Ultralangstrecken
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Airbus A350-900ULR überfliegt die Drehkreuze

SINGAPUR - Singapore Airlines fliegt 2018 wieder nonstop in die USA. Neue Airbus A350-900ULR schaffen diese Marathonumläufe mit weniger Durst und mehr Passagieren als die früher eingesetzten A340-500. Kann eine neue Generation Ultralangstrecken-Flugzeuge den Hubs dieser Welt gefährlich werden?

Singapur, Hongkong, Los Angeles und Dubai entwickelten sich in den 1970er und 2000er Jahren aus einem einfachen Grund zu Drehkreuzen: Flugzeuge dieser Zeit taten sich schwer damit, Strecken von mehr als 10.000 Kilometern ohne Tankstopp und vor allem rentabel zu fliegen.

Asiens Süden ist aus Nordamerika kaum ohne Zwischenlandung zu erreichen. Wer von Europa nach Australien reist, wechselt meist in Singapur oder den Golfstaaten das Flugzeug. Eine grobe Vorstellung über übliche Nonstop-Reichweiten vermittelt diese interaktive Karte von Airbus.

Singapore Airlines Airbus A350-900
Singapore Airlines Airbus A350-900, © Airbus

Moderate Treibstoffpreise verführten Airlines und Hersteller in den frühen 2000er Jahren zu Anläufen auf Ultralangstrecken. Airbus brachte 2002 die A340-500 mit einer Tankkapazität ähnlich der Boeing 747 auf den Markt - gerade als sich der Sprit empfindlich verteuerte. Boeing setzte von seinem Langläufer 777-200LR seit dessen Erstflug 2005 lediglich 59 Einheiten ab.

Jetzt holt die Technologie auf. Neuen Airlinern wie Boeing 787 und Airbus A350 erzogen ihre Konstrukteure Sparsamkeit an. Vielleicht steckt in einer A350-900ULR wesentlich mehr Potenzial, als die gebrannten Hersteller der Ultralangstreckenklasse noch zutrauen.

Singapore Airlines, Thai Airways und Malaysia Airlines werden in der Lage sein, mit Emirates und Cathay Pacific auf Flügen in die Vereinigten Staaten zu konkurrieren, ist das CAPA Centre for Aviation überzeugt. Qantas schwebt eine Nonstop-Verbindung von Perth nach London mit der 787-9 vor, verriet Airlinechef Alan Joyce gerade erst der "Air Transport World".

Sicher, 19 Stunden oder mehr in eine Röhre zu verbringen, ist nicht jedermanns Sache. Zeitbewusste Geschäftsreisende mit Business-Class-Ticket schreckt diese Vorstellung aber nicht - ganz im Gegenteil. Singapore Airlines begründete die Wiederaufnahme der ultralangen Nonstop-Flüge ausdrücklich mit Nachfrage dieser Klientel.

Pro Flugkilometer spielt ein Business-Class-Passagier 3,6 Mal soviel Umsatz ein wie ein Economy-Ticket. Größere Premiumkabinen könnten Airlines helfen, Sitze im hinteren Teil der Kabine auch auf Ultralangstrecken zu wettbewerbsfähigen Konditionen anzubieten.

"Leeham News" schätzt, dass Singapore Airlines die A350-900ULR mit etwa 170 Sitzen und einem Schwerpunkt auf die Business Class bestuhlen kann. In der reinen Business-Class der A340-500 flogen nur 100 SIA-Passagiere mit.

Drehkreuze werden ihre Rolle im Weltluftverkehr behalten. Nur in Hubsystemen lassen sich dichte und diversifizierte Verkehrsnetze mit einem effizienten Einsatz von Fluggerät abbilden. Der Anteil von Geschäftsreisenden an den Hubs könnte sich dank Flugzeugen wie der ULR aber reduzieren - zumindest, wenn ihre Ziele sehr weit entfernt liegen.
© Bloomberg News, aero.de | Abb.: Airbus | 16.10.2015 07:50

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Beitrag vom 17.10.2015 - 01:54 Uhr
"Neuen Airlinern wie Boeing 787 und Airbus A350 erzogen ihre Konstrukteure Sparsamkeit an"

Und ich dachte, Konstrukteure machen Flugzeuge und nicht umgekehrt. Verrückte Welt!
Beitrag vom 16.10.2015 - 19:26 Uhr
Ich denke der Umlauf SIN-FRA-JFK wird nicht entfallen bzw. auf kleineres Gerät umgestellt werden. Ich hatte bei meinem letzten Flug mit SIA nach New York (komplett ausgebucht) das Gefühl, das die wenigsten Passagiere aus Singapur gekommen sind....
Es ist glaube ich einfach ein zu lohnendes Geschäft, mit der echt tollen A380 von Singapore Airlines zwischen diesen Finanzplätzen zu fliegen.
Beitrag vom 16.10.2015 - 17:52 Uhr
Bin gespannt, wie es mit dem Umlauf SQ26/SQ25 (Sia-Fra-JFK) weitergeht, wenn New York wieder nonstop und ggf. sogar mit Eco angeflogen wird. Reduzierung des Platzangebotes durch Umstellung von A380 auf T7 oder A350? Oder Entfall des zweiten Umlaufs nach Frankfurt (SQ326/325)? Kann mir zumindest nicht vorstellen, dass das Aufkommen nach New York so hoch ist, dass sich die 380 dann noch rechnet, zumal auf dem Upperdeck ja nur noch BC installiert ist.


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