Cockpit hatte noch bei der Aufwertung der Germanwings durchgesetzt, dass deren Piloten im lukrativen Konzerntarifvertrag der Lufthansa bleiben konnten.

Das soll bei Eurowings nicht ein zweites Mal geschehen, hat der Vorstand beschlossen und riskiert lieber die Auseinandersetzung mit den Piloten. Die beraten aktuell über die 13. Streikwelle in dem Tarifkonflikt.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Turkish | 23.07.2015 16:53

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Beitrag vom 23.07.2015 - 17:44 Uhr
Ich vermute hinter der Strategie von TK Folgendes:

(1) Betriebskosten senken:
Da TK mit Anadolu über eine günstigere Plattform verfügt, liegt es nahe, einzelne Flüge von TK auf Anadolu umzustellen.

(2) Marktsegmentierung:

TK in den International-Hub IST:
TK bietet aus dem deutschen Markt heraus ein hohes Maß an Service, z.B. großtzügige Freigepäckmengen, hochqualitative Catering an Bord. Das bietet TK meines Erachtens aber v.a., um das PAX-Segment anzuziehen, deren Destination nicht die Türkei ist, sondern die in IST auf z.B. Langstrecke umsteigen.

Anadolu in den Rest der Türkei:
Strecken wie BER-SAW sprechen eher preissenstive Kunden an, die nicht den Preis eines TK-Tickets bezahlen nmöchten, schließlich können sie auch mit SunExpress oder Pegasus fliegen.
Anadolu könnte hier sinnvoll platziert werden und aus Deutschland Direktverkehre sowie Umsteigeverbindungen über SAW anbieten.

Anmerkung zum Artikel:
Hier werden einige Themen vermischt, und sollten ggf. gerade gezogen werden.

Anadolu ist eine rein türkische Airline und unterliegt den Verkehrsrechten zwischen der Türkei und Deutschland. Hinweise auf den harschen Wettbewerb zwischen CGN und BER sind daher eher verwirrend, da Anadolu nicht in diesen Markt gehen darf!


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